Die Natur stärkt die Seele zu jeder Jahreszeit. Im Winter beruhigt die schneebedeckte Landschaft deinen Geist, denn sie reduziert deinen Blick auf das Wesentliche. Und so kann es gut passieren, dass sich dir beim Spazieren durch den Schnee ungeahnte innere Welten eröffnen.
Schließ für einen Moment die Augen und stell dir vor, du bist draußen in der Natur. Die Luft, die du einatmest, ist kalt und klar. Die Welt um dich herum ist ruhig und friedlich, bedeckt von unberührtem Schnee. Die Wintersonne scheint dir warm ins Gesicht, ihre Strahlen zaubern tausend Glitzerpunkte in die Landschaft. Du gehst los, hörst es knirschen unter deinen Fußsohlen und spürst, wie sich eine tiefe Ruhe in dir ausbreitet. Es tut so gut!
Dass die Natur wesentlichen Einfluss auf unser Wohlbefinden nehmen kann, ist hinlänglich bekannt. Mit der Frage, ob sich dieser Effekt verändert, wenn wir uns in einer Schneelandschaft bewegen, hat sich eine Studie aus Cambridge beschäftigt. Die Forschenden luden 87 Frauen zu einem Winterspaziergang durch einen verschneiten Wald ein und baten sie, davor und danach Fragen zu ihrer Körperwahrnehmung zu beantworten. Das Ergebnis: Bereits nach 40 Minuten im Schnee war die Stimmung der Frauen wesentlich positiver und das eigene Selbstwertgefühl gestiegen. Eine Erkenntnis, die sich auf jedes Geschlecht übertragen lässt, so die Forschung. Der Grund dafür liegt laut Wissenschaft in einer veränderten Wahrnehmung unseres Körpers, wenn wir uns in einer von strahlendem Weiß dominierten Umgebung befinden: Wir richten unsere Aufmerksamkeit dann weniger auf äußerliche Schönheit, sondern spüren die Funktionalität unseres Körpers. Nicht wie wir aussehen ist relevant, sondern was wir können. Der Schnee minimiert visuelle und akustische Reize auf ein Minimum. Das schenkt uns die Möglichkeit, einen unverstellten Blick auf das Wesentliche zu richten.
Hartgesottene können frisch gefallenen Schnee dazu nutzen, ihr Immunsystem zu stärken und innere Kälte nachhaltig aus dem Körper zu vertreiben. Bereits in der Antike nutzte der Mensch gezielte Kältereize für therapeutische Zwecke. Wer gesund ist, nicht übermäßig friert oder schwitzt und ohne Vorerkrankungen ist, kann es wagen, die dicken Stiefel abzustreifen und ein paar Schritte barfuß durch den weichen Schnee zu machen. Nach maximal drei Minuten die Füße mit einem Handtuch trocken rubbeln und wieder aufwärmen. Vielleicht möchtest du zum Start in den Tag mit nackten Füßen auf Balkon oder Terrasse hinaustreten und den Morgen begrüßen? Oder unterwegs herausfinden, wie sich der gefrorene Waldboden im Winter anfühlt?
Tauche ein in die winterliche Natur und lass dich von ihr umfangen. Verbringe Zeit im Freien und suche dafür Orte, die großflächig mit Schnee bedeckt sind: zum Beispiel Parkanlagen in der Stadt oder Wald und Wiesen außerhalb bewohnter Gebiete. Hier kannst du Schritt für Schritt abschalten vom Alltagsstress und mit deiner Aufmerksamkeit und deinen Empfindungen immer mehr in der Natur ankommen. Nimm ein paar tiefe Atemzüge und lass die Atmosphäre auf dich wirken. Um alle Sinne zu schärfen, ist es hilfreich, beim Atmen eine gewisse Zeit die Augen zu schließen. Du wirst rasch feststellen, wie sich die Stimmung in dir verändert und klare, reine Luft deine Lungen füllt. Nimm Geräusche, die kommen und gehen, als das an, was sie sind, nämlich Erscheinungen im Wandel der Zeit. Sie helfen uns zu erkennen, dass wir loslassen und Kontrolle abgeben dürfen. Wenn nichts zählt außer der Natur, die uns umgibt und wir mitten in ihr, beruhigen sich unsere Gedanken, wir grübeln weniger und erleben weniger Stress. Unsere Gefühle werden ausbalanciert.
Wenn du Spuren im Schnee hinterlässt, sei achtsam in diesem Moment der Bewegung. Spüre den Kontakt zwischen deinen Schuhen und dem Schnee. Achte auf die Geräusche, die deine Schritte erzeugen. Wenn du möchtest, bleib nach einigen Schritten stehen und blick zurück: Siehst du die Spuren, die du hinterlassen hast? Schau nun wieder nach vorn auf die unberührte Landschaft vor dir: Wohin werden dich deine Schritte bringen? Wohin soll dein Lebensweg gehen?
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