Nach dem Tod seines Partners eine neue Partnerschaft beginnen

Nach dem Tod des Partners eine neue Beziehung einzugehen ist für den Zurückgebliebenen und den neuen Partner nicht einfach. Finden Sie im folgenden Beitrag wertvolle Hilfestellungen für den Umgang mit der Partnersuche nach der Trauer.

Nach dem Tod seines Partners eine neue Partnerschaft beginnen
© Tim Foster, unsplash.com

Sich nach dem Tod des Partners auf eine neue Partnerschaft einzulassen, ist für viele nicht einfach. Welche Gefühle und Gedanken haben Menschen, die einen Menschen verloren haben und an der Schwelle zu einer neuen Partnerschaft stehen? Was ein Mensch denkt und empfindet, hängt davon ab, wo er im Trauerprozess steht.

Wenn er sich nach dem Verlust seines Partners sofort in eine neue Partnerschaft stürzt, wird die Trauer noch sehr stark sein. Ist er innerlich schon wieder offen für eine neue Partnerschaft, so wird es dennoch ab und zu Wehmut und Sehnsucht nach dem verlorenen Partner geben. Es kommen oft aber auch Schuldgefühle, einen anderen Partner zu lieben, hinzu.

Außerdem sind Betroffene oft unsicher, wie sie sich verhalten sollen. In der Sexualität kann es zu Schwierigkeiten kommen – aus Scham, weil Erinnerungen hochkommen oder aus einem Leistungsdruck heraus. Vergleiche mit dem verstorbenen Partner können die Liebe ebenso erschweren wie häufiges darüber Sprechen und den neuen Partner schlecht machen.

Wie den verstorbenen Partner in die neue Partnerschaft integrieren?

Der verstorbene Partner muss in die Partnerschaft integriert werden. Der Betroffene sollte offen darüber sprechen können, auch Todestag und besondere Erinnerungstage integrieren können, auch darüber sprechen dürfen, wenn er gerade an den verstorbenen Partner denkt. Es ist wichtig, dem Verstorbenen in seinem Innern einen Platz einzuräumen.

Sind die Empfindungen anders als gegenüber dem verstorbenen Partner?

Meist haben Betroffene den Eindruck, nie mehr so richtig lieben zu können. Man kann die Liebe nicht vergleichen – sie ist einfach nur anders.

Wie reagieren die Kinder und die Umwelt auf die neue Partnerschaft?

Oftmals sind die Kinder gegen einen neuen Partner. Sie haben Angst ums Erbe, vor dem Verlust von Zuwendung und auch Angst, dass das Elternteil nochmals solche Schmerzen wie beim Verlust erleidet, dass das Elternteil sich verändert und von ihnen entfernt. Manche wollen auch, dass das Elterteil trauert und nicht so schnell eine neue Beziehung eingeht – quasi als Beweis für die Liebe. Andererseits fühlen sich viele erleichtert, dass das Elternteil wieder versorgt ist und sie nicht eine so große Verantwortung tragen.

Auch die Umwelt kann sich schwer damit tun, zu akzeptieren, dass der Betroffene einen neuen Partner hat. Wir alle wollen Konstanz in unseren Beziehungen und uns nicht neu einstellen. Es kommt möglicherweise die Angst hoch, dass sich der Betreffende von ihnen entfernt oder sie ihn ganz verlieren.

Manchmal fühlen sie sich auch wohl in der Rolle, vom Betroffenen gebraucht zu werden. Manchmal haben sie vielleicht selbst Interesse an dem Betroffenen gehabt.

Welche Ratschläge kann man Betroffenen für eine neue Partnerschaft geben?

