Warum interessiert sich niemand für mich und meine Bedürfnisse?

Wie gelingt es Ihnen, sich aus der Zuhörer-Rolle zu befreien und endlich Aufmerksamkeit für das zu bekommen, was Ihnen am Herzen liegt? In diesem Beitrag beantwortet Dr. Doris Wolf einen Leserbrief und gibt wertvolle Hilfestellungen.

Warum interessiert sich niemand für mich und meine Bedürfnisse?
© Romain V., unsplash.com

Ein Leser schreibt: „Seit meiner Jugend mache ich immer wieder dieselbe Erfahrung. Wenn ich neue Menschen kennenlerne oder mich mit Bekannten treffe, frage ich diese anfangs nach ihrem Befinden und interessiere mich für ihre Probleme. Das kann stundenlang so gehen. Fast nie kommt jemand auf die Idee, mal nach mir zu fragen. Ich habe den Eindruck, ich bin total uninteressant und unwichtig. Warum interessiert sich niemand für mich? Bin ich so uninteressant?“

Dr. Doris Wolf antwortet:
Hallo Sebastian, ich kann mir gut vorstellen, wie ermüdend und enttäuschend es für Sie sein mag, immer wieder auf andere zuzugehen, ohne dass etwas zurückkommt. Ganz sicher ist Ihre Schlussfolgerung, dass Sie uninteressant und unwichtig sind, jedoch nicht zutreffend.

Zum einen braucht jeder Redner ja auch einen Zuhörer. Zum anderen sind Sie ein Mensch mit der großen und heute sehr seltenen Begabung, anderen zuhören und sich auf diese einlassen zu können. Es könnte sein, dass Sie selbst etwas dazu beitragen, dass Sie in der Rolle des Zuhörers verbleiben. Vielleicht glauben Sie selbst von sich, nichts Interessantes beitragen zu können. Sie neigen vielleicht dazu, Fragen nur mit einem kurzen Ja oder Nein zu beantworten, statt lebendig und ausschmückend zu erzählen. So findet Ihr Gegenüber nur schwer eine Möglichkeit, das Gespräch fortzuführen.

Oder Sie sind sehr kritisch, was Sie glauben, was erzählenswert ist. Sie haben eine Abneigung, Belangloses zu erzählen, und Sensationelles ereignet sich halt nicht jeden Tag in Ihrem Leben. Vielleicht möchten Sie auch nicht über Probleme sprechen, weil Sie glauben, diese gehen andere nichts an oder Sie müssten stark genug sein, diese alleine zu lösen.

Wie aus der Zuhörerrolle herauskommen und sich Interesse & Gehör verschaffen?

Um sich aus Ihrer Zuhörer-Rolle befreien zu können, müssen Sie sich Gehör verschaffen. Beginnen Sie damit, ab und zu ungefragt etwas von sich zu erzählen. Sie können sich auch darin trainieren, Alltagsgeschichten wortreich zu erzählen. Überlegen Sie sich, worüber Ihre gesprächigen Mitmenschen berichten und ahmen Sie es nach.

Wichtig zu wissen: Es ist leider so, dass viele Menschen in Gesprächen einen überhaupt nicht fragen, was man selbst macht und wie es einem geht. Das geht auch mir ganz oft so. In gewisser Weise sind diese Menschen Egomanen oder Narzisten. Dies ist eine Eigenschaft, mit der man sich unbeliebt macht: Eigenschaften, die unsympathisch machen. Entweder, man hält sich von ihnen fern, oder man muss selbst die Initiative ergreifen, indem man sagt: „Jetzt möchte ich mal etwas von mir erzählen“ und dann erzählt, was man selbst gerne loswerden möchte. Anders ist diesen Menschen nicht beizukommen.

Wichtig zu wissen: Wenn andere sich nicht für Sie interessieren, heißt das nicht, dass Sie uninteressant sind. Das heißt nur, dass andere zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind und sich gerne selbst reden hören. Also kein Grund, schlecht von sich zu denken. Lernen Sie, sich mehr anzunehmen und Ihr Selbstwertgefühl zu stärken.

