Seit mehr als 40 Jahren arbeite ich als Psychotherapeutin. Menschen auf dem Weg zu unterstützen, mehr Lebensfreude und neue Kraft zu verspüren, erfüllt mich mit großer Freude und Dankbarkeit.
Wie sich Angst im Körper zeigt, wie Angst im Körper entsteht, wie sich die körperlichen Symptome bei einem Panikanfall erklären - darum geht es hier.:
Viele Menschen wissen nicht, dass sich die Angst nicht nur in ihren Gefühlen, sondern auch in ihrem Körper äußert. Deshalb werden sie durch ihre körperlichen Symptome, die bei Angst auftreten, verunsichert. Im Falle der Panik lösen Betroffene die Panik erst aus oder steigern sie noch, indem sie die körperlichen Beschwerden falsch bewerten - nämlich als Hinweis auf eine ernste körperliche Erkrankung oder gar den herannahenden Tod.
Ich möchte Ihnen deshalb im Folgenden ausführlich beschreiben,
Wenn Sie wissen, wie sich die Angst in Ihrem Körper äußert, dann werden Sie gefasster auf Ihre körperlichen Beschwerden reagieren können. Sie können dann die Strategien einsetzen, die Sie benötigen, um sich wieder zu beruhigen.
Angst entsteht in unserem Körper nach einem ganz bestimmten Schema. Zunächst einmal nehmen unsere Sinnesorgane etwas wahr. Wir hören, sehen, spüren, riechen oder schmecken etwas. Diese Wahrnehmung wird an das Gehirn weitergeleitet. Die Großhirnrinde interpretiert die Reize aufgrund der Erfahrungen in der Vergangenheit.
Im Falle der Angst interpretiert unser Gehirn die Wahrnehmung als (lebens)gefährlich. Von dort gelangt die Meldung dann an das limbische System, das für unsere Gefühle zuständig ist. Spezielle Bereiche des limbischen Systems, der Hippocampus und die Amygdala, auch als Mandelkern bezeichnet, veranlassen dann den Hypothalamus, die entsprechenden körperlichen Reaktionen auszulösen. Der Hypothalamus bewirkt über Nervenbahnen in Nebennierenmark die Ausschüttung von Adrenalin, Noradrenalin, Kortisol und Kortison.
Das Sympathische und Parasympathische Nervensystem werden aktiviert. Sind blitzschnelle Reaktionen für unser Überleben erforderlich, reagiert der Mandelkern auch ohne vorherige Verarbeitung und Bewertung der Großhirnrinde.
Wir kennen das z.B. dann, wenn wir durch ein plötzlich auftretendes Geräusch aufschrecken. Dann wird unser Körper in Bruchteilen von Sekunden auf Kampf, Flucht oder Verharren vorbereitet. Schon seit Urzeiten gibt es diese automatische Reaktion. Nur so konnten unsere Vorfahren überleben. Manchmal werden wir durch diese schnelle unbewusste Verarbeitung ohne tatsächliche Gefährdung in Angst versetzt. Dann können wir durch eine bewusste Einschätzung der Situation.
Angst ist ein Gefühl, das sich bei tatsächlicher oder nur vorgestellter Gefahr einstellt. Unser Organismus ist darauf aus, sich am Leben zu erhalten. Wird Gefahr gemeldet, kommt es nach einer kurzen Schrecksekunde zu einer Alarmreaktion. Das Sympathische Nervensystem tritt in Aktion. Es ist zuständig für die Aktivierung unseres Körpers. Unser Körper wird auf Kampf oder Flucht vorbereitet.
Folgende Angstsymptome (körperlichen Veränderungen) werden durch das Sympathische Nervensystem hervorgerufen:
Im Normalfall kommt es nach einigen Minuten zu einer Gewöhnung an die Situation. Das Parasympathische Nervensystem kommt zum Einsatz. Es ist dafür zuständig, dass unser Körper wieder in den Normalzustand, zur Ruhe und Entspannung zurückkehrt. Wir bleiben jedoch noch einige Zeit erregt, bis das freigesetzte Adrenalin und Noradrenalin abgebaut sind.
