Ab einem gewissen Alter brauchen Eltern die Fürsorge und Hilfe ihrer Kinder. Das ist für beide Seiten nicht einfach. Hilfestellungen für die Kinder.
Mit zunehmendem Alter der Eltern brauchen diese immer mehr die Fürsorge und Hilfe ihrer Kinder. Dies ist für beide Seiten nicht leicht. Hilfestellungen für die Versorgung der Eltern im Alter. Wenn ich mich in meinem Freundeskreis umhöre, dann nimmt die Sorge um die älter werdenden Eltern einen immer größeren Raum ein. Plötzlich oder langsam drehen sich die Rollen um.
Aus einem Elternteil, das uns einst die Windeln wechselte und uns lehrte, mit Messer und Gabel zu essen, wird möglicherweise ein Mensch, der seine Hygiene vernachlässigt und unselbständig wird.
Das altersbedingte Nachlassen von Sinnesleistungen führt dazu, dass die Eltern Schmutz und unangenehme Gerüche nicht mehr wahrnehmen und Gefahren zu spät oder gar nicht erkennen. Briefe von Behörden und der Bank und die neuen Techniken überfordern sie. Sie vergessen, den Herd abzuschalten und verlieren ihre Schlüssel.
Kleinste Störungen des Tagesrhythmus bringen sie aus dem Gleichgewicht. Gleichzeitig kann es passieren, dass sie gekränkt oder aggressiv angebotene Unterstützung ablehnen. In dieser Phase müssen sowohl die Eltern als auch die Kinder lernen, sich auf die körperlichen und geistigen Veränderungen einzustellen.
Vielen alten Menschen fällt es schwer, sich des Nachlassens ihrer geistigen und körperlichen Veränderungen bewusst zu werden und einzugestehen. Gründe dafür können sein, dass es sie schmerzt, anderen zur Last zu fallen oder sie sich innerlich gegen den körperlichen und geistigen Abbau wehren. Sie wollen weiterhin Auto fahren, obwohl ihr Reaktionsvermögen verlangsamt und ihre Sehschärfe geschwächt sind. Lieber fragen Sie x-mal nach, als sich für ein Hörgerät zu entscheiden. Statt den Rollator zu nutzen, nehmen sie einen Sturz in Kauf. Die angebotene Unterstützung lehnen sie vehement ab.
Von außen gesehen kann man verstehen, dass es den Eltern schwerfällt, immer mehr Abstriche in ihrer Bewegungsfreiheit machen zu müssen. Niemand will gerne hilfsbedürftig sein und Kontrolle abgeben. Das, was wir im Leben gewohnt sind zu tun und was uns Sicherheit gibt, wollen wir bis ans Ende unserer Tage fortführen. Positiv an der Verleugnung ist, dass die Eltern sich nicht resigniert ins Bett zurückziehen, sondern aktiv am Leben teilnehmen wollen. Ein weiterer Grund für das Ablehnen von Hilfe kann auch eine sich entwickelnde Demenz sein, die es den Betroffenen nicht mehr möglich macht, über ihr Verhalten nachzudenken und sich bewusst auf Veränderungen einzustellen.
Neben dem Nicht-Wahrhaben-Wollen der Schwächen gibt es noch eine andere Variante. Manche Eltern wollen aus ihrer Unsicherheit heraus in allen Lebenslagen die Unterstützung ihrer Kinder. Sie rufen die Kinder mehrmals am Tag an und erwarten, dass diese sich sofort und intensiv um sie kümmern bzw. vielleicht sogar bei sich zuhause aufnehmen. Sie trauen sich weniger zu, als sie im Stande sind zu tun, und senden permanent Hilferufe.
Viele Kinder tun sich schwer, die nachlassenden Kräfte der Eltern bewusst wahrzunehmen und darauf angemessen zu reagieren. Es schmerzt, mit ansehen zu müssen, wie unsere Eltern, zu denen wir irgendwann einmal aufgeschaut haben, geistig und körperlich abbauen. Die nachlassende Kraft unserer Eltern führt uns unsere eigene Endlichkeit vor Augen. Am liebsten wollen wir, dass alles so weiterläuft wie bisher, und jeder für sein Leben selbst zuständig sein kann.
