Feiertage als Trauernder verbringen

Wenn Sie einen geliebten Menschen verloren haben, dann können Feiertage und Festtage für Sie zu besonders schwierigen Zeiten werden. Dieser Beitrag gibt Ihnen Hilfestellungen für diese Zeiten.

Feiertage als Trauernder verbringen
© Rebecca Peterson, unsplash.com

Als ich zehn Jahre alt war verstarb mein Vater kurz vor Weihnachten. Wenn Sie selbst vor nicht allzu langer Zeit einen Angehörigen verloren haben, dann brauche ich Ihnen nicht zu beschreiben, wie Weihnachten für mich in diesem Jahr verlaufen ist. Meine Mutter, mein Bruder und ich weinten fast die gesamten Festtage. Ein Weihnachtsbaum wurde erst gar nicht aufgestellt. Für die Zubereitung eines Festtagsessen fehlte uns die Kraft. Da wir die Geschenke schon besorgt hatten, gab es für jeden auch Päckchen, die aber unberührt blieben. Die ständig in Geschäften und Medien dudelnden Weihnachtslieder von Freude und Glück machten uns eher aggressiv als fröhlich. Wie sollten wir uns auch freuen können? Gerade erst war unser Vater gestorben!

Im Laufe der Jahre haben wir es wieder geschafft, Weihnachten zu feiern - doch ganz so, wie früher, wurde es nie wieder. An Weihnachten sind die Gedanken an meinen Vater immer viel präsenter als sonst unter dem Jahr. Vielleicht geht es Ihnen ähnlich. Sie schauen mit Angst auf die kommenden Festtage, die Sie früher zusammen mit Ihrem verstorbenen Angehörigen gefeiert haben - gleichgültig ob es Weihnachten, Ostern, der Hochzeitstag oder Geburtstag ist.

Am liebsten würden Sie sich in Tiefschlaf versetzen lassen und erst nach dem besagten Tag wieder aufwachen. Die Festtage stehen wie ein unbezwingbarer Berg vor Ihnen. Bisher waren sie verknüpft mit Freude und Unbeschwertheit, nun sind sie belastet mit Trauer um den Verlust und dem schmerzenden Gedanken „Nie mehr werden wir gemeinsam ...“ Sie fühlen sich unendlich einsam und ausgeschlossen von den vielen glücklichen Menschen um Sie herum.

Vielleicht quälen Sie sich auch mit Gedanken, wie Sie die Festtage gestalten sollen: alte Rituale beibehalten oder völlig neu gestalten? Sich einladen lassen oder zu sich einladen? Mit der Familie, anderen Trauernden zusammenkommen oder alleine bleiben? Vielleicht fürchten Sie, anderen mit Ihrer Trauer das Fest zu verderben. Oder aber Sie fürchten, andere zu enttäuschen, weil Sie das Fest nicht wie immer gestalten wollen.

Zurückgezogen allein oder mit den Angehörigen zusammen – gerne würde ich Ihnen sagen, welches der richtige Weg ist. Doch es gibt nicht den einen richtigen Weg. Jeder Mensch verarbeitet einen Verlust anders und braucht Wege, die auf ihn zugeschnitten sind. Natürlich sind diese auch abhängig davon, wie lange Ihr Angehöriger schon verstorben ist und welche Rolle er in Ihren Leben gespielt hat. Ich möchte Ihnen hier aber einige Vorschläge machen, wie Sie sich in dieser schweren Zeit über Wasser halten und vielleicht auch einige Momente der Freude erleben können. Prinzipiell können Sie entscheiden, sich über die Festtage von allen zurückzuziehen oder sich mit anderen zu treffen.

Wenn Sie sich für das Zusammensein mit anderen entscheiden

1. Gestehen Sie sich Ihre Trauer zu.

Sie haben einen lieben Menschen verloren und mit ihm die Rituale, die sie zusammen gepflegt haben. Da ist es nur natürlich, dass kleinste Signale, die Sie mit ihm verbinden, wie eine bestimmte Musik, ein bestimmtes Geschenkpapier, der Geruch seiner Lieblingsplätzchen, das Vorlesen der Weihnachtsgeschichte Sie schmerzlich an die Lücke erinnern, die er hinterlassen hat. Nur weil Weihnachten oder ein anderer Feiertag ist, können Sie nicht auf Knopfdruck Ihre Trauer abschalten.

