Sterben gehört genauso zum Leben, wie geboren zu werden. Sich mit dem Tod bewusst auseinanderzusetzen hilft uns, das Leben mehr wertzuschätzen. Wir gewinnen dadurch Klarheit über das, was wirklich im Leben zählt. 4 Tipps zeigen dir, wie du ein Gespräch über den Tod und das Sterben beginnen kannst.
Wir alle wissen es: Unser Leben ist nicht unendlich und läuft unweigerlich darauf hinaus, dass wir sterben werden. Warum aber verdrängen viele Menschen diese Erkenntnis so beharrlich, die alle ein Leben lang begleitet? Die Antwort ist einfach: Vor dem Tod haben viele eine Todesangst. Sie befürchten zutiefst, er könne alle ihre Gedanken betrüben und ihnen die Lust aufs Leben nehmen. Geht es dir ähnlich? Drückst du dich ebenfalls vor diesem Thema? Dann nimmst du dir ein Stück Lebensfreude. Denn wenn wir uns gemeinsam damit auseinandersetzen, wie der Prozess des Sterbens abläuft, können wir es verstehen, es annehmen und uns gegenseitig Mut machen, nicht allein zu sein.
Der Tod gehört zu den größten Tabuthemen unserer Gesellschaft. Die meisten Menschen vermeiden es, sich damit auseinanderzusetzen – auch dann noch, wenn sie selbst oder Angehörige und nahe Freunde mit dem Sterben konfrontiert sind, wenn es darum geht, den Nachlass zu regeln oder den Tod in einer Anzeige zu formulieren. Dabei begleitet uns das Sterben tagtäglich: In unzähligen Büchern, Podcasts, Filmen und Serien sterben Menschen oder werden getötet, in den Nachrichten lesen, hören oder sehen wir täglich abertausende Todesopfer in Kriegen, Natur- oder anderen Katastrophen. Auch in unserer Lebenswirklichkeit, in unserem engen und weiteren Umfeld, in der Familie, im Freundeskreis und unter unseren Kolleginnen und Kollegen gibt es immer wieder Todesfälle. Der Tod ist ein ständiger Begleiter unseres Lebens und macht auch nicht halt vor den Mächtigsten dieser Welt. Wir sollten also eigentlich damit umgehen und darüber sprechen können.
Dass es uns dennoch so unglaublich schwerfällt, liegt daran, dass dieses finalste aller Ereignisse im Leben in den meisten von uns Hilflosigkeit, Verzweiflung und Ängste auslöst. Viele Menschen geraten schon beim Gedanken an den Tod in Panik. Menschen dagegen, die beruflich jeden Tag mit dem Tod zu tun haben wie Ärzte, Bestatter:innen oder Sterbebegleitende, heben immer wieder hervor, wie wichtig es ist, dass wir uns mit dem eigenen Sterben auseinandersetzen. Denn der bewusste Abschied vom Leben und die frühzeitige Vorbereitung darauf kann nicht nur den Prozess des Sterbens erleichtern, sondern auch die Trauer und das Weiterleben der Angehörigen. Mehr noch: Wenn wir uns immer wieder bewusst machen, dass wir irgendwann sterben werden, kann uns das dazu anhalten, unserem Leben aufmerksamer zu begegnen und zu genießen, was wir gerade haben. Wenn wir über unser Ende nachdenken, dann erkennen wir, was wirklich wichtig ist im Leben. Wie kann das gelingen?
Bevor du dich ohne akuten Anlass mit anderen Menschen über den Tod auseinandersetzt, frage dich zunächst, was dir im Zusammenhang mit Tod und Sterben am meisten Angst macht und dich besonders belastet. Ist es der Tod selbst oder der Prozess des Sterbens? Ist es der Abschied von geliebten Menschen? Ist es das Wissen darum, dass du dein Leben mit all seinen Vorzügen verlassen musst? Ist es dein Tod oder der Tod von nahen Menschen?
Dieses genaue Erforschen deines emotionales Zustands hilft dir einerseits herauszufinden, woher dieser kommt. Etwa von dem abrupten Tod einer oder eines nahen Angehörigen oder einem Unfall, bei dem du jemanden hast sterben sehen. Zum anderen nimmt es die Wucht des Themas und hilft dir, deine Gefühle zu sortieren. Beispielsweise wird in qualitativen Studien und Interviews immer wieder festgestellt, dass die meisten Befragten den Tod von anderen Menschen und ihren eigenen Tod unterschiedlich bewerten. Zum Tod anderer äußerten sie sich häufiger mit Begriffen wie "traurig sein", "Angst" und "Verlust". Ihren eigenen Tod beschrieben sie dagegen mit positiveren Begriffen wie "unvermeidlich", "Frieden" und "natürlich". Auch ist bekannt, dass zu den schlimmsten Ängsten von Kindern die Vorstellung gehört, dass ein Elternteil stirbt, nicht sie selbst.
