Ärger ist ein Gefühl, das die meisten Menschen verspüren und das die wenigsten Menschen als Problem ansehen. Ursachen und Überwindung von Ärger und Wut.
Ärger ist ein Gefühl, das jeder kennt. Die meisten Menschen betrachten Ärger jedoch als etwas ganz Natürliches und Normales und nicht als ein Problem. Schauen wir uns an, wie Ärger entsteht.
Denken Sie an das letzte Mal zurück, als Sie sich über einen anderen Menschen geärgert haben. Was für eine Situation war das, und was hat sich da abgespielt? Sie werden feststellen, dass Sie sich durch die Worte oder das Verhalten des anderen verletzt, persönlich angegriffen oder respektlos behandelt fühlten.
Hinter dem Verhalten des anderen vermuteten Sie eine feindselige, niederträchtige, gemeine und böse Absicht! Es war kein Zufall, keine Ungeschicklichkeit des anderen – nein, Absicht! Es gingen Ihnen Gedanken durch den Kopf wie:
Nur warum fühlen Sie sich persönlich angegriffen, gekränkt und nicht ernst genommen,
Offensichtlich hat der andere bei Ihnen einen Nerv, einen wunden Punkt getroffen. Welcher könnte das sein? Wir alle haben das starke Bedürfnis, anerkannt und gemocht zu werden. Dieses Bedürfnis ist umso größer, je geringer unsere Selbstachtung und unser Selbstwertgefühl sind.
Je geringer unser Selbstwertgefühl ist, desto leichter fühlen wir uns angegriffen, bedroht und verletzt und umso schneller unterstellen wir anderen, diese behandlen uns mit Absicht respektlos und abfällig.
Haben Sie mit sich Nachsicht und verzeihen sich diesen Fehler? Oder ärgern Sie sich über sich selbst, machen sich Vorwürfe und lassen kein gutes Haar an sich? Sehr wahrscheinlich nehmen Sie sich Ihre eigenen Fehler sehr übel.
Ihre Fehler und Schwächen wollen Sie sich nicht zugestehen und ärgern sich deshalb häufig über sich selbst, dass Sie nicht so sind, wie Sie denken, sein zu müssen. Sie halten sich selbst für dumm, blöd und all die anderen Dinge, die Sie aus den Worten des anderen heraushören. Da Sie von sich selbst gering denken, sind Sie sehr hellhörig und vermuten hinter den Worten und dem Verhalten der anderen schnell einen Angriff auf Ihre Person.
Wir fordern, die anderen sollten gerecht sein, die anderen sollten sich nicht so dumm anstellen, die anderen sollten nicht so gedankenlos sein, diese sollten vernünftiger sein, wir sollten keine Nachteile haben, wir sollten bekommen, was wir wollen, die anderen sollten uns höflich und rücksichtsvoll behandeln, usw.
Es sind keine Wünsche, die wir an die anderen oder das Leben haben, es sind Forderungen! Würden wir uns nur wünschen, die anderen wären rücksichtsvoller und höflicher, das Leben wäre gerechter und alles würde nach unseren Vorstellungen laufen, dann wären wir lediglich enttäuscht, wenn dem nicht so ist.
Die Tatsache, dass wir uns ärgern oder wütend werden, zeigt, dass wir knallharte Forderungen an die anderen und das Leben haben und wir darauf bestehen, dass diese erfüllt werden. Im folgenden PDF finden Sie ärgerlich machende Gedanken und solche, die Ihnen helfen können, sich weniger zu ärgern.
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Auch über uns selbst können wir uns ärgern. Dann fordern wir von uns selbst, dass wir uns hätten anders verhalten sollen, als wir es getan haben. Und natürlich kann man sich auch darüber ärgern, dass man sich ärgert. Man will vielleicht cool sein oder anderen nicht zeigen, dass man verletzt ist und ärgert sich, dass man sich so wenig unter Kontrolle hat.
Bei häufigen Wutanfällen und Wutausbrüchen ist abzuklären, ob hinter den Wutanfällen eine Persönlichkeitsstörung (etwa eine Borderline Störung) oder andere psychische Probleme liegen. In beiden Fällen benötigen die Betroffenen eine therapeutische Behandlung, da Betroffene nur schwer alleine Wutanfälle in den Griff bekommen.
Die stärkste Form des Ärgers ist die Wut bzw. der Zorn. Wut ist gegenüber dem Ärger durch eine stärkere Intensität der körperlichen Erregung (Herzrasen, Schweißausbrüche, Zittern) gekennzeichnet. Wer wütend reagiert, sieht sich zutiefst verletzt, gedemütigt, ausgenutzt, missbraucht, mit den Füßen getreten oder bedroht.