2. Gehen Sie behutsam mit sich um.

Fordern Sie nicht von sich, besonders wenn Ihr Angehöriger erst kürzlich verstorben ist, dass Sie normal funktionieren. Der Verlust eines geliebten Menschen ist ein ungeheurer Stressor für Ihren Körper und Ihre Seele. Beide müssen Höchstleistungen vollbringen. Deshalb sind Sie wahrscheinlich auch schneller erschöpft, unkonzentrierter, langsamer, kein so geduldiger  Zuhörer wie sonst. Wenn Sie sich für ein Familientreffen entscheiden, dann delegieren Sie Aufgaben (wie etwa die Wohnung schmücken und Geschirr spülen) oder feiern in kleinerem Rahmen. Verzichten Sie darauf, ein großes Festtagsmenu zuzubereiten. Vielleicht können Sie es auch an einem anderen Ort feiern, sodass Sie sich jederzeit zurückziehen und nach Hause gehen können.

3. Erlauben Sie sich Augenblicke, in denen Sie sich unbeschwert fühlen.

Es mag an Festtagen auch Momente geben, in denen Sie Ihren Schmerz vergessen, lachen oder sich freuen (z. B. über Ihr Enkelkind oder den Hund, der sich auf einen Knochen stürzt.) Das ist gut so. Aus diesen Auszeiten ziehen Sie Kraft - auch wenn andere vielleicht sagen, dass sich das für einen Trauernden nicht ziemt. Sie müssen niemanden beweisen, wie sehr Sie den verstorbenen Menschen geliebt haben und um ihn trauern. Ab und zu aufblinkende Freude gehört auch zum Trauerprozess und zeigt Ihnen, dass das Leben weitergeht.

4. Umgeben Sie sich mit Menschen, bei denen Sie Ihre Trauer zeigen können.

Trauer ist ein Gefühl, das wir nicht haben wollen. Noch anstrengender wird es, wenn wir anderen gegenüber immer eine Fassade von Stärke aufrechterhalten wollen - sei es, um sie nicht zu stark zu belasten oder kein Mitleid zu erregen. Je mehr wir uns unsere Trauere verbieten, umso stärker wird unserer innerer Druck. Dann haben wir Angst, „wenn irgendwann der Hahn geöffnet wird, können wir unsere Tränen nicht mehr stoppen.“ Umgeben Sie sich deshalb mit Menschen, bei denen Sie zeigen können, wie Sie gerade empfinden und bei denen Sie auch offenüber darüber sprechen können, wie sehr Sie Ihren geliebten Angehörigen vermissen. Das können Familienangehörige aber auch Mitglieder einer Trauergruppe sein. Auch Nachbarn und Bekannte, die ebenfalls einen Verlust zu betrauern haben, kommen in Frage.

5. Haben Sie Nachsicht, wenn andere Sie aufheitern wollen.

Für Ihr Umfeld ist es schwierig, Sie leiden zu sehen. Manche haben auch Angst vor den Gefühlen, die Ihre Trauer in ihnen auslösen könnte. Andere sind völlig unsicher, wie Sie sich Ihnen gegenüber verhalten sollen. Deshalb versuchen sie, Sie auf andere Gedanken weg von dem Verlust zu bringen. Sie machen z. B. unpassende Späßchen und versuchen krampfhaft, den Namen des Verstorbenen nicht zu erwähnen. Das mag Ihnen dann besonders bitter aufstoßen. Versuchen Sie dennoch, ihnen zu verzeihen. Bedenken Sie dabei auch, dass Sie sich möglicherweise verändert haben, andere Dinge für wichtiger halten und über solche „Banalitäten“ nicht mehr lachen können.

