"Ich halte deinen Ego-Trip nicht mehr aus!" In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie besser mit narzisstischen Menschen umgehen können, um selbst psychisch stabil zu bleiben.
Selbstverliebt, kritikunfähig, manipulativ – ausgeprägte Narzissten machen ihren Mitmenschen das Leben zur Hölle. Erfahren Sie in diesem Beitrag, was der Begriff Narzissmus bedeutet, welche Persönlichkeitsmerkmale Narzissten so anstrengend machen und wie Sie den richtigen Umgang mit Narzissten finden.
Anfangs wirken Menschen mit starken narzisstischen Persönlichkeitsanteilen durchaus faszinierend. Eloquent, charmant und charismatisch bewegen sie sich auf jedem Parkett, sie verstehen es, Menschen für sich zu gewinnen und sind durchsetzungsfähig, erfolgsorientiert und leistungsstark. Jedoch bröckelt das Bild von Mr. Big und Mrs. Wichtig meist schon nach kurzer Zeit.
Wenn Narzissten ihr wahres Gesicht zeigen, wird es für ihre Mitmenschen oft unangenehm und anstrengend. Wenn das Selbstbewusstsein sich ins XXL-Format aufbläht, die Geltungssucht unerträglich wird und von Empathie keine Spur vorhanden ist, werden Narzissten zur Herausforderung. Sie selbst empfinden das nicht so. Sie halten sich stets für die Größten und Besten. Und gieren ununterbrochen nach Bewunderung und Anerkennung von außen, um sich wertvoll zu fühlen. Bleiben diese aus, fallen sie in ein tiefes Loch. Gefühle von innerer Leere, Scham, Neid bis hin zu Depression und Suizidgedanken breiten sich aus. Doch woher kommt der Begriff Narzissmus und was bedeutet er?
Der Begriff Narzissmus ist abgeleitet aus der griechischen Mythologie. Der römische Dichter Ovid erzählt in seiner Dichtung Metamorphosen von dem Jüngling Narziss, der alle Verehrerinnen und Verehrer zurückweist und darum von den Göttern mit unstillbarer Selbstliebe bestraft wird. Im Wasser einer Quelle erblickt er sein Spiegelbild und verliebt sich in dieses. Er kann seinen Blick nicht mehr davon abwenden, obwohl er es als Täuschung erkennt. Schließlich stirbt er und verwandelt sich im Tod in eine Narzisse.
Heute wird der Begriff Narzissmus verwendet, um bestimmte Charaktereigenschaften und Personentypen zu beschreiben, deren Verhaltensweisen, Lebensstil und Beziehungsgestaltung.
Jeder Mensch vereint verschiedene Eigenschaften und Merkmale in seiner Persönlichkeit. Diese treten situationsbezogen, mehr oder weniger deutlich im Verhalten und in der Beziehungsgestaltung auf. Je nach dem Charakter einer Person erscheinen sie ausgeprägter vorhanden, können erkannt und reguliert oder angepasst werden und bleiben im Allgemeinen sozial verträglich.
Narzisstische Persönlichkeitszüge in Form von selbstbezogener Liebe und selbstbewusstem Auftreten in einem verträglichen Maß, erscheinen sinnvoll und wünschenswert. Wenn sie aber überhandnehmen, stabil und langanhaltend vorhanden sind, so dass Personen in ihrer Selbstregulation und in der Beziehungsgestaltung immer wieder an Grenzen stoßen, spricht man von einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Diese stellt ein komplexes Krankheitsbild dar, das zu erheblichen Problemen im sozialen Umgang und persönlichem Leid führt und zur Behandlung den Rahmen einer professionellen Therapie bedarf.
Narzissten gelten zum einen als erfolgsorientiert, wortgewandt und charismatisch, zum anderen als egozentrisch, geltungsbedürftig und leicht kränkbar. Es treffen in diesem Persönlichkeitsbild zwei, zunächst widersprüchliche Eigenschaften aufeinander. Grandiosität und Selbstüberschätzung und ein schwaches Selbstwertgefühl verbunden mit ausgeprägter Empfindlichkeit gegenüber Kritik. Dazu kommt ein Mangel an Einfühlungsvermögen, an Empathie gegenüber anderen.
