Gibt es eine gesunde Angst? Ist es sinnvoll nie mehr Angst haben zu wollen? Leseprobe aus Kapitel 6 des Ratgebers Angst und Panikattacken.
Leseprobe Kapitel 6 Ratgeber: Ängste verstehen und überwinden
Wir haben gesagt, dass Angst entsteht, wenn wir etwas als gefährlich bewerten. Da es tatsächlich Gefahren hier auf der Welt gibt, müssen wir uns richtigerweise fragen, wann ist es sinnvoll, etwas als gefährlich zu bewerten, und wann nicht? Und wann ist es sinnvoll, sich über Gefahren zu sorgen, und wann nicht?
Das ist eine schwierige Frage, die man nicht generell beantworten kann. Es hilft uns dabei auch nicht weiter, zu fragen, wann Angst normal ist. Wenn wir sagen, Angst ist normal, meinen wir meist damit, in dieser Situation haben die meisten Menschen Angst.
Daß andere Menschen darin auch Angst haben, ist jedoch kein Hinweis auf eine gesunde Angst, denn es bedeutet lediglich, diese Menschen haben alle die gleiche Bewertung "Gefahr” in der Situation. Angst ist eine individuelle Entscheidung. Jeder muss sich selbst fragen, inwieweit er in bestimmten Situationen Angst haben möchte.
Angst ist dann angemessen, wenn sie uns genau so stark alarmiert und leistungsfähig macht, wie wir es benötigen, um uns in der Situation angemessen zu verhalten. Sie ist unnormal, wenn sie uns in Panik versetzt, so dass wir nicht mehr zu sinnvollem Handeln fähig sind, oder aber wenn sie uns zu wenig alarmiert.
Die Wirkung der Angst kann man in einer umgedrehten U-Funktion darstellen: Wenn die Angst zu schwach ist, werden wir zu wenig alarmiert und leistungsfähig gemacht. Ist sie zu stark, können wir ebenfalls nicht angemessen reagieren. Ein mittleres Erregungsniveau führt zur optimalen Leistungsfähigkeit. Dann sind wir wachsam und uns fallen sinnvolle Lösungsstrategien für die Situation ein.
Wenn wir uns vor Situationen fürchten, die nicht mit einer echten Gefahr verbunden sind, wie z.B. die Angst vor einer Spinne oder einem Vogel, ist die Angst sinnlos. Wir können uns aber dennoch entscheiden, mit einer "sinnlosen” Angst zu leben. Solange es sich um Ängste vor Situationen handelt, die selten im Alltag vorkommen und unser Leben nicht groß einengen, müssen wir sie nicht unbedingt überwinden.
Wenn wir uns vor Situationen fürchten, die mit einer echten Gefahr verbunden sind, die jedoch unwahrscheinlich ist (Flugzeugabsturz, Feuer), ist es ebenfalls nicht sinnvoll sich zu ängstigen.
Wenn wir uns vor Situationen fürchten, die mit Gefahren verbunden sind, die wir nicht steuern und kontrollieren können (Tod, Alter, schwere Krankheit), liegt es an uns zu überlegen, ob wir uns schon im vorab Ängste erzeugen wollen.
Ich persönlich gehe davon aus, dass die Angst sinnvoll ist, wenn sie mich zu Verhaltensweisen alarmiert, die mir echte wahrscheinliche Gefahren vermeiden helfen. Wenn ich nichts tun kann, um eine mögliche Gefahr zu vermeiden, hat die Angst ihre Funktion verloren. Dann muss ich persönlich genauso hart wie Sie daran arbeiten, die Angst in den Griff zu bekommen.
Wenn die Angst uns Fesseln anlegt und unser Leben einengt, uns krankmacht und die Lebensfreude nimmt, ist es ratsam, dass wir etwas dagegen tun. Wenn die Angst uns daran hindert, unsere Ziele zu erreichen und der Mensch zu sein, der wir sein möchten, ist es empfehlenswert, dass wir etwas dagegen unternehmen. Wir können und müssen selbst entscheiden, wann wir Angst als sinnvoll betrachten und wann nicht.
