Ich und du in Liebe – #55

In diesem Beitrag der Serie "Erfahrungen aus der Praxis" geht es um die Hindernisse in einer Paarbeziehung und wie wir sie überwinden können.

Ich und du in Liebe – #55
© PAL Verlag, unter Verwendung einer Illustration von Christina von Puttkamer

Oft kommen Menschen zu mir, die unter einem enormen Druck stehen. Ihr Atem ist gepresst, ihre Muskeln sind verspannt, ihr Denken ist erstarrt. Das Bild einer Staumauer drängt sich mir dann auf. Die Gefahr erscheint unendlich groß, unter dem anwachsenden Druck zu bersten. "Wie lange kann ich dem Druck noch standhalten?", ist die unausgesprochene Frage, die den Raum erfüllt. Dann fordere ich häufig auf, sich auf folgende Analyse einzulassen:

"Was ist deine Turbine in solchen Situationen? Was setzt sich in dir in Bewegung, um in einer solchen Situation aus Druck Energie zu erzeugen?"

Deine Lebensenergie-Turbine

Genau das geschieht nämlich an realen Staumauern. Je höher der Druck, umso machtvoller die Stromerzeugung. Eine Turbine – deren Name vom lateinischen turbare‚ sich drehen, abgeleitet wurde – dreht sich umso machtvoller, je größer der Druck des Wassers ist, das durch sie hindurchfließt.

Durchlässigkeit, Beweglichkeit, "Ja!" statt "Nein!", Flexibilität statt Starrheit, "Auch" statt "Entweder-Oder", Kommunikation statt Rückzug, Miteinander statt einsame Heldenhaftigkeit – das sind die Codeworte, die Bauelemente dieser Lebensenergie-Turbine, die wir alle in uns tragen. Die Lebenskunst besteht also darin, diese Turbine immer wieder in Bewegung zu setzen.

Druck setzt etwas in Bewegung

Immer dann, wenn du dich zunehmend unter Druck fühlst, gilt es einige "Arretierhebel" zu lösen: Atme, bewege dich und lass deine Stimme erklingen!  Egal ob du summst, singst, rappst, schreist oder redest. Lasse den Zustand schweigender Erstarrung hinter dir. 

Nutze den Druck, um etwas in dir in Gang zu bringen. Nach Möglichkeit setze dich in einer solchen Situation körperlich in Bewegung und genieße dabei die Energie, die zunehmend stärker in dir fließt, je mehr du spürst, dass sich Flexibilität und Stabilität, Stille, Töne und Bewegung einander nicht ausschließen.

Die Kunst des Lebens

Wenn du dir Aufzeichnungen von sich drehenden Derwischen betrachtest, kannst du wahrnehmen, wie viel Ruhe, wie viel Frieden, wie viel Stille es gibt inmitten der dynamischen Drehung, begleitet von freier Atmung und tiefen Tönen.

Die Kunst des Lebens besteht darin, die Stille des In-sich-Ruhens und die fließende Bewegung angemessenen Handelns miteinander zu verbinden. Eine Staumauer bricht auch nicht unter zunehmendem Druck. Sie bleibt stabil, weil sie der Turbine in sich erlaubt, durchlässig zu sein und sich zu drehen.

Hilfreiche Fragen

Hilfreiche Fragen, wie du unter Druck deine ganz persönlichen „Energie produzierenden Turbinen“ in Bewegung setzen und deine Erstarrung überwinden kannst, sind:

-    Was möchte ich jetzt in dieser Situation?
-    Was ist mein Ziel in dieser Situation?
-    Welche Handlung hilft mir dabei, dieses Ziel zu erreichen?

Verwende den Druck für dich statt gegen dich! Erforsche deine eigenen erfolgreichen Strategien. Worin besteht deine Lebenskunst, unter Druck nicht zusammenzubrechen, sondern dich flüssig, beweglich, entspannt, tief atmend, kraftvoll handeln zu lassen? Welche Gedanken helfen dir am meisten? Welche Handlungen?

Ich freue mich, wenn du deine Erfahrungen mit mir und allen anderen teilst.

Dein

Gert Kowarowsky

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