Das Parasympathische Nervensystem veranlasst nun folgende Angstsymptome (körperlichen Veränderungen)
Bei intensiven Erregungszuständen und bei Panikanfällen können sowohl das Sympathische als auch das Parasympathische System gleichzeitig aktiviert sein.
Sie haben sicher auch schon beobachtet, dass es manchen Menschen in belastenden Situationen die Sprache verschlägt und sie wie erstarrt sind. Andere wiederum werden gereizt, aggressiv und sind sehr unruhig. Dies hängt davon ab, ob wir zum Kampf- und Fluchttyp oder zum Schrecktyp gehören. Wir unterscheiden uns nämlich darin, wie wir bei Angst und Stress reagieren.
Man geht davon aus, dass wir mit der Veranlagung zum Schreck- oder Kampf/Fluchttyp geboren werden. Jedoch können wir diese Veranlagung auch durch Erfahrung und Lernen beeinflussen.
Wenn Sie unter einer Panikstörung leiden, dann reagiert Ihr Körper scheinbar völlig unvermittelt und aus heiterem Himmel mit den unterschiedlichsten körperlichen Beschwerden. Meist gibt es für diese Beschwerden eine ganz einfache Erklärung. Die Beschwerden haben eine ganz normale Ursache und sind KEIN Hinweis auf etwas Bedrohliches.
Durch Gedanken darüber, wie schrecklich es wäre, wenn andere Ihre Beschwerden erkennen, Sie die Kontrolle verlieren oder an einer schweren Krankheit leiden würden, erzeugen Sie eine noch stärkere Anspannung. Ich möchte Ihnen deshalb jetzt erklären, welche völlig ungefährlichen und nachvollziehbaren Ursachen sich hinter den Symptomen einer Panikattacke verbergen können.
Wenn Sie etwas als körperlich oder seelisch belastend ansehen, dann reagieren Sie mit einer Stress- oder Alarmreaktion. Die Alarmreaktion besteht aus den beiden Teilen Schockphase und Kampf- und Fluchtphase.
In der ersten Schrecksekunde, der Schockphase, verspüren Sie vielleicht folgende körperlichen Symptome, die durch das Parasympathische Nervensystem gesteuert sind:
Ihre Panikattacke geht dann in die körperliche Aktivierung, die Kampf-/Flucht-Phase, über, in der das Sympathische Nervensystem die Regie übernimmt.
In der Kampf-/Fluchtphase werden die Beschwerden durch das Sympathische Nervensystem mittels Adrenalinausschüttung verursacht. Ihr Körper ist alarmiert und es gibt bei einer Panikattacke nichts, wofür er die Energie einsetzen könnte. Vielleicht kommen Ihnen die folgenden Symptome auch vertraut vor?
Ihr Herzklopfen und Herzrasen können dadurch entstehen, dass der Herzschlag sich plötzlich beschleunigt, die Pumpleistung sich erhöht und die Herzkranzgefäße sich erweitern. Der Blutdruck steigt. Die gute Nachricht: Steigender Blutdruck und Herzrasen sind ein guter Schutz vor Ohnmacht. Und das Herzrasen während einer Panikattacke ist sogar förderlich für Ihren Körper, das Herz wird trainiert. Ihr Herzstolpern kann entstehen, wenn Ihr Körper die Herzschläge rasch von Verlangsamen auf Beschleunigen oder umgekehrt umschaltet.
Ihr trockener Mund rührt wahrscheinlich daher, dass Sie durch den Mund atmen. Außerdem produziert Ihr Körper nicht so viel Speichel, weil ihm im Augenblick die Verdauung nicht wichtig ist. Wenn Sie Atemnot und Beklemmungen in der Brust verspüren, dann atmen Sie wahrscheinlich zu schnell. Sie nehmen mehr Sauerstoff auf, als Sie verbrauchen.
