Warum wollen Frauen perfekt sein?

Perfekte Mutter, Partnerin, Angestellte, Gastgeberin – Superfrau macht sich durch ihre Ansprüche das Leben sehr schwer. Was steckt dahinter und wie können Sie die überzogenen Ansprüche an Sie selbst verringern? Dieser Beitrag gibt wertvolle Hilfestellungen und Tipps.

Warum wollen Frauen perfekt sein?
© Chalo Garcia, unsplash.com

Frauen wollen oft alle Bereiche des Lebens unter einen Hut bringen und das möglichst auch noch perfekt: Beruf, Kinder, Freizeit und Partnerschaft. Frauen lernen früh im Leben, sich von der Anerkennung anderer abhängig zu machen. Sie glauben, nur gemocht zu werden, wenn sie perfekt sind und Leistung bringen. Häufig hatten sie eine Mutter, die zuhause war und sich ganz der Kindererziehung gewidmet hat. Ein Modell, Berufstätigkeit und Hausfrauentätigkeit miteinander zu verbinden, fehlte. So lernten die Frauen nur, was man als "perfekte" Hausfrau tut.

Auch wenn sie vom Kopf her wissen, dass es nicht funktionieren kann, gleichzeitig eine perfekte Hausfrau und perfekte Arbeitnehmerin zu sein, fordern sie unbewusst diese Perfektion von sich.

Überzogene Ansprüche des Umfelds wirken negativ verstärkend

Diese innere – meist unbewusste – Einstellung wird häufig unterstützt durch die Erwartungen des Partners bzw. der Gesellschaft. Die Gesellschaft anerkennt weder die Erziehungsleistung der Frau, noch die berufliche Tätigkeit. Aber auch eine Entscheidung für die Karriere und gegen Kinder wird von der Gesellschaft oft nicht akzeptiert.

Frauen lernen in ihrer Kindheit, auf die Bedürfnisse anderer einzugehen und eigene Bedürfnisse hintenanzustellen. Als Folge davon, scheuen sie sich, nein zu sagen, und überfordern sich so. Hinter der Sucht nach Perfektion verbirgt sich der Versuch, negative Gefühle – in der Hauptsäche Ängste – zu vermeiden.

Angst vor Ablehnung: "Wenn ich nicht perfekt bin, mag mich der andere nicht mehr."

Angst vor Konflikten: "Wenn ich nicht perfekt bin, gibt es Ärger."

Angst vor Fehlern: "Wenn ich nicht perfekt bin, dann habe ich Nachteile, werde abgelehnt und kann mich selbst nicht leiden."

Minderwertigkeitsgefühle: "Wenn ich perfekt bin, dann merken andere nicht, dass ich nicht in Ordnung bin."

Ein zu starkes Verantwortungsgefühl für andere Menschen: "Wenn ich nicht perfekt bin, dann geht es dem anderen schlecht."

In welchen Bereichen fordern Frauen von sich Perfektion?

Es gibt kaum Bereiche, die nicht von der Sucht nach Perfektion betroffen sein können. Allen voran diese:

a) Sexualität: Frauen fordern von sich, mehr Lust auf Sex zu haben, einen Orgasmus zu verspüren, oder ihren Partner zu befriedigen.

b) Körper und Auftreten: Frauen fordern z.B. von sich einen schönen, makellosen, jugendlichen Körper, ...

c) Haushalt: Frauen fordern von sich, eine perfekte Gastgeberin zu sein, dass die Wohnung super gepflegt und sauber ist, ...

d) Kindererziehung: Frauen fordern von sich, dass sie die Kinder gut erziehen, sie gesund sind, schulisch erfolgreich sind, Freunde haben, ein Hobby und vielseitige Interessen haben, ...

e) Beruf: Frauen fordern von sich, besser als männliche Kollegen sein zu müssen, einen Beruf ausüben, der Prestige verspricht, ...

f) Intellekt: Frauen verlangen von sich, überall mitreden zu können

g) Weiterbildung und eigene Interessen: Frauen verlangen von sich, sich weiterzubilden, eigene Interessen zu haben, ...

h) soziale Kompetenz: Frauen fordern, dass sie sich in andere einfühlen können, immer für diese da sind, sich sozial engagieren, ...

Die Forderungen entsprechen immer der Struktur: Ich muss ... tun oder sein, sonst kann ich mich nicht akzeptieren, bin ich nicht in Ordnung und könnte abgelehnt werden.

Machen Sie den Test Überfordere ich mich?

10 Tipps, wie Sie sich aus der Perfektheitsfalle lösen

TIPP 1  Schätzen Sie Ihren Einsatz richtig ein.

