Die Ressourcensuche – #71

Um mit den Herausforderungen des Alltags umzugehen, brauchen wir alle Energie. Dieser Beitrag der Serie "Erfahrungen aus der Praxis" stellt dir die Ressourcensuche vor, eine gute Methode, um den Fokus auf das zu lenken, was dir positiv zur Verfügung steht.

Die Ressourcensuche – #71
© PAL Verlag, unter Verwendung einer Illustration von Christina von Puttkamer

Gut begonnen ist halb gewonnen – dieser Satz begleitet mich, seitdem ich ihn vor vielen Jahrzehnten zum ersten Mal gehört habe. In jeder Therapie geht es neben der Klärung der aktuellen Problemlage immer auch darum, Ausschau zu halten nach vorhandenen Ressourcen.

Positive Energie ist die Basis

Probleme und anstehende Alltagsaufgaben lassen sich umso leichter lösen, je mehr Energie dazu zur Verfügung steht. Den Fokus darauf zu richten, was dir positiv zur Verfügung steht, ist dazu der beste Weg. Ganz gleich, ob es nur darum geht, den Tag heute gut zu beginnen oder den optimalen Start für die Bearbeitung einer schwierigen Lebenssituation vorzubereiten.

Deshalb stelle ich zu Beginn einer jeden Therapie immer auch diese Fragen: Was lässt dich gut fühlen? Was begeistert dich? Was gibt dir Kraft und Energie? Bei welchen Tätigkeiten fühlst du dich am wohlsten? Was erhöht deine Lebensfreude?

Die Ressourcensuche

Gerne nehme ich dich heute mit auf eine solche systematische Ressourcensuche und lade dich ein, DEINE Antworten darauf zu finden.

Frage 1: Was gibt dir Energie?

Hier die Fragen, die sich aus meiner therapeutischen Erfahrung als besonders hilfreich erwiesen haben. Fragen, die dir helfen herauszufinden, was dir Energie gibt und was dir hilft, deine Batterien wieder aufzuladen, wenn sie ziemlich entladen sind oder gar leer.

Welche Dinge, Tätigkeiten, Orte, Pflanzen, Tiere, Menschen sind dir hilfreich dabei,
•    deine Batterie wieder aufzuladen,
•    dein Leben so zu gestalten, wie es dir gefällt,
•    dein Leben positiver zu gestalten,
•    deinen Geist und Körper zu entspannen?

Nimm dir gerne fünf Minuten Zeit, um dir deine Antworten auf diese Fragen aufzuschreiben.

Meine „Batterie-Ladestationen“ sind: …


Frage 2: Welche Energie-Ressourcen hast du in dir?

Als Nächstes richte den Scheinwerfer der Aufmerksamkeit auf folgendes Feld:

Was sind deine persönlichen, in DEINER eigenen Person liegenden Ressourcen?

Woraus kannst du schöpfen, um Schwierigkeiten, die in deinem Alltag auftauchen, besser zu bewältigen und deine Ziele leichter zu erreichen? Was bringt dich im Leben voran hin zu mehr Lebensfreude, hin zu mehr Erfüllung?

Überlege dir, welche deiner Fähigkeiten dir helfen, leichter zu leben. Ist es z. B. dein Humor oder dein klarer Verstand oder …?

Nimm dir auch hierfür gerne fünf Minuten Zeit, um dir deine Antworten auf diese Frage aufzuschreiben.

Meine in mir liegenden „Leben-leicht-Macher-Fähigkeiten“ sind: … 


Frage 3: Welche Vorstellungen motivieren dich?

Vielleicht findest du in dir aber auch noch weitere innere Bilder, Visionen, Zielvorstellungen, die dir dabei helfen, leichter zu leben.

Nimm dir auch hierfür gerne fünf Minuten Zeit, um aufzuschreiben, was dich innerlich energetisiert, was dich immer wieder motiviert, aufzustehen und aktiv zu werden, um genau diese inneren Bilder in deinem Leben Wirklichkeit werden zu lassen.

Visionen, Ziele, die mir helfen, mich zu energetisieren und kraftvoller zu leben, sind: …

