Geboren, um DU zu sein – #70

Dieser Beitrag der Serie "Erfahrungen aus der Praxis" stellt dir wirksame IMPACT-Techniken vor, die dabei helfen, deinen Selbstwert zu erleben und so Schüchternheit und mangelndes Selbstbewusstsein zu überwinden.

Geboren, um DU zu sein – #70
© PAL Verlag, unter Verwendung einer Illustration von Christina von Puttkamer

Mit vielen meiner Kolleginnen und Kollegen teile ich diese Grundüberzeugung: Eine positive Einstellung zu dir selbst ist eine wesentliche Säule des Selbstwerterlebens. Schüchternheit, mangelndes Selbstbewusstsein, Angst sich zu zeigen sind all denen unbekannt, die ihre eigenen Begrenzungen annehmen und mit einem liebevollen Blick auf sich selbst zu schauen vermögen. Menschen kommen aber oft deshalb zu mir in die Praxis, weil sie genau das nicht gut können und folglich unter ihrer überkritischen Haltung sich selbst gegenüber leiden. Ihnen helfe ich dabei, etwas sehr Wichtiges klar zu erkennen und zu ändern:

Du möchtest selbstbewusster werden? Du möchtest dich trauen, dich zu zeigen? Du möchtest wissen, was dich dabei am meisten hindert und wie du es überwinden kannst? Meiner Erfahrung nach ist es vor allem eine Gewohnheit, nämlich der ständige negative Vergleich mit anderen, vermeintlich besseren, klügeren, hübscheren, interessanteren und überhaupt wertvolleren Mitmenschen.

Gerne zitiere ich dann den dänischen Philosophen Sören Kierkegaard, der schon vor zweihundert Jahren mahnte:

"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit."

Wie IMPACT-Techniken helfen, Denkgewohnheiten zu ändern

Meine Praxiserfahrung hat mich gelehrt, dass Reden allein oft nicht reicht, um tiefsitzende, alte Denk- und Verhaltensgewohnheiten zu ändern. Darum arbeite ich gerne mit sogenannten Impact-Techniken: Sehen, Hören, Riechen, Tasten, sich Vorstellen, Spielen, Fühlen, Bewegen ist hilfreich, um die Botschaft vertieft zu erfahren.

Eine dieser Impact-Techniken, die dir helfen kann, mehr und mehr entspannt du selbst zu sein, ist folgende:

Um die Nutzlosigkeit und Schädlichkeit des Vergleichens sichtbar und erlebbar zu machen, hebe ich zum Beispiel einen weißen und einen schwarzen Holzstab mit ausgestreckten Armen in der Mitte vor mich hin. Den weißen Holzstab bewege ich dann nach rechts, bis mein rechter Arm ganz ausgestreckt ist, und sage:

"Wenn wir uns das Beste vom Besten, das Allmächtigste, Allwissendste, alles positiv Überragende vorstellen, kommen wir in den meisten Kulturen zu dem Begriff Gott oder Göttin. Die spannende Frage ist nun: Lieben und verehren alle Menschen Gott?"

Den meisten fallen genügend viele Freunde, Verwandte und Bekannte ein, die diese postulierte Instanz nicht als wertvoll oder gar ganz besonders bewunderns- und liebenswert empfinden.

Danach richte ich meinen Blick auf den schwarzen Holzstab und sage, während ich den schwarzen Holzstab nach links bewege, bis mein linker Arm ganz ausgestreckt ist:

"Wenn wir uns nun das Negativste vom Negativen, das Dunkelste vom Dunklen, das Verachtenswerteste vom Verachtenswerten vorstellen, kommen wir in den meisten Kulturen zu dem Begriff Teufel. Die spannende Frage ist nun: Hassen alle Menschen den Teufel?"

Manchen meiner Patientinnen und Patienten aus der 1968er Generation fällt dann sofort der Song der Rolling Stones ein: "Sympathy for the Devil". Und sie erkennen verblüfft, dass es selbst für das Negativste vom Negativen noch einen Fan-Club gibt …

So kommst du zu deinem DU-Sein

Was kannst du dir aus dieser Demonstration für dich in deinen Alltag mitnehmen? Wie sehr hilft dir diese Erkenntnis dabei, dich entspannt in deinem Du-Sein der Welt zu zeigen, anstatt dich ständig vergleichend umzusehen?

