Schuldgefühle nach dem Tod des Partners

Nach dem Tod eines geliebten Menschen machen wir uns manchmal Vorwürfe, wir hätten uns anders verhalten müssen, als er noch lebte. In diesem Beitrag erhalten Sie Hilfestellungen für den Umgang mit Schuldgefühlen nach dem Tod des Partners.

Schuldgefühle nach dem Tod des Partners
© K. Mitch Hodge, unsplash.com

Hinterbliebene machen sich oft Vorwürfe, dass sie sich zu Lebzeiten zu wenig um den Verstorbenen gekümmert haben. Wenn wir einen lieben Menschen verlieren, dann fällt uns vieles ein, was wir nicht mehr für ihn tun und nicht mehr zu ihm sagen können.

Es tut uns unendlich leid, ihm nicht mehr sagen zu können, wie wichtig er für uns ist und wie gerne wir mit ihm zusammen waren. Vielleicht würden wir uns auch gerne entschuldigen, mit ihm so oft gestritten zu haben.

Doch manchmal gehen wir über das Bedauern hinaus. Wir machen uns starke Schuldgefühle. Wir werfen uns vor, dass wir etwas falsch gemacht haben oder etwas versäumt haben, und verurteilen uns dafür.

Das Tragische an diesen Vorwürfen ist, dass wir nichts mehr wiedergutmachen oder ungeschehen machen können, denn unser Partner ist tot. Unsere Schuldgefühle bleiben bestehen, bis wir eines Tages auch sterben – wenn wir sie nicht aufgeben.

Ich erlebe in meiner Praxis immer wieder, dass Menschen wochenlang am Bett ihres Partners sitzen, und dann, als sie einmal nur für kurze Zeit außer Haus sind, verstirbt ihr Partner. Das ist Grund für sie, sich vorzuwerfen, ihren Partner im Stich gelassen zu haben. Sie machen sich bittere Schuldgefühle. Mit ihren Schuldgefühlen tragen sie zusätzlich zu dem Verlust ihres Partners noch eine weitere Last.

Was können Sie tun, wenn Sie sich Vorwürfe machen, sich falsch verhalten zu haben?

Sie haben mehrere Möglichkeiten, sich von Ihren Schuldgefühlen zu lösen. Ihre Schuldgefühle, entstehen durch Ihre Einstellungen und nicht durch die Ereignisse als solche. Und Ihre Einstellungen können Sie verändern.

Tipp 1: Wandeln Sie Ihre Schuldgefühle in Bedauern.
Sie haben Recht. Es ist bedauerlich, dass Sie sich so verhalten haben. Sie konnten jedoch nicht vorhersehen, welche Konsequenzen Ihr Verhalten haben würde und dass Ihr Mann zu diesem Zeitpunkt sterben würde. Sie sind ein Mensch, der ebenso wie andere Menschen Fehler macht und nicht in die Zukunft sehen kann. Erwarten Sie deshalb nichts von sich, was Sie nicht leisten können.

Tipp 2: Prüfen Sie Ihre Verantwortung.
Vielleicht machen Sie sich Vorwürfe für Ereignisse, für die Sie keine Verantwortung tragen. So fühlte sich z.B. eine Klientin von mir schuldig, weil ihr Bruder auf dem Weg zu ihrer Geburtstagsfeier tödlich verunglückte. In Wirklichkeit kamen nur zufällig zwei Ereignisse zusammen, ihre Geburtstagsfeier und ein anderer Autofahrer, der die Kontrolle über seinen Wagen verlor und frontal auf den Wagen des Bruders prallte.

In einem solchen Fall ist es wichtig, sich an die Tatsachen zu halten: Das Schicksal hat diese beiden Ereignisse miteinander verknüpft. Sie wurden dazu nicht gefragt und hatten keinerlei Einfluss.

