Wo liegt dein Feld der Geborgenheit? – #51

In diesem Beitrag der Serie "Erfahrungen aus der Praxis" führt dich der Psychotherapeut Gert Kowarowsky auf eine besondere Gedankenreise zur Geborgenheit.

Wo liegt dein Feld der Geborgenheit? – #51
© PAL Verlag, unter Verwendung einer Illustration von Christina von Puttkamer

Ich lade dich ein zu einer kleinen Forschungsreise: Wo liegt dein Feld der Geborgenheit, wo liegt dein "Geborgien"?

Geborgen, wohlbehütet, beschützt, sicher und gut aufgehoben zu sein – das ist es, was sich fast jede meiner Patientinnen und Patienten wünscht. Wann, wobei, bei wem und unter welchen Bedingungen kannst du in dir dieses Urgefühl der Sicherheit, des Urvertrauens, der Geborgenheit besonders gut spüren? Was brauchst du für dich, um genau das wirklich fühlen zu können: geborgen, wohlbehütet, beschützt, sicher und gut aufgehoben zu sein?

Erfahrungen aus meiner therapeutischen Arbeit

Lauschen wir einigen mir vorliegenden Antworten auf diese Frage von Klientinnen und Klienten:

Manfred berichtet: "Ich fühle dieses tiefe Gefühl der Geborgenheit immer dann ganz besonders stark in mir, wenn ich die enge Verbundenheit mit den Menschen um mich herum in alltäglichen Begebenheiten erleben kann. Eine elektronische "Guten-Morgen-ohne-Sorgen"-Mail an mich löst dieses Gefühl genau so stark aus wie die von Herzen kommende Nachfrage: "Wie geht es dir heute?". Ganz zu schweigen von einer zurzeit so seltenen und deshalb besonders heilenden und haltgebenden Umarmung."

Sabine hatte bei unserer gemeinsamen Forschungsreise nach ihrem "Geborgien" folgende Erkenntnis: "Mit Tieren fällt mir es mir sehr leicht, tief verbunden zu sein. Wenn meine Katze zuerst um meine Beine streicht und sich dann schnurrend neben mich aufs Sofa legt, löst sich ganz oft dieses tiefe Gefühl in mir auf, bedroht zu sein, es nicht schaffen zu können, einfach aufgeben zu wollen. In der Verbundenheit mit meiner Katze, aber auch in der Verbundenheit mit all den kleineren und großen Tieren, mit denen ich beruflich immer wieder in Kontakt komme, spüre ich dieses tiefe Gefühl der Geborgenheit und der Sicherheit besonders leicht und mühelos."

Christiane empfindet das Gefühl der Geborgenheit erstaunlicherweise genau da, wo sich die meisten ihrer Freundinnen ganz ungeborgen fühlen würden. Sie hat für sich folgendes erkannt: "Wenn ich alleine im Wald spazieren gehe, kann ich das Lächeln des Farns erwidern, kann ich die alten und jungen Bäume grüßen und fühle mich dabei geborgen, wohlbehütet, sicher und von ihrer schützenden Kraft umgeben. In der Verbundenheit mit all den Pflanzen spüre ich Geborgenheit."

Andrea wiederum kann all das gut nachempfinden. Dennoch gründet sich für sie als tief Gläubige ihr Urgeborgenheitsgefühl auf ihrer Überzeugung, dass sie nicht tiefer fallen kann als in Gottes Hand: "Ja, das ist meine feste Überzeugung: Ich bin geborgen, wohlbehütet, beschützt, sicher und gut aufgehoben in Gottes Hand."

Felix wiederum fand für sich in seiner Analyse, was bei ihm das stärkste Geborgenheitsgefühl auslöst, dieses heraus: "Ich habe es mir zur Angewohnheit gemacht, morgens, bevor ich in den Tag gehe, zwanzig Minuten zu meditieren und ebenso abends, wenn ich von meinen Alltagsaktivitäten nach Hause zurückkomme. Das sind jedes Mal die Zeiten, in denen ich mich ganz geborgen fühle. In dieser Zeit spüre ich, wie wohltuend es ist, ganz in sich zu sein. In Sicherheit in sich – ganz in sich. Für mich ist, still in mir zu sein, die Essenz der Essenz von Geborgenheit."

Was ist deine persönliche Erfahrung des Geborgenseins?

Ist es die enge Verbundenheit mit den Menschen um dich herum? Oder ist es eher deine enge Verbundenheit mit den Tieren, den Pflanzen und der Erde? Fühlst du dich besonders geborgen, wohlbehütet, beschützt, sicher und gut aufgehoben in Gottes Hand, in den Armen von Mutter Natur oder findest du die Essenz der Essenz der Geborgenheit im meditativen In-dir-Sein, in der stillen Erfahrung des "In-Sicherheit-in sich-Seins"?

Schreib uns gerne, was dir am meisten dabei hilft, dich geborgen, wohlbehütet, beschützt, sicher und gut aufgehoben zu fühlen.
 

Dein

Gert Kowarowsky

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