Richtiger Umgang mit Kritik

Was erleichtert und was erschwert es uns, mit Kritik umzugehen? Wie lernen wir, Kritik nicht persönlich zu nehmen? Dieser Lebenshilfe-ABC-Beitrag gibt hilfreiche Informationen zum Umgang mit Kritik.

Richtiger Umgang mit Kritik
© PAL Verlag, unter Verwendung eines Fotomotivs von unsplash.com

Kritik ist die Meinung oder eine Bewertung einer Person zu oder über etwas, was eine andere Person betrifft. Diese Meinung oder Bewertung kann positiv oder negativ sein. Wichtig ist, dass die kritisierende Person sie einer anderen Person gegenüber äußert. Die positiv oder negativ kritisierte Person kann ihrerseits wiederum entscheiden, wie ernst sie die Kritik und die kritisierende Person nimmt und welche Bedeutung die Kritik für sie hat. Kritik ist leichter zu ertragen, wenn sie alleine um eine bestimmte Sache geht und sie schmerzt dann besonders stark, wenn die kritisierte Person sich dadurch als Ganzes in Frage gestellt sieht.

Wir können nur gut mit Kritik umgehen, wenn wir uns sicher fühlen

Und wann fühlen wir uns sicher? Wenn wir Kritik nicht persönlich nehmen. Das gelingt nur, wenn wir über ein stabiles Selbstwertgefühl und eine positive Selbstachtung verfügen.

Je geringer unser Selbstwertgefühl ist, desto mehr schmerzt die Kritik.

Aber wie heißt es doch so schön? Der Ton macht die Musik. Und so haben auch die Worte, die die kritisierende Person verwendet, einen Einfluss darauf, wie wir auf die Kritik reagieren. Kritik so zu üben, dass die Kritisierte oder der Kritisierte sie besser annimmt, kann man lernen. Und das ist wichtig. Denn es gibt immer jemanden, der etwas an einem auszusetzen hat – gleichgültig, wie gut man ist. Mit Kritik und Ablehnung gelassen umgehen zu können, ist eine wichtige Fähigkeit für unser seelisches Wohlbefinden, für beruflichen Erfolg und für soziale Beziehungen.

Wie sollte ich mit Kritik nicht umgehen?

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Ein nicht hilfreicher Umgang mit Kritik besteht darin, auf Kritik:

  • mit Ablehnung der kritisierenden Person gegenüber zu reagieren.
  • mit Angriff in Form von Gegenkritik zu reagieren.
  • mit Gekränktsein und Schmollen bis hin zu am Boden zerstört und deprimiert sein zu reagieren.
  • mit Rechtfertigungen zu reagieren, die quasi eine Art Entschuldigung darstellen.

Alle diese Reaktionen auf Kritik schaden uns.

So gehst du mit Kritik richtig um

  • Wir hören zu – ohne die andere Person zu unterbrechen oder uns sofort zu entschuldigen.
  • Wir stimmen der oder dem anderen zu – da, wo sie oder er recht hat.
  • Wir bitten die Kritisierende oder den Kritisierenden, ihre oder seine Kritik ausführlicher zu erläutern.
  • Wenn wir tatsächlich im Unrecht sind, geben wir das zu und entschuldigen uns.
  • Ist die Kritik unangebracht oder unfair, dann sagen wir: “Sorry, aber ich bin nicht deiner Meinung”.

Wenn wir kritisiert werden, dann ist es wichtig, uns vor Augen zu halten, dass die Kritik die Meinung der kritisierenden Person ist. Wir müssen uns klarmachen: Das ist ihre oder seine Sicht. Man kann es auch anders sehen. Alles hat mindestens zwei Seiten. Welche ist die richtige? Gibt es überhaupt eine richtige Seite? Die oder der andere hat das Recht auf ihre oder seine Sicht. Genau wie wir.

Wir können Kritik an uns und unserem Verhalten aber auch als Ausdruck von Liebe und Anteilnahme sehen. Wir sind der oder dem anderen nicht gleichgültig. Wir sind ihr oder ihm wichtig, und deshalb macht sie oder er uns auf etwas aufmerksam, das in ihren oder seinen Augen negativ oder störend an unserem Verhalten ist. So gesehen können wir Kritik willkommen heißen, da wir dadurch die Chance haben, uns zum Besseren zu verändern. Ja, wir könnten Menschen, die kritisieren, auch als Trainingspartner:innen ansehen, als Menschen, die uns die Chance geben, mit Kritik umgehen zu lernen.

Wenn wir durch Kritik immer am Boden zerstört sind, dann ist es wichtig, dass wir an unserer Selbstachtung arbeiten, sprich, dass wir lernen, uns selbst unsere Fehler und Schwächen zu verzeihen. Verletzt und gekränkt reagieren wir nämlich nur dann auf die Kritik anderer, wenn diese uns auf Fehler und Schwächen aufmerksam machen, für die wir uns selbst ablehnen. Wären wir wirklich restlos von uns und unserem Tun überzeugt, würde es uns nicht kratzen, wenn andere etwas an uns auszusetzen haben. Wenn wir uns jedoch unserer Fähigkeiten und Werte nicht bewusst und von diesen nicht überzeugt sind, dann ist jede Kritik eine Waffe, die uns leicht und schnell verletzen kann.

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Emi schreibt am 24.06.2024

Hallo, insgesamt gefällt mir der Beitrag zu "Kritik" sehr gut und ich konnte viel daraus ziehen.
Jedoch würde ich mich freuen, wenn auf die Gender-Sprache verzichtet werden könnten, weil ich dadurch beim ersten und auch zweiten lesen des Berichts nichts verstanden habe. ...dir Kritikerin oder der Kritiker..., warum kann es nicht der Kritiker heißen, denn es handelt sich doch um "die Person" welche Geschlechter neutral ist, somit jeder für sich selbst klärt, ob es sich um eine weibliche/männliche oder diverse Person handelt.
Normalerweise schreibe ich keine Kommentare. Da ich den palverlag jedoch sehr schätze und immer sehr gerne lese und dies auch gerne weiterhin tun möchte, weil es mir wirklich in meinem Leben hilft, würde ich mich sehr freuen, wenn Sie die Bezeichnung einer Person (wie vor dem gendern) beim Alten belassen würden/könnten.
Mit freundlichen Grüßen
Emi


Norbert Pranger schreibt am 11.02.2022

Kritik ist für mich immer schlimm. Es sind für mich oft Hammerschläge, die weh tun.
Eine Sportkollegin meinte zu mir:"Lass doch Deine Marianne nicht immer so lange warten.
Gehe doch schneller zu Ihr. Frauen wollen das nicht, das Sie lange warten müssen." Da gab ich Ihr Recht und will das besser machen. Ich will an mir arbeiten und besser werden. Ich schaffe das.


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 Wir können nur gut mit Kritik umgehen, wenn wir uns sicher fühlen
 Wie sollte ich mit Kritik nicht umgehen?
 So gehst du mit Kritik richtig um
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