Wie wir denken bestimmt wie wir uns fühlen. Wenn wir uns ängstliche Gedanken machen dann empfinden wir Angst. Wie Angstgedanken Angstgefühle hervorrufen.
Die meisten Menschen, die Angst haben, sind der Meinung, dass bestimmte Situationen, Menschen, Ereignisse ihre Angst verursachen. Sie glauben, keine Kontrolle über ihre Gefühle zu haben. Wenn bestimmte Situationen tatsächlich unsere Ängste auslösen würden, ohne dass wir etwas dagegen tun könnten, dann wären wir unseren Ängsten ausgeliefert.
Dem ist jedoch nicht so. Wie erklären wir sonst, dass viele Menschen in den Situationen, in denen wir Angst bekommen, ruhig und gelassen bleiben? Wie erklären wir sonst, dass wir schon Ängste vor bestimmten Situationen überwunden haben, etwa vor dem Autofahren, vor dem Zahnarzt oder einer Prüfung, vor dem Nikolaus oder vor Gespenstern?
Es muss eine Erklärung geben, warum Ängste in so unterschiedlichen Situationen auftauchen. Es gibt kaum eine Situation, vor der nicht irgend jemand auch Angst hätte, wenngleich es Situationen gibt, vor denen mehr Menschen Angst haben als vor anderen. Eine mögliche Erklärung ist, dass unsere Angst angeboren ist, dass es "ängstliche" und "mutige" Menschen gibt.
Würde diese Erklärung stimmen, hätten wir keine Chance, Ängste zu überwinden. Wären wir unter den unglücklichen „Angsthasen”, könnten wir uns nur damit abfinden. Gegen diese Erklärung spricht, dass wir schon vielen Situationen gegenüber unsere Angst überwunden haben, in der Kindheit z.B. vor dem Schwimmen, Laufen, Radfahren, vor der Schule, etc.
Die Erklärung, dass bestimmte Situationen einfach Angst auslösen, haben wir schon entkräftet, weil nämlich nicht alle Menschen in den jeweiligen Situationen Angst haben. Bleibt also die Erklärung, dass wir unsere Ängste selbst erzeugen und am Leben erhalten. Diese Erklärung wurde in vielen wissenschaftlichen Untersuchungen bestätigt. Die Ursache für unsere Ängste liegt in unserem Denken.
D.h.: Angst ist das Resultat davon, dass wir etwas als gefährlich einschätzen.
Mit A bezeichnen wir die Situation, die wir gerade erleben oder uns im Geiste ausmalen.
Mit B bezeichnen wir die Bewertung der Situation anhand unserer gespeicherten Erfahrungen als positiv, negativ oder neutral für uns.
Mit C bezeichnen wir unsere Gefühle (körperlich und seelisch) und unser Verhalten in der betreffenden Situation.
Der Mensch funktioniert, außer wenn es sich um Reflexe oder angeborene Reaktionsweisen handelt, die jeder Mensch zeigt, immer nach diesem Prinzip. Eine Handlung und eine Gefühlsreaktion erfolgen erst, nachdem dieser die Situation in der Auswirkung auf seine Person blitzschnell aufgrund eines Vergleichs mit seiner früheren Erfahrung und seinem angelesenen Wissen bewertet hat. Diese innere Bewertung, dieses innere Selbstgespräch, ist uns oft nicht mehr bewusst, sondern erfolgt automatisch. Statt zu sagen "Die Situation macht mir Angst” müssen wir uns richtigerweise sagen "Ich mache mir Angst vor der Situation”.
Schauen wir uns ein Beispiel zum ABC der Gefühle an.
Frau L. hat Angst, mit der Straßenbahn zu fahren. Sie ist während ihrer Schwangerschaft einmal in der Straßenbahn zusammengebrochen und seitdem nie mehr mit der Straßenbahn gefahren. Ihre Angst ist nach dem ABC der Gefühle so zu erklären.
A: Situation: Frau L. sieht die Straßenbahn
B: Bewertung: Straßenbahnfahren ist gefährlich, da bin ich zusammengeklappt. Bestimmt klappe ich wieder zusammen und alle sehen, wie hilflos ich bin. Das wäre peinlich und das kann ich nicht aushalten.
C: Gefühl und Verhalten: Sie fühlt Angst und fährt nicht mit der Straßenbahn. Die Angst lässt nach.
Bevor Frau L. dieses negative Erlebnis des Zusammenbrechens in der Straßenbahn hatte, sah ihr ABC so aus:
A: Situation: Frau L. sieht die Straßenbahn.
B: Bewertung: Gut, dass die Straßenbahn kommt, das ist ein bequemes Fortbewegungsmittel. Straßenbahnfahren ist ungefährlich.
C: Gefühl und Verhalten: Sie ist ruhig und fährt mit der Straßenbahn.
Als sie noch keine Angst hatte, gab sie ihrem Körper das Signal: "Es ist alles in Ordnung. Keine Gefahr". Nach dem einmaligen Zusammenbruch hat sich ihre Bewertung verändert in: "Straßenbahnfahren ist gefährlich!" Daraufhin reagierte ihr Körper mit Angst, und sie mied die vermeintliche Gefahrensituation.
Dieses Beispiel macht deutlich, dass die Angst normal und verständlich ist, wenn Frau L. das Straßenbahnfahren in ihren Gedanken mit Gefahr verknüpft. Das ist ein ganz wichtiger Gesichtspunkt für alle Menschen, die Angst haben: Die Angst ist, sofern keine körperliche Erkrankung vorliegt, IMMER nachvollziehbar, wenn man die Gedanken und Phantasien des Betroffenen kennt.
Sie müssen Angst haben, wenn Sie etwas als gefährlich ansehen.
Was Klienten mit Angst von anderen Menschen unterscheidet, ist die Einschätzung oder Bewertung von Situationen, und erst als zweites deren Angstgefühle und das Verhalten.
A: Situation oder Vorstellung einer Situation:
Viele Menschen, ein Hund, Katze, Vogel, Brücke, Tunnel, ge-schlossener Raum, Prüfung, offene Straße, allein in der Wohnung.
B: Bewertung der Situation:
Gefahr, nicht zu überleben, Es wäre schrecklich, wenn ...
C: Gefühle, Verhalten: Angst, Panik
körperliche Reaktion: Atemnot, Hände werden feucht, Herz-stolpern, Anspannung, flaues Gefühl im Magen, Blutdruck steigt, Apathie, Flucht, Meidung
Wir können unser Gehirn mit einem Computer vergleichen. Alles, was wir einprogrammieren, setzt es um. Hat es ein falsches Programm gespeichert, bewertet es etwas als gefährlich, gibt es die Meldung der Gefahr an den Körper weiter und dieser reagiert mit dem für eine Gefahr biologisch vorgesehenen Angst-Programm.
Wenn aber jeder, der Angst hat, sich die Angst selbst durch seine Bewertungen macht, heißt das gleichzeitig, dass er sie auch überwinden kann. Solange Sie lernfähig sind und denken können, können Sie lernen, Ihr Angst-Programm zu löschen. Das ABC der Gefühle ist der Schlüssel zur Überwindung von Angst.
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