Wie sich auf den Ruhestand und die Rente vorbereiten?

Viele freuen sich in Rente zu gehen. Ohne Planung können wir den Ruhestand jedoch nicht genießen. Tipps um sich auf den Ruhestand vorzubereiten.

Wie sich auf den Ruhestand und die Rente vorbereiten?
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Die gefährlichsten Momente im Leben eines Menschen sind seine Geburt und der Tag, an dem er in Rente geht. Warum? Weil bei der Geburt viel schief gehen kann und man mit der Rente einen Sinn und eine Aufgabe verliert. Studien zeigen nämlich: Einen Grund zu haben, morgens aufzuwachen, ist wichtig, um alt zu werden.

Um deshalb den wohlverdienten Ruhestand lange genießen zu können, muss man sich auf ihn vorbereiten. Sonst endet die lang ersehnte Pensionierung schnell in Depressionen, Langeweile und einem frühen Tod.

Viele von uns erwarten ihren Ruhestand sehnsüchtig. Endlich müssen wir keinen Wecker mehr stellen, uns nicht mehr durch den morgentlichen Stau quälen, nicht mehr mit sinnlosen Arbeiten beschäftigen, keine Zeit mehr in endlosen Besprechungen verbringen, uns nicht mehr mit den Kollegen oder dem Chef herumärgern ...

Und doch kann es passieren, dass wir uns nach der Verabschiedung in den Ruhestand nach unserer geregelten Arbeit sehnen. Bevor wir uns also damit beschäftigen, wie wir uns auf unseren Ruhestand und die Rente vorbereiten bzw. unseren Ruhestand genießen können, lassen Sie uns einen Blick auf das Arbeitsleben werfen.

Wie die Arbeit unser Leben bestimmen kann

Gehen wir einmal davon aus, dass wir bei einem Arbeitgeber angestellt sind oder waren. Bei Selbständigen kann es sein, dass manche der folgenden Punkte nicht oder nur eingeschränkt zutreffen. Als Angestellter oder Angestellte ist unsere Arbeit, wenn alles glatt läuft, für lange Jahre die bestimmende Größe in unserem Leben.

  • Durch die Berufstätigkeit hat unser Tag einen festgelegten Tagesablauf. Das Jahr unterteilt sich in Arbeits- und Freizeit.
  • Wir verbringen mehr Zeit mit der Arbeit als mit der Freizeit. Der Inhalt der Arbeitszeit wird durch unseren Arbeitgeber bzw. unseren Beruf bestimmt.
  • Für unsere Hobbys haben wir weniger oder keine Zeit.
  • Am Abend sind wir zu erschöpft, um noch viel zu unternehmen.
  • Unsere Bestätigung und unseren Lebenssinn erhalten wir durch die Arbeit.
  • Wir verbringen mehr Zeit mit den Kollegen als mit unserem Partner, unserer Familie und unseren Freunden.
  • Unseren Wohnort haben wir wegen unseres Arbeitsplatzes gewählt.
  • Unsere Lektüre besteht darin, uns beruflich fortzubilden.
  • Unsere Gesprächsthemen beschränken sich vorwiegend auf die Ereignisse am Arbeitsplatz.
  • Wir bringen an unserem Arbeitsplatz vollen Einsatz und versuchen, so wenig krank wie nur möglich zu sein.
  • Der Erfolg in unserer Arbeit, die Zusammenarbeit mit Kollegen und die Erfahrungen mit unseren Kunden bestimmen über unsere Stimmung.
  • Wir sehen uns als einen Menschen, der aktiv ist und etwas zur Gesellschaft beiträgt.
  • Wir tragen den überwiegenden Teil des Tages „Arbeitskleidung“ und machen uns für den Kontakt mit anderen Menschen zurecht.

Unsere Arbeit beeinflusst uns also sehr stark. Dies bedeutet, dass uns im Ruhestand, wenn die Arbeit wegfällt, eine Menge neuer Aufgaben erwartet.

