Neid ist ein zerstörerisches Gefühl, wenn es Überhand nimmt. Wir entfernen uns damit nicht nur von uns selbst, sondern auch von anderen. Wie können wir uns vor Neid schützen und ihn überwinden?
Neid ist eine Mischung aus Minderwertigkeitsgefühlen, Feindseligkeit und Ärger. Neid entsteht, wenn wir uns mit anderen vergleichen und feststellen, dass sie etwas haben, das wir nicht besitzen, aber für sehr erstrebenswert halten. Dabei kann es um beruflichen und privaten Erfolg, Aussehen, Beliebtheit, Likes, Follower, Innovationsfähigkeit, Gesundheit oder anderes gehen. Wenn wir neidisch sind, suchen wir das Glück im Außen. Neid spiegelt ein Mangeldenken wider und Glaubenssätze wie „Ich bin nicht gut genug, wie ich bin“ oder „Was ich habe, ist nicht ausreichend genug.“ Neid beginnt also im Kopf, drückt sich allerdings auch körperlich aus.
Viele Neider finden sich im Freundes- und Bekanntenkreis, vielleicht gehören wir selbst manchmal auch dazu? Dass wir neidisch sind, geben wir nicht gerne zu. Neid gehört zu den unangesehenen Gefühlen, bedeutet es doch, dass wir uns nicht für andere mitfreuen, sondern vor allem daran denken, was wir nicht haben oder von dem wir mehr möchten. Gleichzeitig ist Neid in einem gewissen Rahmen eine normale Erscheinung, für die wir uns nicht schämen müssen. So haben wir alle sicher schon einmal scherzhaft den Satz gehört oder sogar ausgesprochen: „Ich beneide dich“. Auch das Gefühl des Neids möchte gesehen und anerkannt werden. Dann kann es sich auch wieder auflösen. Neid ist letztlich auch ein Zeichen, dass wir uns mehr vom Leben wünschen, und er kann unseren Drang nach Weiterentwicklung und Lernen widerspiegeln.
Neidgefühle entstehen, wenn wir uns mit anderen vergleichen und die Bilanz negativ ausfällt. Wir sehen uns als benachteiligt oder zu kurz gekommen an. "Der andere hat etwas, was ich nicht oder nicht (mehr) habe, oder was ich mir nicht erschaffen kann." In Zeiten von Social Media und Selbstverwirklichung und -optimierung ist die Versuchung groß, nach links und rechts Ausschau zu halten und das Motto schneller, höher, weiter zu verfolgen. Kommen wir nicht so voran, wie wir möchten oder wie andere, zweifeln wir an uns. Was wir bereits haben, ist selten genug. Schönheit und Gesundheit sind hoch im Kurs – was aber, wenn wir uns davon (noch) mehr wünschen oder tatsächlich mit einem Leiden zu kämpfen haben?
Wir sind dem Beneideten meist in irgendeiner Hinsicht ähnlich, um uns überhaupt vergleichen zu können. Außerdem beneiden wir andere nur um etwas, was für uns persönlich wichtig ist. Was für uns wichtig ist, kann sich auch durch gesellschaftliche Prägung wandeln. Trends beeinflussen uns mehr als wir es wahrhaben möchten. Können wir mithalten? Sind wir im Mainstream? Oder scheren wir aus und machen uns so vielleicht sogar zum Außenseiter?
Neidgefühle werden gefördert,
Sind wir chronisch neidisch, dann vergiften Neid und Missgunst unser Gefühlsleben und unsere Beziehungen zu den Mitmenschen.
Neid können wir zum Anlass nehmen, uns herausgefordert zu fühlen, anderen nachzueifern und selbst zu erreichen, was wir diesen neiden und nicht gönnen. Dann ist der Neid Ansporn und Motor unseres Verhaltens. Wenn wir ein gravierendes Leiden haben, könnten wir uns an Menschen halten, die ihr Leben trotz Einschränkungen lebenswert gestalten. Oder aber wir werden selbst zu diesem Menschen und leben es anderen vor.
