Ruhestand - Herausforderung für die Partnerschaft

Wenn der Partner in Rente geht kommt es oft zu Ehekonflikten und Streitereien. Wie Konflikte aufgrund des Ruhestandes vermeiden?

Ruhestand - Herausforderung für die Partnerschaft
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Wenn der Partner in Rente geht, dann hat das meist auch Auswirkungen auf die Partnerschaft. Nicht immer sind diese positiv.

Haben Sie den Film <Pappa ante portas> von Loriot gesehen und sich darüber auch köstlich amüsiert? Haben Sie Parallelen zu den Veränderungen in Ihrer Partnerschaft gesehen, nachdem Sie bzw. Ihr Partner im Ruhestand sind?

Dann wurde Ihnen wahrscheinlich bewusst, dass es zwei Paar Stiefel sind, ob man etwas im Film sieht oder im Alltag erlebt.

Über das eine kann man herzlich lachen, das andere ist manchmal Anlass für Ärger und handfeste Ehekonflikte und Sreitereien.

Der Ruhestand ist eine große Herausforderung für unsere Partnerschaft. Es wird im Grunde genommen alles, was bisher funktioniert hat, umgekrempelt.

Veränderungen in der Partnerschaft aufgrund des Ruhestandes

Hier einige Veränderungen, mit denen Sie zu Beginn des Ruhestands in der Beziehung konfrontiert werden können.

Veränderungen in den Zuständigkeitsbereichen

In den Jahren unserer Berufstätigkeit haben wir und unser Partner eine Arbeitsteilung entwickelt. Wir haben die Pflichten und Aufgaben aufgeteilt in Zuständigkeitsbereiche: Wer kocht, putzt, räumt die Spülmaschine aus, kauft ein, wäscht, bügelt, versorgt die Blumen, führt Verhandlungen mit Behörden, Versicherungen und Banken, feilscht mit Handwerkern, kümmert sich um Verwandte und den Freundeskreis, sorgt für Geschenke und Einladungen, usw.

Nun kann es passieren, dass unser Partner ein Stück unseres Reviers beansprucht und Aufgaben übernehmen will. Vielleicht will er uns aber auch nur Ratschläge geben, wie man es besser machen kann.

Es könnte aber auch sein, dass unser Partner nun einen Teil seines Reviers an uns abtreten will, weil er ihm überdrüssig ist oder der Meinung ist, er hätte es lange genug gemacht und wir hätten nun ja auch Zeit dafür.

Veränderungen im Umgang mit der Zeit

In den Jahren der Berufstätigkeit gab es mit Ausnahme der Urlaubszeit einen ganz klaren Zeitplan, wann man aufsteht, wer zuerst ins Bad geht, wann man ins Büro geht, ob und wann man abends isst, wann man ins Bett geht, usw. Plötzlich gibt es keine klare Tagesstruktur mehr. Manchmal wird das mit den Worten beschrieben "Auf nichts mehr ist Verlass."

Wir verbringen mit unserem Partner mehr Zeit gemeinsam, was uns vor Augen führen kann, dass wir uns auseinandergelebt haben und uns im Augenblick nur noch wenig zu sagen haben. Immer wieder müssen wir am Tag neue Absprachen treffen, was von Partner aber auch als Einengung oder Kontrolle erlebt werden kann.

Veränderungen in der Stimmung

Der Ruhestand kann auch dazu führen, dass wir oder unser Partner erst einmal aus dem emotionalen Gleichgewicht geraten. Wir sind gereizt, unzufrieden oder auch resigniert.

Und wenn wir nichts mit uns und der Zeit anzufangen wissen und das Gefühl haben, aufgrund fehlender Bestätigung im Beruf nichts mehr wert zu sein, dann kann es auch zu Depressionen kommen. Dies wirkt sich natürlich auch negativ auf die Partnerschaft aus.

Veränderung in den Erwartungen an den Partner

Wenn wir in den Ruhestand gehen, haben wir gewöhnlich auch eine Vorstellung davon, welche Rolle unser Partner in unserem Leben spielen soll.

Manche wünschen sich, von nun an alles gemeinsam mit dem Partner zu erleben. Andere wollen nun endlich mehr Freiraum für sich oder mehr Kontakte zu anderen Menschen und erwarten, dass ihr Partner dies akzeptiert. Je nachdem, welche Erwartungen der Partner selbst hat und ob diese sich decken, wird es Konflikte in der Beziehung geben.