Veränderungen im Ruhestand

Über die finanziellen Veränderungen und mögliche Einbußen im Ruhestand möchte ich hier nicht sprechen. Dennoch können diese natürlich ganz stark auch unser Leben nach der Berentung beeinflussen. Auch der Zeitpunkt der Berentung, ob wir freiwillig gegangen sind oder entlassen wurden und in welcher gesundheitlichen Verfassung wir uns befinden, spielen eine Rolle.

Hier soll unser Augenmerk auf den psychologischen und sozialen Veränderungen liegen, wenn wir mit Erreichen der Altersgrenze in Rente gehen.

Im Ruhestand müssen wir

  • uns eine Tagesstruktur geben.
  • herausfinden, womit wir unsere Zeit verbringen möchten und was uns Spaß macht.
  • nach Aufgaben suchen, die uns Sinn und Bestätigung geben.
  • unseren Freundeskreis wieder aktivieren bzw. neue Kontakte knüpfen.
  • uns um unsere Partnerschaft kümmern.
  • mit unserem Partner gemeinsame Interessen finden.
  • die häuslichen Pflichten aufteilen.
  • uns entscheiden, ob wir am selben Wohnort bleiben bzw. in derselben Wohnung weiterleben möchten.
  • überlegen, was wir für unsere Gesundheit tun möchten.
  • uns ein neues Selbstverständnis erarbeiten: Wer sind wir, wenn wir nicht mehr Arbeitnehmer sind?
  • ein für uns ausgewogenes Maß an Anregungen und Ruhe finden.
  • herausfinden, in welcher Kleidung wir uns am wohlsten fühlen.

Natürlich fallen uns die Veränderungen leichter, wenn wir uns bereits während der letzten Jahre unserer Berufstätigkeit schon damit beschäftigt haben - aber es ist nie zu spät, damit zu beginnen. Spätestens dann, wenn wir depressiv oder total unausgeglichen werden, ist es an der Zeit, aktiv zu analysieren, was wir benötigen, um zufrieden zu sein.

Ruhestandplanung - wie den Ruhestand genießen?

Beantworten Sie die folgenden Fragen und werden Sie aktiv:

Welche Aufgaben und Tätigkeiten am Arbeitsplatz geben oder gaben mir Befriedigung oder machen mir Spaß?

Der Ruhestand muss nicht unbedingt bedeuten, dass Sie nun nie mehr an den Computer sitzen oder ein Geschäftsgespräch führen. Was Ihnen Spaß macht, können Sie ruhig weitermachen.

Fragen Sie sich deshalb:

  • Möchte ich bestimmte Tätigkeiten, die mir Spaß machen, in irgendeiner Form weiterführen?
  • Wenn ja, könnte ich in meiner Firma noch Urlaubsvertretung machen oder als Springer in Teilzeit arbeiten?
  • Wenn nicht in der alten Firma, in welchem Bereich oder in welcher Organisation könnte ich meine Fähigkeiten und mein Wissen einsetzen? Bezahlt oder ehrenamtlich?
  • Will ich z.B. als Senior-Experte oder als Wirtschafts-Senior arbeiten?

Ehrenamtlich kann man beispielsweise im Sportverein, bei den Kirchen oder Wohlfahrtsverbänden arbeiten. Auch die Stadt oder Gemeinde hat ehrenamtliche Aufgaben zu vergeben wie z.B., dass man die Beleuchtung in den Stadtteilen überprüft. Heutzutage gibt es in den großen Städten und im Internet auch Kontaktstellen, die die Ehrenamtsarbeit organisieren.

Welche Hobbys wollte ich schon immer einmal machen oder habe ich in den letzten Jahren vernachlässigt?

Ihr Ruhestand bietet Ihnen die Chance, mehr in sich hineinzuhören und nach dem Lustprinzip zu leben. Als Rentner dürfen Sie nun nach Ihren Vorlieben und Wünschen gehen - vorausgesetzt Ihre Partnerschaft wird dadurch nicht gefährdet.

Fragen Sie sich deshalb:

  • Was hat mich schon immer interessiert? Welches Hobby würde mich ausfüllen?

