Angst, nein zu sagen: Neinsagen lernen – Videoberatung Teil 4

Wenn Sie lernen möchten öfter Nein zu sagen dann finden Sie hier Tipps und Hilfestellungen des Psychotherapeuten Dr. Rolf Merkle.

Nein sagen lernen beginnt damit, dass Sie sich die Erlaubnis dazu geben. Wie Sie lernen können, häufiger Nein zu sagen, das erfahren Sie in diesem Video.

Die Erfahrungen unserer Kindheit haben uns geprägt. Diese wirken auch heute noch in uns in Form von Einstellungen zu uns und den Mitmenschen weiter. In Bezug auf das Nicht-Nein-Sagen-Ko?nnen haben wir 6 Einstellungen entwickelt, die uns heute immer wieder verleiten, Ja zu sagen, obwohl wir eigentlich Nein sagen mo?chten. Schauen wir uns diese an.

Einstellung 1 lautet: Ich bin nicht wichtig, ich bin nicht in Ordnung und deshalb habe ich nicht die gleichen Rechte wie andere.

Wenn wir diese Einstellung haben, dann trauen wir uns nicht, fu?r unsere Rechte und Bedu?rfnisse zu ka?mpfen. Wir lassen den anderen den Vortritt, da wir andere fu?r wichtiger halten.

Einstellung 2 lautet: Ich brauche die Anerkennung der anderen. Wenn diese mich ablehnen, dann wa?re das schrecklich. Das ko?nnte ich nicht ertragen.

Mit dieser Einstellung tun wir alles, um die Anerkennung der anderen zu bekommen und zu erhalten. Wir stellen die Meinung und die Bedu?rfnisse anderer u?ber die unsrigen.

Einstellung 3 lautet: Ich bin verantwortlich fu?r die Gefu?hle der anderen. Wenn ich nein sage, bin ich schuld, wenn es den anderen schlecht geht.

Wenn wir glauben, anderen schlechte Gefu?hle machen zu ko?nnen oder daran Schuld zu haben, wenn es diesen schlecht geht, dann ist es versta?ndlich, das wir alles tun, damit das nicht passiert. Außerdem ko?nnen uns andere manipulieren, indem sie uns suggerieren, wir seien schuld, dass es ihnen schlecht geht.

Einstellung 4 lautet: Wenn ich Nein sage, bin ich egoistisch und das ist furchtbar.

Mit dieser Einstellung schra?nken wir unseren Handlungsspielraum dramatisch ein. Egoistisch sind im Grunde genommen alle Menschen, auch diejenigen, die uns vorwerfen, egoistisch zu sein. Werfen uns andere vor, wir seien egoistisch, dann sagen diese das nur, weil sie durch unser Nein nicht das bekommen, was sie wollen und sie hoffen, wir bekommen Schuldgefu?hle und u?berlegen uns unser Nein nochmal.

Auch wenn Sie Ja sagen, obwohl Sie Nein sagen mo?chten, sind Sie egoistisch!

Warum? Weil Sie sich dann durch Ihr Ja die Zuneigung und Gunst des anderen erkaufen wollen. Sie sagen Ja, um des lieben Friedens willen, um gut dazustehen und um vom anderen nicht abgelehnt zu werden. Sie denken nur an Ihr Seelenheil.

Einstellung 5 lautet: Wenn ich Nein sage, wird es zu einem Streit kommen, bei dem ich mich nicht wehren kann. Das kann ich nicht aushalten.

Wenn wir die Einstellung haben, dass wir zu schwach sind, uns gegen andere zu behaupten, dann ist es versta?ndlich, wenn wir unsere Wu?nsche zuru?ckstellen und kleinbeigeben.

Einstellung 6 lautet: Wenn ich Nein sage, dann wird es vielleicht Konflikte geben und die Beziehung wa?re zersto?rt. Das ko?nnte ich nicht ertragen.

Mit einer solchen Einstellung, opfern wir unsere Bedu?rfnisse der vermeintlichen Harmonie. Wir u?bersehen, dass stattdessen unser inneres Gleichgewicht und die positivem Gefu?hle dem anderen gegenu?ber gesto?rt sind.

