Waldbaden

Waldbaden ist eine Entspannungsmethode, die unter dem Begriff "Shinrin-Yoku" in Japan entwickelt wurde und auf die Heilkraft der Bäume für Körper und Geist setzt. Dieser ABC-Beitrag zeigt, wie Waldbaden funktioniert.

Waldbaden
© PAL Verlag, unter Verwendung eines Fotomotivs von unsplash.com

Waldbaden: Was wie ein Fichtennadelbad klingt, ist eine Metapher für einen langsamen und achtsamen Waldspaziergang, für das Aufsaugen des Schauspiels der Natur mit allen Sinnen. Es geht dabei darum, die Natur bewusst wieder als das zu erleben, was sie ist: Heilsbringerin und Geschenk. Seinen Ursprung hat das Waldbaden in Japan, wo man den Aufenthalt im Wald seit einigen Jahrzehnten als Therapeutikum gegen Stress präventiv einsetzt und erforscht. Dort kennt man Waldbaden unter „Shinrin-Yoku“. Dieser Trend verbreitet sich zunehmend auch in anderen Ländern, auch im deutschsprachigen Sprachraum. Dabei können wir uns allein oder in professioneller Begleitung auf den Weg machen. In letzterem Fall werden wir durch konkrete Achtsamkeits-, Atem- und Meditationsübungen angeleitet. Der Wald wird zum Symbol für Entschleunigung.

Der Wald als Trend zur Entschleunigung

Der Wald ist zu einem neuen Trend geworden. Dieser Trend zeigt die Faszination, die der Wald bis heute auf uns ausübt. Schon die Gebrüder Grimm ließen viele ihrer Märchen im Wald stattfinden und erzeugten so bei Groß und Klein eine besondere Magie. Heute hat der Wald aufgrund unseres Lebensstils, der Freizeitmöglichkeiten im Wald und unserem gestiegenen Bewusstsein für Natur und Umweltschutz also Konjunktur. Wir wollen wieder zurückfinden zu uns selbst, uns ganz mit der Natur verbinden und ihre heilende Wirkung erfahren. 

Woher stammt das Konzept Waldbaden?

Der Begriff des Waldbadens folgt den Bewegungen der Achtsamkeit und Ruhe entgegen der Hektik des Alltags. "Slow Living" statt durchs Leben zu hetzen sind Gegenbewegungen, die uns die nötige Energie und Kraft geben, um den anspruchsvollen Alltag zu meistern. Der Wald eignet sich besonders gut als Kraftquelle und um ganz in den gegenwärtigen Moment einzutauchen. Neben seiner Magie und dem Geheimnisvollen, das ihn umgibt, ist er ein Gesund- und Jungbrunnen. Nicht einfach nur Spazierenzugehen, sondern das langsam und achtsam tun und den Nutzen erfahren, der sich von selbst ergibt, das ist der tiefere Sinn vom Waldbaden. Wir bewegen uns ohne Absicht oder Ziel. Wir sind einfach im Wald, um dort zu sein. Wir lassen die Natur auf uns wirken, ohne beispielsweise eine bestimmte Distanz zurücklegen oder einen bestimmten Ort erreichen zu wollen. Wenn wir das wiederholt machen, potenziert sich die positive Wirkung. Die Jahreszeit ist dafür unerheblich, denn der Wald hat das ganze Jahr über etwas zu bieten. Bei Mondschein können wir die Magie des Waldes auch nachts erleben.

Wie funktioniert Waldbaden?

Wer waldbaden will, braucht Zeit und robuste Kleidung: Gute Schuhe und für alle Fälle Regenkleidung sind sinnvoll, dann sind wir auch für ungünstiges Wetter gewappnet. Waldbaden beginnt nicht erst im Wald, sondern schon auf dem Weg in den Wald. Dabei können wir Schritt für Schritt abschalten vom Alltagsstress und mit unserer Aufmerksamkeit und unseren Empfindungen immer mehr in der Natur ankommen. Im Wald nehmen wir ein paar tiefe Atemzüge und lassen dann die Atmosphäre auf uns wirken. Um alle Sinne zu schärfen, ist es hilfreich, beim Atmen die Augen zu schließen. Wir werden rasch feststellen, wie sich die Stimmung in uns verändert und klare reine Luft unsere Lungen füllt. Das macht bereits den Weg in den Wald zur Freude.

