Loslassen lernen – 4 Tipps

Loslassen ist eine Form der Anpassung an ein Ereignis oder eine Situation – und fällt uns gerade deshalb oftmals besonders schwer. Was passiert beim Loslassen und wie kannst du dir das Loslassen erleichtern? Welche Strategien gibt es, um loslassen zu lernen? 4 Tipps, wie Du lernst loszulassen.

Loslassen lernen – 4 Tipps
© Ryan Klaus, unsplash.com

Loslassen fällt oft schwer, egal ob es sich um Kränkungen, negative Erfahrungen oder Menschen wie die Kinder oder den Partner handelt. Hast du auch schon einmal den Ratschlag bekommen: „Du musst loslassen. Schau nach vorne.“? Und? Konntest du daraufhin einfach so loslassen? Wahrscheinlich nicht. Aber keine Sorge, damit bist du nicht allein. Loszulassen funktioniert eben nicht auf Knopfdruck. Vielmehr stellt sich die Frage: Was bedeutet Loslassen, was bringt es dir und wie gelingt es?

Was gewinnen wir, wenn wir loslassen?

Loszulassen ist im Grunde eine Form der Anpassung an ein Ereignis oder eine Situation und begleitet uns damit in den verschiedensten Lebensphasen unseres Alltag. Wir akzeptieren, dass uns etwas widerfahren ist, was unseren Wünschen widerspricht. Das können Ereignisse wie eine Kränkung, ein Fehler oder die Nichterfüllung eines Zieles sein, aber auch ein Missgeschick oder ein Verlust. Loszulassen kann auch bedeutet, dass wir Abschied nehmen von Lebensplänen und Lebensträumen. Das Ende einer Beziehung, Tod, Krankheit, Älterwerden oder ein Unfall können uns zu einer Veränderung zwingen.

Wenn wir aktiv loslassen, können uns aber auch aus einer Situation befreien, die uns schadet, und zu der Entscheidung kommen – beispielsweise, indem wir feststellen, dass unsere aktuelle Lebenssituation nicht (mehr) unsere Bedürfnisse befriedigt.

Was geschieht psychisch und seelisch beim Loslassen?

Loszulassen ist im wahrsten Sinn des Wortes „Kopfsache“. Wenn wir etwas oder jemanden loslassen, entscheiden wir uns in Gedanken, unseren Blick von der Situation oder der Person abzuwenden und nach vorn zu richten. Am deutlichsten wird der Effekt des Loslassens, wenn wir an ein Ereignis denken, das wir nicht loslassen können. Dann empfinden wir Gefühle von Verzweiflung, Trauer, Kränkung, Angst oder Wut.

Uns gehen Gedanken durch den Kopf wie:

  • "Warum musste mir das passieren?"
  • "Wieso hat sie oder er mir das angetan?"
  • "Warum habe ich mich so verhalten!"
  • "Warum ist das Schicksal so ungerecht!"
  • "Ich schaffe es nicht, mich aus der Situation zu befreien."

Wir kommen an den Punkt, an dem wir so nicht mehr weitermachen wollen. Das führt uns zu zwei Entscheidungen, die eine Veränderung herbeiführen:

  1. Wir sind bereit, die Vergangenheit auf sich beruhen zu lassen. Wir sagen uns: "Ich bin bereit, zu akzeptieren, was passiert ist. Mir gefällt es nicht, aber es ist passiert."
  2. Wir erkennen, dass die momentane Situation uns körperlich und seelisch schadet, unser Leben empfindlich stört und suchen nach einer Lösung.

Welche Einstellungen sind hilfreich, um loszulassen?

Wenn du etwas, das dir nicht guttut, nicht loslässt, dann ist das so, als würdest du ein Seil um einen dicken Baumstamm legen und versuchen, den Baum durch heftiges Ziehen von der Stelle zu bewegen.

Um dieses aussichtslose Ringen aufgeben zu können, hilft dir

  • die Bereitschaft, zu akzeptieren, dass die Dinge nicht immer so laufen, wie du es gerne hättest.
  • die Bereitschaft zu akzeptieren, dass die Welt nicht gerecht ist.
  • die Bereitschaft, zu akzeptieren, dass du nicht immer alles richtig machst.
  • die Bereitschaft, zu akzeptieren, dass andere Menschen sich nicht immer so verhalten, wie du es dir wünschst.
  • die Erkenntnis, dass loszulassen weder bedeutet, etwas gutzuheißen, das du nicht gut findest, noch zu kapitulieren.
  • das Bewusstsein, dass du es verdient hast, dass es dir gut geht.
  • das Wissen, dass du deine Gefühle zu jeder Zeit beeinflussen und steuern kannst.

