Unsere inneren Stimmen sind sich meist nicht einig. Wenn wir vor Herausforderungen stehen, lohnt es sich aber, alle unterschiedlichen Gedanken und Gefühle ernst zu nehmen. Sie alle helfen dir, Lösungswege zu finden.
Kennst du das? Du stehst vor einer Herausforderung und sofort wachsen in dir unterschiedlichste Gedanken und Gefühle. Widersprüchliche Fragen kommen auf wie: Kann ich den Schritt wagen? Muss ich auf andere hören? Wäre es nicht besser, abzuwarten? Wie kommt das an, was ich mache? Oder auch: Was geschieht, wenn ich scheitere? Schnell kann so eine lähmende innere Diskussion entstehen. Wünschst du dir dann, deine Zweifel, Ängste und Sorgen einfach abzuschütteln? Verständlich – und doch haben auch sie ihre Berechtigung, meist wollen sie dich nämlich schützen. Um gute Lösungen zu finden, gilt es daher, zunächst alle inneren Stimmen einzubeziehen und am Ende selbst eine Entscheidung zu treffen.
Wenn wir ehrlich in uns hineinhören und unseren Gemütszustand erspüren, finden wir nur selten eine vorherrschende Stimme, die uns sagt, was wir in einer bestimmten Situation tun oder wie wir uns verhalten sollen. In der Regel stoßen wir auf ganz unterschiedliche Stimmen. Das Problem dabei ist: Diese Stimmen, also unsere Gedanken und Gefühle, sind sich selten einig. Und meist setzen sie alles daran, Einfluss auf das zu nehmen, was wir nach außen hin sagen und wie wir handeln.
In unserem Innern verhält es sich also nicht viel anders als in einer Gruppe oder einem Team. Dort gibt es Menschen mit unterschiedlichen Charakteren und Bedürfnissen. Und auch, wenn sie eine gemeinsame Aufgabe meistern müssen, werden sie diese auf ganz unterschiedliche Art angehen wollen, werden ihre Bedenken oder Lösungswege sprichwörtlich in den Ring werfen und versuchen, die Gruppe davon zu überzeugen. Da kann es leicht zu Streitigkeiten kommen, die am Ende die ganze Gruppe in ihrer Arbeitsfähigkeit ausbremsen. Sicher hast du so etwas schon einmal in einer Gruppensituation erlebt. Kommt dir das auch von deinen eigenen Entscheidungsprozessen bekannt vor? Empfindest du es als anstrengend, belastend oder gar niederschlagend?
Dann ist es Zeit, eine neue Herangehensweise für deine inneren Prozesse zu wählen, mit der du die sogenannte innere Pluralität, also deinen geistigen und seelischen Flohzirkus, besser in den Griff bekommst.
Das beginnt damit, Verständnis für alle inneren Stimmen, mit ihren unterschiedlichen Sichtweisen zu finden. Ja, mehr noch, sich darüber zu freuen. Denn, dass in dir eine Vielfalt herrscht, ist eigentlich sogar ein optimaler Zustand. Überlege einmal, was geschehen würde, wenn du immer eins mit einer inneren Stimme wärst. Schon bei alltäglichen Aktivitäten, wie eine Straße zu überqueren, wärst du dann ohne die warnende Stimme, die dich dazu bringt, den Autoverkehr abzuschätzen. So würdest du dich jedes Mal einer durchaus großen Gefahr für dein Leben aussetzen.
Gleichzeitig wäre es auch unklug, um in dem Beispiel zu bleiben, dich einer ewigen inneren Diskussion hinzugeben zwischen der Stimme, die dich vor dem Auf-die-Straße-treten warnt, und derjenigen, die dich dazu drängt, weil du einen Termin hast. Und wenn sich dann noch eine Stimme meldet, die eine Alternativroute über den etwas weiter entfernten Zebrastreifen vorschlägt, und eine, die den Termin an sich infrage stellt, kommst du überhaupt nicht mehr voran. Aber wahrscheinlich geschieht das in deinem Alltag nicht, weil du diese vermeintlich einfache Situation schon viele Male durchlebt hast und weißt, was zu tun ist. Du ordnest die Einwürfe deiner Stimmen, beziehst ihre Argumente in deine Entscheidung mit ein und dann handelst du. So machst du aus deinen inneren Stimmen ein „Inneres Team“, wie es der wegweisende Kommunikationspsychologe Friedemann Schulz von Thun genannt hat.
Der Clou aber ist: Du kannst dein schon vorhandenes Wissen um die Bildung eines Inneren Teams, das du in einfachen Tätigkeiten des Alltagslebens anwendest, auch für größere Aufgaben und Herausforderungen nutzen. Der Ablauf ist nämlich immer gleich, wie Schulz von Thun in vielen und langjährigen psycho-sozialen Studien eindrucksvoll gezeigt hat:
Nimm deine inneren Stimmen wahr und ernst, moderiere und ordne, aber wähle am Ende selbst deinen Weg aus.
Und dann, nachdem du gehandelt hast: Danke ihnen für ihren Beitrag und überlege gegebenenfalls, welcher Stimme du beim nächsten Mal mehr Raum geben willst. So kannst du aus einem zerstrittenen Stimm-Haufen ein Inneres Team formen. Der Effekt ist enorm, weil ihre vereinten Kräfte mehr Wissen in sich tragen, als eine einzelne Stimme allein. Wenn du alle deine Stimmen vereint hast, wirkst du auch nach außen hin klar, selbstbewusst und authentisch.
Diese einfache Übung nach Friedemann Schulz von Thun hilft dir vor Herausforderungen wahrzunehmen, was in dir vorgeht – welche Gedanken und Gefühle dich bewegen –, und diese für deinen Entscheidungsprozess zu ordnen.
Oft fällt es schwer auf Anhieb zu unterscheiden, was uns von außen beeinflusst und was uns innerlich umtreibt. Dann ist es sinnvoll, innezuhalten, in sich hineinzuhorchen und alle Stimmen, die du wahrnimmst auf ein Blatt Papier zu notieren.
Gib ihnen Namen wie der Zögerer, der Besserwisser, der Mutmacher oder, besser noch, zeichne ein einfaches Strich-Gesicht, dass den Charakter jeder Stimme ausdrückt.
Was treibt dich wirklich um? Die Herausforderung selbst oder ein Thema, das damit zusammenhängt oder getriggert wird? Nimm ein zweites Blatt Papier zur Hand, schreibe in die Mitte die Herausforderung und ziehe einen Kreis darum. Dann schreibe weitere Themen auf, die damit zusammenhängen und ziehe in weitere Kreise. Achte darauf, wie du sie zum eigentlichen Thema anordnest. Näher dran oder weiter? Überschneiden sich die Kreise?
Im letzten Schritt schreibst oder malst du in die Kreise die dazu passenden Stimm-Namen oder -Gesichter. Es kann auch sein, dass eine Stimme in mehreren Kreisen sitzt.
Nun hast du einen Masterplan deiner inneren Stimmen vor dir liegen, der deutlich zeigt, was du jetzt tun kannst und musst – also das eigentliches Thema, plus dazugehörige Stimmen – und womit du dich zu einem späteren Zeitpunkt beschäftigen solltest. Und vielleicht hast du dabei auch eine Stimme visualisiert, die einen wichtigen Aspekt für deine Entscheidung liefert. Das ist die Stärke deines Inneren Teams, das du vereint hast.
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