Frenemies: Wenn Freunde zugleich Feinde sind – so kannst du mit ambivalenten Beziehungen umgehen

Ambivalente Beziehungen kennen wir alle – sie sind häufig stressig und anstrengend. Wie du einen guten und konstruktiven Umgang mit deinen Frenemies hinbekommst, zeigt dir dieser Beitrag.

Frenemies: Wenn Freunde zugleich Feinde sind – so kannst du mit ambivalenten Beziehungen umgehen
© Becca Tapert, unsplash.com

„Schönes Kleid hast du da an – ganz schön mutig in deinem Alter“ oder „Herzlichen Glückwunsch zum neuen Job, toll, dass du das geschafft hast, so ganz ohne Studium“ – solche „Komplimente“ verteilen Frenemies gerne. Wir alle kennen Menschen, die uns Freund und Feind zugleich sind, die sich mal positiv, mal negativ uns gegenüber verhalten. Solche ambivalenten Beziehungen sind kompliziert, aber wir können lernen, auch mit ihnen einen positiven Umgang zu finden und uns nicht verunsichern zu lassen. 

Was sind Frenemies?

Frenemies ist eine Wortneuschöpfung, die sich aus dem Englischen „friend“ (für Freund) und „enemy“ (für Feind) zusammensetzt. Frenemies vereinen Freundschaft, Konkurrenz und Rivalität in sich und können eine Vielzahl von Gefühlen wie Unsicherheit, Verwirrung und Enttäuschung in uns auslösen. Sie sind Personen, die wir als Freunde betrachten, aber die auch unser Leben in irgendeiner Weise negativ beeinflussen. Oftmals ist es schwer zu erkennen, ob es sich um eine echte Freundschaft oder um eine Frenemy-Beziehung handelt, da Frenemies oft ein doppeltes Spiel spielen und ihre wahren Absichten verbergen.

In der Psychologie wird dann von ambivalenten Beziehungen gesprochen. Laut wissenschaftlichen Studien sind damit fast die Hälfte unserer sozialen Kontakte gemeint und diese betreffen das Arbeitsumfeld, aber auch die Partnerschaft, die Familie oder den Freundes- und Bekanntenkreis.

Sie können sehr belastend und stressig sein, da wir uns oft in einem Zustand der Unsicherheit befinden. Wir wissen nicht, ob wir diesen Menschen vertrauen können oder nicht, und können nicht sicher sein, ob sie unsere wahren Freunde sind oder ob sie uns nur benutzen, um ihre eigenen Ziele zu erreichen. Der Mix aus positivem und negativem Verhalten ist typisch für ambivalente Beziehungen. 

Wie entstehen ambivalente Beziehungen?

Ambivalente Beziehungen entstehen oft aus einer Mischung aus Nähe und Distanz. Es kann vorkommen, dass wir jemanden als Freund oder Freundin empfinden, aber uns gleichzeitig von ihm oder ihr bedroht fühlen. Das kann zu einem Gefühl der Unsicherheit führen, das in uns eine Vielzahl von Emotionen auslöst, zum Beispiel Enttäuschung, Wut oder Traurigkeit.

In der Kindheit werden die Weichen gestellt, wie verlässlich wir Beziehungen wahrnehmen und wie vertrauensvoll wir sie erfahren. Wenn unsere frühen Bezugspersonen, in der Regel die Eltern, uns nicht ohne Vorbehalte unterstützt und geliebt haben, gehen wir auch als Erwachsene nicht davon aus, dass andere uns so annehmen, wie wir sind, und uns bedingungslos unterstützen. Wir haben wenig Vertrauen, dass wir von anderen Halt und Sicherheit bekommen, um unserer selbst willen. Oft werden diese Erwartungen dann in den Reaktionen des Gegenübers bestätigt, zum Beispiel wenn wir unserer Partnerin oder unserem Partner gegenüber misstrauisch sind und die negative Reaktion auf unsere Verdächtigungen dann als vermeintliches Nichtvorhandensein von Liebe interpretieren. Die gute Nachricht aber ist, dass wir diesen Weg auch verlassen und uns neu orientieren können. 