Möglicherweise müssen Sie auch erst verschiedene Aktivitäten ausprobieren, weil Sie nicht wissen, was Ihnen Spaß machen könnte. Beispielsweise bieten hier die Volkshochschulen die unterschiedlichsten Kurse an, auch die Seniorenuniversität ist eine Möglichkeit für Sie, tiefer in ein Thema einzusteigen.

Wie möchte ich im Ruhestand meinen Tagesablauf gestalten?

Ihr Ruhestand bietet Ihnen die Möglichkeit, ein Leben ohne Wecker und Zeitplan zu leben. Doch müssen Sie für sich ausprobieren, ob Ihnen auf Dauer Tage ohne irgendeine Struktur gut tun.

Fragen Sie sich:

  • Möchte ich z.B. immer zu einer bestimmten Zeit aufstehen, morgens nach dem Aufstehen regelmäßig Gymnastik machen, ausführlich die Zeitung lesen, usw.?
  • Zu welchen Zeiten möchte ich essen, fernsehen und wann schlafen gehen? Tut es mir gut, wenn ich mir bestimmte Ziele setze und sie erfülle?

Rituale sind für die meisten Menschen hilfreich.

Welche Kontakte zu Freunden will ich wieder beleben oder intensivieren? Wo kann ich neue Kontakte knüpfen?

Neben Aktivitäten und Aufgaben, die uns ausfüllen, gehört der Kontakt zu anderen Menschen, Zugehörigkeit zu einer Gruppe und gemeinsamer Spaß zu den Faktoren, die uns helfen, uns im Ruhestand wohlzufühlen.

Nehmen Sie also Ihr Adressbuch zur Hand und forsten Sie es einmal durch. Höchstwahrscheinlich finden Sie dort Adressen von Menschen, von denen Sie schon ewig nichts mehr gehört haben. Rufen Sie an oder streichen Sie diese aus dem Verteiler.

Sollte niemand zu finden sein, mit dem Sie noch etwas zu tun haben möchten, stellen Sie sich die Frage: Wo finde ich Menschen, die ähnliche Interessen wie ich haben? Am einfachsten findet man nämlich zu Menschen über ein bestimmte Aktivität oder ein Hobby Kontakt.

Wie stellt sich mein Partner die Zeit vor, wenn ich im Ruhestand bin?

Im Laufe der Jahre haben Sie und Ihr Partner viele Rituale entwickelt, wer welche Familienaufgaben übernimmt, wie häufig man sich Zeit füreinander nimmt und sich unterhält, wer über das Fernsehprogramm bestimmt, den Kontakt zu Freunden hält, für die Finanzen zuständig ist, kocht, wäscht, usw. 

Der Ruhestand bietet die Möglichkeit, neue „Reviere“ festzulegen. Sprechen Sie also mit Ihrem Partner darüber: Wer übernimmt welche Aufgaben und Pflichten? Welche Aktivitäten macht jeder für sich alleine? Welche Wünsche von jedem Einzelnen können nun erfüllt werden?

Was möchte ich für meine Gesundheit tun?

Im Ruhestand können Sie Ihr körperliches Wohlbefinden stärker in den Mittelpunkt stellen. Sie haben mehr Zeit, in sich hineinzuhören, und können sich mehr Zeit nehmen, den Körper zu pflegen.

Fragen Sie sich:

  • Wie viel Bewegung oder Sport möchte ich in meinen Alltag einbauen?
  • Möchte ich meine Ernährung umstellen?
  • Was möchte ich tun, um mich mit mir wohl zu fühlen?

Beispielsweise könnten Sie ein Entspannungsverfahren oder meditieren lernen. Sie könnten auch eine Lachyoga-Gruppe besuchen.

Jetzt habe ich Ihnen eine ganze Liste von Fragen vorgeschlagen und Sie denken vielleicht, so viel Arbeit will ich mir nicht machen. Nun, dies ist Arbeit, aber auch eine Chance: Sie können Ihr Leben nun mehr nach Ihren Vorstellungen gestalten und neue Seiten von sich kennenlernen. Ebenso wie Sie wahrscheinlich viel Zeit und Energie in Ihre Ausbildung gesteckt haben, geht es nun darum, Ihr Leben nach der Berentung zu gestalten.

