Je wichtiger uns der Partner ist und je mehr wir befürchten, ihn verlieren zu können, umso größer ist die Verlustangst. Was tun gegen die Verlustangst?
Verluste sind immer schmerzhaft. Es gibt jedoch Menschen, die haben panische Angst davor. Woher kommt die Verlustangst und wie kann man mit Verlustängsten umgehen? Antwort gibt dieses Video.
Verluste sind ein unumgänglicher Bestandteil des Lebens. Wir können ihnen nicht aus dem Weg gehen und müssen lernen, mit ihnen zu leben und mit ihnen umzugehen. Menschen mit Verlustängsten versetzen sich jedoch über einen Verlust in Angst und Panik, der noch nicht eingetreten ist.
Am häufigsten bezieht sich die Verlustangst auf den Partner, weshalb wir uns hier damit beschäftigen. Je wichtiger uns die Beziehung und der Partner sind, je intensiver unsere Gefühle ihm gegenüber sind und je mehr wir befürchten, ihn verlieren zu können, umso größer ist unsere Verlustangst.
Verlustängste gehen oft mit Eifersucht und Misstrauen einher. Wir haben Angst, nicht gut genug für ihn zu sein. Wir zweifeln an unserer Attraktivität und zweifeln deshalb daran, für den Partner attraktiv und liebenswert zu sein.
Wenn man sich mit anderen vergleicht und immer schlecht abschneidet, weil man andere für besser, klüger, humorvoller oder attraktiver hält, dann ist es verständlich, dass alle anderen ernsthafte Konkurrenten sind, die für den Partner sehr viel interessanter sein müssen, als man selbst.
Um unsere Verlustängste zu lindern und unseren Partner an uns zu binden, lassen wir uns einiges einfallen. Wir fragen den Partner immer wieder, ob er uns noch liebt, lassen ihn nicht alleine weggehen, bombardieren ihn mit Kontrollanrufen und unterziehen ihn einem Verhör, wenn er später als abgesprochen nach Hause kommt.
Eine weitere Strategie besteht vielleicht darin, dass wir uns besonders anpassen, besonders lieb zu unserem Partner sind und uns nicht getrauen, Nein zu sagen. Wir geben uns ihm gegenüber so, wie wir glauben, dass er es von uns erwartet. Wir verleugnen also unsere Bedürfnisse und stecken immer zurück, nur um dem Partner keinen Anlass zu geben, mit uns unzufrieden zu sein.
Wenn all das nichts nützt, um unseren Partner an uns zu binden, dann greifen wir vielleicht zum letzten Mittel: wir drohen, uns umzubringen.
Eine Verlustangst kann viele Ursachen haben. Diese kann schon in der Kindheit entstehen, wenn sich z.B. unsere Eltern getrennt haben und das getrennt lebende Elternteil, z.B. der Vater, den Kontakt zu uns abbricht. Wir lernen dann, eine enge Beziehung mit Schmerz zu verknüpfen und erleben, dass wir hilflos sind. Vielleicht glauben wir sogar, schuld daran zu sein, dass der Vater sich nicht mehr meldet.
Hat unsere Mutter uns überbehütet und uns wenig Chancen gelassen, eine Unabhängigkeit und Selbständigkeit zu entwickeln, gelangten wir vielleicht zu der Einstellung, auf andere angewiesen zu sein, andere zu brauchen, um (über-)leben zu können.
Auch im späteren Leben können Verlustängste noch entstehen – wenn wir eine Trennung oder mehrere schmerzhafte Trennungen oder Scheidungen hinter uns haben und die Trennung immer vom Partner ausging.
Vielleicht hat unser Partner uns Knall auf Fall verlassen oder jahrelang betrogen. Nach dem Fremdgehen des Partners wieder Vertrauen zu fassen, ist dann schwer. Unser Vertrauen in andere ist dahin. Wir sind verunsichert und zweifeln an uns.
Generell haben Menschen mit starker Verlustangst ein geringes Selbstwertgefühl und schätzen ihre Fähigkeiten, alleine zu leben und mit einem Verlust umzugehen, eher gering ein. Sie geben dem Partner sehr viel Macht über ihre Gefühle und ihr Leben. Obwohl sie sich in jeder neuen Beziehung vornehmen, zu vertrauen und nicht mehr zu klammern, verspüren sie ihre Verlustangst immer wieder aufs Neue.
Eine Verlustangst können wir überwinden, es ist jedoch meist ein längerer Weg. Und häufig ist dazu eine psychotherapeutische Hilfe notwendig. Ob alleine oder mit Hilfe eines Psychotherapeuten: zunächst macht es Sinn, nach den Ursachen seiner Verlustangst zu suchen.
Was waren die ersten Verlusterfahrungen? Welche Überzeugungen und Einstellungen haben wir daraus für uns und unser Leben abgeleitet?
Dann müssen wir überprüfen, ob diese Überzeugungen heute noch auf unser Leben zutreffen und sie gegebenenfalls korrigieren. Auch wenn wir bereits viele negative Erfahrungen und Enttäuschungen mit anderen Menschen gemacht haben, bedeutet dies nicht, dass es immer so sein muss. Wir müssen trainieren, nach Beweisen dafür zu suchen, dass unser Partner uns liebt, statt nach Hinweisen für einen Verlust.
Neben unseren Einstellungen müssen wir auch unser Verhalten überprüfen und korrigieren: Was tragen wir selbst dazu bei, dass wir immer wieder negative Erfahrungen machen? So könnte es sein, dass wir durch Klammern und ein starkes Bedürfnis nach Bestätigung durch den Partner diesen immer wieder vertreiben, weil dieser sich eingeengt und angekettet fühlt.
Generell ist es wichtig, unser Selbstwertgefühl und unser Selbstvertrauen zu stärken. Wir müssen lernen, uns für attraktiv und liebenswert zu halten und dass wir auch dann liebenswert sind, wenn unser Partner sich trennt. Dann sind wir unabhängiger und selbstständiger und brauchen den Halt durch andere nicht mehr so stark. Wir sind dann nicht mehr von der Bestätigung des Partners abhängig.
Schauen Sie sich auch die Beiträge Angst zu vertrauen und Angst vor dem Alleinsein an. Dort finden Sie weitere nützliche Hinweise für den Umgang mit der Angst vor Verlusten. Ich wünsche Ihnen den Mut, Ihr Misstrauen und Ihre Angst in Vertrauen zu wandeln. Vertrauen ist die Grundlage jeder Partnerschaft. Alles Gute für Sie.
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