Es könnte aber auch sein, dass Sie einen kleinen Anteil zu dem Geschehen beigetragen haben. So hatte sich z.B. ein Klient mit seiner Frau gestritten und danach wütend die Wohnung verlassen. Als er zurückkam, hatte sie einen plötzlichen Herztod erlitten. Sein Anteil war, dass er sich mit seiner Frau gestritten und die Wohnung verlassen hat. Er ist jedoch nicht dafür verantwortlich, wie stark sie sich aufgeregt hat, wie stark ihr Herz geschädigt war und dass sie zu diesem Zeitpunkt gestorben ist.

Wenn der Partner alleine stirbt, obwohl man ihm versprochen hat, bei ihm zu bleiben, dann ist es wichtig, sich in Erinnerung zu rufen, dass man nicht Herr über Leben und Tod ist. Vielleicht hat Ihr Partner sogar diesen Zeitpunkt gewählt, um zu gehen, weil er Ihren Schmerz nicht ertragen konnte.

Tipp 3: Lenken Sie Ihren Blick auf das, was Sie Ihrem Partner gegeben haben.
Sie gehen im Augenblick vermutlich so vor, dass Sie Ihren Blick nur noch darauf lenken, was Sie glauben, falsch gemacht zu haben. Im Zusammenleben mit Ihrem Partner haben Sie jedoch wahrscheinlich tausende Male etwas für ihn getan und zu ihm gesagt. Ihre Liebe zu ihm hat sich nicht nur in einem einzigen Verhalten gezeigt. Rufen Sie sich in Erinnerung, was Sie alles für ihn gemacht haben. Selbst wenn Sie bei dem Standpunkt bleiben, dass Sie an der wichtigsten Stelle versagt haben, gibt es noch viele andere Situationen, in denen Sie das Leben Ihres Partners bereichert haben.

Tipp 4: Behandeln Sie sich nicht wie einen Schwerverbrecher.
Selbst wenn Sie einen Mord begangen hätten, was Sie ganz sicher nicht getan haben, haben Sie in unserer Gesellschaft ein Anrecht darauf, dass die Strafe für Ihre Tat zu irgendeinem Zeitpunkt abgegolten ist. Wie lange glauben Sie, für Ihr Verhalten büßen zu müssen?

Tipp 5: Sprechen Sie mit einem Menschen, dem Sie vertrauen, über Ihre Schuldgefühle.
Vielleicht tun Sie sich sehr schwer, zu einer anderen als Ihrer Sichtweise zu gelangen. Dann sollten Sie sich ein Herz fassen und sich einer neutralen Person, z.B. einem Psychotherapeuten, Freund oder Pfarrer anvertrauen. Wer sich nach einer Verlusterfahrung für eine neue Partnerschaft öffnet,

  • sollte dem neuen Partner eine Chance geben und sich bemühen, seine Qualitäten zu entdecken - statt immer mit dem verstorbenen Partner zu vergleichen.
  • sollte sich nicht überfordern und dieselben Liebesgefühle wie beim verstorbenen Partner verlangen.
  • sollte sich eine neue Liebe erlauben - das ist keine Untreue und kein Bruch des Liebesversprechens dem verstorbenen Partner gegenüber.
  • sollte sich die Erinnerung an den verstorbenen Partner zugestehen.
  • sollte sich erlauben, ab und zu noch traurig zu sein. Das stellt die neue Partnerschaft nicht infrage.
  • sollte den Kindern und Freunden Zeit zugestehen, den neuen Partner zu akzeptieren
  • kann sich bei Schuldgefühlen und Zweifeln fragen "Was würde wohl mein verstorbener Partner dazu sagen? Wäre mein verstorbener Partner damit einverstanden, dass ich eine neue Beziehung eingehe?
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Weiterführende Links
Nicolaidis Stiftung - Hilfe für verwitwete Mütter und Väter: http://www.nicolaidis-stiftung.de
Zentrum für Trauerbegleitung: http://tabu-team.de/
Bundesverband verwaiste Eltern: http://www.veid.de/
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Claudia Meister schreibt am 25.07.2020

