Angst zu Versagen 3 und 4: Ursachen

Ursache der Angst vor einem Misserfolg sind die Angst vor Ablehnung und Zurückweisung. Alles zu den Ursachen der Versagensangst.

Was sind die Ursachen der Versagensangst? Darüber informiert dieses Video.

Die Angst zu versagen ist erlernt. Aufgrund bestimmter Erfahrungen in der Kindheit entwickeln wir ein geringes Selbstwertgefühl und damit einhergehend vielleicht die Forderung, perfekt sein zu müssen. Als Folge davon, dass wir uns selbst nicht annehmen, entsteht ein unangemessen starkes Bedürfnis nach Anerkennung. Dieses Verlangen nach Anerkennung führt zu der Angst vor Ablehnung und damit zur Versagensangst.

D.h. hinter der Angst, zu versagen, steckt die Angst vor Ablehnung. Schauen wir uns an, woher die Angst vor Ablehnung rührt. Die Angst vor Ablehnung entwickelt sich in den ersten Lebensjahren. In dieser Zeit lernen die meisten von uns 2 wichtige Lektionen:

Lektion 1: Ich werde nur akzeptiert, wenn ich perfekt funktioniere.
Lektion 2: Ich bin nur liebenswert, wenn ich eine gute Leistung bringe.

Wenn wir von unseren Eltern nur angenommen und gelobt werden, wenn wir perfekt funktionieren, und sie uns ablehnen, wenn wir Fehler machen, dann lernen wir: Ich muss gut sein, um Zuwendung zu bekommen. Wenn die Eltern mich nicht mögen, wenn ich Fehler mache, dann kann ich mich selbst auch nicht mögen.

Dabei reicht es schon, dass wir als Kinder den Eindruck haben, nicht um unserer Selbst willen gemocht zu werden. Es müssen keine Worte fallen und wir müssen nicht geschlagen werden, um das Gefühl zu haben, abgelehnt zu werden. Schon ein strafender, tadelnder oder enttäuschter Blick reichte vielleicht, um uns in Lebensgefahr zu sehen.

Ingeborg, eine Betroffene, erzählt:

Ich habe als Kind nur positive Zuwendung bekommen, wenn ich "gut funktionierte". Ich hörte von meiner Mutter immer: "Ich wünsch mir, dass ich stolz auf meine Tochter sein kann". Erfüllte ich nicht ihre Erwartungen, bekam ich zu hören: "Du enttäuschst mich. Ich hätte mehr von dir erwartet".

Das hat mir damals unheimlich Angst gemacht. Als Kind nimmt man solche Worte todernst. Heute habe ich totale Angst vor Ablehnung, wenn mal was schief geht oder ich irgendwas nicht richtig mache. Das ist doch zu blöd. Ich weiß ja, dass die Welt nicht untergeht, wenn ich etwas falsch mache. Aber ich habe sofort dieses Gefu?hl, als ob dem so wäre.

Warum nehmen wir uns als Kinder solche Worte so zu Herzen und warum reagieren wir als Erwachsene immer noch so verängstigt? Der Grund ist: Wir sind als Kinder völlig abhängig von der Zuwendung und Fürsorge unserer Eltern. Ohne sie können wir nicht überleben. Eine Ablehnung empfinden wir als Kinder immer als ein im Stich-Gelassen- und Verstoßen-Werden. Und das kommt fu?r ein dreijähriges Kind einem Todesurteil gleich. Haben wir nicht das Grundvertrauen, dass man fu?r uns sorgen wird, dann entwickeln wir eine große Angst vor Ablehnung.

Als Erwachsene hängt unser Leben nicht mehr vom Urteil anderer Menschen ab. Dennoch empfinden wir bei Ablehnung reflexartig so, wie das drei- oder fünfjährige Kind, das seinen Eltern auf Gedeih und Verderben ausgeliefert war. Der Grund ist: Wir tragen quasi immer noch den kleinen verängstigten Jungen oder das kleine verängstigte Ma?dchen in uns, die eine Ablehnung als existenzielle Bedrohung empfinden.

Eine andere Lektion in unserer Kindheit und Jugendzeit bestand vielleicht darin, uns kaum zu loben und uns stattdessen auf sehr persönliche und verletzende Weise auf unsere Fehler und Schwächen aufmerksam zu machen. Wir mussten uns vielleicht häufig anhören:

  • Du taugst nichts.
  • Aus dir wird nie etwas werden.
  • Du bist ein Tollpatsch.
  • Wegen dir muss man sich schämen. Du bist zu nichts zu gebrauchen.

Und so haben wir gelernt, uns für unfähig anzusehen, für Fehler zu verurteilen und abzulehnen. Ja, wir können sogar gelernt haben, uns für unsere Versagensangst zu verurteilen - nämlich dann, wenn uns die Eltern immer wieder erzählten, dass wir ein Angsthase seien oder keine Angst zu haben bräuchten. Vielleicht haben unsere Eltern auch hohe Erwartungen in uns gesetzt und wir fühlten uns häufig überfordert, sodass wir nicht die Erfahrung machen konnten, dass wir fähig sind und Aufgaben erfolgreich abschließen können.

Wir haben die Einstellung entwickelt: "Ich kann mich anstrengen, wie ich will, ich schaffe es nicht". Wir haben gelernt, an unseren Fähigkeiten zu zweifeln, und haben kein Selbstvertrauen entwickelt. Wir können uns die Versagensangst aber auch abgeschaut haben. Eltern, die selbst unter großer Versagensangst leiden, können uns natürlich keine positiven Vorbilder sein und uns zeigen, wie man Selbstvertrauen entwickelt und mit Niederlagen und Misserfolgen umgeht.

Ein Teufelskreis: Angstgedanken und Versagensgefühle

Zwei Einstellungen sind für die Angst, zu versagen, verantwortlich. Wie diese lauten und wie der Teufelskreis von Angstgedanken und Versagensgefühlen aussieht, das findest du in diesem Video.

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