4 Tipps, wie Du lernst loszulassen

Loslassen ist ein Prozess, der Zeit in Anspruch nimmt und kein Selbstläufer ist. Du musst aktiv mithelfen. Er beginnt mit der Erkenntnis, dass das Loslassen nicht ein Verlieren und das Festhalten für dich schädlich ist.

Tipp 1: Werde dir bewusst, dass loszulassen mit der bewussten Entscheidung beginnt: "Ich bin bereit, loszulassen.".

Immer wenn du an das denkst, was du loslassen möchtest, unterbrich diesen Gedanken mit einem "Stopp" und sag dir: "Ich bin bereit, loszulassen." Anfangs wirst du vielleicht den Eindruck haben, dich zu belügen. Dein Gefühl sagt dir, dass du nicht loslassen kannst und versucht die verschiedensten Gründe dafür zu finden. Gleichzeitig sagtb dir dir Vernunft, dir dass es richtig ist, loszulassen. Dieser Widerspruch ist in der ersten Zeit meist heftig, verschwindet ber mit der Zeit.

Tipp2: Frage dich: "Was gewinne ich, wenn ich loslasse? Was verliere ich, wenn ich loslasse?"

Oder anders herum: "Was verliere ich, wenn ich nicht loslasse, was gewinne ich, wenn ich nicht loslasse?" Mach also eine möglichst nüchterne Bestandsaufnahme der Vorteile und Nachteile einer Veränderung. Deine Antworten motivieren dich, loszulassen und diese zeigen Ihnen, welche Ängste und Befürchtungen Sie haben, wenn Sie loslassen.

Tipp3: Suche dir Vorbilder und Rolemodels, die den Prozess des Loslassens bereits erlebt haben.

Hast du Freunde und Bekannte, die eine solche Situation bewältigt haben? Frage sie, wie sie es geschafft haben, und lass dir von ihren Erlebnissen und Erkenntnissen Mut machen. Auch Berichte von Betroffenen, etwa in Büchern, können hilfreich sein.

Tipp4: Hol dir therapeutische Unterstützung, wenn du merkst, dass dir das Loslassen nicht gelingt und die Situations psychisch belastend wird.

Wenn die Situation, die Sache oder die Person, die du nicht loslassen kannst, dich zunehmend belastet und daran hindert, nach vorne zu schauen, dann nimm das ernst. Wichtig ist nicht, dass du den Weg allein gehst, sondern dass du ihn gehst. Wenn du es schaffst, loszulassen, wirst du belohnt: Du fühlst dich erleichtert, deine Lebensgeister und deine Lebensfreude kehren zurück. Vermutlich wirst du dir sogar sagen: "Ich hätte schon viel früher damit abschließen sollen."

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Alexander schreibt am 12.08.2020

Das Loslassen vom Traum-Projekt Hausbau auf dem geerbten Grundstück von der Großmutter nach Jahren von Rechtsstreitigkeiten mit den Baubehörden


Funny schreibt am 01.06.2020

Der Mensch mit dem ich fast 30 Jahre mein Leben geteilt habe... der mich von heute auf morgen abserviert hat, weil er eine „besser passende“ Frau gefunden hat... im Internet


Rolf Bossard schreibt am 17.04.2020

Gibt es schon ein Buch zum Thema "Loslassen lernen" ? MfG, Rolf Bossard


Diana schreibt am 26.03.2020

Den Mann, der mich vor 3 Wochen verlassen hat. Die Zukunftsträume, mit ihm zu reisen und ihn als Vater meiner Kinder zu haben. Die SelbstVorwürfe, ihn durch meine Eifersucht selbst von mir getrieben zu haben. Die Überzeugung, dass er mein Traummann ist/war.So viele Dinge die ich loslassen muss und nicht kann. Die Verzweiflung und der Schmerz zerreißen mich.


Sam schreibt am 09.03.2020

Alles was ich über Trennung hier lese ist so wie bei mir. Herzschmerz auf höchsten Niveau. Imm noch nach 3 Wochen voll da. Bekomme es derzeit nicht hin. Als ob es meine Geschichte ist


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