Soziale Angst 3: Verhalten Betroffener

Eine soziale Phobie hat vielfältige Auswirkungen auf das Verhalten sozial ängstlicher Menschen. Ein Betroffener berichtet darüber in diesem Video.

In diesem Video schildert ein Betroffener sein Verhalten, wenn er unter Menschen ist. Daneben erfahren Sie, welche Auswirkungen eine soziale Phobie generell auf das Verhalten haben kann.

Eine Sozialphobie hat viele Gesichter. Es gibt Menschen, die können ohne Probleme auf Fremde zugehen, sich mit ihnen unterhalten. Niemand käme auf die Idee, dass diese scheinbar selbstbewussten Menschen ein Problem haben - nämlich mit Nähe. Ihre Probleme beginnen nämlich erst, wenn sie andere besser kennen oder wenn sie Jemanden attraktiv finden und mit diesem eine Beziehung möchten.

Folgen der sozialen Angst

Je attraktiver ein Sozialängstlicher einen anderen findet, umso weniger kann er das zeigen, umso weniger traut er sich in dessen Nähe, kann die betreffende Person nicht anschauen, geschweige denn mit ihr reden. Die meisten Menschen mit einer sozialen Phobie meiden Situationen und Aktivitäten, wo sie beobachtet werden und wo sie sich blamieren oder negativ auffallen könnten. Zu solchen Situationen gehören, vor anderen essen, trinken oder sprechen.

Ihre sozialen Kontakte beschränken sich auf ein Minimum. Sie lehnen Einladungen ab, laden niemanden zu sich ein, verkriechen sich hinter dem Fernseher oder surfen stundenlang im Internet. Ja, vielleicht fällt es ihnen sogar schwer, zu chatten oder in einem Forum Beiträge zu schreiben.

Wenn sie unter Menschen sind, sagen sie kaum etwas oder nichts, verhalten sich so, als wollten sie mit den anderen nichts zu tun haben, bauen einen Schutzwall um sich herum auf und geben sich unnahbar. Sie halten sich im Hintergrund, spielen die graue Maus-Rolle, indem sie sich unauffällig kleiden und so - zumindest die Hoffnung - in der Menge untergehen.

Vielleicht wollen sie auch alles perfekt machen, um ihren Mitmenschen keinen Anlass für Kritik zu geben. Manche achten z.B. penibel auf ihr Äußeres, wenn sie ausgehen. Alles muss perfekt sitzen, so dass niemand etwas an ihnen aussetzen kann. Wieder andere wollen bei ihrer Arbeit nichts vergessen und alles perfekt machen und haben deshalb Probleme, eine Arbeit als erledigt abzuschließen. Perfektion dient ihnen als Mittel, um mit der Angst vor Ablehnung umzugehen. Da Perfektion jedoch unmöglich ist, haben sie natürlich immer Angst, einen Fehler zu machen.

Auf der Straße haben sie Angst, Bekannte zu treffen und eine Unterhaltung führen zu müssen. Sie wählen einen Beruf, in dem sie möglichst wenig reden und telefonieren müssen, bewerben sich nicht, gehen nicht zu Vorstellungsgesprächen. Um sich beliebt zu machen, um anerkannt zu sein, stecken sie ihre Bedürfnisse zurück und werden zum Ja-Sager. Dies führt dazu, dass sie ausgenutzt werden, sich bis an den Rand der Erschöpfung überfordern. Ärger und Wut werden geschluckt.

Sie beobachten sich sehr genau und versuchen, ihre körperlichen Reaktionen zu kontrollieren. Sie trinken Alkohol und nehmen Beruhigungsmittel, um ihre Angst erträglicher zu machen und entspannter zu werden. Sie nehmen sich alles sehr zu Herzen, insbesondere, wenn ihnen jemand etwas Negatives sagt. Peter schildert die Auswirkungen seiner sozialen Phobie auf sein Verhalten so:

Wenn ich rausgehe, dann zittere ich am ganzen Körper und würde am liebsten allen Menschen aus dem Weg gehen. Ich hoffe, dass niemand da langgeht, wo ich gehe. Ich will mit niemandem sprechen. In Bussen oder der Straßenbahn fühle ich mich bedrängt. Ich denke ständig, alle klotzen mich an. Ich getraue mich nicht, den anderen in die Augen zu schauen. Ich starre nur auf den Boden und hoffe, dass ich bald aussteigen kann.  Ich bin dann so blockiert, dass ich gar nicht mehr weiß, wie ich mich verhalten soll. Ich bin total verkrampft und angespannt. Das ist der reinste Stress.

Es gibt jedoch auch Verhaltensweisen von Betroffenen, die man auf den ersten Blick nicht mit sozialer Angst in Verbindung bringt. So kann sich hinter einem Macht- und Geltungsstreben eine soziale Angst verbergen. Durch Macht und Besitz versuchen manche Betroffene, ihre Minderwertigkeitsgefühle und Unsicherheit zu überspielen und zu verbergen. Und auch hinter Aggressivität kann sich ein unsicherer, ängstlicher Mensch verstecken. Durch offene Gewalt und verbale Angriffe versuchen manche Betroffene ihre Schwächen und Unsicherheit zu tarnen.

Haben Sie sich bei der Beschreibung der Verhaltensweisen wiedererkannt? Dann leiden Sie möglicherweise unter einer sozialen Phobie. Suchen Sie einen Psychotherapeuten auf und lassen Ihre Symptome abklären.

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