Menschen mit Behinderung: Lebensgeschichten, die Mut machen

Menschen mit körperlicher Behinderung schaffen oft bewundernswerte Leistungen, die für uns ein Vorbild sein können. Sie sind wahre Mutmacher:innen. Lassen Sie sich von den beeindruckenden Geschichten inspirieren!

Menschen mit Behinderung: Lebensgeschichten, die Mut machen
© Zachary Kyra Derksen, unsplash.com

Wenn das Leben einen vor besondere Herausforderungen stellt, finden manche Menschen einen sehr beeindruckenden und faszinierenden Umgang mit ihrem „Schicksal“. Zum Beispiel Menschen, die aufgrund eines Unfalls ihr Leben völlig neu ordnen und aufbauen mussten. Menschen, die ein neues, anderes Leben beginnen mussten, deshalb aber nicht weniger glücklich sind als vor dem Ereignis, das zunächst wie eine Katastrophe aussah, in Wirklichkeit aber eine Chance war, herauszufinden, was wirklich wichtig ist.

Diese Menschen haben durch den Verlust ihrer körperlichen Unversehrtheit sehr viel gewonnen und sie können uns sehr viel geben. Wir können von diesen Überlebenskünstler:innen lernen, dass in uns allen sehr viel mehr steckt, als wir für möglich halten. Wir können von ihnen lernen, was es heißt, Probleme zu haben und diese zu lösen. Wir können von ihnen aber auch lernen, dankbar zu sein. Und wir können von ihnen lernen, dass Freude, Glücklichsein, Zufriedenheit und Erfolg nicht von Äußerlichkeiten wie einer körperlichen Behinderung oder einem unversehrten und intakten Körper abhängen.

Glücklich leben mit einer Behinderung

Diese Menschen sind echte Kämpfernaturen. Sie sind der Beweis dafür, dass man einem Menschen alles nehmen kann, nur eines nicht: die Fähigkeit, in jeder Situation seine Einstellung und damit seine Lebensqualität zu wählen. Sie zeigen uns, dass wir in jeder Situation die Wahl haben zwischen Aufgeben und Weitermachen, zwischen Verzweifeln und die Herausforderung annehmen, Selbstmitleid und das Beste daraus machen, Unglücklichsein und GlücklichseinVerbitterung und Liebe.

Wir haben immer Wahlmöglichkeiten - und wenn es nur die Wahl unserer Einstellungen ist.

Und mit dieser Freiheit halten wir den Schlüssel in der Hand, trotz allem ein zufriedenes und erfülltes Leben zu führen. Um solche Mutmacher:innen, die trotz ihrer Behinderung Ja zum Leben sagen, geht es im Folgenden.

(Berühmte) Menschen mit Behinderung, die uns Mut machen: zum Traumberuf trotz Behinderung

Margarete Steiff (1847–1909) – erfolgreiche Unternehmerin trotz Kinderlähmung

Es lohnt sich nicht, den kranken Beinen nachzutrauern, wenn dabei das ganze Leben davonläuft.

Margarete Steiff, die Gründerin des berühmten Stofftierunternehmens Steiff, erkrankte als Kind an Kinderlähmung. Sie war ihr ganzes Leben lang auf den Rollstuhl angewiesen und ihre rechte Hand konnte sie nicht benutzen.

Statt über ihr Schicksal zu klagen, sich zu bemitleiden und ihrer verlorengegangenen Gesundheit nachzutrauern, ergriff Margarete Steiff die Chancen, die ihr das Leben bot und lebte ein erfülltes und erfolgreiches Leben.

Thomas Quasthoff – der kleine große Sänger

Thomas Quasthoff wurde mit einer Contergan-Behinderung und mit verkürzten Armen und Beinen geboren. Er ist 134 cm klein, aber ein ganz Großer in der Musikwelt. Als einer der renommiertesten klassischen Baritonsänger eroberte er fast vier Jahrzehnte die Konzertsäle von New York bis Salzburg. 2012 verabschiedete er sich von der Klassikbühne und entdeckte seine Liebe zum Jazz. Außerdem hat er eine Gesangsprofessur an der Berliner Musikhochschule Hanns Eisler und gibt sein großes Wissen an junge Sängerinnen und Sänger weiter. 2005 sagte er:

Viele denken, ein Behinderter muss doch leiden, traurig und verzweifelt sein. Aber das bin ich gar nicht. Die Verzweiflungen habe ich hinter mir, ich bin sehr lebensbejahend. Und ich versuche es den Leuten leicht zu machen, mit mir umzugehen.