Durch die Vorstellung von eigener Größe, Überlegenheit und auch durch Entwertung/Verachtung anderer Menschen gleichen narzisstische Menschen ihren Mangel an positivem Selbstwert aus. Sie bewegen sich in Vorstellungen von Erfolg, Großartigkeit und Idealen, präsentieren sich entsprechend nach außen, bekommen dafür Interesse, Zuwendung und Bewunderung gespiegelt (parallel zum Verhalten der mythologischen Figur des Narziss). Und sie neigen dazu, die eigenen Fähigkeiten zu überschätzen. Stoßen sie dabei auf Kritik, Realitätsabgleich und mangelnde Anerkennung durch das Gegenüber, erleben sie das als Kränkung und Ablehnung der eigenen Person und aufgrund des schwachen Selbstwertes als schmerzhaft und auch beschämend (Narziss erkennt die Täuschung). Entsprechend sind die Reaktionen auf diese empfundene Kränkung von Wut, Ablehnung, Verletzung und Entwertung des Gegenübers bis hin zum Kontaktabbruch gekennzeichnet. Die entstandene Aggression wird zum Teil auch gewaltsam und destruktiv nach außen oder gegen sich selber gerichtet (Tod des Narziss). Der Mangel an Empathie/Einfühlungsvermögen in andere führt spätestens dann zu beträchtlichen Problemen in der Beziehungsgestaltung, so werden Narzissten oft als rücksichtslos und verletzend empfunden.
Wichtig für das Verständnis und den Umgang mit narzisstischen Persönlichkeiten ist die Vorstellung, dass das narzisstische Handeln dazu dient, dem eigenen schlechten Selbstwertgefühl nicht ständig ausgesetzt sein.
Das bedeutet, dass Unsicherheit, Schamgefühl, Angst vor Enttäuschungen dem grandiosen Auftreten zugrunde liegen und dadurch ausgeglichen werden. Dr. med. Peter Falkai, Professor für Psychiatrie von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde formuliert das narzisstische Phänomen so: „Aus dem erhöhten Selbstkonzept entsteht für die Betroffene eine permanente Bedrohung durch andere, die diese Selbstdarstellung in Fragen stellen. Das Umfeld fordert früher oder später eine realistische Sichtweise der Wirklichkeit ein. Das drängt Narzissten in Erklärungsnot und führt fast zwangsläufig zu weiteren Rechtfertigungen, Konstruktionen oder auch Lügen. In dem Bestreben, die eigene Glaubwürdigkeit aufrechtzuerhalten, geraten Betroffene oft in eine Art Teufelskreis, der einen ständigen Druck ausübt und auch eine Eskalation zu Folge haben kann.“
Narzisstische Menschen sind also auf die äußere Bestätigung angewiesen, um das eigene Selbstwertgefühl aufrechtzuerhalten. Sie stehen unter Stress, durch ihre eigene Selbstüberschätzung in die Gefahr das Versagens kommen. Kritik oder Infragestellung erleben sie als Ablehnung ihrer Person, Zurückweisung als extreme Kränkung und bis hin zur existenziellen Bedrohung des Ichs. So ist zu verstehen, dass neben Aggression und Depression auch Selbstmordgedanken und Selbstmorde als schwerwiegenden Folgen zu einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung gehören können.