Wenn Sie entscheiden, alleine zuhause zu bleiben

1. Wählen Sie sich Zeiten, in denen Sie sich bewusst auf die Trauer einlassen.

Auch wenn Ihnen dieser Vorschlag vielleicht Angst macht, so kann er hilfreich für Sie sein. Indem Sie sich quasi mit der Trauer verabreden, erhalten Sie ein Stück Kontrolle zurück. Die Trauer wird Sie nicht mehr so häufig aus dem Nichts überfallen. Wählen Sie sich einen Zeitrahmen. Dann nehmen Sie sich einen Gegenstand, ein Bild oder einen alten Liebesbrief vor, der Sie an den Verstorbenen erinnert. Sie können auch in einem Tagebuch beschrieben, welche schönen Erlebnisse Sie zusammen mit Ihrem geliebten Menschen an den Festtagen gehabt haben. Lassen Sie dabei Ihren Tränen freien Lauf und lassen Ihren Schmerz zu. Diese Zeit widmen Sie ihm und der gemeinsamen Zeit. Keine Angst, Sie können die Trauergefühle ertragen und sie lassen mit der Zeit nach.

2. Beteiligen Sie sich in einem Trauerforum im Internet.

Das Gute am Internet ist, dass es Ihnen immer zur Verfügung steht. So können Sie am Festtag mit anderen Betroffenen in Kontakt bleiben und sich gegenseitig trösten. Beispielsweise finden Sie in einem Trauerforum die Möglichkeit zum Austausch mit anderen Betroffenen.

3. Beschäftigen Sie sich mit Aktivitäten, die Ihnen früher Spaß gemacht haben.

Auch wenn Sie jetzt nur wenig oder gar keinen Spaß damit haben, so gönnen Sie sich dadurch eine kurze Auszeit von der Trauer. Zum Aufatmen könnten Sie auch kommen, indem Sie ein Hörspiel anhören, fernsehschauen oder ein Sudoku machen. Ein Spaziergang in der Natur oder etwas anderes mit Bewegung tut Ihrem Körper auch gut.

4. Verzeihen Sie sich, wenn Sie nicht so stark sind, wie Sie es sich vorgenommen haben.

Stark sein bedeutet für Sie wahrscheinlich, dass Sie nicht in Tränen ausbrechen und nicht traurig sein wollen. Trauer ist ein Gefühl, was mit einem Verlust verbunden ist. Deshalb ist sie hier berechtigt. Weil Sie Ihren Angehörigen sehr geliebt haben und lieben, empfinden Sie jetzt eine große Lücke, die mit Schmerz einhergehen muss. Akzeptieren Sie den Schmerz, er gehört im Augenblick zu Ihnen. Sie haben nichts und niemanden, der die Lücke füllen könnte. Hierfür benötigen Sie Zeit. Ersetzen können Sie den geliebten Menschen nicht, aber mit der Zeit eine andere Form von Erfüllung finden. Wenn wir einem anderen Menschen unser Herz und unsere Liebe schenken, er für uns sehr viel bedeutet, dann erleben wir nach dessen Verlust Schmerz und Trauer. Deshalb bleibt für Sie im Augenblick auch nur, den Schmerz anzunehmen.

Doch unsere Seele und unser Körper sind so angelegt, dass sie einen Verlust bewältigen können. Das bedeutet nicht, dass Sie den geliebten Menschen und die schönen Erfahrungen mit ihm vergessen werden, sondern dass die Erinnerung nicht mehr so schmerzen wird und Sie neue Aufgaben finden können. Hangeln Sie sich an den Festtagen von Tag zu Tag und Sie werden sie durchstehen können.

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Franz schreibt am 24.04.2022

Bin auf der Suche nach Austausch, meine Frau fehlt mir sehr.
"Beispielsweise finden Sie hier im Trauerforum die Möglichkeit zum Austausch mit anderen Betroffenen."
Da funktioniert nichts, gibt keine Möglichkeit zum Austausch.
Wird hier mit Trauernden versucht Geld zu machen?


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 Wenn Sie entscheiden, alleine zuhause zu bleiben
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