Mitgefühl und Empathie

Mitgefühl wird auch als Empathie oder Einfühlungsvermögen bezeichnet. Die Fähigkeit, mitfühlen zu können, ist wichtig für zwischenmenschliche Beziehungen. Dieser ABC-Beitrag gibt Hintergrundinformationen und Tipps.

Mitgefühl und Empathie
© PAL Verlag, unter Verwendung eines Fotomotivs von unsplash.com

Mitgefühl wird in der Psychologie auch als Empathie oder Einfühlungsvermögen bezeichnet. Die Fähigkeit, mitfühlen zu können, ist wichtig für zwischenmenschliche Beziehungen im Allgemeinen und für das Führen einer Partnerschaft im Besonderen. Wenn wir mit unserer Partnerin oder unserem Partner mitfühlen, dann laufen wir quasi in ihren oder seinen Schuhen. 

Bei der indigenen Bevölkerung Amerikas gibt es dazu folgendes Sprichwort:

Urteile nie über einen anderen, bevor du nicht einen Mond lang in seinen Mokassins gegangen bist.

Wir spüren, wie sich die Schuhe unserer Partnerin oder unseres Partners an ihren oder seinen Füßen anfühlen, wie schnell sie oder er läuft, und können vielleicht sogar erahnen, welches Ziel sie oder er vor Augen hat. Indem wir die Gefühle unserer Partnerin oder unseres Partners nachempfinden, fällt es uns leichter, auf sie oder ihn einzugehen und Trost zu spenden.

Ist Empathie angeboren oder können wir sie lernen?

Die Antwort ist: beides! Neuropsychologishce Studien belegen, dass die Fähigkeit zu Empathie in den Spiegelneuronen unseres Gehirns angelegt ist. Wir erkennen das Verhalten von anderen Menschen, reagieren darauf und ahmen es nach. Am auffälligsten wird das deutlich am Lachen von Kindern, die es sich vom Lachen ihrer Eltern abschauen und es so lernen. 

Das zeigt aber gleichzeitig auch, wie wichtig es für unsere Beziehungfähigkeit ist, wenn wir die Fähigkeit zur Empathie ein Leben lang entwickeln und üben.

Warum ist es wichtig, Mitgefühl von Mitleid zu unterscheiden?

Die wissenschaftlichen Untersuchungen über unsere Spiegelneuronen zeigen auch, dass wir auf bestimmte Stimmungsäußerungen besonders reagieren, das betrifft vor allem Traurigkeit und Leid. Erkennen wir, dass unser Gegenüber traurig ist, empfinden wir ebenfalls Traurigkeit. In unserem Gehirn werden dieselben Zentren aktiviert wie bei der anderen Person. Und je näher diese Person uns steht, desto intensiver sind unsere empathischen Gefühle ihr gegenüber.

Das Mitgefühl für eine Person hat jedoch nicht nur Vorteile. Versuchen wir etwa eine von Schmerzen gepeinigte Person zu trösten und auf sie einzugehen, dann könnten wir damit sogar ihre Schmerzen erhöhen. Das geschieht besonders dann, wenn wir ihr Leid zu unserem machen. Denn dann verlieren auch wir unseren emotionalen Halt und können unserem Gegenüber keinen mehr geben. 

Darum ist es wichtig, zwischen Mitgefühl und Mitleid zu unterscheiden – um unser selbst und der anderen Person willen.

Was ist Selbstmitgefühl und warum ist es wichtig für unsere Fähigkeit zur Empathie?

Um überhaupt Empathie und Mitgefühl anderen gegenüber aufbringen zu können, ist es notwendig, uns selbst und unsere Bedürfnisse wahrzunehmen und anzuerkennen. Nur, wenn wir wissen, was uns bewegt und was wir brauchen und uns wünschen, können wir die Bedürfnisse, Stimmungen und Wünsche von anderen offen begegnen.

Eine besondere Form der Empathie ist deshalb das Selbstmitgefühl, bei dem wir für uns selbst, unsere Fehler, Missgeschicke und Schwächen, Verständnis und Mitgefühl haben. Mit dieser Form des Mitgefühls tun sich viele Menschen jedoch schwer. Gründe dafür liegen in unserer leistungsbezogenen Gesellschaft, aber auch in einer oft falsch verstandenen Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe, die die Bedürfnisse anderer vor unsere eigenen stellt. Es ist wichtig, uns davon zu befreien. Nur, wenn wir selbst innerlich stark sind, können wir andere an unserer Stärke teilhaben lassen. Tun wir das nicht, laufen wir Gefahr uns selbst zu schwächen und auszubrennen.

Du kannst dein Selbstmitgefühl stärken, indem du lernst, deinen inneren Kritiker zu besänftigen. Mehr dazu erfährst du in unserem ABC-Beitrag Selbstmitgefühl.

3 Tipps, wie du deine Empathiefähigkeit verbessern kannst

Um andere verstehen zu können ist deine Bereitschaft notwendig, ihnen zuhören und dich auf sie einlassen zu können. Dann fühlen sich andere in deiner Nähe wohler, denn du vermittelst ihnen das Gefühl, dass du sie wirklich verstehst. Gelingt dir das, dann zeigst du Einfühlungsvermögen oder Empathie, eine der wichtigsten Grundlagen für eine gute Beziehung zu anderen Menschen. So kannst du sie ganz gezielt trainieren:

Tipp 1: Sei neugierig auf deinen Gegenüber

Hör deinem Gegenüber aufmerksam zu. Lass ihn ausreden und unterbreche ihn nicht. Du willst seine Geschichte erfassen. Suche nach dem Schlüssel, die andere Person zu verstehen. Das Verhalten und die Gefühle deines Gegenübers sind absolut logisch, wenn du seine Gedanken und Vorstellungen kennst.

Tipp 2: Achte auf die Körpersprache deines Gegenübers

Wenn du möchtest, kannst du dieselbe Körperhaltung einnehmen wie dein Gegenüber. So kannst du dich besser in ihn einfühlen.

Tipp 3: Frag nach, wenn du etwas nicht verstehen oder nachvollziehen kannst

Frag deinen Gegenüber: "Wie genau meinst du das? Was verstehst du unter …?" Ziel ist es, dass du in seine Gedankenwelt eintauchst. Erinnere dich daran, dass es nicht darum geht, ob du es für richtig empfindest, was die andere Person denkt und sagt, sondern nur darum, es zu verstehen.

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 Ist Empathie angeboren oder können wir sie lernen?
 Warum ist es wichtig, Mitgefühl von Mitleid zu unterscheiden?
 Was ist Selbstmitgefühl und warum ist es wichtig für unsere Fähigkeit zur Empathie?
 3 Tipps, wie du deine Empathiefähigkeit verbessern kannst
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