Die Narzisstische Persönlichkeitsstörung ist bei 0,5–2 Prozent der deutschen Bevölkerung vorhanden. Das betrifft also in Zahlen ausgedrückt immerhin etwa 1,3 Millionen Menschen. 75 Prozent davon sind Männer. Die Suizidrate bei narzisstischen Persönlichkeitsstörungen liegt bei 14 Prozent und somit im Vergleich zu anderen Störungen sehr hoch. Doch warum ist Narzissmus als psychische Erkrankung immer noch nicht wirklich beachtet? Das Problem für Psychologen, Psychiater, aber auch für das Umfeld von Narzissten ist, dass die Symptome einer narzisstischen Störung nicht immer eindeutig erscheinen. Um die Diagnose zu verbessern, wurde 2008 eine wissenschaftliche Einteilung von Narzissmus in drei Subtypen vorgenommen:
Folgende Merkmale bestimmen im Wesentlichen die narzisstische Persönlichkeitsstörung:
Maßlose Selbstüberschätzung: Narzissten erleben sich als größer und wichtiger als sie in Wirklichkeit sind. Sie empfinden sich und ihre Probleme als einzigartig und besonders, sie übertreiben ihre eigene Leistung und Talente. Sie sind deshalb auch überzeugt nur von besonderen wichtigen und einzigartigen Menschen verstanden werden zu können, nur diese werden ihnen gerecht. Entsprechende Kontakte werden gesucht, hergestellt und gepflegt, andere lassen sie links liegen oder fallen.
Grandiosität und Idealisierung: In ihren Fantasien sehen sich Narzissten als grenzenlos erfolgreich, mächtig, attraktiv und unübertroffen an. Sie erwarten für sich ideale Liebe und Schönheit.
Überhöhte Ansprüche: Narzissten zeigen ein hohes Anspruchsdenken verbunden mit der Erwartung, dass diese auch erfüllt wird. Sie wirken arrogant und hochmütig in Ansichten und Verhalten.
Kritikunfähigkeit: Narzissten können schlecht oder gar nicht mit Kritik umgehen. Sie sind nicht fähig, eigene Fehler einzugestehen bzw. leugnen diese. In ihrem Inneren erleben sie Scham, Wut und Demütigung als Reaktion auf Kritik.
Ausbeuterische Beziehungen und mangelnde Empathie: Narzissten nutzen ihre Mitmenschen aus, um die eigenen Ziele zu erreichen. Oft gehen sie dabei manipulativ vor. Die Fähigkeit zu Empathie, das heißt Gefühle und Bedürfnisse anderer wahrzunehmen, darauf einzugehen oder sie zumindest zu akzeptieren, ist kaum oder nicht vorhanden.
Sucht nach Anerkennung und Bewunderung: Das permanente und übertriebene Bedürfnis nach Bewunderung, Anerkennung und Bestätigung zeichnet Narzissten in hohem Maß aus. Sie benötigen dies existenziell und können nie genug bekommen.
Neid: Narzissten sind oft neidisch auf andere oder glauben, dass andere auf sie neidisch sind.
Experten gehen, wie bei den meisten psychischen Störungen, von einem Zusammenwirken von biologischen, psychischen und umweltbedingten Faktoren aus. Es wird vermutet, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen, die verschiedenen Theorien der psychologischen Schulen und Ausrichtungen verorten die Ursachen von Narzissmus in der Kindheit. Hierbei spielt die Eltern-Kind-Beziehung eine wesentliche Rolle.
So kann die Entstehung von narzisstischen Persönlichkeitsstörungen begünstigt werden, wenn die Betroffenen als Kinder emotional keine verlässlichen Bindungen eingehen können und keine adäquate und ausgeglichen Reaktion der Eltern auf ihr Verhalten erfahren. Wenn ein Kind wenig Anerkennung bekommt, die Eltern wenig einfühlsam sind und das Kind mit Ansprüchen überfordern. Es ist ein wesentlicher Punkt in der Entwicklung eines positiven und belastbaren Selbstwertes, einem Kind zu vermitteln, dass es um seiner selbst willen geliebt und anerkannt ist.
Wenn Liebe und Wertschätzung leistungsgebunden vermittelt werden, entwickeln Kinder das Verhalten, ständig eigene Leistung zu betonen und sich bestmöglich darzustellen, um Anerkennung zu bekommen.