Im Wald angekommen sind wir von einer herrlichen Stille umgeben – wobei es nicht wirklich still ist, aber die Geräusche des Alltags, gerade die Geräusche der Zivilisation wie Auto- oder Baulärm o. ä. sind weg. Der Duft von Nadelbäumen mit ihren ätherischen Ölen nimmt uns ganz ein. Die Form und Farbe der Blätter entfalten sich vor unseren Augen. Wir werden eine Frische feststellen, die unsere Haut belebt.

Wir halten inne und lauschen ganz bewusst den Waldvögeln. Wir erleben das Spiel zwischen Licht und Schatten und lassen im Frühling das frische Grün auf uns wirken. Vielleicht berühren wir sanft ein paar Pflanzen und nehmen sie so in ihrer Ganzheit wahr. Wir hören das Rascheln unter unseren Füßen, wir spüren den weichen Untergrund. Im Sommer können wir dafür auch mal unsere Schuhe ausziehen. Zwischendurch setzen wir uns vielleicht auf einen Baumstumpf oder wir finden auf einer Lichtung oder unter einem Baum eine Sitzgelegenheit, um uns auszuruhen, alles zu beobachten und in uns aufzunehmen. Vielleicht finden wir sogar Zeit und Ruhe für eine kleine Meditation. Das darf auch eine achtsame Gehmeditation sein. Dabei konzentrieren wir uns auf unsere Füße und setzen sie vorsichtig und langsam voreinander, wobei wir gleichmässig atmen. Wir spüren der Wirkung des Waldes auf unseren Körper und Geist nach.

Waldbaden als Heilmittel für Körper und Seele

Waldbaden ist nicht nur ein Erlebnis, es ist auch besonders gesund für Körper und Geist. Wenn wir achtsam unseren Eindrücken nachspüren, werden wir insgesamt eine wohltuende Wirkung feststellen. Wir kommen ganz im Hier und Jetzt an und finden unseren Fokus. All unsere Sinne werden angesprochen und dadurch trainiert. Einerseits schärfen wir unsere Wahrnehmung und damit auch unsere Konzentrationsfähigkeit. Dem Rauschen der Blätter oder dem knisternden Laub bewusst Beachtung zu schenken, macht uns aufmerksam. Geräusche, die kommen und gehen, als das anzunehmen, was sie sind, nämlich Erscheinungen im Wandel der Zeit, lassen uns erkennen, dass wir loslassen und Kontrolle abgeben dürfen. Wenn nichts zählt außer der Natur, die uns umgibt und wir in ihr, beruhigen sich unsere Gedanken, wir grübeln weniger und erleben weniger Stress. Unsere Gefühle werden ausbalanciert. 

Die Farbe Grün hat ebenfalls eine harmonisierende Wirkung auf uns. Gleiches gilt für die natürliche Geräuschkulisse des Waldes, für Naturgeräusche wie Tierlaute oder ein rieselnder oder strömender Bach. Herz und Kreislauf stabilisieren sich. Die frische Luft reinigt unseren Körper. Die Kühle durchblutet uns. Durch das achtsame Laufen an sich und auch durch bewusstes Atmen trainieren wir ganzkörperlich unsere Muskulatur. Die Verdauung wird durch die Bewegung angeregt. Unsere Gelenke freuen sich über den weichen Boden, die Füße werden durch den abwechslungsreichen Untergrund stimuliert. Der Wald wirkt sich zudem günstig auf unser Immunsystem aus. Er regt unsere Fantasie an. Wir werden energetisiert und erleben eine tiefe Zufriedenheit. Durch die ganzheitliche Wirkung erneuern wir uns auf jeder Ebene und tragen auch dazu bei, körperlichen und psychischen Problemen vorzubeugen oder sie abzumildern. 
Ein Waldbad erinnert uns daran, dass wir in ständigem Austausch mit unserer Umwelt sind. Wenn wir ihr wohlwollend begegnen, erhalten wir auch etwas zurück. Wir stärken so nicht zuletzt unsere Beziehung zur Natur und zu uns selbst – und üben uns in Geduld, Wertschätzung und Dankbarkeit.

"Im Walde zwei Wege boten sich mir dar und ich ging den, der weniger betreten war - und das veränderte mein Leben."
Walt Whitman

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roswitha Seibel schreibt am 17.04.2022

es wiederholt sich vieles in Ihren Botschaften .
Doch das muß nicht schlecht sein.
Das Beispiel mit dem fließendem Wasser,kam bei mir am besten an
Gesunde und sonnige Zeiten wünsche ich Ihnen.


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 Der Wald als Trend zur Entschleunigung
 Woher stammt das Konzept Waldbaden?
 Wie funktioniert Waldbaden?
 Waldbaden als Heilmittel für Körper und Seele
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