Gefühle

Fühlst du dich deinen Gefühlen ausgeliefert? Warum es nicht hilft, Gefühle zu unterdrücken und wie du negative Gefühle kontrollieren kannst, erfährst du in diesem Lebenshilfe-ABC-Beitrag.

Gefühle

Stehen dir manchmal auch deine eigenen Gefühle im Weg? Wenn ja, kannst du sicher sein, dass es nicht nur dir so geht. Wir wurden zwar mit der Fähigkeit zu fühlen geboren, doch wie wir mit Gefühlen umgehen, müssen wir uns selbst aneignen. Wie es gelingen kann, Kontrolle über unsere Gefühle zu erlangen, zeigt dieser Beitrag.

Definition: Was sind Gefühle?

Gefühle sind momentane subjektive Erlebnisse und Empfindungen. Emotionen können angenehm oder unangenehm sein und in ihrer Stärke und Dauer variieren. Im alltäglichen Sprachgebrauch werden die Begriffe ‘Emotion’ und ‘Gefühl’ oft synonym verwendet, was nicht ganz korrekt ist. Gefühle wie Wut, Trauer oder Freude sind nur ein Teil des Emotionen-Spektrums. Körperliche Reaktionen wie Gänsehaut, Herzklopfen und Lachen, aber auch Denkprozesse, wie Entscheidungen zu treffen, gehören ebenfalls zum Emotionen-Spektrum.

Die 7 Grundemotionen nach Ekman

Zu den sieben Grundgefühlen (nach dem US-amerikanischen Psychologen Paul Ekman) zählt man in der Psychologie:

Unabhängig von Geburt, Erziehung und kulturellem Umfeld werden diese Basisemotionen überall auf der Welt gleich ausgedrückt und vom Gegenüber verstanden.

Daneben gibt es eine Reihe weiterer Empfindungen, die wir als Gefühle beschreiben, etwa:

Manche Menschen werden von ihren Gefühlen überwältigt, bzw. fühlen sich ihren Gefühlen ausgeliefert. Sie haben nicht gelernt, ihre Gefühle zu steuern und wissen nicht, wie sie diese beeinflussen können. Diese Menschen verfügen meist über eine geringe Resilienz (innere Widerstandskraft) und fühlen sich ihren Gefühlen, Problemen und anderen Menschen ausgeliefert.

Wie entstehen Gefühle?

Wie also entstehen Gefühle? Jeden Tag findet in jedem von uns unzählige Male ein bestimmter ‘Kreislauf der Gefühle’ statt, und meistens sind wir uns dessen nicht bewusst.

Dieser Kreislauf setzt sich zusammen aus der Situation, dem Gedanken, der chemischen Reaktion und der emotionalen Reaktion. Der Kreislauf funktioniert folgendermaßen:

  1. Eine Situation tritt ein, etwas passiert.
  2. Die Situation ruft Gedanken in uns hervor.
  3. Aufgrund dieser Gedanken entsteht eine physiologisch-chemische Reaktion in unserem Gehirn.
  4. Die chemische Reaktion, die aufgrund unserer Gedanken entsteht, ruft unsere Gefühle hervor.
  5. Unsere Gefühle rufen daraufhin weitere Gedanken ähnlicher Art hervor, die eine weitere chemisch-emotionale Reaktion bewirken.

Dieser ganze Prozess dauert nur ein paar Sekunden oder gar nur Millisekunden! Kontrolle über unsere Gefühle verlieren wir, wenn wir bei Punkt 2 – also die Gedanken über die Situation – die Gedanken nicht im Griff haben. Diese unkontrollierten Gedanken bestimmen dann die Gefühle bezüglich des weiteren Verlaufs der Situation.

Negative Gefühle zu unterdrücken macht krank

Wäre es nicht einfach nur praktisch, unangenehme und negative Gefühle wegzudrücken? Wut, Ärger, Trauer und Angst nicht zuzulassen und sich so vor ihnen zu schützen? Viele Menschen handeln genau so. Dieser Umgang mit Gefühlen mag vielleicht kurzfristig wirken, auf längere Zeit macht ein Verdrängen und „in sich Hineinfressen“ von Gefühlen aber krank und kann sich zu einer Depression oder Angststörung entwickeln.

Es stauen sich immer mehr negative Gefühle in uns an und irgendwann läuft das Fass dann einfach über: Wir sind völlig ausgelaugt und kraftlos, denn Gefühle zu unterdrücken erfordert enorm viel Anstrengung und Aufmerksamkeit. Wir reagieren aggressiv oder sind ängstlich. Wenn wir Gefühle unterdrücken, spüren wir das Leben nicht mehr in seiner vollen Intensität, unsere Beziehungen leiden und unser Körper rebelliert mit typischen Stressreaktionen wie erhöhtem Blutdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Magen-Darm-Problemen.

Besser ist es also, negative und belastende Gefühle wahrzunehmen und zu lernen, mit diesen umzugehen.

Wie lerne ich, negative Gefühle zu kontrollieren?

Jedes unkontrollierte Gefühl kann psychische und körperliche Anspannung hervorrufen – in uns und in den Menschen, auf die sich unser Verhalten auswirkt.

