Humor – Kraftquelle für die Seele

Humor ist eine wichtige seelische Ressource, die uns in leichten und schweren Zeiten hilft, positiv gestimmt zu bleiben. Dieser ABC-Beitrag zeigt, dass wir Humor trainieren und so auch anderen damit eine Freude machen können.  

Humor – Kraftquelle für die Seele
© PAL Verlag, unter Verwendung eines Fotomotivs von unsplash.com

Der Duden definiert Humor als "die Gabe des Menschen, der Unzulänglichkeit der Welt und der Menschen, den Schwierigkeiten und Missgeschicken des Alltags mit heiterer Gelassenheit zu begegnen". Doch das beschreibt das Wesen und die Wirkung von Humor bei Weitem nicht. Wann genau und was genau wir als lustig empfinden, können wir nicht einmal vorhersagen. Daher auch das Sprichwort: "Über Humor lässt sich nicht streiten."

Sicher ist: Im Humor werden Unterschiede zwischen Menschen deutlich. Männer und Frauen haben beispielsweise einen unterschiedlichen Humor. Ebenso unterscheidet sich – in der Regel – der Humor von Norddeutschen und Süddeutschen und natürlich der von Kindern und Erwachsenen. Auch wir selbst sind nicht zu jedem Zeitpunkt gleichermaßen für Humor empfänglich. Bei schlechter Laune oder in ernster Stimmung tun wir uns schwerer, ins Lachen zu geraten. Ja, Humor können wir sogar verlernen als auch wieder neu erlernen.

In der Psychotherapie wird Humor mitunter gezielt eingesetzt, um sich von selbstschädigenden und negativen Sichtweisen zu distanzieren. So verwenden beispielsweise die Provokative Therapie von Frank Farrelly und die Rational-Emotive Verhaltenstherapie von Albert Ellis immer wieder Humor als therapeutisches Werkzeug.

Warum Humor eine wichtige innere Ressource für uns darstellt, woher er kommt, wie wir ihn trainieren und wann wir ihn anwenden können, wird in diesem Beitrag erläutert.

Was ist Humor?

Humor ist ein universelles, in allen Kulturen auftretendes Phänomen. Mit Humor zeigen wir eine lebensbejahende Einstellung, bei der wir alles nicht zu ernst nehmen, sondern dem Leben zuversichtlich und gelassen begegnen. Selbst in Krisen bleiben wir mit einer humorvollen Grundhaltung stabil und sehen eher die "leichte" Seite des Lebens. Humor fördert eine optimistische Grundhaltung, und wenn wir optimistisch sind, sehen wir die Dinge wiederum eher positiv. Humor wirkt ansteckend, wir können andere also mit unserem Humor beglücken. 

Auch wenn Humor und der Sinn für Humor von Psychologen wie Martin Seligmann und Christopher Peterson eher als eine Charaktereigenschaft und -stärke angesehen wird – wir können unseren Humor trainieren und damit in uns weiterentwickeln. Das hilft uns, um die eigenen Probleme und Krisen in einem anderen Licht betrachten zu können.

Woher kommt unser Humor?

Ob wir humorvoll sind, mag mit unserer Veranlagung zusammenhängen und ist gleichzeitig durch unser Umfeld bestimmt. Wenn wir humorvolle Eltern hatten oder sonst in einem "humorvollen" Umfeld aufgewachsen sind, stehen die Chancen gut, dass wir unseren Sinn für Humor ausbilden konnten. Wenn das hingegen weniger der Fall war, wurde unser Sinn für Humor unter Umständen nicht gefördert oder sogar unterdrückt. Auch später noch spielt das Umfeld eine Rolle, ob und wie wir unseren Humor ausdrücken können. Manchmal haben wir auch einfach nicht den "gleichen Humor". 

Wie entwickelt sich der Humor im Laufe unseres Lebens?

Kindern vergeht das Lachen in der Regel selten. Sie lächeln schon früh und beginnen bereits im Kleinkindalter, sich köstlich zu amüsieren. Im Verlauf der Entwicklung verändert sich die Art und auch die Funktion des Humors. Humor kann u. a. im Kindes- und später Jugendalter dem Austausch und der Rollenfindung dienen. Im Erwachsenenalter lachen wir deutlich weniger, Humor wird – insbesondere auch mit zunehmendem Alter – allerdings eine wichtige Ressource, die wir nutzen können. 