Wenn uns die Veränderungen bei den Eltern wirklich bewusst werden, dann bedeutet dies, dass wir Verantwortung übernehmen und handeln müssen. Wir müssen etwas unternehmen, um unsere Eltern zu unterstützen und beschützen. Wenn nicht, bekommen wir Schuldgefühle, sie hängen zu lassen.
Das Kümmern um unsere Eltern bedeutet aber auch, dass unser Leben nicht so weitergehen kann wie bisher.
Es kann heißen, dass wir selbst viel mehr Zeit mit unseren Eltern verbringen, für sie bestimmte Verpflichtungen übernehmen, fremde Hilfe organisieren und/oder sie finanziell unterstützen. Unser eigener Anspruch, was wir für unsere Eltern tun sollten, kann mit unseren normalen Verpflichtungen wie z.B. mit unserer Berufstätigkeit, der Kindererziehung oder unserer Aus-/ Fortbildung kollidieren.
Unsere Hobbys und Interessen, unsere Bedürfnisse nach Urlaub und Unabhängigkeit kommen dann vielleicht zu kurz. Unsere Situation noch erschweren kann die Tatsache, dass unsere Eltern sich gekränkt fühlen, wenn wir sie auf ihre Einschränkungen hinweisen, und deshalb unsere Hilfe verweigern. Manchmal gibt es auch Partner oder Geschwister, die querschießen und sich nicht an der Unterstützung der Eltern beteiligen wollen.
Hatten wir von jeher ein schlechtes Verhältnis zu den Eltern, kommen wir nun möglicherweise in einen Gewissenskonflikt: Sollen oder müssen wir ihnen in der Notlage helfen oder können wir uns darauf zurückziehen, dass sie uns auch nicht die Liebe haben angedeihen lassen, die wir uns so sehr gewünscht haben? Viele von uns quälen sich auch mit den Fragen „Wieviel Hilfe wird von mir erwartet?“ und „Kann ich die Hilfe leisten?“
Sprechen Sie darüber, wie die beste Lösung für Sie und Ihre Eltern aussehen könnte, auch wenn Sie vielleicht zunächst Skrupel haben, ein solches Gespräch zu führen. Ein solches Gespräch bedeutet nicht, dass Sie mit dem baldigen Ableben Ihrer Eltern rechnen. Sind die Vorstellungen ganz unterschiedlich, dann sollten Sie sich Gedanken darüber machen, wie ein Kompromiss aussehen könnte.
Beispielsweise stehen zwischen dem Alleinleben, dem Heim und dem Einzug bei den Kindern noch andere Alternativen offen: eine Haushaltshilfe, eine ungelernte Honorarkraft, die bei den Eltern wohnt, ein Pflegedienst, eine Dauerbetreuung durch einen Pflegedienst, Essen auf Rädern, eine betreute Wohnanlage, eine Seniorenwohngemeinschaft, eine Demenz-Wohngemeinschaft, usw.
Beispielsweise können Sie sich beraten lassen über barrierefreies Wohnen, einen Hausnotruf, Sturzprophylaxe, Pflegehilfsmittel, Tagespflege, Pflegehilfsdienste, Kurzzeitpflege, Pflegegeld. Eine Beratung erhalten Sie z.B. bei einer Seniorenberatungsstelle bzw. bei den Einrichtungen der Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Diakonie, des Deutschen Roten Kreuzes sowie städtischen und kirchlichen Beratungsstellen. Auch im Internet finden Sie viele Informationen.
Nur wenn Sie einen Plan haben, können Sie auch Ihren Eltern gegenüber klare Lösungsalternativen formulieren.
Vereinbaren Sie mit Ihren Geschwistern vor einem Gespräch mit Ihren Eltern, welche Lösungen Sie den Eltern anbieten können. Auch über die finanzielle Frage muss gesprochen werden. Bringen Sie klar zum Ausdruck, dass Sie nicht die gesamte Verantwortung und Last alleine tragen können.
