Rollen im Leben – wie du sie ausfüllen und genießen kannst

Tochter, Sohn, Mutter, Vater, Ehefrau, Partner, Mitarbeiter, Chefin … Wir alle haben viele verschiedene Lebensrollen, die wir unter einen Hut bringen müssen. Nicht immer einfach, aber wenn wir jeder einzelnen mit Klarheit und Aufmerksamkeit begegnen, können sie uns erfüllen.

Rollen im Leben – wie du sie ausfüllen und genießen kannst
© Getty Images, unsplash.com

Wir alle nehmen tagtäglich unterschiedliche Rollen ein – in der Familie, in der Partnerschaft, im Freundeskreis oder auch im Job. Je nachdem, in welcher sozialen Umgebung wir uns befinden, bringen wir unterschiedliche Facetten von uns ein: Wir sind entgegenkommend und freundlich, streng und bestimmend, geduldig oder liebevoll. Doch nicht immer sind die einzelnen Rollen klar definiert, nicht immer schaffen wir es, jeder Rolle die notwendige Aufmerksamkeit zu schenken. Zu viele Rollen gleichzeitig können Stress verursachen und sowohl uns selbst als auch unseren Beziehungen schaden. Je mehr Klarheit du über deine eigenen Lebensrollen gewinnst, desto mehr wirst du sie ausfüllen und genießen.

Gleichzeitig mehrere Rollen gut auszufüllen, funktioniert nicht

Kennst du das? Du kommst gestresst von der Arbeit nach Hause, weil die letzte Videokonferenz mal wieder viel zu lange gedauert hat, an der Tür empfangen dich bereits deine Kinder mit unaufschiebbaren Fragen zu den Hausaufgaben und deine Partnerin oder dein Partner wartet auch schon genervt, um nach dem Abendessen endlich den gemeinsamen Familienurlaub mit dir zu planen. Nachdem du die Kinder weggeschickt hast, weil du jetzt echt keinen Kopf für ihre komplizierten Aufgabenstellungen hast, streitest du dich mit deiner Partnerin oder deinem Partner über die Frage Strand- oder Städteurlaub. Und am Ende des Abends stellst du fest, dass dich der Arbeitsstress immer noch nicht losgelassen hat. Du hast das Gefühl, dich zerreißen zu müssen, um allen Anforderungen und Bedürfnissen gerecht zu werden, einschließlich deiner eigenen. Wie kannst du diesen Teufelskreis durchbrechen?

Sinnvoll ist es, deinen Blick dafür zu schärfen, ob und welche deiner verschiedenen Alltagsrollen ineinandergelaufen sind. Denn ob du als Kollegin oder Kollege, Vater oder Mutter, Partnerin oder Partner, Sohn oder Tochter auftrittst, bestimmt, wie du dich nach außen hin gibst und welcher deiner Charaktereigenschaften du den Vortritt lässt. Eines wird dabei deutlich: Schon zwei Rollen gleichzeitig spielen zu wollen, funktioniert nicht, auch wenn unsere synchronisierte Arbeits- und Lebenswelt mit Homeoffice es immer mehr von uns verlangt. Die menschliche Psyche ist darauf schlichtweg nicht ausgerichtet. Denn wir können nicht zwei verschiedene Dinge gleichzeitig machen, die unsere Aufmerksamkeit fordern. Tun wir es trotzdem, führt das zwangsläufig zu einem Gefühl der Überforderung, niemandem gerecht zu werden und alle zu enttäuschen. Gleichzeitig sind wir dünnhäutig und gereizt, fühlen uns gekränkt oder explodieren grundlos. Doch das muss nicht sein. Du kannst selbst bestimmen, welche deiner Rollen du wann und wie wahrnimmst. 

Schenke jeder einzelnen Rolle deine ganze Aufmerksamkeit und Hingabe

Um deine Lebens- und Alltagsrollen bewusst einzunehmen, überlege dir zunächst, welche Rollen du schon lange, ja schon von Beginn an innehast, beispielsweise die der Tochter oder des Sohns, der Schwester oder des Bruders, und welche du im Lauf deines Lebens aktiv und passiv in dein Rollenrepertoire aufgenommen hast, beispielsweise die der Unternehmerin, des Selbstständigen, der Freundin, des ehrenamtlich Engagierten, der Ehefrau oder des Vaters.

Mach dir klar: Jede dieser Rolle ist durch verschiedene gesellschaftliche Normen und Werte geprägt, jede dieser Rollen hat zwei Seiten: eine leichte, die dir Stärke und Erfüllung bringt, und eine schwere bzw. herausfordernde, die deine Kraft und Konzentration beansprucht. Vor allem aber verlangt jede deiner Rollen deine ganze Aufmerksamkeit und deine emotionale Verbundenheit, deine Hingabe und deinen Enthusiasmus. Gibst du sie ihr nicht, dann wirst du sie nicht ausfüllen und spätestens dir selbst dabei nicht genügen. 

