Angst vor Krankheiten 5 und 6: Therapiegespräch

Wenn Sie wegen Ihrer Angst vor Krankheiten eine Therapie machen dann werden Sie und Ihr Therapeut eine Unterhaltung führen wie in diesen 2 Videos.

In diesem Video erhalten Sie Denkanstöße für den Umgang mit Ihrer Angst vor Krankheiten. Ein Therapiegespräch zwischen einem Betroffenen und seinem Therapeuten, in dem es um die Frage geht: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser? Ich tue jetzt einfach mal so, als wäre dies eine Therapiesitzung, Sie säßen mir gegenüber und wir würden uns unterhalten.

Ärzten kann man nicht immer trauen. Ärzte machen auch Fehler und übersehen Krankheiten.

Da haben Sie Recht. Ärzte sind keine allwissenden Götter und machen deshalb Fehler. Sie etwa nicht? Warum trauen Sie sich selbst mehr als Ihrem Arzt? Wenn Sie sicher sind, dass sich Experten irren können, warum sind Sie so sicher, dass Sie sich als Laie nicht irren?

Ich würde sagen: die Wahrscheinlichkeit, dass Sie sich irren, ist höher, als die Wahrscheinlichkeit, dass sich Ihr Arzt irrt. Oder? Alles, was Sie sich in Büchern oder im Internet an medizinischem Wissen anlesen, ist Halbwissen. Als Laie ist es so gut wie unmöglich, den komplexen Organismus und seine Funktionsweise voll und ganz zu verstehen. Wenn dem so einfach wäre, müssten Ärzte nicht viele Semester studieren und dann auch noch eine Facharztausbildung machen.  

Was also wäre die vernünftigste Entscheidung für Sie? Sie können die Entscheidung treffen, unter Vorbehalt und mit einer gewissen Unsicherheit behaftet - sozusagen mit einem Restrisiko - daran zu glauben, gesund zu sein. Was wäre eine gute Einstellung für Sie?

Ja schon, aber ich brauche 100%ige Sicherheit. Ich kann nicht mit dieser Ungewissheit leben. Das macht mich ganz krank.

Wenn Sie sagen „Ich brauche 100%ige Sicherheit“, dann muss ich Ihnen sagen, die gibt es nicht. Sie können nur entscheiden, daran zu glauben, dass Sie gesund sind und es bleiben. Krank macht Sie nicht die Ungewissheit, krank machen Sie Ihre sorgenvollen Gedanken über die Ungewissheit!

Macht es Sinn, etwas kontrollieren zu wollen, was nicht zu kontrollieren ist? Der Wunsch nach Kontrolle ist verständlich, aber Kontrolle macht in meinen Augen nur Sinn bei Dingen, die wir auch kontrollieren können.

Ob wir gesund bleiben oder krank werden gehört definitiv nicht dazu, wenngleich wir natürlich mit unserer Lebensweise und Ernährung einen Einfluss auf unser seelisches und körperliche Befinden haben, aber eben keine Kontrolle.

Die Frage ist also: Wollen Sie die Tatsache akzeptieren, dass auch Sie sterblich sind und sterben werden - irgendwann einmal? Wollen Sie die Tatsache akzeptieren, dass Sie krank werden können - vielleicht und irgendwann einmal?

Ich weiß, Sie, ich, wohl kaum jemand, befasst sich gerne mit der Tatsache, sterben zu müssen. Wir alle verdrängen das mehr oder weniger und wollen uns zu Lebzeiten nicht damit auseinandersetzen. Dass wir im Alltag unsere Sterblichkeit verdrängen, ändert aber nichts an der Tatsache, dass wir sterben werden. Es geht nicht darum, dass wir uns Tag für Tag mit der Möglichkeit befassen, sterben zu müssen, es geht vielmehr darum, diese Tatsache zu akzeptieren und sein Leben zu leben.

Abgesehen davon: wer kann schon wissen, wie und woran er stirbt? Klar, wir können durch eine unheilbare Krankheit oder einen Herzinfakt ums Leben kommen. Vielleicht werden wir aber auch Opfer eines Gewaltverbrechens, vielleicht werden wir überfahren oder werden unverschuldet in einen tödlichen Autounfall verwickelt.