Ein erfülltes Leben besteht aus 5 Säulen

Achten Sie darauf, dass diese 5 wichtigen Säulen vorhanden sind und pflegen Sie diese. Sie sind die Basis für einen genussreichen Ruhestand.

  • sinnvolle Beschäftigung
  • Materielle Sicherheit
  • Lebenssinn und Werte
  • Beziehungen und Freundeskreis
  • Körperliches und seelisches Wohlbefinden.

In Rente gehen ist eine wunderbare Sache, wenn man etwas mit der Zeit und den Möglichkeiten des Ruhestandes anfangen kann.

BUCHTIPP: Ein vergnügliches, scharfsinniges und inspirierendes Buch über das Alter, das mir sehr gefallen hat: Altern wie ein Gentleman

 

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Gabi schreibt am 10.09.2019

Ich hatte bis zum Ruhestand immer ein Leben am Limit. Familie, stressiger Job. Dann kam der ersehnte Ruhestand. Ich hatte schon alles voraus geplant. Aber....Mein Mann starb, meine Kinder sind ausgezogen, und nun stehe ich allein da. Jeder Tag ist schwierig, und ich muss jeden Tag kämpfen, damit etwas Freude einkehrt. Das erfordert genau soviel Energie, wie mein Leben vor dem Ruhestand. Nur heute gibt es kein Erfolgserlebnis mehr. Ich hoffe, dass ich noch lange die Kraft aufbringe, um das "Blei" aus meinem Körper zu vertreiben und jeden Tag wieder neu aufstehen kann.


Dirk schreibt am 22.07.2019

ich gehe demnächst in rente und freue mich sehr darauf . - habe auch schon einiges darüber gelesen.. aber nirgends etwas darüber - wie sich das bei mir/uns darstellt...bei mir ist die stimmung: "alles auf anfang"...habe jetzt schon alte hobbies wiederentdeckt, bin aktiver, möchte auch reisen (wir haben einen camper) ... längere touren mit dem motorrad fahren, viel erleben..etc. meine partnerin muss leider noch einige jahre arbeiten.. das wird dann etwas schwierig .. sie würde zwar gern mitkommen...kann aber sie leider oft nicht ...klar - ich habe selbstverständlich meinen part im haushalt etc, dort werde ich wohl auch den löwenanteil bewerkstelligen...das ist aber nichts was mich völlig beschäftigt.... .wir müssen jetzt natürlich alles genau absprechen, damit keiner von uns beiden zu kurz kommt... wir/ich sind mal gespannt...


Karoline schreibt am 13.07.2019

Vor einigen Monaten habe ich meine aktive Berufstätigkeit beendet. Dankbar für das ausgefüllte Berufsleben mit Höhen und Tiefen bin ich trotzdem anfangs in ein tiefes Wellental gefallen.Schön langsam beginne ich mir Schöne Dinge, Veranstaltungen zu gönnen und denke, ich bin auf dem Weg....


Willi schreibt am 15.06.2019

Danke für den guten Bericht.Ich bin jetzt seit Anfang des Jahres in Rente.Meine Arbeit dominierte 48 Jahre mein Leben.Das meiste habe ich der Arbeit unter geordnet.Das zuzulassen war falsch.Und jetzt, zuhause, fühle ich diese innere Leere, diese Ohnmacht..Ich muss mein leben komplett neu organisieren.Nur wie?!Wem gehts ähnlich?!


Lucia schreibt am 10.02.2019

Ich bin erst am Anfang des Ruhestandes doch schon 10 Monate zuhause. Es ist ein großes Glück überhaupt diese Zeit zu erreichen.Nach 48 Jahren Arbeit, keine Zeit für mich selber bin ich am finden was mir gut tut, Struktur ist sehr wichtig, Offen für Neues, Freundschaften, Bewegung und noch viel mehr. Auch einfach die Seele baumeln lassen.Gucken was macht mich zufrieden.Dankbarkeit, Güte mit mir und anderen.


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