Perfektionismus

Wer Perfektionismus anstrebt, macht sich das Leben schwer und ist gefährdet, an Depressionen und Burnout zu erkranken. Wege aus der Perfektionsfalle zeigen wir dir in diesem Lebenshilfe-ABC-Beitrag.

Perfektionismus

Unter Perfektionismus versteht man das übersteigerte Streben nach Vollkommenheit (Perfektion). Perfektionist:innen leben nach dem Motto: "Alles oder nichts" bzw. "Das Bessere ist der Feind des Guten". Wer sich Perfektionismus auf die Fahnen geschrieben hat,

  • steht meist unter großer psychischer und körperlicher Anspannung,
  • kann schlecht abschalten,
  • findet kein Ende bei der Arbeit (weil es immer noch besser geht),
  • kann nicht entspannen und schon gar nicht ihre oder seine Erfolge und Leistungen genießen.

Perfektionist:innen stehen unter permanentem Stress, da sie selten ihren eigenen hohen Ansprüchen gerecht werden, sie nur das sehen, was man hätte besser machen können, und sie sich deshalb oft selbst für ihre Unvollkommenheit hart kritisieren und verurteilen.

Und so verwundert es nicht, dass dieser Ehrgeiz zu körperlichen und seelischen Erkrankungen führen kann, wie:

Ursache: Woher kommt der Zwang zur Perfektion?

Der Motor, der die Perfektionistin oder den Perfektionisten zur Perfektion antreibt, sind die Angst vor Ablehnung und die Angst zu versagen sowie ein großes Bedürfnis nach Anerkennung in vielen Bereichen des Lebens. Hinter diesen beiden Ängsten und der Suche nach Anerkennung steckt meist ein geringes Selbstwertgefühl.

Dieses geringe Selbstwertgefühl entwickelt sich in den ersten sieben Lebensjahren und kann zum Beispiel dadurch entstehen, dass Eltern ihrem Kind das Gefühl geben, es sei nur liebenswert, wenn es viel leistet und Erfolg habe oder ihr oder ihm generell das Gefühl geben, nicht liebenswert und "in Ordnung" zu sein.

Perfektionist:innen glauben deshalb, dass sie von anderen Menschen nur dann gemocht und akzeptiert werden, wenn sie fehlerlos handeln. Daher können sie sich selbst nur dann annehmen und mit sich zufrieden sein, wenn sie immer das Optimum erreichen.

Wege aus der Perfektionsfalle – wie lernt man, gelassener mit sich umzugehen?

Es geht nicht darum, schlampig, unzuverlässig und unverantwortlich zu sein. Es geht nicht darum, eine schlechte Arbeit abzuliefern, weil wir keinen Bock haben, uns anzustrengen. Wenn wir für eine Leistung gut entlohnt werden wollen, dann sollten wir auch unsere Arbeit möglichst gut machen. Und es geht auch nicht darum, Mittelmaß abzuliefern. 

Es geht vielmehr darum, das Beste zu geben, aber gleichzeitig immer zu schauen, dass wir uns nicht überfordern und durch die eigenen hohen (unrealistischen) Ansprüche so sehr unter Druck setzen, dass wir darunter leiden.

Es geht darum, sich selbst nicht die oder der größte Gegner:in zu sein und zu akzeptieren, dass es ok ist, wenn wir etwas nur zu 80 oder 90 Prozent gut machen. Es geht darum, in jeder Situation bewusst die Entscheidung zu treffen, wie viel Einsatz wir erbringen möchten und können, abzuschätzen, wann die eigenen Grenzen erreicht sind und wann der Aufwand den Ertrag nicht mehr rechtfertigt.

Der Ausweg aus dem perfektionistischen Anspruch an die eigene Leistung muss über die Einsicht erfolgen,

  • dass Perfektion nicht erreichbar ist,
  • dass es Perfektion nicht gibt; etwas als vollkommen zu bezeichnen ist eine subjektive Bewertung und keine Tatsache,
  • dass das Streben nach permanenter Höchstleistung auf Kosten der eigenen Zufriedenheit und Gesundheit geht.

Loslassen und gelassener werden können Perfektionist:innen nur, wenn sie das Übel an der Wurzel anpacken, indem sie lernen,

  • sich trotz ihrer vermeintlichen Unvollkommenheit anzunehmen,
  • ihr Selbstwertgefühl zu stärken und sich so, wie sie sind, anzunehmen,
  • ihre Schwächen zu akzeptieren,
  • sich auf Erfolge statt auf Fehler zu konzentrieren,
  • sich Fehler zu erlauben, ohne sich dafür zu verurteilen,
  • sich selbst zu loben.

Eine neue Lebensdevise könnte z.B. lauten:

Ich mache alles, so gut ich kann – vor allem aber mit Spaß.

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