Als Psychotherapeut hat Rolf Merkle (1952–2019) mehr als 35 Jahre lang Menschen auf ihrem Weg begleitet, raus aus persönlichen Krisen hin zu mehr Lebensfreude, Begeisterung und körperlichem Wohlbefinden.
Wie kommt es zum Hyperventilieren? Welche Symptome treten beim Hyperventilieren auf und was kann man gegen das Hyperventilieren tun?
Hyperventilieren ist eine Art des Überatmens. In mehr als 95% der Fälle hat das Hyperventilieren eine psychische Ursache. Vor allem tritt es in Verbindung mit intensiven Gefühlen von Angst, Wut und Ärger auf.
Wenn wir hyperventilieren, atmen wir mit den Brustmuskeln, statt mit dem Zwerchfell. Wir atmen dabei schneller und/oder tiefer, als es für die Versorgung unseres Körpers mit Sauerstoff und den Abbau des Kohlendioxids nötig ist.
Nur wenn wir kämpfen oder flüchten müssen, benötigen wir eine so große Energiezufuhr. Das falsche Atmen bewirkt dann, dass wir zu viel Sauerstoff einatmen und zu viel Kohlendioxid ausatmen.
Das Hyperventilieren äußert sich gewöhnlich zunächst durch ein Kribbeln in den Lippen, dann ziehen sich die Lippen zusammen. Danach setzt sich das Kribbeln in den Fingern, Händen und Füßen fort. Schließlich können sich die Finger zusammenkrampfen, was auch als Pfötchenstellung bezeichnet wird.
Meist treten beim Hyperventilieren folgende Beschwerden auf:
Vielleicht haben Sie auch schon einmal einige dieser Beschwerden verspürt und als sehr bedrohlich erlebt. Wenn Sie stark hyperventilieren, können diese Beschwerden schon nach weniger als 1 Minute auftreten.
Diese Reaktionen Ihres Körpers sind unangenehm, aber harmlos - auch wenn Sie den Eindruck haben, sie seien gefährlich. Durch Hyperventilieren entstehen keine lang anhaltenden körperlichen Schäden. Wenn Sie wieder normal atmen, werden die Symptome nach 2-3 Minuten wieder abnehmen.
Das Hyperventilieren wird so gut wie nie zu einer Ohnmacht führen. Selbst wenn es zu einer Ohnmacht kommen würde, wäre das nicht schlimm. Die Atmung würde sich automatisch wieder normalisieren. Eine Hyperventilationstetanie, ein krampfhafter Anfall tritt nur in seltenen Fällen auf.
Das Hyperventilieren ist ein sehr unangenehmer Zustand. Es ist verständlich, dass Sie diesen Zustand schnell beenden möchten. Ich möchte Ihnen hierfür zwei wirkungsvolle Strategien vorschlagen:
1. Führen Sie eine Papiertüte mit sich.
Im Notfall können Sie die Tüte dann über Ihr Gesicht stülpen und zwar so, dass die Tüte über Nase und Mund reicht und fest auf dem Gesicht sitzt. Atmen Sie dann in die Tüte ein und aus. Wenn Sie in die Tüte atmen, wird kein neuer Sauerstoff zugeführt. Sie atmen stattdessen Kohlendioxyd ein. Dadurch wird die Konzentration von Kohlendioxyd im Blut wieder erhöht und die Atmung verlangsamt sich. Wenn Sie keine Tüte griffbereit haben, können Sie auch in die hohle, vor den offenen Mund gehaltene Hand atmen.
2. Setzen Sie ganz gezielt die Bauchatmung ein.
Diese Strategie ist viel besser und weniger auffällig, als in die Papiertüte zu atmen. Sie können dadurch manchmal das Hyperventilieren ganz vermeiden, aber auf jeden Fall die Symptome abbauen.
Die Bauchatmung geht so:
Legen Sie Ihre Hand flach 2 cm unterhalb des Nabels auf die Bauchdecke. Atmen Sie tief ein und stellen sich vor, wie der Atem langsam bis hinunter zu Ihrer Hand fließt und schließlich Ihre Hand hoch atmet. Dann stellen Sie sich vor, wie der Atem langsam wieder über den Brustraum zurück über die Nase nach außen entweicht, und konzentrieren sich darauf, wie die Hand wieder nach unten sinkt.
Wiederholen Sie die Bauchatmung mehrere Minuten. Am besten üben Sie die Bauchatmung im Alltag, bevor Sie sie in der Krisensituation einsetzen. Beginnen Sie damit, die Bauchatmung zunächst im Liegen, dann im Stehen und zum Schluss im Sitzen zu üben. Üben Sie die Bauchatmung zwei- bis dreimal täglich.
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