Mein Mann ist vor 3 Wochen gestorben und alles steht still.Ich suche jetzt in diesen Foren nach Bildern,die mir zeigen,wie ich weiterleben kann.Ich fühle mich daheim besser.Er ist für mich realer als die Menschen,die ich sehe,denen ich begegnen muss.Sie sind auf einmal alle stärker,grösser,lauter.Er ist nicht mehr da.Egal,wie viele Bilder von ihm und Nachrichten ich über Whatsapp verschicke.Ich überlege zu der Traueranzeige nun eine Dankesanzeige in eine Tageszeitung zu setzen.Ich pflanze die Weihnachtssterne,die er gekauft hatte,um.Damit sie überleben.Ich habe keine Ahnung und die Angst kommt immer in Schüben.Alle alten Ängste von früher steigen hoch,Mein Mann ist der konstanteste,zuverlässigste,ausgeglichener Mensch für mich,den ich je in meinem Leben kennenlernen durfte.Er hat mir so viel Stabiltät und Sicherheit gegeben.Ich werde ,wenn einiges geregelt ist,eine Klinik mit guten Therapeuten suchen,dass diese vielen Schmerzen,die sich im Laufe eines Lebens sammeln,weniger werden.Du bist die grosse Liebe meines Lebens


Selmi schreibt am 04.07.2020

Ich habe vor 6 Tagen plötzlich meinen Sohn verloren. Es zereißt mir das Herz. Ich spüre ihn in meiner Nähe und habe Angst vor der Beerdigung.


Andrea schreibt am 12.06.2020

Ich habe meine Mama gepflegt..war völlig überfordert, weil mir aus meiner Familie niemand geholfen hat. Eine Pflegekraft habe ich andauernd gesucht, leider aber keine gefunden. Bei allen gab es einen Haken. Ich konnte monatelang keine Nacht richtig schlafen, bin auch noch chronisch migränekrank...und hatte leider irgendwann nicht mehr die Geduld, die meine Mutter verdient hätte. Das macht mich fertig...weil ich wollte eine gute Pflege machen...ich habe meine Mutti sehr geliebt, aber ich konnte nicht mehr! Sie ist im April 19 gestorben...und jetzt auch noch mein Hund...er hat plötzlich Magenkrebs im Endstadium bekommen....ich bin fix und fertig....und denke oft, das Leben hat keinen Sinn mehr...Ich habe immer nur alles falsch gemacht....jeder der mit mir ist...stirbt!


Ingrid schreibt am 02.05.2020

Hallo,ist es nicht so, dass wir im Nachhinein immer wissen, was wir hätten tun sollen? Ich habe durch den schwersten Verlust in meinem Leben erkannt, dass jeder Mensch nur „seinen Weg“ gehen kann. Irgendwann kommt so ein Ereignis und wir wissen plötzlich, was richtig gewesen wäre.... Aber wenden wir das Richtige für die Mitmenschen an, die noch da sind? Ich versuche es. Und ja, mein „Lebensmensch“ fehlt mir immer - jeden Tag, jede Stunde, jede Minute.... immer! Aber für ihn lebe ich weiter!


Elke schreibt am 06.03.2020

Ich habe meinen Freund rausgeschmissen und seiner selbstzerstörerischen Alkoholsucht überlassen, aus der er allein nicht mehr herausfand. Statt ihm zu helfen, worauf er vielleicht vertraute und wartete, klagte ich selbst nicht damit klarzukommen. Alle sagen, er wollte sich nicht helfen lassen - vielleicht war ich diejenige, durch die er es zugelassen hätte? Ich hätte ihn rechtzeitig in eine Therapie bringen müssen, auch gegen seinen Willen, was er später eingesehen hätte. Dann würde er jetzt noch leben, mit mir oder ohne mich. Ich fühle mich als hätte ich sein Leben auf dem Gewissen


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