Patchworkfamilie - Chancen und Risiken

Eine Patchworkfamilie stellt besondere Herausforderungen an alle Beteiligten

Patchworkfamilie - Chancen und Risiken

Knapp ein Drittel der Neugeborenen in Deutschland haben Eltern, die nicht verheiratet sind. Hinzu kommen noch Kinder, deren Eltern sich später scheiden lassen. Wenn die Erwachsenen neue Partnerschaften eingehen und vielleicht auch noch Kinder bekommen, entstehen Flickenteppich-Gemeinschaften, die als Patchworkfamilien bezeichnet werden.

Wenn die Patchworkfamilie gegründet wird, haben alle Beteiligten viele Aufgaben zu bewältigen.

Sie müssen Regeln des Zusammenlebens finden. Die Eltern müssen sich über das Erziehungskonzept einigen.

Es gibt viele Probleme in Verbindung mit den Kindern: Ängste der Kinder, dass ein Kind bevorzugt wird, Rebellion, dass der neue Vater oder die neue Mutter ihm nichts zu sagen habe, Loyalitätsprobleme und Schuldgefühle der biologischen Mutter, dem biologischen Vater gegenüber, Eifersucht, Trauer um den Verlust von Freunden.

Hinzukommen persönliche Konflikte und Probleme der Eltern: verletzte Ex-Ehepartner, Mütter, die zwischen den eigenen Kindern und dem neuen Partner stehen, Väter, die im neuen Partner der Ex einen Konkurrenten für die eigenen Kinder sehen, Trennungsprobleme, Scheidungsprobleme, usw.

Hinzu kommen rechtliche Probleme. Der Gesetzgeber hält nämlich kaum Gesetze - etwa was das Erb- und Unterhaltsrecht betrifft - für Patchworkfamilien bereit. Betroffene sollten sich bei einem Anwalt beraten lassen. Wenn eine Patchworkfamilie entsteht, dann sollte man also nicht erwarten, dass von Anfang alles gut läuft und ein friedliches Zusammenleben möglich ist. Das Gegenteil ist oft der Fall. Oftmals kommt in Patchwork-Familien die Partnerschaft zu kurz. Es bleibt wenig Zeit, den Partner richtig kennen und lieben zu lernen.

Hat der neue Partner bisher keine Kinder gehabt, wird er sofort mit einem oder mehreren Kindern konfrontiert, und kann sich leicht zu kurz kommend fühlen. Wenn das Kind ihn zudem noch ablehnt, kann sich dies wiederum negativ auf seine Gefühle dem Partner gegenüber auswirken. Bringen beide Partner Kinder mit ein, können sie sich daran aufreiben, wenn die Kinder eifersüchtig aufeinander sind oder sie als Erwachsene die Kinder mit zweierlei Maß messen.

Leserfrage zur Patchworkfamilie

Ich lebe in einer Patchworkfamilie. Meine beiden erwachsenen Kinder waren von Anfang an gegen meine neue Frau. Als meine beiden Kinder sich untereinander stritten und ich nicht eingriff, kam es zum endgültigen Bruch. Meine Kinder sind zudem der Meinung, ich ziehe ihnen die Kinder meiner Frau vor.  Persönliche Aussprache brachte nichts bzw. wurde abgelehnt. Meine Frau und mich belastet das Verhältnis zu meinen Kindern sehr.

Antwort der Diplom Psychologin Dr. Doris Wolf
Ich kann gut verstehen, wie schmerzhaft es für Sie sein mag, einen solchen Unfrieden in der Familie zu haben. Leider gibt es sehr häufig Konflikte in Patchworkfamilien.

Der erste Schritt ist zu prüfen, ob an den Vorwürfen Ihrer Kinder etwas dran sein könnte. Wenn Ihre Kinder sich zurückgesetzt fühlen, dann sind das zunächst einmal nur ihre Gefühle. Es könnte sein, dass diese Ihr Verhalten falsch interpretieren oder Erwartungen an Sie haben, die Sie nicht erfüllen können. Versuchen Sie zu verstehen, was in Ihren Kindern ablaufen muss, um sich so zu fühlen.

Der nächste Schritt ist, so wie Sie es bereits versucht haben, in einem persönlichen über die jeweiligen Sichtweisen zu sprechen. Bieten Sie das Gespräch mehrmals an.

Wenn die Kinder es immer wieder ablehnen, bleibt Ihnen die Möglichkeit, diesen einen Brief zu schreiben. Hierin sollte stehen, wie sehr Sie die Situation bedauern und was Sie sich wünschen. Sprechen Sie über Ihre Gefühle der Liebe und auch der Hilflosigkeit. Letztendlich gehören zu einer friedlichen Beziehung Sie und Ihre Kinder. Bieten Sie ihnen an, dass die Tür immer für sie offen stehen wird, aber Sie ratlos sind, was Sie noch tun können, um sie nicht zu verlieren.

Wenn der Brief abgeschickt ist, dann können Sie nur lernen, die Situation, wie sie ist, zu akzeptieren. Sie haben Ihren Kindern gegeben, was Ihnen möglich war. Es liegt nun an diesen, Ihre Liebe und Offenheit zu erkennen und anzunehmen.

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