Erstellen Sie eine Liste mit den Leistungen, die Sie vollbringen. Viele Ihrer alltäglichen Verrichtungen machen Sie rein automatisch und betrachten diese als normal. Würden Sie ausfallen, müssten diese Aufgaben teuer bezahlt werden. Ihre Serviceleistungen sind nicht selbstverständlich.

TIPP 2 Lösen Sie sich vom Schönheitswahn.

Lenken Sie Ihren Blick auf die Körperteile, die Ihnen gefallen. Lernen Sie, die anderen Teile zu akzeptieren. Ihr Wert als Mensch ist unabhängig von einem kleinen oder großen Busen, Falten oder grauen Haaren.

TIPP 3 Stärken Sie Ihr Selbstwertgefühl.

Begrüßen Sie sich zum Beispiel im Spiegel mit den Worten: "Du bist okay, so wie du bist." Lenken Sie Ihren Blick auf die positiven Erfahrungen in Ihrem Leben. Mehr darüber in Selbstwertgefühl stärken.

TIPP 4 Erlauben Sie sich, Nein sagen zu dürfen.

Sie können es aushalten, wenn der andere enttäuscht oder für kurze Zeit verärgert ist. Wenn Sie die Zuwendung nur bekommen, wenn Sie nach dessen Vorstellung funktionieren, ist die Beziehung im Ungleichgewicht.

TIPP 5 Sie sind nicht für alles verantwortlich.

Manchmal verordnet man sich Aufgaben, die man delegieren kann oder die zu diesem Zeitpunkt gar nicht erledigt werden müssen.

Stellen Sie sich hierzu die Fragen:
"Muss ich es wirklich tun?"
"Bin ich die Einzige, die es tun kann?"
"Wenn ja, muss ich es jetzt tun?"

TIPP 6 Gönnen Sie sich Auszeiten.

Auf Dauer können Sie nur gesund bleiben, wenn Sie sich auch Entspannung gönnen – und zwar auch dann, wenn noch nicht ALLES erledigt ist. Setzen Sie ein Entspannungsverfahren ein oder bauen Sie Ihre Anspannung durch eine sportliche Aktivität ab.

TIPP 7 Gestehen Sie sich eigene Wünsche zu.

In einer Partnerschaft oder Freundschaft hat jeder der beiden Partner das Recht, Wünsche zu äußern.

TIPP 8 Lernen Sie, zu delegieren.

Auch wenn ein anderer die Arbeit nicht so hundertprozentig wie Sie macht oder sie nur widerwillig tut, sollten Sie sich angewöhnen, Arbeit abzugeben. Der andere kann nur besser werden, wenn er sich darin übt. Ihnen macht die Arbeit auch nicht immer Spaß und Sie erledigen sie dennoch.

TIPP 9 Geben Sie die Selbstaufopferung auf.

Im günstigsten Fall bekommen Sie für Ihre aufopfernde Tätigkeit ein Lob oder Anerkennung. Häufiger werden Sie jedoch ausgenutzt und bekommen nichts.

TIPP 10 Gut ist gut genug.

Reduzieren Sie Ihre Anforderungen. Für die meisten Arbeiten genügt es, diese durchschnittlich oder gut zu erledigen.

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Erkenntnis schreibt am 25.02.2019

Perfektionismus ist das schlimmste Übel. Schleicht unbemerkt ständig hinter dir her, dreht euch um und zeigt ihm die Stirn. Wäre doch gelacht wen "ER" euer Leben bestimmt. Kopf hoch durchatmen und mehr auf egal schalten wichtig ist im Endeffekt nur das ihr am Ende des Tages denkt dieser war Lebenswert und für einen selbst in Ordnung. Nicht für die anderen. Niemals für die anderen.


Der Perfektionist schreibt am 16.01.2018

liebe Frauenich bin zufällig, also beim surfen, auf diese Site gestoßen bzw. auf diesen Artikel. Ich selber bin männlich, 40 Jahre alt, mittlerweile geschieden, aber mir geht es trotzdem gut. *Smile*. Aber das nur am Rande. Da ich selber gehbehindert bin und zwar seit klein auf, dachte ich, ich könnte zum Thema "Perfektion" mal ein paar allgemeine Worte die eine Hilfestellung bzw. einen Ratschlag darstellen sollen, schreiben. Perfektion gibt es nicht und wird es niemals geben. Aber es gibt ein "gut-genug" das wiederum mit der "Zufriedenheit an sich" viel zu tun hat. Ich selber lege bei manchen Gegenständen bzw. Dingen sicherlich auch großen Wert auf das "Beste", aber eben nur bei bestimmten Dingen. Da ich in dem Artikel auch das eine oder andere diesbezüglich Gesellschaft bzw. "gesellschaftlichen Druck" gelesen habe möchte ich auch dazu noch ein Statement abgeben, nämlich "Gesellschaft" wird überbewertet !!


