Warum das behütete Bild dieses alten Kinderliedes nicht nur Kindern guttut und wie du auch als Erwachsene oder Erwachsener diese Liedzeile für dich nutzen kannst, erfährst du in diesem Beitrag der Serie "Erfahrungen aus der Praxis".
Schlaf, Kindlein, schlaf,
Der Vater hüt‘ die Schaf …
Die meisten meiner Patientinnen und Patienten kennen dieses alte Kinderlied. Mutter oder Großmutter haben es mit weicher Stimme, liebevoll und leise, wohlig einschläfernd am Bettchen gesungen.
Die Mutter schüttelts Bäumelein,
Da fällt herab ein Träumelein,
Schlaf, Kindlein, schlaf …
Selten wurden alle sechs Strophen gesungen, oft nur diese erste, und diese immer wieder.
Es ist ein beruhigendes Bild, behütet zu sein und zu wissen, dass die Träume mühelos vom Schlafbaum herabfallen werden, eingeladen zu sein, den Tag hinter sich zu lassen, loszulassen, das Einschlafen geschehen zu lassen. In Liebe und in leisen entspannenden Gesang eingehüllt. Sorgloses, kindlich unschuldiges Wechseln vom aktiven Wachmodus in den Schlafmodus.
Ganz anders der nahezu militante Befehl an sich selbst vieler erwachsener Menschen mit Schlafstörungen: "Mensch, jetzt schlaf endlich! – Wie soll denn der Tag morgen zu bewältigen sein, wenn du jetzt nicht sofort schläfst? Oh Mist, da fällt mir ein, dass ich dem Wellensittich noch kein frisches Wasser gegeben habe. Los, mach das jetzt schnell noch, bevor du es morgen früh in der Hektik wieder vergisst! …"
Einschlafen MÜSSEN ist die perfekte Anweisung an dich, um genau das Gegenteil in dir zu bewirken. Beim Einschlafen an all das zu denken, was morgen alles zu tun sein wird und was heute noch nicht erledigt wurde, ist ebenso wenig hilfreich.
Schlaf, Kindlein, schlaf,
Der Vater hüt die Schaf …
Erlaube dir, diese Schlafliedzeile als erwachsene Person neu zu nutzen: Wann immer du in dein Bett gehst, um zu schlafen, erlaube dir vom verantwortlichen Erwachsenenmodus in den verantwortungsfreien Modus deines inneren Kindes zu gehen. Erlaube dir und dem kindlichen Anteil in dir, sich behütet und geborgen zu fühlen.
Jetzt musst du nichts mehr müssen. Nicht einmal schlafen musst du. Und ich meine das wortwörtlich so. Selbst wenn du die ganze Nacht genüsslich in deinem Bett liegst, während dein Bewusstsein im Wachzustand verbleibt, findet dennoch viel Regeneration statt.
Genieße es, dir freigegeben zu haben und nicht mehr über den vergangenen Tag nachdenken zu müssen. Genieße es, dir freizugeben, noch nicht den morgigen Tag planen zu müssen. Genieße es, behütet in deinem Bett zu liegen und zu wissen, dass allein dadurch schon viel Erholung passiert.
Das gelingt dir umso leichter, je mehr dein erwachsener Anteil in dir zuvor zufriedengestellt wurde. Rituale sind dabei sehr hilfreich: Setze dich vor oder nach dem Abendessen ganz bewusst noch einmal für 15 Minuten hin, um den Tag innerlich Revue passieren zu lassen. Schreib auf, was es morgen zu erledigen gibt. Und zum Abschluss dieses Rückblicks und dieses Ausblicks, schaue jeden Abend auch auf das, wofür du heute dankbar bist.
So kannst du verantwortungsbewusst loslassen. So kannst du als Erwachsener entspannt dem vertrauensvollen, behüteten kindlichen Modus in dir das Bett überlassen.
Hast du abends nicht zu spät, nicht zu viel und nicht zu schwer gegessen und hast du es geschafft vor 22 Uhr in dein Bett zu gehen, steht einer tiefen Regeneration nichts mehr im Wege – auch wenn du deinem inneren Kind erlaubst, wach, aber entspannt in seiner Ruhezeit-Wiege zu liegen.
Mache es dir in deinem Bett so angenehm und genüsslich wie nur irgend möglich. Wenn dem Erwachsenenmodus in dir ein Kuscheltier zu unangemessen erscheint, ist vielleicht eine schöne, warme, gewichtige Wärmflasche etwas, um dein Wohlbehagen zu erhöhen. Ein großes Seitenschläferkissen, eine besonders große und schwere Decke, ja selbst ein Einkuscheln in deinem fest um dich geschlungenen Bademantel kann rein physisch dein Geborgenheitsgefühl vertiefen.
Schlaf, Kindlein, schlaf,
Der Vater hüt' die Schaf …
Genieße deine Ruhe – die Auszeit in der Nacht.
Du musst nicht schlafen.
Fühl dich behütet.
Dein
Gert Kowarowsky
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