Wenngleich uns die Vorstellung, nie mehr Angst haben zu müssen, als sehr attraktiv erscheint, ist dies doch kein erstrebenswertes und auch kein realistisches Ziel. Ein gewisses Maß an Angst, insbesondere vor unbekannten Situationen ist angemessen.
Es erhöht unsere Aufmerksamkeit. Ziel ist es nicht, angstfrei zu sein, sondern zu lernen,
Ziel ist es, solche Ängste zu überwinden, die uns an der Verwirklichung unserer Ziele hindern und uns schaden und den Umgang mit solchen Ängsten zu lernen, die uns alarmieren und zur Wachsamkeit vor tatsächlichen Gefahren rufen.
Angst entsteht meist durch unsere Bewertung - so weit waren wir uns einig. Um herauszufinden, ob Ihre Angst für Sie sinnvoll ist, müssen Sie sich demnach Ihre Bewertungen genau anschauen. Menschen haben in den Situationen, in denen sie Angst verspüren, ganz charakteristische Denkmuster.
Ihre Gedanken und Vorstellungen kreisen immer um Gefahr. Sie verzerren die Realität, interpretieren Situationen und Ereignisse falsch, verallgemeinern einmal gemachte Erfahrungen, übertreiben Vorhersagen für die Zukunft und ziehen willkürliche Schlüsse aus ihren Erfahrungen. Sie sehen Katastrophen, wo in Wirklichkeit keine oder nur geringe Gefahr besteht, überschätzen also Gefahren.
Mit der Zeit bewerten sie immer mehr Situationen als gefährlich. Sie beschäftigen sich übermäßig mit ihrem Gefühlszustand. Im Gegenzug dazu unterschätzen sie ihre eigenen Fähigkeiten. Sie wollen Sicherheiten, wo es keine geben kann. Sie meiden Situationen, ohne überprüft zu haben, ob sie gefährlich sind.
Ängstliche Menschen besitzen sozusagen eine überempfindliche "Alarmanlage”, die ständig vor möglichen Gefahren warnt. Fast jeder Reiz bringt sie zum Auslösen des "Fehlalarms”. Es gibt keine festen Kriterien, wann Angst sinnvoll ist, aber es gibt hilfreiche Fragen, die jeder für sich selbst beantworten kann.
>>> Weiterlesen im Ratgeber Ängste verstehen und überwinden
Kapitel 2
Die wahre Ursache für unsere Gefühle
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Freiburg/Berlin, 20.August 2023
liebe Doris Wolf, lieber Rolf Merkle, liebe Maja Günther und das ganze Team
Es freut mich wrklich sehr, wieder im Verteiler Ihres Newsletters zu sein. zumal eine schwere , schwere Psychose hinter mir liegt, ich diese heil überstandenh habe und jetzt mit tiefer neuer Kraft wieder weiterleben darf, kann und will. Für mich hilfreich waren und sind die intensiven Gespräche mit meiner Psychiaterin und mein christlicher Glaube.(nicht erst seit heute, bereits von Kindesbeinen an habe ich eine intensive Glaubensbeziehung, eher mystisch) Auch meine Tätigkeit als Journalsitin und Künstlerin www.nicola-gastiger-art.de und auch die positiven Überraschungen, die im Leben immer auf uns zukommen egal in welchem Alter.
Wir müssen sie nur auf uns kommen lassen.
In diesem Sinne seien Sie herzlich gegrüsst
Nicola G a s t i g e r und PartnerInnen
POI_INSTITUT
PS: Auch der Starez Soshima (Dostojewski:Die Brüder Karamasow)
hatte das Lächeln insbesondere KIndern gegenüber auf seiner Palette gelungener Lebensführung, auch das innere was dann auch in uns Erwachsenen wirkt, wirken soll!