Für mich persönlich war dies eine ganz besonders wichtige Ressource für meinen eigenen Lebensweg. Meine Noten in der Schule waren lange Zeit eher im unteren Mittelmaß. Um Psychologie zu studieren, war jedoch schon in den siebziger Jahren ein Notendurchschnitt notwendig, der besser als 2,0 war. Der schon früh in mir bestehende Wunsch, Psychotherapeut zu werden, um Menschen helfen zu können, schien deshalb unerreichbar zu sein. In den letzten zwei Jahren vor meinem Abitur hatte ich jedoch ein inneres Bild in mir, das den Wandel brachte: Ich sah einen langen Gang vor mir. Am Ende dieses Ganges stand ein Mensch, dem ich gerne helfen wollte. Zwischen mir und diesem Menschen waren jedoch unendlich viele Gittertüren, die uns voneinander trennten. Wenn ich von der Schule nachhause kam und den Stapel an zu erledigenden Hausaufgaben sah, überkam mich in früheren Jahren immer eine unsägliche Müdigkeit und tausend Ideen, was wichtiger war als die Hausaufgaben.
Mit der inneren Vision des Ganges und  seinen Gittertüren änderte sich dies jedoch radikal. Bei jeder einzelnen Matheaufgabe, die ich nun zuhause bearbeitete, mit jeder neuen Vokabel, die ich lernte, mit jeder Vorbereitung auf die nächste anstehende Geschichtsprüfung, den nächsten Chemie- oder Physikunterricht, hatte ich das Bild in mir, Gitterstab um Gitterstab durchzusägen und damit Tür um Tür zu öffnen. Die einzelne Hausaufgabe war nicht mehr getrennt vom großen Ziel. Die Erledigung jeder einzelnen Schulaufgabe war ein Schritt näher hin zu meinem Ziel, hilfreicher Psychotherapeut zu werden. Und diese Vision erwies sich als sehr erfolgreich. Ich bezwang den Numerus Clausus und konnte an meiner Wahluniversität in Heidelberg Psychologie studieren.


Frage 4: Welche Interessen und Einstellungen setzen etwas in dir in Gang?

Und nun richte den Scheinwerfer der Aufmerksamkeit auf folgendes Feld:

Forsche in Bezug auf deine persönlichen, in dir liegenden Ressourcen, aus denen du Kraft schöpfen kannst, auch danach, welche besonderen Interessen dir Energie verleihen:

Interessen, die mir Energie verleihen, sind: ...

Welche Einstellungen, Glaubenswerte, Grundüberzeugungen geben dir Kraft, das "Klein-Klein" des Alltags zu bewältigen?

Einstellungen, Glaubenswerte, Grundüberzeugungen, die mir helfen, leichter zu leben, sind: …


Frage 5: Welche Menschen geben dir Kraft?

Und natürlich kann die Forschungsreise mit dem Titel „Was mir guttut und mir hilft, mein Leben mit Lebensfreude und immer wieder erneuerter Energie zu leben“ nicht vorbeigehen an all den sozialen Kontakten, die dich ganz besonders unterstützen und die besondere Energiequellen für dich sind:

Partnerin oder Partner, die wichtigsten Familienangehörigen, Freunde, Bekannte, Kollegen, die mir helfen Schwierigkeiten in meinem Alltag besser zu bewältigen und meine Ziele leichter zu erreichen, sind: …


Frage 6: Gibt dir dein Tun Energie zurück?

Und schließlich richte den Blick auch auf den Bereich der Arbeit.

Inwieweit und wobei liegen für dich in deiner Arbeit, in deiner täglichen Tätigkeit Quellen der Zufriedenheit, etwas, worauf du dich morgens schon freuen kannst? Welche einzelnen Aspekte deiner Tätigkeit gefallen dir besonders, ja bereiten dir sogar Vergnügen?

Was tut dir besonders gut in deinem Tätigkeitsfeld?

•    das angenehme Arbeitsklima?
•    die soziale Unterstützung?
•    dein Mitspracherecht?
•    das Verhalten deiner Vorgesetzten dir gegenüber?
•    …

Nimm dir auch hierfür gerne fünf Minuten Zeit, um aufzuschreiben, was dich innerlich energetisiert. Was dir immer wieder die Kraft schenkt aufzustehen und aktiv zu werden, weil diese Quellen der Lebensfreude und Energie in deinem Tätigkeitsfeld auf dich warten.

Was mir besonders guttut bei meinen Alltagsaufgaben, ist: …


Mit der Auflistung deiner Ressourcen, deinen inneren Schätzen, wirst du die Erfahrung machen, dass du viele Herausforderungen des Alltags viel leichter und erfolgreicher bewältigen kannst.

Zeit für dich

Und nun fehlt nur noch das Sahnehäubchen zu der Erkenntnis: Gut begonnen ist halb gewonnen.

Nachdem du dir deiner Ressourcen bewusst geworden bist, nimm dir vor jeder Aktivität immer wieder Zeit. Nimm dir Zeit für dich. Nimm dir Zeit, in dir zu sein. Nimm dir Zeit für Momente der Stille. Nimm dir Zeit für Selbstrückbezug.

Denn Ruhe ist die Basis jeglicher Aktivität.

Deshalb:

Mit Ruhe begonnen ist halb gewonnen.

Genieße deine Ressourcen, genieße alles, was dir guttut, genieße die Energie, die dir aus der Stille zuströmt.

Viel Freude beim Genießen deiner Erfolge, geboren aus der Stille,
wünscht dir

Dein Gert Kowarowsky

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