Renate schreibt am 13.08.2017

Ich bin schon als Kind in den Perfektionismus hineingewachsen. Bin ohne Vater, mit einem tyrannischen Großvater, einer untergeordneten Oma und Mutter materiell wohlbehehuetet aufgewachsen. Wurde immer zu Höchstleistungen gedrängt, die im Laufe meiner Ehe bis dato bis zu meinem Zusammenbruch vor 4 Jahren nur zugenommen haben.Der sexuelle Druck ist zwar mit dem Tod meines Mannes vor 2 Jahren weg, doch ich kann den Rest der Perfektion, wie ohne mich geht es nicht, einfach nicht ablegen. Ich gehe jetzt in der Pension noch arbeiten, weil mich die Langeweile einholt. Ich hatte nie fuer etwas anderes Zeit, als fuer die Arbeit und die Familie. Ein neuer Partner ist auch ein Problem, da ich beziehungsgestört bin. Trotzdem denke ich oft, ob das alles war in meinem Leben.


Miriale schreibt am 03.12.2015

Hallo an alle, es ist gerade ein Punkt in meinem Leben wo ich scheinbar von meinem eigenen Körper aufgefordert werde etwas zu ändern..:/ bei mir ist gerade alles im Leben dabei,vom 40h Job über Alleinerziehend und rosenkrieg...ich habe jeden Tag einen Gedanken Fluss den ich nichteinmal richtig wiedergeben kann.Seit zwei Tagen bin ich krank geschrieben,aber mein schlechtes Gewissen trägt regelrecht dazu bei das ich wirklich darüber nachdenke ab Montag wieder die Zähne zusammen zu beißen..ein kurzer Auszug meiner ich als Perfektionistin..: 6.30uhr Tag beginnt..zwei Kinder wecken(6&9) frühstück vorbereiten dann 7.30uhr Start zur Schule und Kindergarten 8.00uhr Beginn Arbeitszeit (wo mein Chef mich jetzt erstmal platt geredet hat ich würde nichts tun-ich bin Angestellte Grafikerin,bedeutet kontakt mit den Kunden Auftrag entwerfen,abstimmen,druckvorbereitung ,umsetzen und danach dem Kunde aushändigen-aber ich mache ja nichts) arbeiten bis 16.00uhr Kind kommt von Schule zu meiner Arbeit gelaufen dann fahre ich die große Heim,sie geht inzwischen mit dem Hund raus und ich hole 16.30den kleinen aus dem Kindergarten wo er stets der letzte ist(Riesen Gewissensbisse) zuhause ca17.15uhr danach Hausaufgaben kontrollieren dann Abendbrot vorbereiten,essen und Kinder 19.30 Bett fertig machen(man muss bedenken der Zeit ist noch kein arzttermin oder einkaufen oder sonstiges mit eingeplant) Kinder sind sehr energiegeladen (nein kein adhs dies wurde mir von der Kinderärztin schon bestätigt) also schlafen die zwei erst gegen 22.00-22.15 ein...dann habe ich ruhe,da aber mein Exmann risenkrieg spielt habe ich mittlerweile die zweite Klage von ihm auf dem Tisch und werde ständig mit dummen Nachrichten von ihm zugebombt,nebenbei zieht er die Kinder noch mit rein und hetztsie im wahrsten Sinne des Wortes gegen mich auf...also dies zum Perfektionismus...und jetzt die Frage: worin besteht da der Sinn des Lebens,was kann einen da glücklich machen?ist das wirklich alles? Sollte so Lebensqualität sein..? Achja und für die 40h (inkl.pause)habe ich ~900€ netto(zzgl.kindergeld und ab und zu Unterhalt) soll ich Zähne zusammenbeißen und mein Programm täglich weitermachen bis ich Umfalle😳


Melle schreibt am 24.11.2015

Diese elende Perfektion trieb mich regelrecht in den absoluten Stress. Den Stress bin ich jetzt nach und nach mit Hypnose losgeworden. Von wem darf man ja nicht sagen, aber sie heißt glaube ich "Hypnose gegen Burnout, Stress und Überforderung". Habe die CD bestellt und falle immer in eine Trance. Ich hatte zwar kein Burnout, aber Stress. Seitdem hat es innerlich Klick gemacht und der Stress und die Grundursache, die Perfektion, sind weg.


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