Folge 19: Überwinde deine Urteile über dich!

In dieser Kolumne berichtet Gert Kowarowsky von seinen Erfahrungen aus seiner therapeutischen Praxis.

Folge 19: Überwinde deine Urteile über dich!
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Folge 19: Überprüfe die Urteile, die du über dich selbst gefällt hast!

Im Lauf der Jahrzehnte habe ich den Eindruck bekommen, dass die zentrale psychotherapeutische Aufgabe darin besteht, negative Urteile über sich selbst zu bearbeiten. Das häufigste negative Urteil, das den meisten Selbstwertproblemen zugrunde liegt, fällt bei ganz vielen Menschen gnadenlos aus. Es lautet: „Ich bin nicht liebenswert!“ Der Beweis dafür scheint auf der Hand zu liegen: Fehlverhalten, Misserfolge, Abweichungen vom aktuellen Schönheitsideal oder nicht erfüllte Liebeswünsche.

Sei dir bewusst: Du bist die Person, die du bist. Manches weißt du, manches weißt du nicht. Manches kannst du, manches kannst du nicht. Du bist ein Mensch mit einem ganzen Bündel von Vorzügen, aber auch mit einem ganzen Bündel von Nachteilen. Wie jeder andere auch.

Hör auf, dich pauschal zu verurteilen!

Worüber wir sprechen können, ist, was du tust und wie du es tust. Du solltest also idealerweise immer nur deine Handlungen bewerten, aber nie dich selbst als Ganzes. Und dabei ist es sehr wichtig, dass du auf eine faire und gewissenhafte Buchführung achtest. Die allermeisten Menschen mit Selbstwertproblemen sind nämlich Meister darin, alles was schiefläuft, akribisch in ihr schwarzes Buch zu schreiben. Besonders problematische Verhaltensweisen werden sicherheitshalber gleich dreimal hintereinander aufgeschrieben, damit sie auch ja nie vergessen werden. Zur konstanten negativen Urteilsbildung über sich selbst können diese problematischen Verhaltensweisen dann immer wieder leicht und mühelos vom inneren Kritiker anklagend vorgebracht werden. Wohingegen das goldene Buch über alle deine gelungenen Handlungen meist sehr nachlässig geführt wird, zum Beispiel auf die schwäbische Art : „Net g’schimpft isch g’nug g’lobt …“

Hör also auf, dich pauschal zu verurteilen! Richte den Blick auf deine Handlungen! Wenn du Mist gebaut hast, schaue genau hin, was du daraus lernen kannst. Verplempere nicht deine Zeit mit Schuldgefühlen, sondern ändere dein Handeln. Ein Misserfolg bedeutet nur: Es ist etwas misslungen, du hast einen Fehler gemacht. Es bedeutet nicht, dass du ein Versager oder gar wertlos bist. Beim nächsten Mal kannst du es anders und besser machen.

Bewerte dein Verhalten, nicht dich als Person

Wenn alles gut läuft, wenn du einen Erfolg erzielt hast, genieße das und freue dich darüber. Aber sei dir bewusst, dass du damit dennoch nicht der oder die Größte bist. Du hast es diesmal gut gemacht. Vielleicht gelingt es auch das nächste Mal, aber es kann auch anders kommen. Im Alltag vermischen wir ungünstiger Weise in unserem Urteil über uns, sehr häufig das, was wir tun, mit dem, was wir sind.

Bewerte immer nur dein Verhalten – bewerte niemals dich als Person.

Lernen, Dinge besser zu tun, ist immer möglich, dein ganzes Leben lang! Genieße ab jetzt einfach jeden Tag deines Lebens, unabhängig davon, wie gut oder schlecht du deinen Tag heute gestaltet hast. Genieße diese neue Freiheit weder dich selbst noch andere ständig zu beurteilen.
 

Dein

Gert Kowarowsky

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Martin Kotzur schreibt am 18.10.2020

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