Es kann aber auch sein, dass Eltern das Kind und seine Wünsche zu übertrieben mit Aufmerksamkeit bedenken, loben, bewundern und idealisieren. Die Kinder geraten unter Druck, schwanken hin und her zwischen einem überhöhten Selbstwertgefühl und der Angst, der Idealisierung nicht gerecht zu werden. Diese Muster, die in der Kindheit geprägt und erlernt werden, finden wir bei den Erwachsenen wieder. Zuwendung und Anerkennung und sind also an Leistung und äußere Grandiosität gebunden, müssen vom Gegenüber gespiegelt und bestätigt werden, und sind nicht in einem stabilen Ich verankert, sicher in dem Gefühl aus sich heraus ein liebenswerter, geschätzter Mensch zu sein, der sich aus eigener Kraft stabilisieren kann.
Facebook, Instagram, TikTok und Co. sind die perfekten, modernen Bühnen der Selbstdarstellung. Die eigene Einzigartigkeit wird aufwändig inszeniert und als Belohnung winken steigende Followerzahlen und Likes. Diese Anerkennung und Bewunderung brauchen Narzissten, um sich geliebt zu fühlen und den Selbstwert zu pushen. So wundert es nicht, dass die sozialen Medien von Narzissten in hohem Maß bevölkert werden (aber: nicht jeder aktive Instagram-User ist ein Narzisst!). Hier können schnell unverbindliche, oberflächliche Kontakte aufgebaut und die eigene positive Selbstdarstellung über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten werden. Die Gefahr, nach der anfänglichen Faszination als Blender und Manipulator aufzufliegen, sinkt im Vergleich zur analogen Welt. Wenn das Bedürfnis nach Anerkennung allerdings nur noch online zu befriedigen ist, sollte man sich therapeutische Hilfe holen. Narzissmus kann auch ein Risikofaktor für eine Online-Sucht sein.
Nicht immer können wir den Kontakt zu Narzissten unserem Umfeld vermeiden. Und das kann uns viele Nerven kosten. Wie Sie besser mit narzisstischen Menschen klarkommen und dabei selbst stark und resilient bleiben, zeigen folgende Tipps.
Tipp 1 Erkennen Sie den Narzissten
Der erste Schritt ist die Erkenntnis, dass Ihr Gegenüber ein Mensch mit narzisstischen Merkmalen oder sogar einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung ist. Lassen Sie sich von seinem arroganten und aufgeblasenen Ego nicht aus der Ruhe bringen. Und, ganz wichtig, nehmen Sie sein Verhalten nicht persönlich. Es hat nichts mit Ihnen zu tun, sondern liegt in der Persönlichkeit des Narzissten begründet. Er kann nicht anders. Und er hat das Problem, nicht Sie!
Tipp 2 Wahren Sie Distanz zu seiner Präsenz und bewahren Sie Ihre Autonomie
Narzissten besitzen meist eine faszinierende und schillernde Ausstrahlung. Lassen Sie sich von deren Großartigkeit nicht blenden und einschüchtern. Gehen Sie auf kritische Distanz und bleiben Sie ihren eignen Bedürfnissen treu. Hinterfragen sie wachsam die Äußerungen des Narzissten und reflektieren sie die Warnsignale in Ruhe. Mit Abstand sind Sie besser in der Lage, rational und argumentativ zu reagieren und Ihre Interessen aufzuzeigen.
Tipp 3 Erkennen Sie seine sensible Seite und zeigen Sie Mitgefühl
Wenn Sie es schaffen, die wahren Beweggründe des selbstverliebten und egoistischen Verhaltens des Narzissten zu erkennen, fällt Ihnen der Umgang bereits leichter. Machen Sie sich bewusst, dass das gedemütigte, schwache Kind, das sich nach Liebe sehnt und sich ohne Anerkennung von außen wertlos fühlt, das Kernproblem des Narzissten ist.