Und dann gilt auch hier, wie in vielen anderen Herausforderungen: Probiere es aus. Vielleicht wird es dir nicht auf Anhieb gelingen, ein gutes Gespräch über Tod und Sterben zu führen. Vielleicht blocken die anderen ab, vielleicht ist es auch dir selbst schnell zu viel. Doch lass dich von Rückschlägen nicht abhalten. Gemeinsam über das Sterben zu sprechen, kann euch fürs Leben stärken. In allen Studien, in denen es um eine Auseinandersetzung mit Tod und Sterben ging, wurde festgestellt, dass die Teilnehmenden im Lauf der Zeit einen positiveren Blick auf das Thema fanden. Sie verwendeten friedvollere Begriffe und Umschreibungen, um ihre Gefühle im Hinblick auf den Tod zu beschreiben, und drückten dabei immer mehr Wertschätzung dem Leben gegenüber aus.
Es ist nicht leicht, dieses schwierige und für viele unangenehme Thema anzusprechen, es erfordert Mut und vielleicht sogar Überwindung. Aber wenn der erste Schritt getan ist, wird es leichter. Wie du leichter ein Gespräch über das Sterben und den Tod anfangen kannst, zeigen dir folgende Tipps.
Klingt das lustig oder ironisch? Soll es auch! Es schadet nichts, sich dem Thema Tod und Sterben mit einer humorvollen Haltung zu nähern. Sie hilft dir aber auch, den Tod nicht mit einer Art von Aberglaube zu verbinden, nach dem Motto: Nur nicht beim Namen nennen, sonst kommt das Übel über uns! Der Tod lässt sich nicht herbeireden oder totschweigen. Über ihn zu reden, wird deiner psychischen und körperlichen Gesundheit nicht schaden – im Gegenteil.
Auch wenn ihr das Gespräch über den Tod in einer humorvollen Haltung beginnen wollt, ist es ratsam, darauf zu achten, dass das Thema in der Runde nicht ins Lächerliche gezogen wird oder jemand die Meinung anderer kleinmacht oder ausplaudert. Sich gegenseitig vertrauen zu können, ist gerade bei diesem Thema besonders wichtig. Beziehe das in die Wahl deiner Gesprächspartnerinnen und -partner ein und sprecht euch zu Beginn über eure Erwartungen, Befürchtungen und gemeinsamen Regeln ab.
Ein Gespräch über den Tod ist nicht leicht. Aber deshalb müsst ihr es nicht bei Kerzenschein und im abgedunkelten Zimmer führen. Trefft euch im Garten bei Kaffee und Kuchen oder geht auf einen gemeinsamen Waldspaziergang. Gerade in der Natur wird der Kreislauf von allem Lebendigen deutlich. Das hilft, eurem Gespräch die Tragik zu nehmen und bindet euch ein in ein größeres Ganzes.
So verhinderst du, dass das Gespräch über den Tod ausufert und dir zu viel wird, und verbesserst gleichzeitig die Chancen, einen Lösungsweg für dein konkretes Problem, deine Angst oder einfach nur deine Frage zu finden.
Hab den Mut und fass dir ein Herz, mit anderen über Tod und Sterben zu sprechen – auch ohne konkreten Anlass und bevor es zu spät ist. Ihr werdet eine Menge erfahren, das den Schrecken nimmt und das Leben lebenswert macht.
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Hallo,
Gerade nach dem durchlesen dieses Artikel , wird mir warm ums Herz . Wertschätzung und Dankbarkeit umgibt mich jetzt . Danke .
Mein Mann ist vor fast genau einem Jahr mit 66 Jahren tödlich verunglückt. Dass wir zu Lebzeiten wiederholt über das Thema Endlichkeit gesprochen haben und wie will ich einmal beerdigt werden, dass nichts selbstverständlich ist und wir so dankbar sein können für alles, das hat mir geholfen, dass es mir nicht den Boden unter den Füßen weg gezogen hat und ich nicht in ein tiefes Loch gefallen bin. Aber auch mein Glaube und „ Getragensein“im Leben. Und trotzdem ist es sehr schwer...