Auf der Suche nach dem Lebenssinn stellen sich viele Menschen die Frage: „Ist das, was ich im Leben tue, wirklich das Richtige?“ Dieser Beitrag der Serie "Erfahrungen aus der Praxis" gibt Antworten.
In kritischen Phasen des Lebens, in depressiven Tiefs stellen sich viele meiner Patienten die Frage, ob das, was sie gerade tun, richtig ist. Ob es bedeutsam genug ist, um fortgeführt zu werden, oder ob sie nicht etwas ganz anderes tun sollten. Unsere gemeinsame Forschungsreise führt uns dann oft zu deutlich anderen Ergebnissen als vorher angenommen.
Meist beginne ich die Reise mit der Aufforderung: Stelle dir diese drei Fragen:
Irvin D. Yalom, ein bekannter humanistischer Psychotherapeut, vertritt die Meinung:
"Je zufriedener du gelebt hast, um so leichter kannst du sterben."
Die weitere Forschungsreise – um zu erkunden, was wirklich zählt – kann dich vor allem dann zu noch tieferer Erkenntnis führen, wenn du bereits alles, was für dich zählt, realisiert hast und dennoch nicht glücklich bist. Oder aber, wenn in deinem Leben alles Mögliche fehlt, und du seltsamerweise trotzdem glücklich bist.
Letztlich gibt es nichts, was du tun musst – und es gibt nichts, was du nicht tun könntest. Gleichermaßen gibt es nichts, was du haben musst – und es gibt nichts, was du nicht haben solltest. Heirate – und es kann für dich das Wichtigste sein, was zählt. Heirate nicht – und es kann für dich das Wichtigste sein, was zählt. Das eine ist die Fülle und das andere ist die Fülle. Die Fülle der Lebensfreude ist immer dann für dich erfahrbar, wenn das, was dich hier und jetzt umgibt, das ist, was für dich zählt.
Manchmal sind essenzielle Fragen am besten vom Lebensende her zu beantworten. Es heißt ja, dass Menschen kurz vor ihrem Tod noch einmal im Zeitraffer ihr ganzes Leben an sich vorüberziehen sehen. Das mag so sein oder auch nicht – du kannst jedenfalls eine sehr hilfreiche Übung daraus machen. Nicht am Ende deines Lebens, sondern jetzt.
Lege dich hin, schließe die Augen und stelle dir vor: Dies sind unwiderruflich deine letzten Stunden in diesem Körper. Gehe dann in deiner Vorstellung durch die einzelnen Phasen deines Lebens: Kindheit, Pubertät, Ausbildung, deine Partnerschaften, Berufstätigkeit, Familienleben, was auch immer. Was war dir jeweils wichtig? Hast du diesem Wichtigen ausreichend Aufmerksamkeit geschenkt? Was macht dich rückblickend zufrieden? Was bedauerst du? Welche Prioritäten sind geblieben, was hat sich geändert im Laufe der Zeit?
Gehe bis zur Gegenwart. Schau auf dein gegenwärtiges Leben vom Sterbebett aus. Der Blick aus der zeitlichen Entfernung ist ein besonderer. Er ist weniger verstellt vom ganzen Klein-Klein des Alltags und kann darum das große Bild besser wahrnehmen: Was ist gut und stimmig in deinem Leben? Was ist überflüssiger Ballast? Was fehlt dir und wie kannst du das Fehlende in dein Leben holen? Was zählt für dich wirklich, jetzt?
Dein
Gert Kowarowsky
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...danke - gerade heute - eben haben mir Ihre Texte sehr geholfen!