Lasse dich nicht zu Gedanken hinreißen, die folgendermaßen lauten könnten:

  • “Das macht mich ärgerlich!”
  • “Du verletzt meine Gefühle.”
  • “Jedes Mal, wenn ich daran denke, könnte ich vor Wut platzen.”
  • “Das hat mich wirklich getroffen.”
  • “Ich kann das nicht aushalten.”
  • “Ich kann mich nicht beherrschen.”
  • “Ich kann mit meinen Gefühlen nicht umgehen.”
  • “Du weißt genau, wie mich das trifft.”
  • “Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll.”
  • “Ich kann nicht anders.”
  • “So bin ich eben.”
  • “Du bringst mich auf die Palme.”

Wenn du so denkst, dann machst du dich zum Opfer deiner Gefühle. Warum setzen wir uns so sehr dafür ein, uns einzureden, dass wir verärgert, verletzt oder unglücklich sind, wenn wir uns genauso gut sagen können, dass wir “die Situation im Griff haben”?

Es gibt einen besseren Weg, emotional auf Dinge zu reagieren, die dir passieren, ohne dass du dich von negativen Gefühlen übermannen lassen musst.

So lernst du Gedanken zu kontrollieren

Wie viel besser wäre es, wenn wir unsere Reaktion – die Gedanken, die die Gefühle hervorrufen – unter Kontrolle hätten? Genau das kannst du lernen. Nach der Theorie der Kognitiven Verhaltenstherapie entstehen Gefühle durch die Art und Weise, wie wir Situationen und Menschen bewerten und deuten. Hinter Ärger verbergen sich beispielsweise Bewertungen wie: “Das ist unfair", "Die andere Person darf mich nicht so gemein behandeln” oder “Wie konnte sie oder er mir so etwas antun. Das ist gemein”.

Angst entsteht, indem wir Situationen als gefährlich und unsere Fähigkeiten, die Situation zu meistern, als unzureichend ansehen. Trauer empfinden wir, wenn wir etwas verloren haben, das für uns wichtig ist und von dem wir denken, dass wir es unbedingt brauchen.

Gedanken und Gefühle unterscheiden lernen

Im Alltag vermischen wir häufig Gedanken und Gefühle. Wir sagen z.B.: “Ich fühle mich minderwertig”, “Ich fühle mich schuldig” und “Ich fühle mich abgelehnt”. Die Unterscheidung zwischen Gedanken und Gefühlen ist jedoch sehr wichtig. Gedanken sind subjektiv und entsprechen oft nicht den Tatsachen, denn wir unter- oder übertreiben, was wir hören und erleben.

Unsere Gefühle entstehen – unabhängig ob unsere Gedanken den Tatsachen entsprechen oder nicht – automatisch als Folge unserer Gedanken.

Positive Gedanken führen zu positiven Gefühlen, negative Gedanken führen zu negativen Gefühlen.

In der Psychotherapie, insbesondere in der Kognitiven Verhaltenstherapie, geht es darum, negative Sichtweisen und Gedanken zu überprüfen und zu korrigieren.

Über den Einfluss unseres Denkens auf unsere Gefühle gibt es eine Reihe sehr aufschlussreicher Experimente zur Selbsterkenntnis, die sehr empfehlenswert sind.

Negative Gefühle als Warnung deuten

Gefühle – auch negative – können unsere Freunde sein, wenn wir uns die Botschaft zunutze machen, die in ihnen steckt. Negative Gefühle sind Warnsignale, dass etwas in unserem Leben nicht so ist, wie wir es uns wünschen! Wenn wir aus unseren negativen Gefühlen lernen, indem wir ihre Botschaft entschlüsseln, dann werden sie unsere Freunde.

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Norbert Pranger schreibt am 02.01.2024

Ich bin ein sehr sensibler Mensch und bin oft ungeduldig. Mit einem guten Bekannten verstrickte ich mich in einer Meinungsverschiedenheit. Keiner wollte nachgeben. Mein
Bekannter Bernd war an einer Erkältung erkrankt, die sehr hartnäckig war. Außerdem litt
er an Sodbrennen. Ich meinte es gut und schickte Ihm per Post Info-Material und er melde-
te sich nicht darauf. Ich war enttäuscht über Ihn und war sehr überrascht, das er heute Morgen sich meldete. Alles war wieder gut und die Sonne ging auf. Ich freue mich noch auf unser Treffen von der Handikap Gruppe heute Nachmittag. Ich lernte daraus, das ich nicht gleich aufgeben sollte.


Silke M. schreibt am 18.12.2020

Hallo liebes Team,
Sie schreiben "Zu den sieben Grundgefühlen zählt man in der Psychologie Ärger, Angst, Traurigkeit, Verachtung, Ekel und Freude." Hier fehlt das 7. Liebe Grüße, Silke M.


Inhalt des Beitrags   
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 Definition: Was sind Gefühle?
 Die 7 Grundemotionen nach Ekman
 Wie entstehen Gefühle?
 Negative Gefühle zu unterdrücken macht krank
 Wie lerne ich, negative Gefühle zu kontrollieren?
 So lernst du Gedanken zu kontrollieren
 Gedanken und Gefühle unterscheiden lernen
 Negative Gefühle als Warnung deuten
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