Eine Patchworkfamilie stellt besondere Herausforderungen an alle Beteiligten. Dieser ABC-Beitrag gibt dir Informationen zu den Risiken, aber auch zu den Chancen dieses Familienkonzepts.
Wenn Eltern neue Partnerschaften eingehen und vielleicht noch neue Kinder bekommen, entstehen Gemeinschaften, die als Patchworkfamilien bezeichnet werden.
Bei einer Patchworkfamilie haben alle Beteiligten viele Aufgaben zu bewältigen.
Sie müssen Regeln des Zusammenlebens finden. Dabei kann es zum Beispiel zu Konflikten kommen, wenn die Eltern unterschiedliche Erziehungskonzepte haben.
Eine Patchworkfamilie kann viele Gefühle bei Kindern auslösen. Diese Gefühle können zum Beispiel sein:
Die Konflikte können verletzte Ex-Partner:innen sein, aber auch Mütter oder Väter, die zwischen den eigenen Kindern und der neuen Partnerin oder dem neuen Partner stehen. Eltern, die in der neuen Partnerin oder im neuen Partner der oder des Ex eine Konkurrentin oder einen Konkurrenten für die eigenen Kinder sehen, Trennungsprobleme oder Scheidungsprobleme.
Hinzu kommen rechtliche Probleme. Es gibt nämlich kaum Gesetze – etwa was das Erb- und Unterhaltsrecht betrifft – die für Patchworkfamilien funktionieren. Betroffene sollten sich in einer Anwaltskanzlei beraten lassen. Wenn eine Patchworkfamilie entsteht, dann sollte nicht erwartet werden, dass von Anfang alles gut läuft und ein friedliches Zusammenleben möglich ist. Das Gegenteil ist oft der Fall. Oftmals kommt in Patchwork-Familien die neue Partnerschaft zu kurz. Es bleibt wenig Zeit, die Partnerin oder den Partner richtig kennen und lieben zu lernen.
Hat die neue Partnerin oder der neue Partner bisher keine Kinder gehabt, wird sie oder er sofort mit einem oder mehreren Kindern konfrontiert und kann sich leicht zu kurz kommend fühlen. Wenn das Kind sie oder ihn zudem noch ablehnt, kann sich dies wiederum negativ auf die Gefühle der neuen Partnerin oder dem neuen Partner gegenüber auswirken. Bringen beide Partner:innen Kinder mit in die neue Beziehung ein, können sie sich daran aufreiben, wenn die Kinder eifersüchtig aufeinander sind oder sie als Erwachsene die Kinder mit zweierlei Maß messen.
Leserfrage:
Ich lebe in einer Patchworkfamilie. Meine beiden erwachsenen Kinder waren von Anfang an gegen meine neue Frau. Als meine beiden Kinder sich untereinander stritten und ich nicht eingriff, kam es zum endgültigen Bruch. Meine Kinder sind zudem der Meinung, ich ziehe die Kinder meiner Frau vor. Persönliche Aussprache brachte nichts bzw. wurde abgelehnt. Meine Frau und mich belastet das Verhältnis zu meinen Kindern sehr.
Antwort der Diplom Psychologin Dr. Doris Wolf:
Ich kann gut verstehen, wie schmerzhaft es für dich ist, einen solchen Unfrieden in der Familie zu haben. Leider gibt es sehr häufig Konflikte in Patchworkfamilien.
Der erste Schritt ist zu prüfen, ob an den Vorwürfen deiner Kinder etwas dran sein könnte. Wenn deine Kinder sich zurückgesetzt fühlen, dann sind das zunächst einmal nur ihre Gefühle. Es könnte sein, dass diese dein Verhalten falsch interpretieren oder Erwartungen an dich haben, die du nicht erfüllen kannst. Versuche zu verstehen, was in deinen Kindern ablaufen muss, um sich so zu fühlen.
Der nächste Schritt ist, so wie du es bereits versucht hast, in einem persönlichen Gespräch über die jeweiligen Sichtweisen zu sprechen. Biete das Gespräch mehrmals an.
Wenn die Kinder es immer wieder ablehnen, kannst du versuchen einen Brief zu schreiben. Hierin sollte stehen, wie sehr du die Situation bedauerst und was du dir wünschst. Spreche über deine Gefühle der Liebe, aber auch der Hilflosigkeit. Letztendlich gehören zu einer friedlichen Beziehung du und deine Kinder. Biete ihnen an, dass die Tür immer für sie offen stehen wird, aber du ratlos bist, was du noch tun kannst, um sie nicht zu verlieren.
Wenn der Brief abgeschickt ist, dann kannst du nur lernen, die Situation, wie sie ist, zu akzeptieren. Du hast deinen Kindern gegeben, was dir möglich war. Es liegt nun an ihnen, deine Liebe und Offenheit zu erkennen und anzunehmen.
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