Veränderung in den Interessen und Aktivitäten

In den Jahren der Berufstätigkeit hatten wir vielleicht nur wenig Zeit, unseren Interessen nachzugehen. Jetzt wollen wir uns diesen intensiv widmen. Oder aber wir hatten während unserer Berufstätigkeit keine Zeit, uns ein Hobby zu suchen. So wissen wir nun nichts mit unserer freien Zeit anzufangen. Uns ist langweilig und wir nerven unserem Partner.

Veränderung in Ernährung, Kleidung, Hygiene

In unserer Berufstätigkeit konnten wir unsere Kleidung nicht frei wählen, sondern haben uns an der Arbeitsstelle an einen bestimmten Kleidungsstil halten müssen. Nun genießen wir es, zuhause den ganzen Tag leger in Freizeitkleidung herumlaufen zu können. Unser Partner fühlt sich hingegen nicht wert, dass wir uns ihm zuliebe nicht auch ab und zu nett zurechtmachen.

Außerdem mussten wir uns während der Berufstätigkeit von Kantinenessen ernähren und an Pausen halten. Nun wollen wir das Essen ausführlich genießen und erwarten vielleicht, dass unser Partner mitspielt, uns bekocht und bedient.

Veränderung in den Rollen

In der traditionellen Familie ist der Mann zuständig dafür, das Geld zu erwirtschaften, die Frau für Kinder und Haushalt. Gibt der Mann die Rolle als Ernährer auf, dann hat er möglicherweise Schwierigkeiten seinen Platz und seine Aufgabe zu finden: Woher soll ich meinen Selbstwert beziehen, wenn ich nichts mehr für die Familie leisten kann?, fragt er sich vielleicht.

Umgekehrt muss seine Partnerin, die vorher Freiraum hatte, im Hause und über ihren Arbeitsablauf zu bestimmen, mit Einmischung rechnen.

Veränderungen bei den finanziellen Mitteln

Die Berentung führt nicht selten zu finanziellen Einbußen. Das Geld muss gut eingeteilt werden. Dies kann zu Konflikten führen, wer, wofür, wie viel ausgeben darf.

Tipps, wie Sie Partnerschaftsprobleme im Ruhestand vermeiden bzw. lösen

Werden Sie sich über Ihre Wünsche klar.

Fragen Sie sich:

  • Was möchte ich nun mit meiner Zeit anfangen? Wie möchte ich den Tag gestalten?
  • Was vermisse ich aus den Zeiten meiner Berufstätigkeit? Kontakte, Aufgaben, Bestätigung, Ziele ...? Wie kann ich diese Lücken füllen?
  • Was erwarte ich von meinem Partner? Wie können wir unsere Bedürfnisse unter einen Hut bringen?

Sprechen Sie mit Ihrem Partner über Ihre und seine Erwartungen.

Sowohl für Sie als auch für Ihren Partner bedeutet der Ruhestand eine große Veränderung und einen Einschnitt. Er ist vergleichbar mit dem Einschnitt, als sie beide zusammengezogen sind. Auch damals mussten sie erst Vereinbarungen treffen und Ihre Rollen gestalten.

Deshalb ist es wichtig, mit Ihrem Partner über die Bedürfnisse zu sprechen. Achten Sie bei Ihrem Gespräch darauf, dass Sie nur von sich, Ihren Wünschen und Gefühlen sprechen und dem Partner keine Vorwürfe machen. Dann fragen Sie Ihren Partner nach seinen Vorstellungen.

Treffen Sie Absprachen.

Am leichtesten tun Sie sich wahrscheinlich, wenn Sie feste Vereinbarungen treffen, wer wofür zuständig ist. Ideal ist es, wenn Sie und Ihr Partner unterschiedliche Vorlieben haben und so jeder das Gefühl hat, das tun zu können, was er am liebsten mag. Der eine arbeitet z.B. am liebsten in der Wohnung und der andere im Garten.

Jeder sollte dann seinen Bereich nach seinen Vorstellungen einteilen und bearbeiten können, ohne dass der Partner sich groß einmischt. Es geht aber auch eine Einteilung nach Tagen oder Wochen. Der eine ist z.B. in dieser Woche für den Abwasch zuständig, der andere in der nächsten Woche.

Entwickeln Sie neue Rituale bzw. führen Sie alte Rituale fort.

Rituale sind für eine Partnerschaft sehr wichtig. Sie vermitteln Gefühle der Geborgenheit und Sicherheit. Ein Ritual kann es z.B. sein, jeden Nachmittag zusammen Kaffee zu trinken, nach dem Abendessen noch einen kleinen Spaziergang zu machen oder der Gute-Nacht-Kuss vor dem Schlafengehen.

