Geduld haben - sich in Geduld üben

Geduld ist die Fähigkeit warten zu können. Viele Menschen tun sich schwer damit. 8 Tipps wie man geduldiger wird.

Geduld haben - sich in Geduld üben

Unter Geduld verstehen wir die Fähigkeit, zu warten und eigene Bedürfnisse zurückstellen zu können.

Wann immer Geduld gefordert ist, erleben wir einen Widerspruch zwischen einem Wunsch und der Wirklichkeit. Wir möchten etwas schneller erledigen, etwas sofort bekommen, etwas ohne Schmerz erleben, eine Belohnung sofort bekommen, ein Problem sofort lösen oder ein Ziel ohne Umwege erreichen - aber wir müssen Geduld haben und uns auf die Zukunft vertrösten. Wir verzichten im Augenblick auf die Erfüllung unserer Bedürfnisse und Wünsche, stellen diese zurück.

Zur Geduld gehört auch die Hoffnung, dass es eine Verbesserung geben kann.

Das Gegenteil dazu ist Ungeduld. Heute bestellt, morgen geliefert. Bereit zum sofortigen Download. Wir sind es gewohnt, alles und sofort zu bekommen. Geduld haben fällt immer schwerer.

Wie entsteht Geduld?

Wir kommen nicht geduldig oder ungeduldig auf die Welt. Geduld ist keine Eigenschaft, die vererbt wird. Wir lernen, geduldig zu sein, durch die Art und Weise, wie unsere Eltern und Bezugspersonen auf unsere Wünsche nach unmittelbarer Wunscherfüllung reagieren.

Außerdem sind unsere Eltern für uns auch ein gutes oder schlechtes Vorbild dafür, geduldig zu sein. Wenn unsere Eltern sehr ungeduldig sind, dann sind die Chancen groß, dass wir uns deren Eigenart abschauen. Geduld bzw. Ungeduld entstehen, indem wir uns einen inneren Auftrag dafür geben.

So reden wir uns bei Ungeduld ein:

  • „Ich muss unbedingt ... „
  • „Ich brauche jetzt sofort ...“
  • „Der andere muss unbedingt ... tun“
  • „Der andere darf nicht ... tun.“
  • „Das muss jetzt gleich funktionieren.“
  • „Ich habe überhaupt keine Zeit fürs Warten.“
  • „Wie soll ich das alles schaffen.“
  • „Das kann ich nicht aushalten.“


Die Folge dieser alarmierenden Selbstinstruktionen ist, dass wir unter Strom stehen. Wir fühlen uns unter Druck und Anspannung. Wir sehen die anderen oder die Umstände als Feinde, die uns den Weg zu unserem Ziel versperren. 

Wenn wir Geduld haben, dann sagen wir uns Sätze wie etwa:

  • „Es geht so schnell, wie es eben geht.“
  • „Ich bin nicht in Lebensgefahr.“
  • „Der andere tut sein Bestes. Der andere kann eben nicht schneller.“
  • „Eines nach dem anderen.“
  • „Nur net hudle“. „Nur mit der Ruhe“.
  • „Gut Ding will Weile haben.“
  • „Am Ende wird es mir gelingen.“
     

Die Folge dieser beruhigenden Selbstinstruktionen ist, dass wir gelassen und ruhig bleiben. Wir fühlen eine leichte Anspannung, aber keinen inneren Aufstand.

Geduld wird uns nicht in die Wiege gelegt. Wir müssen sie erlernen.

Kleinkindern fällt es z.B. sehr schwer, auf eine Belohnung oder auf das Öffnen eines Geschenks zu warten.

Hierzu gibt es ein interessantes Experiment: Der Marshmallow-Test. In diesem Test wurden Vierjährige vor die Wahl gestellt, ein einzelnes Marshmallow (Süßigkeit) sofort zu essen, oder zu warten, um dann noch ein zweites als Belohnung zu bekommen. Was es für die Kinder besonders schwer machte, war, dass das Marshmallow direkt vor ihren Augen stand, sie es sehen, riechen und berühren konnten. Einige Kinder warteten geduldig und konnten der Versuchung wiederstehen.

Andere entschieden sich für die schnelle Belohnung und hatten dann nur ein Marshmallow zum Verzehr. An diesem Test sehen wir, dass wir für Geduld verschiedene Fähigkeiten benötigen:

Was unsere Geduld strapaziert

Geduld haben fällt uns schwer, wenn wir es als Hilflosigkeit oder Unfähigkeit ansehen, dass wir nicht schneller vorankommen.

