Angst vor Ablehnung 1 und 2: Merkmale und Abwehrstrategien

Die Angst vor Ablehnung ist eine der häufigsten Formen der Angst. Erfahre mehr über Merkmale und Abwehrstrategien der Angst vor Ablehnung in diesen Beratungsvideos und erhalte wertvolle Hilfestellungen und Tipps.

Es gibt wahrscheinlich kaum eine Frage, die Menschen mehr beschäftigt, ängstigt und quält als die Frage: Was denken die anderen von mir? Wie komme ich an?

Die Angst vor Ablehnung ist vermutlich die häufigste Angst von Menschen. Kaum jemand ist dagegen gefeit. Solange uns diese Angst nur gelegentlich überfällt, dann kann man damit leben, ohne dass sie uns allzu sehr einschränkt und behindert.

Haben wir jedoch ständig eine sehr starke Angst vor Ablehnung, dann fühlen wir uns nicht nur häufig verletzt und deprimiert, wir sind auch extrem schüchtern, gehemmt und angepasst. Und wir meiden enge Beziehungen, sei es ob diese beruflicher, freundschaftlicher, partnerschaftlicher, nachbarschaftlicher oder intimer Natur sind. Die Folge: Wir ziehen uns von anderen zuru?ck, isolieren uns sozial und vereinsamen.

Die Angst vor Ablehnung ist:

  • der größte Liebeskiller,
  • der größte Partnerschaftskiller,
  • der größte Sexkiller,
  • der größte Erfolgskiller,
  • der größte Lebensfreudekiller.

Deshalb ist es wichtig, dass die Angst vor Ablehnung nicht unser Leben dominiert.

Merkmale der Angst vor Ablehnung

Eine Betroffene schildert ihre Erfahrungen mit der Angst vor Ablehnung so:

Ich habe furchtbare Angst, dass mich jemand ablehnt. Wenn das passiert, ist es immer so, als ob die Welt untergeht. Ich weiß, dass dem nicht so ist, aber ich fühle mich so. Deshalb will ich immer allen Menschen alles recht machen. Ich richte mich oft nach dem, was andere wollen und nehme zu viel Rücksicht auf andere. Ich bleibe dabei natürlich auf der Strecke. Wenn ich jemanden grüße und der grüßt nicht zurück, denke ich sofort, dass es an mir liegt oder derjenige etwas gegen mich hat. Sagt mir jemand etwas Negatives, grüble ich tagelang und habe Schuldgefühle. Ich achte auf jedes Wort und jeden Blick der anderen und habe ständig das Gefühl, die Leute mustern mich oder reden über mich. Ich getraue mich überhaupt nicht mehr, auf andere zuzugehen, weil ich Angst habe, sie könnten einen Fehler bei mir finden.

Wie ist es möglich, dass eine Ablehnung einem Weltuntergang gleichkommt? Wenn wir eine Ablehnung als Weltuntergang ansehen, dann ist es verständlich, dass wir nach Mitteln und Wegen suchen, uns zu schützen. Wir eignen uns Strategien an, die uns vor dem vernichtenden Gefühl der Ablehnung bewahren sollen. Schauen wir uns diese an.

Strategien, um sich vor Ablehnung zu schützen

Es gibt zwei ungeeignete Strategien, mit der Angst vor Ablehnung umzugehen:

1. Besonders lieb und angepasst sein

2. In allem perfekt sein wollen

Die erste Strategie besteht darin, dass wir besonders lieb, höflich und angepasst sind – und dabei natürlich selbst viel zu kurz kommen. Wenn wir tun, was andere von uns erwarten, dann kann uns schließlich keiner böse sein, so hoffen wir. Wir spielen die "Graue-Maus-Rolle" und halten uns im Hintergrund, um nicht aufzufallen. Wer nicht auffällt, kann auch nicht kritisiert werden. Wir wagen nichts Neues, denn wer nichts will, kann auch nicht scheitern. Wir stellen keine Forderungen, äußern keine Kritik und lassen uns vieles gefallen.

Die zweite Strategie, um anderen keine Angriffsfläche zu bieten, besteht darin, alles perfekt machen zu wollen. Wir wollen alles perfekt erledigen, uns perfekt kleiden, uns perfekt benehmen, perfekt aussehen, perfekt schminken etc. Wenn wir alles perfekt machen, dann kann uns auch niemand kritisieren und ablehnen, so denken wir.

Und unsere Rechnung geht scheinbar auch meist auf. Unser Perfektionsstreben wird von anderen honoriert und gewürdigt. Wir bekommen viele Streicheleinheiten, die wir uns alle sehnlichst wünschen. Das Fatale an dieser Strategie ist jedoch, dass wir uns durch unser Streben nach Perfektion unter einen enormen Erfolgsdruck setzen.

Die Angst, die vielleicht immer höheren Erwartungen der anderen doch eines Tages zu enttäuschen, treibt uns rastlos an und lässt uns nicht zur Ruhe kommen. Die Folge sind oft eine seelische und körperliche Überforderung verbunden mit dem Risiko, an Burnout oder einer Zwangsstörung zu erkranken. Trotzdem: Einen perfekten Schutz gibt es nicht, weder durch die erste, noch durch die zweite Strategie. Die Angst vor Ablehnung bleibt und beeinflusst unser ganzes Denken, Fühlen und Handeln.

Die Betroffene drückt es so aus:

Die Angst, dass man mich in einem schwachen Moment durchschauen könnte, Angst, gesehen zu werden, als das, was ich bin – ein Versager, ein schlechter Mensch, jemand, der eigentlich nur Fehler hat – diese Angst begleitet mich immer. Ich fühle mich bedroht – ein einziges falsches Wort von mir könnte genügen, um den anderen die Augen zu öffnen.

Dieses ständige Gefühl der Bedrohung lässt uns nicht zur Ruhe kommen und hat vielfältige negative Auswirkungen auf unser Denken, Fühlen und Handeln.

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