Wenn Sie außerdem durch den Mund atmen, nehmen Sie zu viel Luft auf, was zu einem Druckgefühl in der Brust kommt. Ihr Engegefühl in der Brust entsteht dadurch, dass sich die Muskelspannung im Bereich der Bronchialmuskeln verändert hat.Ihre Anspannung und Ihr Zittern entstehen durch die starke Anspannung Ihrer Muskeln. Dies ist auch die Erklärung für Ihre wackeligen, leicht schwankenden Beine.
Sie fühlen sich innerlich unruhig und überempfindlich, weil Ihr Körper bereit zur Gefahrenabwehr ist. Ihnen wird heiß und Sie schwitzen, weil Ihr Körper sich abkühlen möchte. Ihre Übelkeit kommt daher, dass der Magen nicht mehr so stark durchblutet wird oder weil sich die Magenmuskulatur verkrampft.
Ihre Schwindelgefühle entstehen, weil das Gehirn weniger stark durchblutet wird. Auch Ihre blasse Haut, die kalten Hände und Füße und die Kribbelgefühle zeigen an, dass deren Durchblutung reduziert wurde. Kribbelgefühle können auch auf das Überatmen zurückzuführen sein.
Ihnen kommt alles eigenartig vor, weil Ihre Pupillen sich erweitert haben. Das Flimmern vor den Augen wird verursacht durch die Blutdruckerhöhung. Ihr Ohrensausen wird ausgelöst durch die erhöhte Herztätigkeit und die Verengung der kleinen Blutgefäße. Die Taubheitsgefühle in Fingern und Zehen können entstehen, weil das Blut von dort abgezogen und hin zu den größeren Muskelgruppen transportiert wird.
Für die Rückkehr Ihres Körpers in den Entspannungszustand sorgt nun wieder das Parasympathische Nervensystem.
Sie müssen nun mit folgenden Symptomen rechnen: Sie fühlen sich erschöpft und schlapp. Schließlich haben Sie mit den Muskeln quasi einen Kampf ausgetragen. Weiterhin wird Ihr Körper sich abkühlen, indem Sie schwitzen. Übelkeit und Brechreiz, Durchfall und Harndrang können auftreten.
Manchmal können jedoch auch das Sympathische und Parasympathische Nervensystem gemeinsam aktiv sein. Dies führt dann zur Erschöpfung. Bitte behalten Sie diese Zusammenhänge zwischen Ihrem Körper und Ihrer Seele in Erinnerung.
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Vielen Dank für den Beitrag
Ich habe Panikattacken, dann kommen kreislaufprobleme dazu und gleichzeitig abet Stuhlgang. Was wirklich dann z Problem wird. Also quasi in der Schockphase. Jedoch wie durchbreche ich die Schockphase?
Wow, Danke für diesen Artikel. Der Text hat eine unglaublich entspannende Wirkung auf mich. Ich erkenne mich in jedem Punkt wieder. Der Text bringt mehr als jede Tablette!
Ich hatte schon häufiger bei einer psychischen Krise das Problem dass ich infolge von Angst in die oft zitierte körperliche "Schockstarre" verfalle. - Besonders zu schaffen macht mir dann die körperliche Reaktion dass ich - besonders morgens aber auch später - so gut wie keine Nahrung schlucken kann (wohl wegen muskulärer Verkrampfung von Speiseröhre und Magen) und mein Mund trotz Trinkens extrem trocken wird was mir das Schlucken von Nahrung zusätzlich erschwert (sind keine Nebenwirkungen meiner Psychopharmaka, habe es ansonsten nicht). - Hat jemand Erfahrungen bzw. Lösungen für diese Problematik? - Vielen Dank im Voraus!