Alles, was wir sehen hören und erleben, bewerten wir. Das geschieht automatisch. Seelische Probleme sind daher oft nur die Folge negativer Bewertungen. So kannst du deine Bewertungen zum Positiven lenken.
In jedem Augenblick unseres Lebens bewerten wir unsere inneren und äußeren Wahrnehmungen. Wir bewerten Ereignisse, Personen, Verhaltensweisen, Gedanken, Gefühle, usw. Diese Bewertungen dienen unserem Schutz. Wir prüfen, ob ein bestimmtes Ereignis für uns gefährlich, neutral oder positiv ist. Wir bewerten Personen und Situationen, ob sie gut oder schlecht, angenehm oder unangenehm sind. Und natürlich bewerten wir uns auch selbst, unsere Person und unser Handeln.
Unsere Bewertungen laufen in der Regel unbewusst ab. Wir spüren nur die Auswirkungen in unseren Gefühlen. Doch liegen wir mit unseren Bewertungen keineswegs immer richtig. Nicht selten schätzen wir Situationen intuitiv falsch ein, ziehen eine falsche Schlussfolgerung aus einer Situation und sehen etwas auf uns zukommen, was nie eintrifft. Dahinter steckt der sogenannte Negativity Bias, die Einstellung, überall Gefahren und Risiken zu sehen. Wenn uns diese Einstellung ständig begleitet, ist das ein Zeichen für Angststörungen oder Depressionen.
Ein einprägsames Beispiel für negative und gleichzeitig falsche Bewertungen ist das Folgende: Der Philosoph Immanuel Kant soll aufgrund psychischer Probleme überwiegend in dunklen Räumen gelebt haben. Als er einmal ein Fenster öffnete und Licht in sein Zimmer fiel, stellte er fest, dass Ungeziefer in seinem Zimmer herumkroch. Und was folgerte er daraus? Dass Licht wohl Ungeziefer anziehen müsse.
Auch wenn diese Anekdote amüsant wirken mag, viele unserer Bewertungen und Schlussfolgerungen funktionieren nach diesem Prinzip und nicht selten bewahrheitet sich eine negative Bewertung allein dadurch, dass wir unser Handeln danach ausrichten oder nach Anzeichen dafür suchen. Das wird in der Psychologie selbsterfüllende Prophezeiung genannt. Wir scheitern und schließen daraus, dass wir ein Versager sind, statt aus unserem Scheitern zu folgern, dass wir die falsche Taktik oder Strategie verfolgt haben. Wir stoßen bei anderen auf Ablehnung und folgern daraus, dass wir nicht liebenswert sind, statt daraus zu folgern, dass die Ablehnung nichts mit uns, sondern mit den Erwartungen und Maßstäben des anderen zu tun hat.
Achte also auf deine Bewertungen und deine Schlussfolgerungen, denn sie könnten dir Probleme bereiten oder Auslöser dafür sein.
Wenn dir das nächste Mal auffällt, dass du eine Situation, ein Ereignis, einen anderen Menschen oder dein eigenes Handeln bewertest, dann suche nach den Einflussfaktoren für deine Bewertung. Wenn wir bewerten, dann
Auch unsere momentane Stimmung spielt eine Rolle. Sind wir eh schon ärgerlich, dann bewerten wir das Verhalten eines anderen schneller als Angriff. Dabei beeinflusst auch die Einstellung zu uns unsere Bewertung. Halten wir uns beispielsweise selbst für nicht liebenswert, sehen wir im Verhalten anderer auch schneller eine Ablehnung.
Die Beziehung zu der anderen Person spielt ebenfalls eine Rolle: Lieben wir etwa die andere Person, können wir besonders tolerant sein. Tun wir das nicht, können wir auf sie intolerant reagieren. Und auch unsere generelle Einstellung zu anderen Menschen und die Erwartungen an sie trägt dazu bei, wie wir sie bewerten, zum Beispiel wie schnell wir das Verhalten oder die Worte anderer als Kränkung bewerten.
Es lohnt sich, jede Bewertung danach zu hinterfragen, was dich dazu antreibt. So gelingt es dir, diese Einflussfaktoren von dem eigentlichen Ereignis zu trennen und dieses immer öfter auch zu genießen.
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