Barbara Jocks – HNO-Ärztin im Rollstuhl

Die Hamburgerin Barbara Jocks ist HNO-Fachärztin, die operiert –obwohl sie querschnittsgelähmt ist und im Rollstuhl sitzt. Für ihre Operationen sitzt sie in einem speziellen Rollstuhl, der sich wie eine Hebebühne hochfahren lässt.

Heather Mills – Top-Modell mit Beinprothese

Heather Mills war ein gefragtes Top-Model mit einem sechsstelligen Jahreseinkommen. Mit 25 Jahren wurde sie angefahren und verlor einen Unterschenkel. Aus der Traum für ihren Beruf als Model? Nein. Sie arbeitete mit Prothese und das zu einem höheren Jahreseinkommen als vor ihrem Unfall.

Dergin Tokmak – der Akrobat und Tänzer auf Krücken

Dergin Tokmak erkrankte als Kind an Kinderlähmung. Seither sind seine Beine gelähmt.  Das hindert ihn jedoch nicht daran, sich auf Krücken so schnell und wendig zu bewegen, dass er jahrelang in dem berühmten Zirkus "Cirque du Soleil" auftreten konnte. Er sagt:

Keine Behinderung ist zu groß und zu einschränkend, um jemanden vom Tanzen abzuhalten.

Frank Röhrich – als Neurochirurg hilft er anderen Querschnittspatienten

1996 hatte der Mediziner Frank Röhrich ein Unfall und ist seitdem querschnittgelähmt. Heute arbeitet er als Neurochirurg in einer Klinik und operiert Menschen, um ihnen das Schicksal zu ersparen, das ihm widerfahren ist: im Rollstuhl zu sitzen und gelähmt zu sein.

Ivar Niederberger – trotz Tourette zum Millionär

Ivar Niederberger ist Legastheniker und leidet seit seinem 6. Lebensjahr unter dem Tourette-Syndrom. Er besuchte die Sonderschule und hat keine Ausbildung.

Trotz dieser schlechten Startbedingungen ist er heute ein erfolgreicher Geschäftsmann und mehrfacher Selfmade-Millionär. Er hat in der Schweiz und im Ausland Bekleidungsgeschäfte und ist als Immobilienmakler tätig. Sein Lebens- und Erfolgsmotto:

Tun, was man tun kann, und vom Leben lernen.

Sportler und Sportlerinnen mit Behinderung – höher, weiter, schneller im Leben

Verena Bentele – allen Herausforderungen gewachsen

Man sollte alles ausprobieren.

Ihr Motto hat sich die von Geburt an blinde Spitzensportlerin in ihrem ganzen Leben zu Herzen genommen. Die vierfache Weltmeisterin und 12-fache Paralympics-Siegerin im Biathlon und Skilanglauf studierte nach ihrer Sportkarriere Neuere Deutsche Literatur und machte eine Ausbildung zur Systemischen Coach. Von 2014 bis 2018 war Verena Bentele Behindertenbeauftragte der Bundesregierung. Heute engagiert sie sich als Präsidentin des VDK für soziale Gerechtigkeit, Menschlichkeit und Solidarität. Und ganz nebenbei erklomm sie auch noch den Kilimandscharo.

Kirsten Bruhn – die Königin im Schwimmerbecken

Viel Optimismus, viel Lachen, viel Ehrgeiz, Power und der Wille, die Welt mit jedem Tag für mich und die anderen besser zu machen.
Kirsten Bruhn, die das über sich sagt, ist seit ihrem 21. Lebensjahr querschnittgelähmt. Bei den Paralympics 2012 in London gewinnt sie mit 42 Jahren die Goldmedaille über 100 Meter Brustschwimmen.

Bettina Eistel – fest im Sattel auch ohne Arme

Geht nicht, gibt es bei mir nicht, sagt Bettina Eistel, die ohne Arme auf die Welt kam.

Bettina Eistel ist im Turniersport für Reiter mit körperlicher Behinderung die Deutsche Meisterin der Jahre 2002 bis 2005, sie hat bei der Europameisterschaft 2002 in Portugal Einzel Bronze, Kür Silber und Mannschaft Silber errungen und bei den Paralympics 2004 in Athen Einzel-Bronze. Aufgrund ihrer Contergan-Schädigung hat sich Bettina Eistel einen eigenen Reitstil angeeignet. Da ihr beide Arme fehlen, führt sie die Zügel mit den Füßen und ihrem Mund.