Wenn du dir bewusst machst, dass es Menschen gibt, die Gott anbeten und Menschen gibt, die den Teufel anbeten, und dass es Menschen gibt, die Gott hassen, und Menschen gibt, die den Teufel hassen, und du dir darüber hinaus noch bewusst machst, dass es Menschen gibt, die weder etwas für oder gegen Gott oder Teufel haben, dann kommst du zu einer interessanten Schlussfolgerung: Wenn sowohl Teufel als auch Gott mit einem "Drei-Plus-Blick" betrachtet werden können, wenn sowohl Gott als auch der Teufel mit einem "Drei-Minus-Blick" betrachtet werden können und wenn sowohl Gott als auch Teufel mit einem "Plus-Minus-Null-Blick" betrachtet werden können, kannst du dich entspannen.

Egal, wo auch immer du dich auf der Skala einordnest: Egal wie alt, jung, groß, klein, reich, arm, klug, dumm, sportlich, unsportlich, dick, dünn oder was auch immer du bist – es wird IMMER das Dreierpäckchen geben: Menschen, die dich mit einem "Drei-Plus-Blick" betrachten, Menschen, die dich mit einem "Drei-Minus-Blick" betrachten, und Menschen, die dich mit einem "Plus-Minus-Null-Blick" betrachten.

Du kannst dich also wirklich entspannen. Dein Du-Sein ist das Wunderbarste, was du der Welt geben kannst. Nicht irgendein "Dies"- oder "Das"-Sein, von dem du glaubst, es sein oder gar spielen zu müssen, um geliebt zu werden. Schmunzel lieber mit Eckhart von Hirschhausen, der immer wieder gerne in seinen Shows den Satz zum Besten gibt:

"Wer nicht so ist wie die anderen, sei getrost: Andere gibt es schon genug!"

6 hilfreiche Tipps, wie du dein DU-Sein genießt

Zeige dich mit allen Farben deiner Person. Lebe, liebe, lache, tanze, singe, hüpfe, schreie, summe leise vor dich hin oder sitze still in dir, mit dir, wenn und solange es dir gefällt.

Ansonsten:

Tipp 1: Mache dich sichtbar

Mache auf dich aufmerksam, auf verschiedene Weise und auf verschiedenen Ebenen. Exponiere dich. Stelle dein Licht nicht unter den Scheffel. Sei sichtbar. Mache auch dein Tun, deine Arbeit sichtbar.

Tipp 2: Riskiere auch ablehnende Reaktionen der anderen

Suche nicht nur Zustimmung. Ein abgelehnter Vorschlag ist viel wirksamer, dich sichtbar zu machen als ein nicht geäußerter.

Tipp 3: Fasse deine Gedanken in hörbare Worte

Sage, was du sagen möchtest, unmissverständlich, direkt und freundlich. Nimm dir die Zeit in Ruhe zu sagen, was du zu sagen hast.

Tipp 4: Lass deinen Körper bewusst mit dabei sein

Richte dich auf. Stehe und gehe aufrecht. Mache dich auch körperlich sichtbar. Du hast nicht nur einen Körper – zuallererst bist du dein Körper. Erlaube dir, dich schön zu finden.

Tipp 5: Begegne jedem Menschen auf Augenhöhe

Halte Blickkontakt. Nimm dir Raum, atme tief, mit entspannt erhobenem Kopf. Frage nur das, wofür du die Antwort selbst nicht findest. Sprich Bitten und Aufforderungen direkt, klar, freundlich und gelassen aus.

Tipp 6: Sei nicht zu hart – nicht zu dir und nicht zu anderen

Tröste dich liebevoll, wenn etwas schiefgeht. Verplempere deine Zeit nicht mit Schuldgefühlen. Lerne daraus und mache es das nächste Mal einfach besser. Und lass dein Gegenüber wissen, was er oder sie das nächste Mal anders machen soll, wenn er oder sie gerade Mist gebaut hat.

Genieße dein Leben … und glaube nicht alles, was du Überkritisches über dich denkst …

Du bist hier, um du selbst zu sein – und jeder Mensch, der dir begegnet, auch. Genieße die Vielfalt deiner Person und die Vielfalt in deinen Begegnungen.

Viel Freude dabei wünscht dir

dein Gert Kowarowsky

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