Warum gibt es so viele unterschiedliche Arten von Humor?

Die unterschiedlichen Stile von Humor hängen mit unserer Persönlichkeit zusammen: Es gibt Stile, die wir als positiv und solche, die wir als eher als negativ ansehen.

  • Wir können Humor nutzen, um uns selbst aufzuwerten und auch bei Widrigkeiten einen positiven Blick auf die Dinge und uns selbst zu bewahren (selbstaufwertender Humor). 
  • Wenn wir den sozialen Humor nutzen, stellen wir zwischenmenschliche Verbindungen her, z. B. indem wir anderen etwas Lustiges erzählen. 
  • Im negativen Sinn geht der aggressive Humor auf Kosten anderer und kann verletzend sein.
  • Bei selbstabwertendem Humor nehmen wir uns selbst auf die Schippe, um andere zu amüsieren oder unsere wahren Gefühle zu verstecken. 

Warum gilt Humor als wertvolle innere Ressource?

Humor verbessert unsere Beziehungen

Unabhängig von der Art der Beziehung verbindet das Lachen. Wenn wir die gleichen Dinge "komisch" finden oder miteinander scherzen können, schweißt uns das zusammen. Wir gewinnen Abstand von möglichen Problemen oder Konflikten und stärken unsere Bande. Wir sind dann auch eher bereit, aufeinander zuzugehen, wenn es mal nicht so rund läuft. Und schließlich macht Humor attraktiv: Wir fühlen uns wohl in der Gegenwart heiterer Naturen – und mit uns selbst, wenn wir unseren Humor leben. 

Humor hilft uns in schwierigen Zeiten

"Humor ist, wenn man trotzdem lacht", schrieb der Schriftsteller und Lyriker Otto Julius Bierbaum schon vor über 100 Jahren. Wenn wir das Lachen und eine heitere Grundhaltung auch in schweren Zeiten nicht verlieren, gewinnen wir Distanz und fühlen uns in der Regel besser. Wir sind so eher bereit, Widrigkeiten anzunehmen und auch das Gute im Schlechten zu sehen. Dadurch wiederum wachsen wir über uns selbst hinaus und werden stärker. Stellen wir uns also vor, uns passiert ein Missgeschick oder wir werden sogar krank: Geben wir uns dem Schicksal hin, kann es sein, dass wir traurig, ja sogar depressiv werden. Schauen wir mit einem "lachenden Auge" auf unsere Situation, können wir eher auch das "Gute im Schlechten" erkennen. Manchmal brauchen wir dafür Zeit. Manchmal verlangt es viel von uns. Wir können jedoch selbst oder gerade in stressigen Situationen lernen, den Dingen den Ernst zu nehmen, ihnen mit mehr Leichtigkeit zu begegnen, und damit unsere Stressresilienz stärken. Zu lachen hilft uns besonders dabei, wie ein Forscherteam der Universität Basel (Zander-Schellenberg und Kollegen, 2020) herausgefunden hat. Es geht jedoch nicht darum, unsere wahren Gefühle zu unterdrücken. 

Humor hält gesund

Wenn wir lachen, ob allein vor dem Fernseher oder Smartphone, in einem Telefonat oder wenn wir mit einem lieben Menschen zusammen sind: Wir fühlen uns währenddessen und danach meistens befreit, leicht und beschwingt. Gemeinsam zu lachen, worüber auch immer, macht uns glücklich und zufrieden. Humor schützt uns vor psychischen Problemen oder hilft uns, uns von ihnen zu distanzieren. Auch wirkt sich Humor positiv auf unser körperliches Befinden aus. 

Humor schenkt uns Energie

Wenn wir die Dinge mit Humor nehmen, haben wir mehr freie Energie. Wir haben sicher schon an uns bemerkt, dass wir in einer guten Stimmung und mit einem gelassen-fröhlichen Blick auf die Dinge mit unseren Aufgaben leichter vorankommen oder täglichen Herausforderungen gelassener begegnen. Ähnliches bestätigt die Forschung. Wenn wir uns hingegen unterkriegen lassen, kann sich unser volles Energiepotenzial unter Umständen gar nicht entfalten. Wir sind dann mehr mit dem Problem beschäftigt, als zuversichtlich zu bleiben und uns für neue Perspektiven zu öffnen. 