Wollen, können Sie sich davor schützen? Macht es überhaupt Sinn, sich vor den hunderten von Möglichkeiten schützen zu wollen, durch die wir zu Tode kommen können?

Die Frage ist also: wieviel Zeit und Energie wollen Sie aufwenden, nicht zu sterben ohne überhaupt zu wissen, woran Sie sterben werden? Macht es überhaupt Sinn, Ihre Zeit und Energie in etwas zu investieren, das außerhalb Ihrer Kontrolle liegt?

Ist das nicht genauso, als wollten Sie durch Ihre Sorgen verhindern, dass es morgen regnet. Wäre es nicht sinnvoller, sich heute daran zu erfreuen, dass die Sonne scheint und den Tag zu genießen, statt sich den heutigen Tag mit den Sorgen über etwas zu vermiesen, das man nicht ändern kann?

Angst vor Krankheiten Therapiegespräch 2

In diesem Video erhalten Sie weitere Denkanstöße für den Umgang mit Ihrer Angst vor Krankheiten.

Klar, man kann nicht alles kontrollieren. Aber wenn ich mir Sorgen mache, dann bin doch wenigstens nicht unvorbereitet, wenn mir eines Tages etwas zustößt.

Sie wollen sagen, Sie wären quasi nicht überrascht, wenn Sie eines Tages Krebs hätten und könnten dann sagen: "Ich habs ja gewusst. Das habe ich schon lange vermutet. Meine Sorgen waren also nicht umsonst?" Würde Ihnen das in diesem Moment helfen? Würde die Genugtuung, es vorhergesehen zu haben, Ihr Leben retten?

Würden Sie sagen, es hat sich gelohnt, dass Sie sich all die Jahre Sorgen und sich dadurch das Leben schwer gemacht haben? Wohl kaum. Ihre Sorgen hätten das Befürchtete weder verhindert, noch würden Sie ihnen etwas in Bezug auf den Umgang mit der Erkrankung helfen. Hinzukommt, dass Sie sich Ihr Leben all die Jahre bis zum Ausbruch der Krankheit total vermiest hätten.

Helfen denn Sorgen nicht, etwas zu verhindern? Kann man durch Sorgen nicht etwas Schlimmem vorbeugen?

Sie meinen Sorgen als Mittel zur Verhütung? Besitzen Sie übersinnliche Fähigkeiten, mit denen Sie kraft Ihrer Gedanken Naturgesetze außer Kraft setzen können? Können Sie durch Ihre Sorgen tatsächlich verhindern, dass Ihre Tochter auf dem Nachhauseweg von der Schule überfahren wird?

Können Sie mit Ihren Gedanken verhindern, dass ein anderer Autofahrer Sie in einen Unfall verwickelt? Können Sie durch Ihre Sorgen verhindern, dass sich eine Zelle in Ihrem Körper entschließt, bösartig zu werden?

Wenn ja, dann müssen Sie eine sehr mächtige und einflussreiche Person sein, wenn Sie solche Dinge alleine durch Ihre Sorgen verhindern können. Was würde wohl passieren, wenn Sie einem Fremden erzählen würden, dass Sie kraft Ihrer Sorgen Autounfälle verhindern können oder Zellen daran hindern können, sich in bösartige Monster zu verwandeln? Geben Sie sich selbst eine Antwort darauf.

Wie wäre es mit der Einstellung: "Ich bin gesund, bis mir mein Arzt das Gegenteil sagt?" Was hätten Sie zu gewinnen und was zu verlieren, wenn Sie sich für diese Haltung entscheiden würden? Nun, zu gewinnen hätten Sie das Leben, richtig? Sie könnten Ihr Leben genießen, Spaß daran haben und es sich gutgehen lassen. Und was hätten Sie zu verlieren? Sagen Sie es mir. In meinen Augen nichts.

Ich bin doch nicht verrückt. Ich sehe und spüre doch Veränderungen. Etwas muss doch mit meinem Körper nicht stimmen, dass ich manchmal einen Schwindel und diese komischen Muskelzuckungen habe.

Sie haben Recht. Etwas bedeutet das, nur was? Sind diese Symptome ein Hinweis auf eine schwere körperliche Erkrankung? Klar, werden Sie mir antworten. Nun, wenn Sie Arzt wären, - was Sie nicht sind, richtig? - dann würden Ihnen hundert vielleicht sogar hunderte Gründe einfallen, warum Sie und alle Menschen gelegentlich Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Muskelzuckungen oder Durchfall haben.

