Dass ein Buch zu lesen gut fürs Gehirn ist, ist kein Geheimnis. Es kann Stress lindern, die Entspannung fördern und hat sogar therapeutischen Nutzen. Erfahre, wie du die positive Wirkung von Büchern auf deine Seele in dein Leben integrierst.
Ob Roman, Gedicht, Biografie oder Bilderbuch – Lesen hat viele Vorteile für unsere Gesundheit. Ein gutes Buches ermöglicht es uns, dem Alltag zu entfliehen und Stress abzubauen – der Geist kann entspannen und sich erholen. Gleichzeitig ist Lesen eine gute Übung für die Konzentration und hilft dabei, die geistige Aktivität aufrechtzuerhalten. Manche tauchen sogar so tief in ein spannendes Buch ab, dass sie Zeit und Raum vergessen und in den Zustand des Flow eintauchen.
Diese besondere Form der tiefen Konzentration ist besonders gesund für die Psyche. Die Welt um uns herum verschwindet, wir werden vollständig von der Handlung, den Charakteren oder den Ideen des Buches absorbiert. Im Flow-Zustand verschmelzen Handlung und Bewusstsein, und die Person verliert oft das Gefühl für die Zeit. Beim Lesen können Leser so in die Geschichte eintauchen, dass sie die Umgebung um sich herum vergessen und vollständig im Buch aufgehen.
Schon allein das wäre Grund genug, öfter mal ein Buch in die Hand zu nehmen. Der positive Effekt des Lesens auf die Seele geht aber sogar so weit, dass es in der Psychotherapie Anwendung findet: Bibliotherapie ist eine psychotherapeutische Praxis, die gezielt das Lesen von Büchern als therapeutisches Mittel einsetzt. Dabei soll das Lesen und die Auseinandersetzung mit bestimmten Texten dazu beitragen, emotionale, psychische und manchmal auch physische Probleme zu bewältigen oder zu lindern.
In der Bibliotherapie nutzen Therapeutinnen und Therapeuten Bücher, Gedichte, Geschichten und andere schriftliche Materialien, um Menschen bei der Bewältigung von emotionalen Herausforderungen, Stress, psychischen Erkrankungen oder anderen Lebensproblemen zu unterstützen. Die Idee dahinter ist: Das Lesen bestimmter Texte soll helfen, Einsicht zu gewinnen, Empathie zu entwickeln, eine Verbindung zu eigenen Gefühlen herzustellen und dadurch positive Veränderungen im Denken und Verhalten zu fördern.
Grundsätzlich gibt es hier zwei unterschiedliche Herangehensweisen:
Präskriptive Bibliotherapie: Die Therapeutin oder der Therapeut empfiehlt gezielt bestimmte Bücher, die auf individuelle Bedürfnisse zugeschnitten sind. Diese Bücher sollen helfen, spezifische Probleme zu verstehen, neue Perspektiven zu gewinnen oder emotionale Herausforderungen zu bewältigen.
Symbolische Bibliotherapie: Hierbei werden Bücher symbolisch verwendet, um Themen oder Konflikte im Leben der Klientin oder des Klienten zu repräsentieren. Die Interpretation und Diskussion dieser Symbole können dazu beitragen, verborgene Gefühle oder Gedanken ans Licht zu bringen.
Die Bibliotherapie arbeitet mit der Stärke von Geschichten, indem sich die lesende Person mit den Charakteren identifiziert, in die Geschichten eintaucht und über bestimmte Themen reflektiert:
Bibliotherapie ist dabei nicht als Ersatz für traditionelle psychotherapeutische Ansätze zu sehen, sondern als Ergänzung oder unterstützende Methode. Geschichten und Geschriebenes helfen uns dabei, Dinge konkret zu durchdenken bzw. durchzuspielen und veranschaulichen uns so mögliche Lösungswege. Diese können wir dann auf unser Leben und unsere persönliche Situation übertragen.