Wer sich nach einer Verlusterfahrung für eine neue Partnerschaft öffnet,

  • sollte dem neuen Partner eine Chance geben und sich bemühen, seine Qualitäten zu entdecken – statt ihn immer mit dem verstorbenen Partner zu vergleichen.
  • sollte sich nicht überfordern und dieselben Liebesgefühle wie beim verstorbenen Partner verlangen.
  • sollte sich eine neue Liebe erlauben – das ist keine Untreue und kein Bruch des Liebesversprechens dem verstorbenen Partner gegenüber.
  • sollte sich die Erinnerung an den verstorbenen Partner zugestehen.
  • sollte sich erlauben, ab und zu noch traurig zu sein. Das stellt die neue Partnerschaft nicht infrage.
  • sollte den Kindern und Freunden Zeit zugestehen, den neuen Partner zu akzeptieren.
  • kann sich bei Schuldgefühlen und Zweifeln fragen: „Was würde wohl mein verstorbener Partner dazu sagen? Wäre mein verstorbener Partner damit einverstanden, dass ich eine neue Beziehung eingehe?“

Leserfrage zum Thema neue Partnerschaft

Ich habe meinen Mann vor 7 Jahren durch Tod verloren und bin nun so weit, dass ich gerne wieder Kontakt zu einem anderen Mann hätte. Ich habe aber auch Angst davor. Außerdem bin ich völlig aus der Übung, wie man das anstellt. Können Sie mir einige Tipps hierfür geben?

Dr. Doris Wolf antwortet:

Es ist ganz normal, dass Sie vor neuen Kontakten mit dem anderen Geschlecht ein wenig Bammel haben. Die meisten Menschen tun sich selbst in jungen Jahren schwer, auf andere zuzugehen. Sie starten hingegen von einer ganz anderen Position.

Vielleicht sind Sie unsicher, wie stark dabei die Erinnerung an Ihren Mann hochkommt und Sie blockiert. Sie fühlen sich vielleicht auch unsicher, wie Sie sich verhalten sollen, wenn der neue Mann Sex mit Ihnen haben möchte. Und natürlich könnten Sie sich auch dadurch verunsichern, dass Sie sich aufzählen, was alles an Ihnen nicht mehr ganz so taufrisch ist.

Starten Sie erst einmal damit, Ihr Selbstwertgefühl zu stärken. Sie haben sehr viel anzubieten, denn Sie wissen, wie man eine erfolgreiche Partnerschaft führt und auch, wie man eine Krise überwindet.  Auch die Körper der möglichen Partner in Ihrem Alter zeigen Spuren der Veränderung, sodass Sie Ihren Blick auf die Körpermerkmale lenken sollten, die Sie besonders an sich mögen.

Überlegen Sie sich, wo Sie auf Männer mit ähnlichen Interessen treffen könnten. Dies könnten VHS-Kurse, eine Wandergruppe oder ein Chor sein.  Begnügen Sie sich erst einmal damit, einfach nach Männern zu suchen, mit denen Sie gerne zusammen sind. Ob sich daraus eine Partnerschaft entwickeln kann, sollten Sie offen lassen. 

Gehen Sie aktiv auf andere zu. Achten Sie dabei auch auf den nonverbalen Bereich: Wie kleide ich mich? Wie ist meine Körpersprache? Ihre Kontaktaufnahme kann sich zunächst nur in einem Lächeln, Blickkontakt oder einem kurzen „Guten Tag“ äußern.

Erwarten Sie im Gespräch keine hochgeistigen Themen und Diskussionen von sich. Es genügt Small Talk.  Wichtig ist es, sich für den anderen zu interessieren, anstatt sich selbst interessant zu machen. Weitere Gesprächsstrategien für Sie können sein: auf Gemeinsamkeiten abzuheben, offene Fragen zu stellen, etwas von sich preiszugeben und den anderen zu loben.

Wenn der andere nicht positiv auf Sie reagiert, dann sollten Sie daraus nicht gleich folgern, uninteressant zu sein.

 
Wie hilfreich war der Beitrag für dich?
4.19 Sterne (1080 Leserurteile)

Dein Kommentar

Hinterlasse einen Kommentar und helfe anderen mit deiner Erfahrung.