Tipp 4 Ignorieren Sie den Narzissten nicht und hören Sie ihm zu
Auch wenn es schwerfällt, versuchen Sie respektvoll zu bleiben und sich in der Kommunikation nicht auf das Niveau des Narzissten zu begeben. Hören Sie ihm aufmerksam zu. Zeigen Sie echtes Interesse an ihm. Erkennen Sie seine Leistungen an. Denn wenn der Narzisst das Gefühl hat, ignoriert zu werden, fasst er das als Affront gegen seine Person auf und wird sofort zum Gegenschlag ausholen.
Tipp 5 Verpacken Sie Kritik in angemessenes Lob
Einen Narzissten zu kritisieren kann einem Himmelfahrtskommando gleichen, denn er ist kritikunfähig und Wutanfälle sind vorprogrammiert. Sie können es ihm nicht rechtmachen, egal wie sie agieren. Wenn Sie ihn erreichen möchten, seien Sie behutsam und verpacken Sie Ihre Kritikpunkte in lobende und anerkennende Worte, die er mehr als alles andere braucht. Stellen Sie seine Fehler als Versehen dar. Nur so erreichen Sie Ihre Ziele. Achten Sie aber darauf, dass das Lob authentisch und echt ist. Übertriebene Lobpreisungen wird der Narzisst schnell durchschauen und Sie dann noch weniger respektieren.
Tipp 6 Setzen Sie Ihre eigenen Grenzen
Es ist sehr wichtig, dass Sie im Umgang mit Narzissten Ihre Grenzen deutlich und klar ziehen. Machen Sie sich zunächst selbst bewusst, wie weit Sie gehen möchten und können. Danach zeigen Sie ihrem narzisstischen Gegenüber unmissverständlich auf, wozu Sie nicht bereit sind. Das wird die Angriffe auf Sie zwar nicht komplett verhindern können, aber es besteht die Hoffnung, dass der Narzisst vorsichtiger wird, wenn er sich Ihrer Grenze nähert.
Und denken Sie immer daran: Ihre Resilienz und Ihre seelische Gesundheit stehen an erster Stelle!
Tipp 7 Haben Sie nur begrenzte Erwartungen an einen Narzissten
So sehr die aufregenden und glamourösen Seiten der Narzissten anziehend sein können, so wenig ist es Narzissten möglich, tiefe emotionale Bindungen und echte Empathie zu empfinden und zu geben. Seien Sie sich deshalb immer bewusst, dass emotionaler Halt, Trost und Verständnis nicht zum Standardrepertoire einer Beziehung zu einem narzisstischen Menschen gehören.
Tipp 8 Suchen Sie einen emotionalen Ausgleich bei Dingen und Menschen, die Ihnen guttun
Aufrichtiges Verständnis, Empathie und Anteilnahme sind nicht die Stärken von Narzissten. Suchen Sie Ihren emotionalen Ausgleich bei anderen Menschen und Hobbies, die sie erfüllen und Ihren Bedürfnissen Rechnung tragen. Entgehen Sie der Abwertung des Narzissten, indem Sie sich mit Freunden umgeben, sie sie so akzeptieren, wie sie sind, Sie stärken und Ihnen Bestätigung und Selbstvertrauen schenken.
Tipp 9 Erkennen Sie Ihre Stärken und achten Sie Ihren Selbstwert
Es ist eine Illusion zu denken, mit einem Narzissten auf Augenhöhe agieren zu können. Narzissten glauben, dass sie anderen Menschen überlegen sind und brauchen die Bestätigung und Anerkennung durch die Abwertung der anderen. Lassen Sie sich nicht darauf ein, sondern führen Sie sich immer wieder Ihre Stärken vor Augen. Das fördert Ihr Selbstwertgefühl und macht sie widerstandsfähiger gegen verletzende Abwertungen.
Tipp 10 Versuchen Sie nicht, Narzissten zu therapieren
Erziehungsversuche bringen nichts. Narzissten sind überzeugt, makellose Wesen zu sein. Sie erkennen nicht, dass sie ein Problem haben und ihre Verhaltensweisen auf andere toxisch wirken. Im Gegenteil: Es sind immer die anderen schuld und verantwortlich, wenn es kracht und das Zusammenleben aus dem Ruder läuft. Versuchen Sie also nicht, Narzissten eine Therapie aufzudrängen. Sie werden immer erfolglos bleiben und am Ende vielleicht selbst therapiebedürftig.