Unter diesen 100 und mehr Gründen wäre vielleicht einer, dass diese Symptome auf eine tödliche oder chronische Krankheit hinweisen. Auch ohne Arzt zu sein, wissen Sie, dass z.B. Kopfschmerzen durch muskuläre Verspannung, stickige oder verrauchte Luft oder dadurch entstehen können, dass Ihnen ein Problem Kopfzerbrechen bereitet. Richtig?

Warum nehmen Sie nicht das Naheliegende, warum greifen Sie zur Diagnose Krebs? Außerdem: was passiert, wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf etwas richten? Wir nehmen es erst Recht bewusst und deutlich war, richtig?

Ein Boxer spürt während des Kampfes keinen Schmerz, wenn ihm der Gegner ein blutiges Auge schlägt, weil er seine Aufmerksamkeit auf den Kampf und den Gegner richtet. Erst nach dem Kampf wird ihm bewusst, dass sein Auge weh tut, weil er dann keine Ablenkung mehr hat und er sich auf sich selbst konzentriert.

So ist das auch mit vielen Ihrer Beschwerden und Symptome. Wären Sie nicht so auf Krankheiten fixiert, dann würden Ihnen viele ganz normale Veränderungen gar nicht auffallen. Da Sie aber nichts anderes tun, als Ihren Körper akribisch nach allen möglichen Symptomen abzusuchen, nehmen Sie jeden Fliegenschiss wahr.

Ja, aber könnte der Fliegenschiss nicht ein Hinweis auf eine Krankheit ein?

Natürlich ist das möglich. Wenn Ihnen jedoch Ihr Arzt sagte, dass das nur Fliegenschiss ist, dann sollten Sie ihm das glauben und es dabei auch belassen. Wenn Sie allerdings überzeugt sind, Ihr Arzt sei ein Stümper und Kurpfuscher, der nichts von seinem Handwerk versteht, dann haben Sie auch den Mut und sagen ihm das. Dann kann er entscheiden, ob er etwas dazulernen will oder so dumm bleiben will, wie er ist.

Nein, ihm Ernst: Alles dreht sich letztlich um die Frage: wollen Sie darauf vertrauen, gesund zu sein, wollen Sie Ihrem Arzt vertrauen und Ihre Energie für das Leben nutzen, oder wollen Sie sich dafür entscheiden, sich ständig einzureden, krank zu sein oder es werden zu können und dafür Ihre ganze Energie aufbrauchen? Es geht um Vertrauen versus Kontrolle, es geht um Leben versus Angst vor dem Sterben.

Aber man sagt doch, Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

Hat Lenin, der das gesagt haben soll, wirklich Recht? Die Geschichte sagt Nein. Kontrolle ist immer ein Zeichen von Misstrauen. Solange es für ein Misstrauen keinen Anlass gibt, sollte man vertrauen, da Kontrollen das Leben vergiften, sowohl das eigene als auch das anderer Menschen.

Was würden Sie einer eifersüchtigen Frau raten, die ständig ihrem Mann hinterherspioniert, seine Sachen nach verdächtigen Hinweisen durchwühlt, ihm ständig bohrende Fragen stellt und ihm ständig vorwirft, er betrüge sie? Würden Sie dieser Frau raten: du musst ihn noch mehr kontrollieren, du musst ihm mehr hinterherspionieren, du musst auch noch seine Emails und seine SMS kontrollieren? Würden Sie das als Therapie empfehlen?

Ich glaube kaum. Wozu würden Sie raten? Wohl auch, zu dem ich raten würde: zu vertrauen, obwohl man weiß, dass das Vertrauen jederzeit enttäuscht werden kann. Richtig? Eine Beziehung hat nur eine Zukunft, wenn die Basis Vertrauen ist. Kontrolle zerstört jede Beziehung. Auch Sie haben nur die Möglichkeit, zu vertrauen, gesund zu sein, obwohl ihr Vertrauen jederzeit enttäuscht werden kann.

Sie haben keine 100%ige Kontrolle darüber, ob Sie gesund bleiben oder nicht. Sie haben nur eine 100%ige Kontrolle darüber, ob Sie darauf vertrauen, gesund zu sein und es zu bleiben.

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