Vielleicht möchten Sie auch ein Ritual aus Ihrer berufstätigen Zeit beibehalten und unter der Woche zu Ihrer bisher üblichen Zeit aufstehen, während Sie am Wochenende ausschlafen. So hat Ihr Tag gleich eine feste Struktur. Auch individuelle Freizeitaktivitäten, denen Sie während der Arbeitszeit Ihres Partners nachgegangen sind, sollten Sie weiter beibehalten.

Sorgen Sie für ein Gleichgewicht zwischen Nähe und Distanz.

Wenn ich von einem Gleichgewicht spreche, dann meine ich damit, dass Sie und Ihr Partner sowohl manchmal alleine etwas unternehmen als auch zusammen. Alles gemeinsam zu machen, kann z.B. zu Langeweile, Mangel an Begeisterung und Unselbständigkeit führen. Fehlende gemeinsame Aktivitäten bergen die Gefahr, dass man sich auseinanderlebt und der Partner schließlich für das eigene Wohlbefinden nicht mehr wichtig ist.

Pflegen Sie Ihren Freundeskreis bzw. knüpfen neue Kontakte.

Wahrscheinlich haben Sie während Ihrer Berufstätigkeit automatisch Austausch mit Ihren Kollegen gehabt. Sie haben mit diesen vielleicht auch Themen besprochen, über die Sie mit Ihrem Partner nicht gesprochen haben.

Nun ist es gut, diese Lücke zu füllen. Überlegen Sie, ob Sie alte Freundschaften reaktivieren oder intensivieren können. Sie könnten die neue Situation auch nutzen, um Kontakt zu neuen Menschen zu knüpfen.

Ergreifen Sie möglichst bald nach Ihrer Berentung die Initiative. Wenn Sie neuen Menschen begegnen und von diesen neue Sichtweisen und Anregungen bekommen, kann dies auch Ihre Partnerschaft beleben. Wichtig ist natürlich, dass Sie Ihrem Partner erklären, dass diese keine Konkurrenz für ihn oder sie darstellen.

Suchen Sie sich ein gemeinsames Hobby oder eine gemeinsame Beschäftigung.

Der neue Lebensabschnitt ermöglicht Ihnen, Ihren eigenen Interessen nachzugehen. Wenn Sie diese bisher vernachlässigt haben, können Sie sich nun gezielt darum kümmern. Sollten Sie bisher kein Hobby gehabt haben, sollten Sie nach einem suchen. Vielleicht hilft es Ihnen, sich in Erinnerung zu rufen, was Ihnen als junger Erwachsener besonders Spaß gemacht hat oder worum Sie andere immer beneidet haben.

Vielleicht müssen Sie aber auch erst in neue Bereiche hineinschnuppern, um das passende Hobby für sich zu finden. Beispielsweise bieten Volkshochschulen viele Kurse und Wochenendseminare an. Neben dem eigenen Hobby ist es wichtig, Aktivitäten zu finden, die Ihnen und Ihrem Partner Spaß machen. Gemeinsamer Spaß ist ein wichtiger Bestandteil einer guten Partnerschaft.

Besprechen Sie also mit Ihrem Partner, welcher regelmäßigen Aktivität Sie beide nachgehen könnten. Belegen Sie einen gemeinsamen Einstiegskurs und schauen, ob Sie beide Spaß an der Sache haben.

Wenden Sie sich an eine Beratungsstelle.

Möglicherweise tun Sie oder Ihr Partner sich sehr schwer, sich mit der neuen Lebenssituation zu arrangieren. Sie streiten sich viel und immer wieder, weil Sie mit Ihrem Partner oder generell mit der Lebenssituation unzufrieden sind. Ihnen gehen die Marotten Ihres Partners auf die Nerven. Sie sind vielleicht zu ungeduldig. Dann könnten einige Paargespräche mit einem Therapeuten für sie beide hilfreich sein.

Eine neutrale Person kann z.B. helfen,

  • die Wogen zu glätten,
  • sich eigener Bedürfnisse bewusst zu werden,
  • dem Partner zuzuhören,
  • Wünsche angemessen zu formulieren,
  • Kompromisse zu schließen,
  • alte Verletzungen aufzuarbeiten und
  • neue Sichtweisen zu entwickeln.