Neben dem Reiten arbeitet die Diplom-Psychologin in einer Beratungsstätte für Kinder, Jugendliche und Eltern. Bettina Eistel sagt:

Ich sage trotz meiner Behinderung - Arme oder nicht -, ich lebe auf der Schokoladenseite des Lebens. Ich bin nicht behindert. Ich bin nur anders funktional! Wenn man nicht alle Möglichkeiten hat, dann muss man die verbleibenden zu 100 Prozent nutzen.

Florian Sitzmann – auf Medaillienkurs im Handbiken

Nach seinem Unfall sagte Florian Sitzmann:

Ich habe ein neues Leben geschenkt bekommen, also versuche ich auch, es zu leben.

Nach einem Motorradunfall und einer Woche im Koma, wacht der damals 15-Jährige auf und erfährt, dass ihm beide Beine amputiert wurden. Nach einem ersten Schock war schnell klar, dass es für ihn nur einen Weg geben konnte und der hieß: „Volle Kraft voraus!“

Ab dem Jahre 2002 jagt ein sportlicher Erfolg im Handbiken den anderen und er kann neben einigen Deutschen Meister-Titeln und einer WM- Silbermedaille 2004 bei den Paralympics in Athen teilnehmen. Den vorerst krönenden Abschluss seiner Karriere findet er im 540 Kilometer langen Rennen „Styrkeproven“ (Die große Kraftprobe) quer durch Norwegen. 

Seine positive Art, seine Ausstrahlung und Lebenserfahrung versucht er an Menschen weiterzugeben, die sich in ähnlich schwierigen Lebenslagen befinden, wie er einst selbst.

Aaron Fotheringham – Rollstuhl-Skater mit Leidenschaft

Eine Spaltung der Wirbelsäule und mehrere erfolglose Operationen führten dazu, dass Aaron Fotheringham seit Kindertagen im Rollstuhl sitzt. Aber er ließ sich nicht unterkriegen und gab seine große Leidenschaft nicht auf: das Skaten. Inzwischen ist er einer der erfolgreichsten Rollstuhl-Skater und der einzige Mensch, der einen Front- und (doppelten) Backflip mit dem Rollstuhl ausführen kann.

Philippe Croizon – ohne Arme und Beine durch den Ärmelkanal

Philippe Croizon hat keine Arme und Beine. Diese wurden ihm 1994 amputiert. Dennoch durchswamm der damals 42-Jährige 2010 den mehr als 30 Kilometer langen Ärmelkanal mit speziellen Schwimm-Prothesen. Auf seiner Homepage sagt er: 

Als ich 1994 im Krankenhaus aufwachte, habe ich die Wahl gehabt, zu sterben oder mich für das Leben zu entscheiden. Wegen meiner beiden Kinder habe ich mich für das Leben entschieden.

Video: Philippe Croizon durchschwimmt den Ärmelkanal

Was wir von Menschen mit Behinderung lernen können

Wenn wir die Behinderung annehmen und uns nicht aufgeben, dann können wir trotz allem ein erfülltes Leben führen.

Alles ist relativ und natürlich erleben wir unsere eigenen Handicaps als große Einschränkung. Im Vergleich zu vielen behinderten Menschen erscheinen unsere emotionalen, finanziellen, persönlichen, körperlichen oder sozialen Handicaps aber nicht mehr so groß und übermächtig. Wenn wir uns das vor Augen halten, kann uns das helfen, unsere Probleme als nicht so bedrückend und belastend anzusehen.

 

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Olive schreibt am 04.02.2022

Diese Beispiele mögen sich in der Tat für einschlägige Literatur eignen, und ich will die Leistung , den Mut der Betroffenen nicht kleinreden - allerdings , es ist ein riesen Unterschied ob ein Handicap für andere sichtbar ist oder nicht.
Ein Mensch mit einer sichtbaren Behinderung wird ganz anders wahrgenommen, macht ganz andere Erfahrungen in der Dynamik mit der Außenwelt auch was Hilfe von Außen betrifft, oder wie andere bereit sind ihm entgegenzutreten, ihn zu ermutigen , auf ihn einzugehen, ihm zu helfen usw
Ist deine Einschränkung aber nicht sichtbar , sei es psychischer Natur zB - wird der Background ganz anders sein - deshalb eignen sich solch Beispiele nur bedingt.
Was hier nicht erwähnt wird sind die vielen Helfer die die Protagonisten haben, keiner schafft es nur aus eigener Kraft.
Nichtsdestotrotz kann der Lebensweg dieser Menschen eine Inspiration für viele sein, und zeigen was alles möglich ist oder möglich gemacht werden kann


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