Orthorexie: Wenn gesunde Ernährung ungesund wird

Sich gesund zu ernähren ist für viele Menschen der Schlüssel zu mehr Wohlbefinden. Doch eine übertriebene Fixierung auf eine gesunde Ernährung birgt auch die Gefahr, eine Essstörung, die Orthorexie, zu entwickeln. Wie du das richtige Maß beim Essen findest und dich gesund genussvoll ernährst, erfährst du in diesem Beitrag.

Orthorexie: Wenn gesunde Ernährung ungesund wird
© Ola Mishchenko, unsplash.com

Pommes, Pizza, Eis und Schokolade – läuft dir das Wasser im Mund zusammen oder lehnst du ungesunde Dinge aus Prinzip ab? Wer sehr stark darauf achtet, sich immer gesund und „rein“ zu ernähren, kann eine Essstörung entwickeln: die Orthorexie. Doch wo hört die gesunde Ernährung auf und beginnt die übertriebene Fokussierung?

Orthorexie: Woran erkenne ich die Essstörung?

Viel Obst und Gemüse, eine zuckerfreie Ernährung oder gleich vegan– all das gilt als gesund und erstrebenswert. Doch wenn deine Gedanken ständig um deine Ernährung kreisen, wenn du Menschen, die Fast Food essen, mit verächtlichen Blicken strafst und dein ganzes Leben darauf ausrichtest, auf keinen Fall etwas Ungesundes zu dir zu nehmen, wird es grenzwertig. Das könnten Alarmsignale für eine Essstörung sein – die sogenannte Orthorexie.

Merkmale und Folgen der Orthorexie

Das Ziel der Orthorexie ist nicht eine möglichst schlanke Figur oder eine Gewichtsreduktion, sondern die bestmögliche Gesundheit. Oft fängt es im Kleinen an: Zunächst werden besonders ungesunde Gerichte wie Schnitzel, Currywurst und Pommes vom Speiseplan gestrichen, um langfristig gesünder zu leben und beispielsweise Herz-Kreislauf-Krankheiten vorzubeugen. Im nächsten Schritt werden dann Milchprodukte gemieden. Schließlich wird gänzlich auf Fleisch, Milch, Zucker, Weizen und Soja verzichtet, der Vitamin- und Ballaststoffgehalt aller verzehrten Lebensmittel wird notiert und der Genuss und die Freude am Essen gehen verloren.

Wenn das „gesunde“ Essverhalten zu körperlichen Schwierigkeiten oder einem psychischen Leidensdruck führt, weil beispielsweise soziale Beziehungen leiden, wird es problematisch und ungesund. Weil die Betroffenen selbst oftmals gar keine Problematik sehen, ist das Umfeld gefragt, genau hinzuschauen.

Ursachen der Orthorexie: Wie entsteht die Sucht nach gesunder Ernährung?

Die Ursachen von Orthorexie sind vielfältig und können von Person zu Person variieren. Ein Faktor, der zur Entwicklung dieser Essstörung beitragen kann, ist unter anderem eine Kombination aus dem gesellschaftlichen Druck, gesund leben zu müssen, und einer besonders perfektionistischen Persönlichkeit. Auch Menschen mit einem Hang zum Kontrollzwang, zu Angststörungen und zu Depressionen neigen eher dazu, sich tief in Ernährungsthemen einzugraben und das gesunde Maß zu verlieren.

Wie finde ich das richtige Maß, um gesund und genussvoll zu essen?

Es gibt verschiedene Ansätze, mit denen du wieder einen entspannten Zugang zum Essen finden kannst. Dazu gehört unter anderem die Selbstwahrnehmung. Wenn du spürst, dass deine Gedanken zu viel um die Ernährung kreisen, frage dich, wieso dir dieses Thema so wichtig ist. Welche Glaubenssätze stecken dahinter? Wenn du in dich gehst, stellst du vielleicht fest, dass negative Gefühle deine Antreiber sind. Es kann helfen, mit Außenstehenden darüber zu sprechen. Auch eine medizinische Untersuchung ist sinnvoll, um einen realistischen Blick zu bekommen. Menschen, die eine Orthorexie entwickelt haben, ernähren sich oft nur sehr einseitig und können sogar an Mangelerscheinungen leiden. Wenn deine Werte nicht so gut sind wie erwartet, solltest du dir die Frage stellen, ob deine gesunde Ernährung wirklich gesund ist.

Zudem darfst du dir Gelassenheit gönnen. Denn manchmal hilft es, kurz durchzuatmen und dich zu fragen, was im Leben eigentlich wirklich wichtig ist. Wenn dein Essverhalten dazu führt, dass du Verabredungen oder Restaurantbesuche absagst, um Ungesundes zu vermeiden, lohnt es sich, innerlich die Vogelperspektive einzunehmen: Ist es das wert? Bedenke, dass du auch soziale Kontakte brauchst, um gesund zu bleiben!

Es geht nicht darum, hemmungslos zu essen und die Gesundheit völlig außer Acht zu lassen, sondern um eine gesunde Gelassenheit. Ein leckeres Essen, achtsam genossen, ist eine Form der Lebensfreude. Du darfst dir diesen Genuss gönnen, denn auch er hält dich gesund!

6 Tipps für gesundes und genussvolles Essen

Gesund zu essen heißt vor allem, genussvoll zu essen. Wenn du das Gefühl hast, den Genuss am Essen verloren zu haben, oder dich nahestehende, vertrauensvolle  Menschen auf dein “gesundes” Essverhalten ansprechen, können dir diese Tipps helfen, wieder entspannt und mit Genuss zu essen.

Tipp 1: Probiere beim Essen neue Dinge aus

Versuche immer wieder neue Geschmacksrichtungen und Gerichte aus verschiedenen Kulturen zu entdecken. So erweiterst du deine kulinarischen Horizonte, kannst neue Aromen und Kombinationen genießen und deine Lust am guten Essen (wieder-)entdecken.

Tipp 2: Nutze alle Sinne, wenn du isst

Beim Essen geht es nicht nur um Inhaltsstoffe, sondern auch um Geschmack, Aussehen, Duft und Textur. Achte darauf, alle deine Sinne zu nutzen – so kannst du lernen, wirklich zu genießen!

Tipp 3: Teile das Essen mit anderen

Das Essen in Gesellschaft von Freundinnen und Freunden oder der Familie ist eine großartige Möglichkeit, Erlebnisse und Erfahrungen miteinander zu teilen und Mahlzeiten in einer sozialen Umgebung zu genießen.

Tipp 4: Iss bewusst und ohne Stress

Vermeide es, beim Essen abgelenkt zu sein oder unter Druck zu stehen. Atme durch und sei dir bewusst: Wenn du achtsam und entspannt isst, wirst du deinem Körper etwas Gutes tun.

Tipp 5: Schaffe eine angenehme Atmosphäre

Mach es dir beim Essen schön! Eine hübsche Tischdekoration oder leise Hintergrundmusik können dazu beitragen, das Essen zu genießen.

Tipp 6: Höre auf deinen Körper

Konzentriere dich darauf, das Essen zu genießen und zu schätzen, anstatt dich auf Nährstoffe, Portionsgrößen oder die Herkunft aller Bestandteile der Mahlzeit zu konzentrieren. Lerne, deinem Körper zu vertrauen und auf seine Signale zu hören, anstatt dich von äußeren Regeln oder Einschränkungen leiten zu lassen.

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