Mit Büchern entdeckst du nicht nur fremde Orte und Welten, sondern auch dich selbst.
Auch wenn du derzeit keine Therapie benötigst, kannst du den positiven Effekt der Bibliotherapie für dich nutzen. Überlege dafür zunächst, welche Themen oder Herausforderungen du in deinem Leben bewältigen musst oder möchtest: Möchtest du beispielsweise selbstbewusster werden, neue Impulse für den Umgang mit deiner Familie erhalten oder stehst du vor einer beruflichen Herausforderung? Auf Basis dieser Selbstreflexion kannst du dann Bücher auswählen, die für dich besonders relevant sind. Wenn du beispielsweise mit Stress oder Angst umgehen musst, könnten Bücher über Achtsamkeit oder Selbsthilfe relevant sein. Wenn du nach Trost suchst, könnten dir Bücher, die sich mit Resilienz oder Lebensgeschichten beschäftigen, helfen. Such aber bewusst nicht nur nach Sachbüchern, sondern auch nach Belletristik oder Poesie, die deine Themen behandeln.
Während des Lesens solltest du dir dann immer wieder Zeit nehmen, aktiv über das Gelesene nachzudenken: Wie geht eine Hauptfigur mit einem Schicksalsschlag um, welche Strategien entwickelt sie, um ihre Angst in den Griff zu bekommen? Stelle so Verbindungen zu deinem Leben her. Identifiziere Schlüsselmomente im Text, die dich besonders ansprechen, und notiere deine Gedanken. Versuche dann, die Lehren oder Einsichten aus den Büchern in deinem täglichen Leben anzuwenden. Welche Konzepte hast du kennengelernt, welche Ideen haben dich besonders inspiriert oder beeindruckt?
So können dir Bücher zu treuen Gefährten werden, die dich auf deinem Lebensweg begleiten.
Eng verwandt mit der Bibliotherapie ist das therapeutische Schreiben, auch Poesietherapie genannt. Die eigenen Gedanken, Erfahrungen und Ideen aufs Papier zu bringen, kann helfen, Dinge zu verarbeiten und den Kopf zu sortieren. Eine weit verbreitete Technik sind beispielsweise die Morgenseiten: Hier werden jeden Morgen drei Seiten vollgeschrieben, ohne großes Nachdenken oder vorherige Konzeption.
Manche Bücher muss man einfach gelesen haben? Nein! Halte dich hier an das Prinzip der Bibliotherapie und such dir Bücher, die dich wirklich ansprechen, die dich begeistern und inspirieren – ganz egal, welches Genre, ob “seichte” Unterhaltung oder hohe Literatur. Sollte dich ein Buch langweilen und du einfach nicht in die Geschichte reinkommen … dann scheue dich nicht, es einfach zur Seite zu legen und ein anderes anzufangen. Das Leben ist zu kurz für schlechte Bücher!
Ob ein paar Seiten morgens beim Kaffee oder abends im Bett, bevor du das Licht löscht. Mach dir das Lesen zur festen Gewohnheit und integriere es in deinen Alltag – dann wird es bald zu einem unersetzlichen Ritual deines Lebens, das du schmerzlich vermisst, wenn du nicht dazukommst. Hilfreich ist hier auch eine lesefreundliche Umgebung und ein gemütlicher Leseplatz.
Lesen an sich ist ja eine eher einsame Angelegenheit. Trotzdem ist es schön, sich mit anderen Menschen über diesen einen ungewöhnlichen Charakter, die unvorhergesehene Wendung in der Geschichte oder über tiefgründige Themen auszutauschen – oft erhalten wir erst im Gespräch noch einmal eine ganz andere Perspektive auf das Gelesene. Gemeinsames Lesen fördert nicht nur soziale Interaktion, sondern erweitert auch den Horizont, da verschiedene Menschen verschiedene Facetten eines Buches wahrnehmen können. So kannst du von der heilenden Wirkung des Lesens voll profitieren.
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