Wie können wir Humor trainieren?

Vielleicht haben wir schon lange nicht mehr gelacht oder sehen eher die Schwere des Lebens. Sicher erinnern wir uns aber daran, wie wir andere bereits zum Lachen gebracht oder uns selbst den Bauch gehalten haben, weil etwas Komisches passiert ist. Das zeigt uns, dass wir diese Grundeigenschaft zu Heiterkeit und Fröhlichkeit haben können. Besonders schwierig kann es sein, humorvoll zu bleiben, wenn das Leben nicht so spielt, wie wir es uns wünschen. Folgendes kann uns helfen, unsere humorvolle Seite zurückzugewinnen oder sie konstruktiv zu nutzen:

Die Einstellung zu den Dingen ändern

Versuchen Sie, sich auch in einer schwierigen Situation klarzumachen, was sie Ihnen sagen möchte. Gibt es eine versteckte Botschaft? Könnten Sie etwas daraus lernen? Sollten Sie z. B. mehr innehalten und sich wieder zentrieren, weil Ihnen unbeabsichtigte Missgeschicke passieren oder Sie häufiger müde sind? Ist es an der Zeit, Bilanz zu ziehen, wenn Ihnen bestimmte Menschen, Situationen oder Dinge nicht mehr gut tun? Ist es Ihnen noch dienlich, wenn Sie einem Menschen einen Fehler nicht verzeihen? Wenn wir erkennen, dass in vielen unliebsamen Lagen eine Möglichkeit für Wachstum und Neuanfang steckt, kann uns das helfen, alles mit mehr Distanz und vielleicht sogar einer gewissen Portion "Heiterkeit" zu betrachten. Wir sehen uns dann weniger als "Opfer" der Umstände, sondern erkennen die Möglichkeiten, die das Leben "trotzdem" bereithält. Wir nehmen eher das Ganze wahr und fokussieren uns weniger auf die eigenen Probleme. Wenn uns mal etwas nicht so gelingt, ist es für uns keine Katastrophe mehr. Manches relativiert sich wie von selbst, und vielleicht huscht uns sogar ein Lächeln übers Gesicht. Wir wissen, dass wir mit einer humorvollen Grundhaltung wachsen – manchmal sogar über uns selbst hinaus. Wir ziehen neue positive Menschen, Dinge und Situationen in unser Leben, wenn wir Heiterkeit ausstrahlen.  

Freudvolle Momente fördern

Wenn wir wissen, was uns gut tut und was weniger, wissen wir auch, wie wir die Freude fördern können. Wenn wir das tun, haben wir automatisch Anlass, mehr zu lächeln, vielleicht sogar zu lachen und machen so den Anfang hin zu einem humorvolleren Leben. Wenn wir darüber hinaus auch andere zum Lachen bringen, macht uns das doppelt glücklich. Wir können uns also darin üben, die positiven Aspekte des Humors zu stärken und uns und anderen damit etwas Gutes zu tun. Humor ist auch spontan, das dürfen wir wieder mehr leben, statt uns zu sehr selbst zu kontrollieren. Humor birgt Risiken für das Miteinander, weil wir z. B. nie wissen, wie unser Gegenüber reagiert. Zu Humor gehört also auch eine kleine Portion Mut. Letztlich gewinnen wir meistens, wenn wir Leichtigkeit versprühen.

Sich selbst überwinden

Wenn wir den Dingen den Ernst nehmen, werden wir mutiger – und umgekehrt. Wir müssen nicht mehr alles perfekt machen, wir machen es einfach. Wir kommen so unseren Zielen spielerisch näher, da es uns leichter fallen kann, ins Tun zu kommen. Wir sitzen "locker im Sattel des Lebens" wie der Abenteurer und Schriftsteller Robert Louis Stevenson einmal schrieb und sind offen für die Möglichkeiten, die es uns bietet. Das wiederum motiviert uns, freudvoll die Dinge des Lebens anzugehen. 

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 Was ist Humor?
 Woher kommt unser Humor?
 Wie entwickelt sich der Humor im Laufe unseres Lebens?
 Warum gibt es so viele unterschiedliche Arten von Humor?
 Warum gilt Humor als wertvolle innere Ressource?
 Wie können wir Humor trainieren?
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