Rufen Sie sich in Erinnerung, dass Sie einzigartig sind.
Wenn Sie sich jedoch mit einem anderen Menschen vergleichen, dann tun Sie so, als ob Sie am gleichen Startpunkt wie er begonnen und die gleichen Erfahrungen gemacht hätten. Es gibt allerdings Gründe, weshalb er oder sie etwas besitzt, was Sie nicht oder noch nicht haben. Und es gibt Gründe, weshalb Sie Dinge besitzen, die er oder sie nicht hat.
Konzentrieren Sie sich darauf, was Sie haben.
Was macht Sie liebenswert, besonders, inspirierend oder einfach menschlich? Welche Eigenschaften, Merkmale, Fertigkeiten, materiellen und ideellen Güter besitzen Sie, die nur Sie auszeichnen? Aus welchen vermeintlichen Schwächen können Sie vielleicht sogar eine Tugend machen? Was genau macht Sie einzigartig? Welche Eigenschaften, Merkmale, Fertigkeiten, materiellen und ideellen Güter besitzen die Menschen, die Sie beneiden, nicht? Könnte es sein, dass andere Sie um diese Eigenschaften oder Talente beneiden? Was leben Sie bereits und haben es bisher vielleicht sogar als selbstverständlich oder nichts Besonderes angesehen? Am besten, Sie führen sich Ihre Qualitäten einmal schriftlich vor Augen und beginnen, daran und an sich selbst zu glauben.
Entscheiden Sie, in welche Richtung Sie gehen wollen.
Was von dem, was Sie anderen neiden, wollen Sie anstreben? Überlegen Sie sich, welche konkreten Schritte notwendig sind, um das zu erreichen, worum Sie andere beneiden, oder wie Sie sich und Ihre Qualitäten mehr ausleben können.
Und bedenken Sie: Vielleicht gehen Sie den gleichen oder einen ähnlichen Weg wie die andere Person, haben jedoch nicht dasselbe Ergebnis. Entweder gehen Sie dann ihren ureigenen Weg weiter oder Sie erkennen, dass es der falsche Weg war und Sie mit einem ganz neuen Weg viel glücklicher werden. Sie befinden sich auf dem Weg zu sich selbst, wenn Sie zentriert sind und vor allem auf sich selbst hören. Meditieren Sie z.B., wenn Sie die Orientierung verloren haben, vielleicht sogar rastlos geworden sind. So finden Sie Ihr Zentrum wieder – und zu sich selbst.
In dem Augenblick, in dem Sie sich für Ihren ganz persönlichen Weg und Ihre Ziele entschieden haben, die zu Ihrer Lebensgeschichte und Ihnen selbst passen, können Sie akzeptieren, dass jeder einzigartig ist und nicht alles für jeden in gleicher Weise bestimmt oder vorgesehen ist oder von jedem gleich erreicht werden muss. Sie können dann anderen die Erlaubnis geben, das zu besitzen, für das Sie sie beneiden. Sie definieren sich dann über Ihre eigenen Ziele und sehen die Chancen, die Ihnen Ihr eigener Lebensweg bietet. Dafür bedarf es Selbsterkenntnis, -akzeptanz und -vertrauen, die Entwicklung einer größeren oder kleineren Vision und Dankbarkeit.
Wenn Sie jemandem seinen oder ihren Erfolg gönnen, werden Sie zudem Teil davon und befreien sich von allen negativen Konsequenzen, die Missgunst nach sich zieht.
Häufiger Neid ist selbstzerstörerisch und macht total unzufrieden. Sind Sie ein sehr neidischer und missgünstiger Mensch? Dieser Test gibt Auskunft.
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ich kenne diese Neidgefühle aus jahrelanger Erfahrung durch eine sehr sehr strenge Mutter. Habe andere oft beneidet, weil ich glaubte alle haben es besser. Neid zu überwinden ist sehr schwer ohne therapeutische Hilfe.