Tipp 11 Ziehen Sie die Reißleine
Wenn alles nicht mehr hilft, die Attacken und Verletzungen zu tief werden, der Leidensdruck zu groß ist, kann es richtig sein, die Notbremse zu ziehen und den Kontakt zu Ihrem narzisstischen Gegenüber abzubrechen. Das Wichtigste ist, dass Sie auf Ihre Gefühle und Bedürfnisse hören und Ihre emotionale Stabilität nicht verlieren. Der finale Schlussstrich, so schwer er auch fallen mag, ist ein Zeichen von großer Stärke und kann Sie in Ihrer persönlichen Entwicklung weiterbringen.
Menschen mit narzisstischen Persönlichkeitszügen haben Schwierigkeiten, sich Hilfe von außen zu holen. Sie erkennen Ihre Defizite und Probleme nicht, beziehungsweise sie schreiben sie im Sinne der innerpsychischen Abwehr ihrem Umfeld zu. Meist führen erst handfeste Krisen, Konflikte, Beziehungsabbrüche, Depression, Suchterkrankung oder Suizidalität zu therapeutischem Kontakt.
Die beste Behandlung ist eine Psychotherapie. Im therapeutischen Setting wiederholen sich die narzisstischen Muster mit Kränkbarkeit, Abwehr und Beziehungsabbruch, Idealisierung und Entwertung, Manipulation und Lüge. Wichtig ist deshalb sowohl für den Therapeuten als auch allgemein im Umgang mit narzisstischen Persönlichkeiten, klare Regeln aufzustellen, Grenzen zu setzen und zu versuchen die zentralen, eigentlichen Bedürfnisse (unbedingte Anerkennung und Liebe) zu benennen und darauf einzugehen. Eine wertschätzende und einfühlsame Haltung des Therapeuten ist wichtig – konstant und unabhängig von Idealisierung oder Abwertung seiner Person. So kann der Betroffene die Erfahrung machen, dass er als Person Respekt und Wertschätzung erhält, und langsam ein positiveres Selbstbild entwickeln. Feste Denkmuster wie "Ich muss der Beste sein, um geliebt zu werden!" können hinterfragt werden. Die Betroffenen können Schritt für Schritt lernen, Selbstwertgefühl nicht nur von außen abhängig zu machen, besser mit Kritik umzugehen, und mehr soziale Kompetenz und Einfühlungsvermögen zu erlangen, in der Einzeltherapie aber auch durch Rollenspiel oder Gruppentherapie.
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Guten Tag,
ich habe inhaltlich zum Artikel wenig zu sagen, der ist gut gelungen.
Ich will jedoch darauf hinweisen, dass es nicht mehr zeitgerecht ist, Suizide bzw. Suizidgedanken mit dem Ausdruck Selbstmord bzw. Selbstmordgedanken zu benennen. Diese Begriffe sind stignatisierend: https://clinicum-alpinum.com/ratgeber/warum-der-begriff-selbstmord-problematisch-ist/
Ansonsten: danke für den Artikel 😊
Beste Eine Sozialarbeiterin
Persönlichkeitsgestörte der Gruppe Cluster B sind nicht therapierbar. Sie versuchen allenfalls den Therapeuten auf ihre Seite zu ziehen und andere als die Schuldigen darzustellen. Im englischsprachigen Raum wird diese Störung viel klarer definiert, Auch die Bemerkung, diesen Seelenräubern mit Einfühlungsvermögen zu begegnen, ist nicht zielführend, ja sogar sehr gefährlich. Die einzige Möglichkeit besteht im radikalen Kontaktabbruch. Auch wird hier sehr stark auf den grandiosen Typ eingegangen. Sehr viele aber kommen ganz anders daher. Der niedrige prozentuale Anteil entspricht bei weitem nicht der Realität.