Bei einem Wutanfall kann es zu einem Kontrollverlust kommen. Der Betroffene wendet sich verbal und tätlich gegen die Person oder Sache, auf die er wütend ist. Er will sich rächen und es dem Anderen heimzahlen.
Sich zu ärgern ist eine Gewohnheit. Deshalb werden Sie es nicht verhindern können, dass Sie sich bei nächster Gelegenheit wieder ärgern. Ihr Ärgerprogramm wird so blitzschnell und automatisch bei entsprechenden Reizen aktiviert, dass Sie es nicht stoppen können. Deshalb schauen wir uns zunächst an, was Sie tun können, wenn Sie in die Ärgerfalle getappt sind.
TIPP 1: Verzeihen Sie sich, dass Sie sich ärgern.
Ihr erster Impuls ist vermutlich sich für Ihren Ärger zu verurteilen und sich zu ärgern, dass Sie sich ärgern. Sie hören sich Dinge sagen wie: Du wolltest dich doch nicht mehr ärgern. Du weißt doch, dass dir das nicht gut tut. Du weißt doch, dass das nichts bringt außer Magenbeschwerden und Herzstechen. So schwer kann das doch nicht sein, sich nicht zu ärgern. Nimm doch nicht immer gleich alles persönlich und leg nicht jedes Wort auf die Goldwaage, dann klappt das auch mit dem sich nicht ärgern.
Sagen Sie sich stattdessen bei aufkommendem Ärger: Ich werde noch öfter in die Ärgerfalle tappen. So ist das nun mal mit Gewohnheiten. Was zählt, ist, dass ich mich bemühe, meinen Ärger abzubauen. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.
Haben Sie also Verständnis für Ihre Ärgerreaktion. Zeigen Sie ein gewisses Mitgefühl für sich. Haben Sie Nachsicht mit sich! Harsche Selbstverurteilung bringt Sie nicht weiter. Im Gegenteil. Je mehr Sie sich für Schwächen verurteilen, umso geringer ist Ihr Selbstwertgefühl und umso schneller und öfter werden Sie sich über sich und andere ärgern.
Psychologische Untersuchungen zeigen klar: Wer seine Gefühle annimmt und sie nicht als schlecht bewertet, fühlt sich besser.
TIPP 2: Lächeln Sie Ihren Ärger weg.
Zugegeben, auf den ersten Blick erscheint das eine verrückte und vielleicht auch undurchführbare Strategie zu sein. Geben Sie ihr trotzdem eine Chance. Gefühle entstehen durch unsere Selbstgespräche. Machen wir uns ärgerliche Gedanken, dann sind wir verärgert.
Wir können Gefühle aber auch dadurch in uns hervorrufen, dass wir eine bestimmte Körperhaltung einnehmen. Machen wir eine ärgerliche Miene, ballen die Hände zur Faust und spannen unsere Kiefermuskulatur an, dann fühlen wir uns ärgerlich. Umgekehrt funktioniert das auch. Machen wir eine gute Miene indem wir lächeln, dann verfliegen unsere Ärgergefühle.
Setzen Sie also beim nächsten Ärger ein Lächeln auf Ihre Lippen und lassen Sie sich überraschen, was passiert. Sie werden merken, wie die Anspannung und der Ärger in Ihnen nachlassen. Was Sie daran hindern könnte, diese Strategie einzusetzen, ist der Gedanke, dass Ihnen nicht nach Lächeln zumute ist, sondern nach Rache und Vergeltung. Auch kommt es Ihnen gekünstelt vor, zu lächeln, wenn Ihnen nicht danach zumute ist.
Wenn Sie sich über diese Gedanken hinwegsetzen und sich bewusst um ein Lächeln bemühen, dann werden Sie mit der Zeit merken, dass es Ihnen immer häufiger gelingt, die sprichwörtliche gute Miene zum bösen Spiel zu machen.
TIPP 3: Erinnern Sie sich daran, wer die Macht hat.
Es sind Ihre wunden Punkte bzw. Ihre Forderungen an die anderen und das Leben, die für Ihren Ärger und Ihre Wut verantwortlich sind. Nichts und niemand kann Sie auf die Palme bringen. Andere können Ihnen eine Palme hinstellen.
