Sie haben eine Therapie gemacht und haben Ihre Angst überwunden. Dann plötzlich ist die Angst wieder da. Tipps wie Sie mit dem Rückfall umgehen können.
Auch nach einer erfolgreichen Therapie können Angstgedanken und Angstgefühle zurückkommen. Dieses Video informiert, was man bei einem Rückfall tun kann.
Sie haben eine Therapie gemacht und haben Ihre Angst vor der Angst verloren. Stück für Stück haben Sie es geschafft, Ihr altes Leben zurück zu erobern. Sie sind stolz auf sich, alles wieder alleine machen zu können und keine Medikamente mehr zu brauchen. Und dann plötzlich, nach einem Jahr oder später, ist sie wieder da, die Angst. Plötzlich, von jetzt auf nachher, sind Sie anscheinend wieder bei Null gelandet. Sie sind verzweifelt.
Was Ihnen passiert ist, ist nichts Ungewöhnliches. Es gibt nicht wenige Betroffene, die berichten, einige Zeit nach der Therapie sei die überwunden geglaubte Angst zurückgekehrt. Häufig tritt die Angst wieder auf, weil die Betroffenen sich in einer Krise befinden, Konflikte in der Partnerschaft oder im Beruf haben, oder stark unter Stress stehen. Dann ist es wichtig, sich nicht von der Angst verwirren zu lassen und nicht zu denken: "Jetzt beginnt alles wieder von vorne".
Sinn einer Therapie ist es nicht, die Angst abzutrainieren. Angst ist sinnvoll und nützlich. Ihre Fähigkeit, Angst zu empfinden, ist auch durch die Therapie erhalten geblieben. Ziel der Therapie war es vielmehr, die Zusammenhänge zwischen Ihren Panikgedanken und Ihren Panikgefühlen zu erkennen und zu durchbrechen. Sie haben gelernt, körperliche Symptome wie Herzstolpern oder Herzrasen, anders zu bewerten. Sie haben gelernt, dass Sie umso mehr Panik verspüren und diese umso wahrscheinlicher auftritt, wie Sie an die Panik denken.
Und Sie haben vermutlich gelernt, die Angst zuzulassen und zu erleben, dass Sie sie aushalten können. Sie haben gelernt, sich Ihrer Angst zu stellen, statt sie zu vermeiden. Ist das so? Und haben Ihnen diese Strategien, die Sie damals gelernt haben, geholfen?
Dann haben Sie jetzt einen großen Vorteil gegenüber Ihren früheren Angstanfällen: Sie wissen jetzt, was Sie tun können, was Ihnen hilft. Sie müssen nicht, wie vor der Therapie, viele Umwege und Fehlversuche machen. Sie müssen lediglich Ihr Wissen neu auffrischen und sich dieses ins Gedächtnis rufen. Was Ihnen einmal geholfen hat, kann und wird Ihnen auch wieder helfen.
Machen Sie sich bewusst, was Sie in der Therapie gelernt haben. Welche Strategien haben Ihnen damals geholfen? Welche könnten Sie jetzt nutzen, um mit Ihrer neuerlich aufgetretenen Angst fertig zu werden? Letztlich geht es doch nur um eines: keine Angst mehr zu haben vor den Symptomen einer Panikattacke, sich keine Sorgen um vermeintlich gefährliche Körpersignale zu machen, richtig?
Und was haben Sie darüber in Ihrer letzten Therapie gelernt? Vermutlich dass es Ihre Gedanken sind, Ihre Bewertung der Symptome, die Ihren Körper verrückt spielen lassen und für Ihre Panik verantwortlich sind. Ist das so? Nun, hier gilt es als aller Erstes anzusetzen - an Ihren Panikgedanken. Machen Sie sich klar: "Ich bin sicher. Alles in Ordnung. Das geht vorüber."
Erinnern Sie sich daran, dass Sie auf keinen Fall wieder beginnen sollten, bestimmte Situationen zu vermeiden. Gehen Sie, wie damals in der Therapie, mit der Angst in die Situationen. Schauen Sie auch einmal nach, ob es momentan etwas in Ihrem Leben gibt, das Sie sehr belastet. Suchen Sie nach Möglichkeiten, dieses Problem zu lösen. Wenn Sie die Möglichkeit haben, rufen Sie Ihren Therapeuten an und vereinbaren einen Termin, in dem Sie das bereits Gelernte nochmals auffrischen können.
Ein Rückfall ist ein Stolpern. Ein Kind, das Laufen lernt, fällt hunderte Male hin, ehe es sicher auf den Beinen steht und laufen kann. Es steht immer wieder auf, läuft, fällt hin, steht auf, läuft - und so lernt es Laufen.
Genauso können Sie lernen, Ihre Angstanfälle aufs Neue zu überwinden. Laufen Sie, stellen sich Ihrer Angst, lassen sie zu, setzen sich mit ihr auseinander und sie wird wieder verschwinden. Ein hilfreicher Weg, das, was Sie in der Therapie erfahren und gelernt haben, nicht zu vergessen, ist mit anderen in einem Forum darüber zu sprechen, anderen zu helfen. Indem Sie anderen helfen, helfen Sie auch sich. Beteiligen Sie sich also aktiv in einem Forum oder in einer Selbsthilfegruppe.
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Das ist ein guter Beitrag mit vielen wichtigen Elementen.
Schwierig ist dabei jedoch (für mich), dass diese Krisensituation meist auch viel Energie nehmen und diese dann häufig fehlt um sich der Angst erneut stellen zu können.
Das kann leider ein Teufelskreis sein.
Beziehungsweise muss man dann erst einmal die Energiespeicher wieder auffüllen.
Vielen Dank für den Beitrag! Ich bin hier gelandet da mich die aktuelle Kriegssituation stark getriggert hat und ich seid langen mal wieder länger in der Angst/Panik bin (über die letzten 2 Tage und abends stark).
Rückblickend war das viele googeln der Haupttrigger den ich erst spät erkannt habe. Bei meiner Angstkrankheit war es oft das googeln nach Symptomen was meine Angst befeuerte. Jetzt habe ich gelernt das sich dieses Verhalten nicht nur auf die Angst krank zu sein setzt, sondern auch bei anderen verunsicherten Zuständen mich stärker in die Angst/Panik bringen kann. Ich bleibe aber am Ball und nehme diese Situation als erneute Möglichkeit der Festigung meines Inneren an. Stefan
Vielen Dank, seit der Pandemie habe ich manchmal nervös zustande und werde traurig, da ich denke alles fangt neu an. Diese Video hat mich so berührt und mir Mut gemacht, alles als stolperer und nicht als Katastrophe anzusehen. Ich danke von Herzen und dosiere nun wieder meine Stressoren und suche möglichst schöne Momente auf ! :) Vielen Dank ☺️