In dem Maße, in dem Sie sich mehr akzeptieren, verlieren Sie die Angst, von anderen abgelehnt zu werden und in dem Maße können Sie freier und ungezwungener Gespräche führen. Und natürlich können Ihnen ein paar Small-talk Strategien und Gesprächstechniken auch nicht schaden. Beiträge, die Sie auch interessieren könnten: Angst haben, nichts erzählen zu können und Angst überflüssig zu sein.

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nichsowichtig schreibt am 10.08.2021

Danke für den Beitrag. Vielen mag das bestimmt helfen :)
Mir leider nicht^^ Ich bin jetzt 38 und seit..weiß nicht genau, 20 Jahren oder mehr bin ich es immer der andere aufsucht. Es gibt Menschen die offenherzig und liebenswert und so wie sie leben auf keinen fall Egomanen/Narzisten sind, erst recht nicht unbeliebt in meinem Freundeskreis doch selbst die besuchen mich nicht. Es ist nicht möglich das das Umfeld von mir in den letzten 20 Jahren aus solchen Menschen besteht. Vor kurzem habe ich festgestellt das ich in 9-10 Jahren weniger als 20 mal besucht wurde und wenn dann nur um gemeinsam einen zu heben. Neulich wurde mir folgendes gesagt; Es gibt solche und solche Menschen; Die einen die gemocht werden, beliebt sind, manche dessen Nähe gesucht wird und dann noch solche Menschen wie mich die um es kurz zu fassen nicht beliebt sind.
Über die Jahre habe ich vieles probiert doch ob ich es mit verstellen versuche oder so bin wie ich bin (meistens), es änderte nichts.
Wenn man ma etwas googelt kommt man auf viele Eigenschaften die gut oder nicht so gut sind für soziale Kontakte. Demnach dürfte meine Wohnung regelmäßig gefüllt sein^^ Es heist ich bin offen, ehrlich, direkt, ein guter Gesprächspartner und Zuhörer und manch anderes... Ich bin zu dem Schluss gekommen das ich eben der bin der andere aufsucht und versuche mich nun damit abzufinden.
Trotzdem danke für Ihre Mühe :D


Georg schreibt am 10.02.2021

Zu oben https://www.palverlag.de/eigenschaften-die-unsympathisch-machen.html


Georg schreibt am 10.02.2021

In dieser Narzisstischen Zeit gibt es auch genügend Dissoziale Menschen


Serhat schreibt am 20.07.2020

Hallo ich bin serhat Und mir liegt was auf dem Herzen ich fühle mich alleine ich wirke immer uninteressant für andere Leute und ich frag mich warum ist es es meine alte oder mein benehmen habe ich kein selbstbewusst sein ich weiß es nicht und sind alles falsche Freunde keiner frägt nach mir oder frägt wie es mir geht ist es wegen meiner schwierigen Vergangenheit (meine Mutter wurde umgebracht) oder ist es das ich das mit nur so einbilde das ich alleine bin ich weiß es nicht


devid schreibt am 19.07.2020

ich bin 30 jahre alt in meinem leben gab es noch nie eine frau weder feudin oder so habe vieles versucht doch nie hat mir jemand geantwortet. im persönlichen umfeld habe ich auch oft versucht zu einer weiblichen person kontackt auf zu bauen doch leider bin ich soo ängslich dieser person zu nahe zu treten oder sogar zu verletzen habe offt das gefühl das ich einfach mein leben aufgeben soll da es ja eh nimanden interesieren wird ob ich da bin oder nicht.ich weis einfach nicht mehr weiter es brennt in mir ein verlangen nach zweisamkeit immer sehe ich die liebenden paare und werde dan sehr traurig dan zihe ich mich zurück und denke über mich nach wiso ich so bin bin doch ein netter mensch der anden immer mit rat und tat da ist denoch fühle ich mich alleine gelassen danke für das zuhören gruss devid


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