Sie entscheiden jedoch, ob Sie hochklettern oder unten bleiben. Indem Sie sich Ihren Anteil an der Entstehung Ihrer Ärger- und Wutgefühle vor Augen halten, nehmen Sie diesen etwas von ihrer Macht über Sie. Sie sind nun nämlich nicht mehr Opfer, Sie sind nun nicht mehr ohnmächtig. Sie fühlen sich nicht mehr den anderen ausgeliefert. Sie haben wieder die Kontrolle übernommen und können deshalb gelassener reagieren.
Alle diese Gedanken haben eines gemeinsam: Sie fordern, dass alles nach Ihren Wünschen und Vorstellungen verlaufen muss. Sie sind davon überzeugt, dass Ihre Meinung die absolut richtige und einzig wahre ist. Sie sprechen dem anderen das Recht ab, so zu denken, fühlen und handeln, wie er es für richtig hält. Sie verurteilen den anderen für seine Andersartigkeit.
Warum aber hat der andere nicht das Recht, sich so zu verhalten, wie er es möchte und für richtig findet? Vielleicht denken Sie: Weil es ungerecht ist, weil ich es auch nicht tue, weil es verboten ist, weil es gefährlich ist, weil es unanständig ist, weil ich das nicht verdient habe, usw.
Warum aber dürfen andere Menschen nichts tun, was Ihnen schadet, was Sie nicht verdient haben, was ungerecht ist? Haben wir einen Anspruch darauf, gerecht und fair behandelt zu werden? Nein. Sicherlich, es wäre schöner, wenn andere uns stets fair und gerecht behandeln würden, einen Anspruch darauf haben wir jedoch nicht. Die Welt und die Menschen schulden uns nichts, nicht einmal Gerechtigkeit!
Hören Sie deshalb auf, von anderen Menschen zu fordern, anders sein zu müssen, als sie sich verhalten.
Machen Sie sich klar: Jeder Mensch hat ein Recht auf seine Meinung, auch wenn sie falsch ist. Jeder Mensch hat das Recht, sich zu irren und das Falsche zu tun. Formulieren Sie Ihre Forderungen als Wünsche, etwa so: Ich wünschte, die anderen wären gerechter, höflicher, verständnisvoller. Ich wünschte, das Schicksal würde es besser mit mir meinen. Ich wünschte, mein Partner wäre liebevoller. Ich wünschte, mein Chef würde meine Arbeit mehr würdigen.
Am besten, Sie lernen, die Worte „sollte“ und „darf nicht“ aus Ihrem Wortschatz zu streichen und durch Worte zu ersetzen wie: "Es wäre besser, angenehmer, schöner …", "Mir wäre lieber …", "Ich würde es vorziehen, wenn …" usw.
Wenn Wünsche nicht in Erfüllung gehen, dann sind wir traurig und frustriert. Das ist eine angemessene Reaktion auf eine Enttäuschung. Wenn Forderungen nicht in Erfüllung gehen, dann fühlen wir uns betrogen und hintergangen, dann denken wir, die anderen schulden uns etwas und wir sind verägert und verbittert und sinnen nach Rache. Wenn Sie gelassener mit den Menschen und dem Leben umgehen, dann können Sie Ihren Mitmenschen auch gelassener mitteilen, was Sie stört. Wenn Sie aufbrausend und verärgert anderen sagen, was Sie stört, dann fühlen diese sich von Ihnen angegriffen und die Chancen sind weit geringer, dass sich diese Ihre Worte zu Herzen nehmen.
Nehmen Sie die Menschen wie sie sind. Andere gibt es nicht.
Konrad Adenauer
Machen Sie diese Lebensweisheit zu Ihrem Lebensmotto und Sie werden merken, dass Sie besser mit Ihren Mitmenschen auskommen und diese besser mit Ihnen.
Wir können unsere Unvollkommenheit, unsere Fehler und Schwächen nicht ausmerzen. Perfektion ist eine Illusion. Alle Selbstkritik und Selbstverurteilung ändern daran nichts. Warum also sich immer wieder für etwas verurteilen, das wir nicht erreichen können?
Viel hilfreicher wäre es doch, wenn wir Verständnis für unsere Fehler und Schwächen hätten und uns diese verzeihen würden. Dann würden wir uns nicht nur besser fühlen, dann können wir auch für andere und deren Fehler und Schwächen Verständnis und Mitgefühl aufbringen. Damit hätten wir weniger Anlass, uns über andere aufzuregen.
Es ist immer wieder zu lesen, dass es hilft, Ärger und Wut abzubauen, indem man diese herauslässt und ausdrückt. Viele Untersuchungen zeigen, dass das ein Irrglaube ist. Das Gegenteil ist der Fall. Dampf ablassen, indem man z. B. wütend auf ein Kissen einschlägt, verstärkt Wut- und Ärgergefühle!
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