Angst vor Ablehnung

Die meisten Menschen haben Angst vor Ablehnung. Was steckt hinter der Angst vor Ablehnung? Wie kannst du sie überwinden? Dieser Lebenshilfe-ABC-Beitrag klärt auf und gibt dir Hilfestellungen.

Angst vor Ablehnung
© PAL Verlag, unter Verwendung eines Fotomotivs von unsplash.com

Wir können andere ablehnen oder von anderen abgelehnt werden. Darüber hinaus können wir uns auch selbst ablehnen. Hier geht es dann um die Selbstablehnung. Wenn wir uns abgelehnt fühlen, dann bewerten wir eine Reaktion, eine Aussage oder ein Verhalten einer anderen Person als Ablehnung. Die meisten Menschen haben Angst vor Ablehnung und fühlen sich verletzt, wenn sie sich abgelehnt fühlen.

Warum haben wir Angst, abgelehnt zu werden?

Die Angst vor Ablehnung ist eng mit der Selbstablehnung verbunden. Je mehr wir uns selbst ablehnen, je mehr wir uns selbst für minderwertig oder nicht liebenswert halten, je mehr wir an unserem Wert zweifeln, desto

  • mehr haben wir Angst vor Ablehnung,
  • mehr leiden wir unter einer negativen Bewertung unserer Mitmenschen,
  • schmerzlicher empfinden wir eine Ablehnung.

Ursachen: Wie entsteht die Angst vor Ablehnung?

In den meisten Fällen entsteht die Angst vor Ablehnung schon in unserer Kindheit, genauer in den ersten sieben Lebensjahren. In dieser Zeit lernen viele von uns:

  • Ich werde nur akzeptiert, wenn ich lieb bin.
  • Ich bin nur liebenswert, wenn ich lieb bin.
  • Ich werde nur akzeptiert, wenn ich eine gute Leistung erbringe.

Wenn wir von unseren Eltern nur angenommen und gelobt werden, wenn wir uns so verhalten, wie sie es sich wünschen, und sie uns ablehnen, wenn wir uns anders verhalten, dann lernen wir: Gemocht werde ich nur dann, wenn ich tue, was andere von mir verlangen. Tue ich, was ich will, stoße ich auf Ablehnung.

Dabei reicht es schon, dass wir als Kinder den Eindruck haben, nicht um unserer selbst willen gemocht zu werden. Es müssen keine Worte fallen und wir müssen nicht geschlagen werden, um das Gefühl zu haben, nicht in Ordnung zu sein und abgelehnt zu werden. Schon ein strafender oder tadelnder Blick reicht vielleicht, um uns in Lebensgefahr zu sehen.

Warum nehmen wir uns als Kinder solche Worte so zu Herzen und warum reagieren wir als Erwachsene immer noch so verängstigt? Der Grund ist: Wir sind als Kinder völlig abhängig von der Zuwendung und Fürsorge unserer Eltern. Ohne sie können wir nicht überleben. Eine Ablehnung empfinden Kinder immer als ein Im-Stich-Gelassen- und Verstoßenwerden. Und das kommt für ein drei- oder fünfjähriges Kind gefühlsmäßig einem Todesurteil gleich.

Haben wir als Kind kein Grundvertrauen, dass man für uns sorgen wird, dann entwickeln wir eine große Angst vor Ablehnung.

Als Erwachsene hängt unser Leben nicht mehr vom Urteil anderer Menschen ab. Dennoch empfinden wir bei Ablehnung reflexartig so wie das drei- oder fünfjährige Kind, das seinen Eltern auf Gedeih und Verderben ausgeliefert ist. Der Grund: Wir tragen quasi immer noch den kleinen, verängstigten Jungen oder das kleine, verängstigte Mädchen in uns, die eine Ablehnung als existenzielle Bedrohung empfinden.

Eine andere Lektion in unserer Kindheit und Jugendzeit bestand vielleicht darin, uns auf sehr persönliche und verletzende Weise auf unsere Fehler und Schwächen aufmerksam zu machen. Wir mussten uns vielleicht häufig anhören: "Du taugst nichts. Du bist ein Tollpatsch. Du bist so was von blöd. Wegen dir muss man sich schämen."

Durch solch herablassende Worte und Erniedrigungen haben wir gelernt, an uns zu zweifeln, und haben kein gesundes Selbstvertrauen entwickelt. Wir haben Angst zu versagen oder nicht zu genügen und deshalb abgelehnt zu werden. 

Und natürlich hatten auch Erfahrungen mit unseren Spiel- und Schulkamerad:innen einen Einfluss auf unsere seelische Entwicklung. Vielleicht wurden wir in der Schule sogar gemobbt. Vielleicht hatten wir eine körperliche oder persönliche Auffälligkeit und wurden deshalb zur Zielscheibe von Spott und Hänseleien, die an unserem Selbstwertgefühl genagt und von denen wir uns nie mehr erholt haben.

Was kannst du gegen die Angst vor Ablehnung tun?

Wenn wir lernen, unseren Selbstwert und damit unser Selbstwertgefühl zu stärken, dann machen wir uns unabhängiger von der Reaktion anderer und erleben eine Ablehnung nicht mehr als Todesurteil. Eine Ablehnung ist dann nur noch bedauerlich und schade, aber nicht mehr bedrohlich. Und damit verlieren wir unsere Angst vor Ablehnung.

Und noch eines ist sehr wichtig: In der Regel fühlen wir uns durch die Worte oder das Verhalten unseres Gegenübers als ganzer Mensch abgelehnt und fühlen unseren Wert herabgesetzt. Das heißt, wir beziehen die Reaktion auf uns und nicht auf unser Verhalten. Das ist ein großer Denkfehler.

Such dir aus, wer dich beurteilen darf!

Es mag ja sein, dass anderen Personen nicht gefällt, was wir sagen oder tun oder sie unsere Ansichten ablehnen. Aber warum sind wir dann als Mensch ablehnenswert, wenn den anderen an uns ein bestimmtes Verhalten nicht gefällt?

Das ist genauso, als würde man einen Apfelbaum verurteilen, der neben schönen Äpfeln auch wurmstichige Äpfel trägt, weil man sagt: "Ein Baum, der wurmstichige Äpfel trägt, ist minderwertig." Und selbst wenn ein Baum nur wurmstichige Äpfel tragen würde, käme wohl niemand auf die Idee, ihn deshalb zu fällen.

Und noch eines solltest du bedenken: Über wen sagt eine Ablehnung oder herablassendes Verhalten etwas aus? Über die abgelehnte Person oder die Ablehnende?

Letztlich nur über die ablehnende Person. Denn ihre Ablehnung ist Ausdruck ihrer Werte, ihrer Ansichten, ihrer Moral, ihres Geschmacks, ihrer Weltanschauung. Wenn du ein modernes Gemälde schrecklich findest, heißt das dann, dass dieses Bild wertlos ist? Nein, es gibt viele, denen genau dieses Gemälde gefällt. Folglich sagt deine Ablehnung nichts über den Wert oder die Qualität des Bildes aus, sondern lediglich etwas über deinen Geschmack! Denke daran, wenn du das nächste Mal auf Ablehnung stößt.

Eine Ablehnung sagt etwas über die ablehnende Person aus, nicht über dich!

Abgesehen davon: Es kann einen nicht jede und jeder gern haben. Auch wir haben ja nicht alle gern, finden auch nicht jede:n sympathisch!

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