Der Schlüssel, um alle Rollen deines Lebens wirklich auszufüllen und in Balance zu bringen, liegt daher im Nacheinander. Wenn du dir bewusst bist, dass ein Rollenwechsel ansteht, kannst du dich darauf einstellen und die Übergänge so gestalten, dass du genug Energie und Freude daran hast. So kannst du auf dem Weg von der Arbeit nach Hause immer einen fünfminütigen Stopp an einem schönen Platz einlegen, kurz die Augen schließen und innerlich durchatmen oder reflektieren, was im Job passiert ist. Du kannst auch mit deiner Partnerin oder deinem Partner und deinen Kindern einen festen Ablauf vereinbaren, etwa, dass ihr immer erst gemeinsam zu Abend esst, du dir dann eine halbe Stunde für ihre Bedürfnisse Zeit nimmst und danach Elternzeit ist. Klarheit in deinen Lebensrollen ermöglicht es dir, sie mit deinem ganzen Sein und mit Lebensfreude zu füllen. 

Übung: Die Rollen deines Lebens

Um deine Lebensrollen aktiv zu gestalten, kannst du in vier Schritten vorgehen:

Schritt 1: Nimm dir einen Moment Zeit, begib dich ganz die Rolle der Selbstfürsorgerin oder des Selbstfürsorgers und frage dich: Welche Rollen hast du in deinem Leben eingenommen und welche nimmst du ein? Schreib alle Rollen auf, die dir einfallen. Gehe dazu auch die verschiedenen Lebensbereiche oder deinen Tagesablauf durch. 

Schritt 2: Ordne jeder Rolle ein Bedürfnis und eine Eigenschaft zu sowie eine Anforderung oder Herausforderung, beispielsweise: 

  • Vater: meinen Kindern Liebe geben, Organisationstalent, Überlastung, nie in Ruhe gelassen werden
  • Abteilungsleiterin: hervorragende Karrierechancen, gut in der Teamführung, Angst vor Versagen, finanzielle Verantwortung für alle

So wirst du dir der unterschiedlichen Erwartungen und Anforderungen der jeweiligen Rollen bewusst und es werden auch die zwei Seiten deutlich, die jede Rolle innehat. 

Schritt 3: Werde dir darüber klar, welche Rolle du lieber oder weniger gern ausfüllst. Frage dich dazu: 

  • In welcher Rolle fühle ich mich wohl?
  • Welche Rolle möchte ich nicht mehr spielen?
  • In welcher Rolle fühle ich mich unsicher, welche engt mich ein?
  • In welcher Rolle fühle ich mich überfordert?
  • In welcher Rolle fühle ich mich sicher und kann meine Stärken und Fähigkeiten einsetzen?
  • Bei welchen Rollen lassen sich Grenzen nicht klar definieren?
  • Welche Rolle kann ich aktiv gestalten?
  • Bei welchen Rollen laufe ich nur passiv mit?

Schritt 4: Überlege, wann am Tag du welche Rolle einnimmst. Ein Tag hat nur 24 Stunden, das bedeutet, dir stehen nur begrenzt Zeit und Energie zur Verfügung. Für eine gesunde Balance zwischen deinen Rollen ist es daher wichtig, sie anzuordnen und die Übergänge achtsam zu gestalten. 

Gehe auch in Bezug auf die einzelnen Rollen deines Lebens achtsam mit deinen wertvollen inneren Ressourcen um und gestalte – so, als ob du in deinem Lebensfilm Regie führen würdest.

Wie hilfreich war der Beitrag für dich?
5 Sterne (2 Leserurteile)

Dein Kommentar/Erfahrungsbericht

Hast du ähnliche Erfahrungen gemacht, dann berichte davon und hilf so auch anderen auf dem Weg in ein zufriedenes Leben. Bitte beachte dabei unsere PAL- Nettiquette, die sich an der allgemeinen Internet-Nettiquette orientiert: Uns ist es wichtig, dass alle Inhalte, auch Kommentare und Beiträge von Leserinnen und Lesern, in respektvollem und wertschätzendem Ton verfasst sind und dem Zweck dienen, sich und andere anzuregen und weiterzubringen. Wir wollen verhindern, dass Menschen vorsätzlich verletzt bzw. Falschaussagen oder versteckte Werbungen verbreitet werden. Daher erlauben wir uns, etwaige Beiträge, die in diese Richtung gehen, zu streichen.

Bitte die zwei gleichen Bilder auswählen:

Captcha 1
Captcha 1 Overlay
Captcha 2
Captcha 2 Overlay
Captcha 3
Captcha 3 Overlay
Captcha 4
Captcha 4 Overlay
  
Inhalt des Beitrags 
 Gleichzeitig mehrere Rollen gut auszufüllen, funktioniert nicht
 Schenke jeder einzelnen Rolle deine ganze Aufmerksamkeit und Hingabe
  Übung: Die Rollen deines Lebens
Weitere Beiträge
 Persönlichkeitstest Zufriedenheit: Bin ich zufrieden?
 11 Tipps, wie du das Aufschieben (Prokrastination) in den Griff bekommst
 5 Eigenschaften, die dich unsympathisch machen