Die vermehrte Hilfe für Ihre Eltern wird auch Ihre eigene Familie mehr oder weniger beeinflussen. Bitten Sie deshalb um ein Einverständnis und Unterstützung.
Möglicherweise haben Sie viele Ideen, wie Ihre Eltern besser leben könnten. Doch diese sind Resultat Ihrer ganz persönlichen Sichtweise. Auch wenn Ihre Mutter eine fleckige Bluse anhat, was früher niemals vorkam, wird sie überleben. Ernährung, Körperpflege, Medikamenteneinnahme, Flüssigkeitszufuhr und Sicherheit sind hingegen Bereiche, in denen Ihr Eingreifen zum Schutz Ihrer Eltern wichtig ist.
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Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht aber es geht nicht mehr .
Unsere Mutter ißt und trinkt nicht wenn ich es ihr nicht in die Hand gebe .
Es ist unglaublich hart eine Entscheidung zutreffen , vor allem weil unsere Mutter keine Entscheidung selbst treffen kann .
Ich tröste mich weil ich weiß , jetzt ist Sie in Sicherheit , nicht mehr alleine , regelmäßig Essen,
Ich kann meinen Beitrag leisten in dem ich immer erreichbar bin , Sie oft besuche , raus gehe mit ihr
Ich bin berufstätig und habe keine andere Möglichkeit und es wird noch lang dauern bis wir das Alles überwunden haben. Ich hoffe das unsere Mutter sich im Heim einlebt und nicht mehr so traurig ist .
Einfach ist das wirklich nicht .
Ich möchte Ihnen, Frau Doris Wolf, vielen Dank sagen, dass Sie so sehr übersichtliche und nützliche Internetseiten anbieten. Vielen Dank!
Ein schwieriges Thema. Ich hatte nie gedacht einmal kraftmäßig und emotional so an meine Grenzen zu kommen. Die Zuneigung zu den Eltern weicht nach Jahren sehr oft der Frustration. Vorschläge werden abgeblockt. Bereits gefundene Lösungen wieder auf 0 gestellt. Einsicht oder Weitsicht fehl am Platz. Für mich der Grund warum ich mit 57 Jahren mein eigenes Altwerden bereits mit meinen Kindern abgesprochen und geregelt habe. Wenn ich bei all der Anstrengung und dem Stress meine Eltern überleben kann
Hallo, ich bin der Meinung, dass ausschließlich Betroffene überhaupt einschätzen können, was Pflege, in welcher Form auch immer, für Pflegende und Zupflegende bedeutet. Was es bedeutet, jeden Tag an seine Grenzen zu stoßen und diese regelmäßig überschreiten zu müssen. Was es bedeutet, die Hilflosigkeit der alten Menschen täglich ertragen zu müssen und die sich daraus ergebene extreme emotionale Belastung. Diese findet auf beiden Seiten statt. Meine Mutter weint sich jeden Abend in ihrer Verzweiflung in den Schlaf, zermürbt von Schmerzen und Leid. Ich weine mich jeden Abend in den Schlaf, weil ein Nichtmitleiden für eine liebende Tochter nicht möglich ist. Dabei spielt es keine Rolle, wie das Verhältnis früher war. Ich muss aushalten, durchhalten, mich jeden Tag auf's neue motivieren. Geht dieser Zustand über viele Jahre, ist man selbst kaputt und ausgelaugt. Im schlimmsten Fall für immer. Für mich gibt es keine Alternative. So lange es dauert, werde ich geben, was möglich ist. Alles andere würde ich mir nie verzeihen.
Nachdem ich jetzt noch ein paar Seiten in den Kommentaren hier gelesen habe, fühle ich mich in meiner kritischen Einschätzung dieses Artikels noch mehr bestätigt. Die Autorin berücksichtigt viel zu wenig die z.T. extrem belastenden Familiendynamiken. Das alles ist mit ein paar gut gemeinten Tipps zu gewaltfreier Kommunikation einfach nicht zu lösen. Oder wenn, dann handelt es sich um sehr reflektierte Menschen, die sich selbst und ihre Trigger gut kennen und offen und emphatisch miteinander umgehen und kommunizieren - wo gibt‘s denn das???