Tatsächlich entscheiden wir uns aber bewusst dafür, einer Aufgabe mit Geduld zu begegnen. Wir müssen nicht geduldig sein, sondern wollen es - weil es uns dann besser geht und wir uns besser auf die Aufgabe konzentrieren können. Ein anderer Grund, warum wir ungeduldig reagieren können ist der, dass wir Geduld mit Schwäche gleichsetzen.

Geduld ist jedoch in vielen Situationen eine Stärke.

Unsere Geduld nimmt auch deutlich ab, wenn wir erschöpft, übermüdet, im Stress oder krank sind. Wenn uns der Geduldsfaden reißt, dann haben wir uns längere Zeit in Geduld geübt, aber etwas hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Wir haben kein Verständnis mehr für etwas, das wir einige Zeit so hingenommen haben - wir rasten aus.

Wer bei Kleinigkeiten keine Geduld hat, dem misslingt der große Plan.
Konfuzius

Vorteile von Geduld

Vorteile sind, dass

  • wir uns auf unsere Aufgabe gut konzentrieren können.
  • wir keinen Druck verspüren, sondern gelassen sind.
  • es in der Beziehung zu anderen Menschen weniger Konflikte gibt.
  • es uns leichter fällt, Lösungen für ein Problem zu finden.
  • wir in Ruhe Vor- und Nachteile ausloten können.
  • wir mit Rückschlägen besser umgehen können.
  • wir langfristige Ziele verfolgen können.

Geduld lernen

In Geduld können Sie sich üben. Hier einige Tipps.

TIPP 1: Erinnern Sie sich an die Belohnung.
Es fällt Ihnen leichter, Geduld mit sich, anderen oder einer bestimmten Situation zu haben, wenn Sie die Hoffnung haben, dass es sich für Sie lohnen wird. Malen Sie sich deshalb ganz lebendig aus, wie es Ihnen besser gehen wird, wenn Sie durchgehalten haben - was Sie als am Ende Ihrer „Leidenszeit“ erwartet.

TIPP 2: Akzeptieren Sie, dass bestimmte Aufgaben Zeit und Ausdauer erfordern.
Wenn Sie gegen etwas ankämpfen und beschleunigen wollen, was Sie nicht steuern und ändern können, vergeuden Sie nur Ihre Energie, werden wütend oder fühlen sich hilflos.

TIPP 3: Lenken Sie Ihren Blick auf kleine Fortschritte.
Jeder kleine Schritt ist dann für Sie ein Schritt auf Ihr Ziel zu, also bereits ein Fortschritt.

TIPP 4: Lenken Sie sich für einen Augenblick von der Situation ab.
Damit nehmen Sie sich Druck und Anspannung. Manchmal hilft hierbei, dass Sie sich für kurze Zeit nur auf Ihren Atem konzentrieren und einige Male tief ein und langsam wieder ausatmen. Manchmal macht es Sinn, ganz aus der Situation zugehen und sich kurz zu bewegen.

TIPP 5: Erinnern Sie sich an Ihre Wahlmöglichkeiten.
Wenn Sie etwas überhaupt nicht beeinflussen können und nicht in der Art, wie Sie es sich wünschen, dann haben Sie immer noch Wahlmöglichkeiten. Sie können mit der Situation hadern und sich ungeduldig machen oder akzeptieren, dass es eben nicht schneller geht und damit Ihren Geduldsfaden stärken. Sie sind also kein Opfer.

TIPP 6: Streichen Sie das Wörtchen „muss“.
Die Menschen und Dinge müssen nicht so sein, wie Sie es verlangen und fordern. Besser ist es, wenn Sie sich sagen: "Es wäre einfacher ... Mir wäre lieber, wenn ... aber ich bin bereit zu akzeptieren, dass es im Augenblick nicht so ist."

TIPP 7: Nutzen Sie die Aus-Zeit.
Wartezeiten im Stau oder an der Kasse können Sie überbrücken, indem Sie sich etwas ausdenken, wie Sie die Zeit sinnvoll nutzen - beispielsweise andere Menschen beobachten, Vokabeln lernen oder eine Atemübung machen. Dann verschwindet die Ungeduld von alleine.

TIPP 8: Nutzen Sie Humor
Sie können, wenn Sie sich bei Ihrer Ungeduld ertappen, auch Humor einsetzen. Beispielsweise stellen Sie sich den tapsigen Bär Balu aus dem Dschungelbuch vor, der das Lied summt: Probier`s mal mit Gemütlichkeit.

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