Leserfrage zum Ruhestand

Seit drei Monaten ist mein Mann im Ruhestand. Ich habe mich sehr darauf gefreut, mehr Zeit mit meinem Mann verbringen zu können. Doch nun streiten wir uns nur. Er gibt nur kluge Ratschläge, wie ich den Haushalt besser gestalten kann.  Statt mit mir etwas zu unternehmen, trifft er sich mit seinen Freunden oder sitzt am Computer. Was kann ich tun?

Ich habe der Leserin geantwortet:

Der Beginn des Ruhestands ist eine große Herausforderung für eine Partnerschaft. Vergleichbar mit dem Zusammenziehen in die erste Wohnung oder der Geburt eines Kindes kommen die Partner aus dem gewohnten Rhythmus.  Nach der Berentung steht im Grunde genommen alles, was bisher funktioniert hat, auf dem Prüfstand.

Zuständigkeitsbereiche, die Zeiteinteilung, Rituale, der Umgang mit Nähe, Geldausgaben, Interessen und Erwartungen an den Partner, usw. können überdacht und verändert werden. Der Eintritt in den Ruhestand kann eine große Chance sein, die Partnerschaft nochmals vollkommen neu und zu größerer Zufriedenheit zu gestalten.

Allerdings laufen die Veränderungen nicht von alleine ab. Wenn jeder den Alltag einfach so nach seinen eigenen Vorstellungen lebt, dann gibt es viele Anlässe für Konflikte.

Sprechen Sie deshalb mit Ihrem Partner über Ihre Erwartungen und Wünsche. Achten Sie bei Ihrem Gespräch darauf, dass Sie nur von sich, Ihren Wünschen und Gefühlen sprechen und Ihrem Partner keine Vorwürfe machen.

Dann fragen Sie Ihren Partner nach seinen Vorstellungen. Treffen Sie gemeinsam feste Absprachen, wer wofür zuständig ist. Jeder sollte dann seinen Bereich nach seinen Vorstellungen einteilen und bearbeiten können, ohne dass der Partner sich groß einmischt.

Ab und zu ein Lob für den Partner tut dann auch gut. Ideal ist es, wenn Sie und Ihr Partner unterschiedliche Vorlieben haben und so jeder das Gefühl hat, das tun zu können, was er am liebsten mag. Suchen Sie sich darüber hinaus ein eigenes Hobbys und etwas, welches Sie und Ihr Partner gemeinsam ausüben bzw. neu erlernen können.

Leserfrage: Mein Mann wird immer träger

Seit seinem 60. Geburtstag wird mein Mann immer träger. Er sitzt nur noch vor dem Fernseher oder Computer. Meine Vorschläge, was wir gemeinsam unternehmen könnten, wehrt er ab. Wir könnten es nach Auszug der Kinder so schön haben. Wie kann ich ihn nur dazu bewegen, wieder so aktiv und unternehmungslustig wie früher zu werden?

Ich habe der Leserin geantwortet:

Häufig kommt es vor, dass die Bedürfnisse von Partnern sich im Laufe der Jahre auseinander entwickeln. Während der Mann oftmals kurz vor oder nach Ende seines aktiven Berufslebens ausgelaugt ist und endlich in den Tag hinein leben will, möchte die Frau, wenn die Kinder aus dem Haus sind, vieles nachholen und das Leben mit ihrem Mann genießen.

Hinter der Trägheit Ihres Partners können sich aber auch andere Ursachen verbergen. Ihm könnte es zu schaffen machen, dass seine geistige oder körperliche Leistungsfähigkeit nachlassen und er sich als Versager ansiehtAngst vor der Zukunft oder Depressionen können ebenfalls zu Rückzug und allgemeiner Lustlosigkeit führen.

Zu überlegen ist auch, ob es möglicherweise Probleme in der Partnerschaft selbst gibt. Bevor ich Ihnen ganz konkrete Tipps geben kann, muss man herausarbeiten, welche genauen Ursachen sich hinter dem Verhalten Ihres Mannes verbergen.

Auf keinen Fall sollten Sie jedoch Ihren Mann beschimpfen und ständig an ihm herumnörgeln. Sprechen Sie über Ihre Wünsche, Dinge gemeinsam mit ihm zu erleben. Machen Sie auch immer wieder Vorschläge, aber richten Sie sich darauf ein, auch alleine oder mit Freundinnen aktiv zu werden.

Erzählen Sie ihm danach von Ihren Erfahrungen, um ihn für das nächste Mal zu motivieren, mitzugehen. So sorgen Sie vor, dass sie sich nicht auseinanderleben. Wenn es Aktivitäten gibt, an denen Ihr Mann gemeinsam mit Ihnen noch Spaß hat, dann versuchen Sie, diese auszubauen.

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