Frenemies erzeugen Stress und Unsicherheit – mehr als echte Feinde

Wenn wir jemanden gar nicht leiden können, nehmen wir dessen Kritik an uns nicht so ernst. Wir ärgern uns eine Zeit lang darüber, aber dann machen wir doch schnell einen Haken an die Sache und sagen uns: „Schwamm drüber, der oder die ist halt ein Vollpfosten.“ In ambivalenten Freundschaften verhält es sich anders, denn uns ist die Meinung unserer Bezugspersonen wichtig. Wir sind umso verletzter und gekränkter von der Kritik, je näher uns die Person steht. Und wir leiden länger. Wir verfallen ins Grübeln und denken ständig darüber nach, ob nicht doch ein wahrer Kern an der Kritik sein könnte. Hinzu kommt, dass wir öfter Kontakt zu ambivalenten Freunden haben als zu ausgesprochenen Feinden, was die Wahrscheinlichkeit für Verletzungen erhöht. 

Wenn wir schon öfter negative Erfahrungen mit einer Person gemacht haben, werden wir vorsichtiger, wir haben dann ständig das Gefühl, auf der Hut sein zu müssen, unsere Worte auf die Goldwaage legen zu müssen, um nicht wieder einen Konflikt heraufzubeschwören. Das ist auf Dauer extrem anstrengend und bedeutet Stress pur, der dann wiederum negative Auswirkungen auf unsere physische und psychische Gesundheit haben kann. In ambivalenten Freundschaften fehlen die wichtigsten Pfeiler einer guten Beziehung: Vertrauen, Geborgenheit und Sicherheit. Das Zusammensein fühlt sich dann nicht gut und erfüllend an, sondern unbehaglich, wie mit angezogener Handbremse.

Wie verhalten sich Frenemies?

Bestimmte Verhaltensweisen sind typisch für Frenemies. Sie helfen dir, zu erkennen, ob du es mit einer ambivalenten Beziehung zu tu hast. 

Konkurrenzdenken

Frenemies können uns oft das Gefühl geben, dass sie uns ständig übertrumpfen wollen. Sie zeigen sich beispielsweise übermäßig ehrgeizig, wenn es um gemeinsame Projekte geht, oder wollen ständig beweisen, dass sie in allem besser sind als wir. Sie können auch unsere Errungenschaften kleinreden oder uns hinter unserem Rücken kritisieren, um sich selbst besser dastehen zu lassen.

Gerüchte und Lästereien

Klatsch und Gerüchte zu verbreiten, um uns in ein schlechtes Licht zu rücken, ist typisch für ambivalente Beziehungen. Frenemies können auch absichtlich Lügen verbreiten, um uns zu schaden oder andere Menschen gegen uns aufzubringen. Wenn wir herausfinden, dass eine Person, mit der wir befreundet sind, hinter unserem Rücken schlecht über uns spricht, könnte es sein, dass es sich um eine Frenemy handelt.

Opportunistisches Verhalten

Frenemies können auch sehr opportunistisch sein. Sie suchen unsere Nähe und Unterstützung, wenn sie etwas von uns brauchen, sind aber ansonsten nicht an einer echten Freundschaft interessiert. Sie können uns ausnutzen, um ihre eigenen Ziele zu erreichen, ohne Rücksicht auf unsere Gefühle oder Bedürfnisse zu nehmen.

Passiv-aggressives Verhalten

Frenemies sind oft auch passiv-aggressiv. Sie können uns z.B. ignorieren oder unsere Anrufe und Nachrichten nicht beantworten, um uns zu zeigen, dass sie verärgert sind. Sie können auch subtile Anspielungen oder indirekte Kritik äußern, anstatt uns direkt zu konfrontieren.