Kennen Sie einige dieser Einstellungen auch von sich? Ganz sicherlich. Schauen wir uns an, worauf es ankommt, wenn Sie lernen mo?chten, o?fters Nein zu sagen.

Wie lernen, ohne schlechtes Gewissen Nein zu sagen?

Schritt 1

Nein-Sagen beginnt wie jede Veränderung in unserem Kopf. Bevor wir in einer Situation tatsächlich Nein sagen können, müssen wir uns zuerst innerlich die Erlaubnis dafür geben. Sie haben richtig gehört. Wir müssen uns erst mal die Erlaubnis geben, Nein sagen zu dürfen. Solange wir nämlich glauben, uns stehe es nicht zu, Nein sagen zu dürfen, solange tun wir uns schwer damit. Und warum könnten Sie glauben, es stehe Ihnen nicht zu, Nein zu sagen? Weil Sie vielleicht denken: Ich bin nicht so wichtig. Die anderen und deren Bedürfnisse sind wichtiger.

In diesem Fall müssen sich also zunächst einmal selbst davon überzeugen, dass Sie genauso wichtig sind wie jeder andere. Sie müssen überzeugt sein, dass Sie es verdienen und es Ihr gutes Recht ist, dass es Ihnen gut geht und ebenso wie andere ein Recht darauf haben, Wünsche und Bedürfnisse zu äußern.

Schritt 2

besteht darin, dass Sie die negativen Einstellungen überwinden, die Sie immer wieder zum Nein-Sagen verleiten. Ein ganz wichtiges Thema ist hier die Angst vor Ablehnung. Je mehr Angst vor Ablehnung Sie haben, umso schwerer fällt Ihnen das Nein-Sagen. Es gilt also an Ihrer Angst vor Ablehnung zu arbeiten und diese zu überwinden.

Schauen Sie sich die Beiträge zum Thema Angst vor Ablehnung und Angst vor Kritik an. Die Angst vor Ablehnung hängt eng mit unserem Selbstwert und Selbstwertgefühl zusammen. Je mehr wir uns ablehnen, umso mehr Angst vor Ablehnung haben wir! Es gilt also auch an Ihrem Selbstwert und Selbstwertgefühl zu arbeiten. In dem Maße, in dem Sie sich annehmen lernen, wird es Ihnen leichter fallen, Nein zu sagen!

Wie ein Nein formulieren?

1. Schauen Sie dem anderen in die Augen, wenn Sie Nein sagen.

2. Sagen Sie in einem freundlichen, Vorsicht!, nicht entschuldigendem, Ton: Das will ich nicht. Das mache ich nicht. Das möchte ich nicht. Sie können eine kurze Begründung anfügen, müssen aber nicht. Auf keinen Fall langatmige Erklärungen oder gar Entschuldigungen abgeben, warum Sie Nein sagen. Das schwächt die Kraft Ihres Neins!

3. Unterstützen Sie Ihr Nein durch Ihre Körpersprache: Schütteln Sie den Kopf, machen Sie eine abwehrende Handbewegung. Wenn Sie nach Ihrem Nein Schuldgefühle haben - was am Anfang wahrscheinlich der Fall ist, dann machen Sie sich klar: Ich habe das Recht Nein zu sagen, wenn es mir wichtig ist. Ich darf egoistisch sein und Rücksicht auf meine Bedürfnisse nehmen. Schauen Sie mal in den Ratgeber Selbstbewusstsein stärken, wenn Sie Ihr Selbstbewusstsein trainieren und Selbstbewusstsein ausstrahlen möchten. Wenn Sie ein schlechtes Gewissen beim Neinsagen haben, dann schauen Sie mal in den Beitrag schlechtes Gewissen.

Ich wünsche Ihnen alles Gute und drücke Ihnen die Daumen, dass es Ihnen bald gelingt, öfters Nein zu sagen und mehr auf Ihre Bedürfnisse zu achten. Lernen Sie, sich und Ihre Bedürfnisse für ebenso wichtig zu nehmen, wie die der anderen. Das ist Ihr gutes Recht. Alles Gute für Sie.

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