Stimmungsschwankungen

Es ist schwierig, Frenemies einzuschätzen, denn sie sind oft unberechenbar. Sie können z.B. sehr freundlich sein, wenn sie etwas von uns brauchen, und sich dann plötzlich distanzieren oder uns ignorieren, wenn sie bekommen haben, was sie wollten. Sie können auch schnell zwischen Freundlichkeit und Feindseligkeit wechseln und uns so in ständige Unsicherheit und Verwirrung stürzen.

7 Tipps, wie du mit ambivalenten Beziehungen und Frenemies besser umgehst

Ambivalente Beziehungen können deiner mentalen und physischen Gesundheit dauerhaft schaden. Wenn du merkst, dass dir Frenemies das Leben schwer machen und du dich dadurch gestresst und überfordert fühlst, können dir folgende Tipps helfen:

Tipp 1: Werde dir über deine Erwartungen klar und setze Grenzen

Es ist wichtig, deine Erwartungen gegenüber Frenemies klarzustellen. Wenn du eine Beziehung mit jemandem hast, der dich sowohl als Freund als auch als Rivalen empfindet, solltest du deutlich machen, was du von dieser Person erwartest. Stelle sicher, dass du deine Grenzen setzt und dass die Person versteht, was du von ihr erwartest.

Tipp 2: Versuche, die Perspektive der anderen Person zu verstehen

Es kann hilfreich sein, die Perspektive der anderen Person einzunehmen, um ihre Motivationen und Handlungen besser zu verstehen. Versuche, zu erkennen, warum sie so handeln, wie sie es tun. Das kann dazu beitragen, Missverständnisse und negative Emotionen zu reduzieren.

Tipp 3: Fokussiere dich auf deine eigene Entwicklung

Es ist wichtig, dass du dich auf deine eigene Entwicklung konzentrierst, unabhängig von der Beziehung zu Frenemies. Setze dir Ziele und arbeite daran, sie zu erreichen. Dann kannst du dich von der negativen Energie, die von Frenemies ausgeht, lösen und dich stattdessen auf positive Veränderungen in deinem Leben konzentrieren.

Tipp 4: Vermeide Drama

Frenemies können sehr dramatisch sein, und es ist wichtig, sich davon fernzuhalten. Wenn du das Gefühl hast, dass eine ambivalente Beziehung viel Drama verursacht, solltest du dich von dieser Person distanzieren. Vermeide es, in Konflikte hineingezogen zu werden, die unnötig sind, und konzentriere dich stattdessen auf positive Beziehungen in deinem Leben.

Tipp 5: Kommuniziere offen und ehrlich

Offene und ehrliche Kommunikation ist der Schlüssel zu jeder Beziehung, auch zu ambivalenten Beziehungen. Stelle sicher, dass du deine Gedanken und Gefühle klar kommunizierst, und höre auch auf die Gedanken und Gefühle der anderen Person. Versuche, einen offenen und respektvollen Dialog aufrechtzuerhalten, der auf Verständnis und Akzeptanz basiert.

Tipp 6: Suche dir Unterstützung

Es kann schwierig sein, alleine mit Frenemies und ambivalenten Beziehungen umzugehen. Suche nach Unterstützung bei Freunden oder einer Therapeutin bzw. einem Therapeuten, um dich bei der Bewältigung deiner Emotionen und Beziehungen zu unterstützen. Eine neutrale Person kann dabei helfen, Probleme zu lösen und eine positive Veränderung in deinem Leben zu bewirken.

Tipp 7: Beende die Beziehung nur, wenn ihr eure Probleme nicht lösen könnt

Eine ambivalente Beziehung zu beenden, sollte immer die letzte Möglichkeit sein. Vorher solltest du und dein Gegenüber immer versuchen, eure Probleme zu lösen. Das geht nicht ohne schwierige Gespräche, aber meistens lohnt es sich, zu kämpfen – auch für ambivalente Beziehungen. 

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