Stolz ist ein positives Gefühl, das wir nach dem Erreichen eines Zieles empfinden. Aber Stolz kann auch eine negative Seite haben, nämlich dann, wenn er übertrieben und falsch ist.
Stolz ist eine vielschichtige Emotion. Wir entwickeln sie in der Interaktion mit anderen und im Bewusstsein über uns selbst. Mit Stolz bezeichnen wir einerseits ein positives Gefühl, das wir nach dem Erreichen eines Zieles, durch eine besondere Leistung oder auch in Bezug auf andere empfinden. Wir erleben eine hohe innere Zufriedenheit. Andererseits birgt übertriebener Stolz auch seine Schattenseiten.
Stolz kann unterschiedliche Formen annehmen und ist eine universale, sogenannte sekundäre Emotion. Die Emotion entsteht im Laufe unserer Kindheit, wenn wir lernen, zwischen uns und anderen unterscheiden zu können.
Früher wurde Stolz vor allem als ein negatives Gefühl angesehen, weil es mit Überheblichkeit und gleichzeitiger Abwertung anderer Menschen assoziiert wurde.
Es lässt sich zwischen dem sogenannten authentischen und überheblichen Stolz unterscheiden. Je nachdem ist Stolz entweder mit einem Gefühl von Selbstwert verbunden oder eher mit Arroganz assoziiert. So kann Stolz unsere Grundhaltung widerspiegeln und sich positiv oder negativ auf unsere sozialen Beziehungen auswirken.
Stolz bezeichnet also einerseits ein positives Gefühl, das wir beispielsweise nach dem Erreichen eines bestimmten Zieles empfinden. Wir erleben dann eine hohe innere Zufriedenheit. Dieses Gefühl gilt in unserer Gesellschaft als erstrebenswert, was sich in Sätzen ausdrückt wie: "Du kannst stolz auf dich sein." Gut beobachten können wir Stolz auch im Sport, z. B. bei Athleten und Athletinnen, die eine Medaille oder einen Wettkampf gewonnen haben.
Wenn wir uns über eine Gruppe oder ein Land definieren, können wir auch hier (sozusagen stellvertretend) Stolz empfinden. Dieser Stolz wird hetero-induziertem Stolz genannt. So gibt es einen Nationalstolz, bei dem die Bevölkerung oder eine Gruppe z. B. auf die Leistung der Fußballmannschaft stolz ist.
Extremer Stolz kann zu Hochmut, Arroganz und herablassendem Verhalten führen. Wir schauen dann auf andere herab, sind hochnäsig, verurteilen andere und fühlen uns als jemand Besseres. Beispielsweise kann dahinter auch ein Glaubenssatz stehen wie: "Ich muss immer der oder die Beste sein." Im Grunde steckt dahinter ein tiefes Minderwertigkeitsgefühl.
Stolz in seiner ausgeprägten Form geht meist einher mit einer ganz charakteristischen Mimik, Gestik und Körperhaltung: Die Arme werden v-förmig nach oben gehoben, der Kopf wird zurückgelegt, die Fäuste werden in die Hüfte gestemmt und die Brust wird hervor gestreckt. Die damit einhergehende positive Einstellung uns selbst gegenüber lautet: "Schaut, was ich Außergewöhnliches geleistet habe. Ich bin begeistert von mir." Stolz kann sich selbstverständlich auch subtiler zeigen, z. B. allgemein durch eine aufrechte Haltung, ein Lächeln, eine selbstbewusste Ausstrahlung und Souveränität im Zusammenhang mit einem Ereignis.
Im negativen Fall zeigt sich Stolz durch eine distanzierte, kühle, überlegen wirkende Haltung mit entsprechender Wirkung auf andere.
Stolz ist eine Emotion, die noch nicht von Geburt an da, sondern erst im Verlauf des Kindesalters erlebbar wird. Wir empfinden stolz, wenn wir uns unserer selbst und der Umwelt bewusst sind und einordnen können, was grundsätzlich richtig und gut ist und was weniger. Wir sind etwa stolz, weil wir etwas gut machen oder gemacht haben, uns etwas zugetraut haben, weil wir Teil von etwas sind, weil wir die Leistung eines anderen Menschen anerkennen oder auch, weil wir ‘etwas besser wissen’ oder uns jemandem überlegen fühlen.
Stolz hat wie andere Emotionen viel mit unserer persönlichen Bewertung zu tun – tut uns etwas gut und lässt es uns oder andere wachsen, fühlen wir uns ‘besser’, oder möchten wir einfach unseren Wert anerkennen, auch oder gerade wenn es andere nicht tun?
Wenn wir etwas selbst geschaffen oder geschafft haben, uns ein Ergebnis also selbst zuschreiben können, macht uns das besonders stolz. Haben wir zufällig Erfolg oder meinen, unser Erfolg läge außerhalb unserer Kontrolle, kann das unser Empfinden für Stolz oder Anerkennung für uns selbst schmälern.
Auch können wir uns im Erfolg von anderen ‘sonnen’, wenn wir entweder Teil eines Projektes, einer Idee oder von etwas anderem für uns Erstrebenswertem sind oder uns diesen Teil zuschreiben oder sogar, wenn sich dahinter versteckter oder offener Neid verbirgt.
Stolz kann uns fördern oder hemmen. Das Gefühl von Stolz fördert unser Selbstbewusstsein und -wertgefühl, und umgekehrt erleben wir Stolz eher, wenn wir selbstbewusst sind und unseren Wert erkennen und anerkennen. Die Aussicht auf die erfolgreiche Bewältigung eines Ziels oder soziale Anerkennung kann uns anspornen, zu Höchstleistungen bringen, dazu führen, dass wir uns ganz selbst entfalten oder auch hilfsbereit zu sein. Wir streben also danach, stolz auf uns sein zu können und uns in der Gruppe oder Gesellschaft zu positionieren. Im Idealfall motivieren wir andere dazu, stolz auf sich selbst zu sein, solange es sich um eine gesunde Form handelt.
Eine stolze Ausstrahlung kann im positiven Sinne auf andere anziehend wirken und implizieren, dass uns von außen mehr zugetraut wird. Sie kann auch das Gegenteil hervorrufen, nämlich, dass wir uns von bestimmten Menschen fernhalten möchten.
Wenn wir stolz auf uns (oder andere) sind, lassen wir unser Umfeld (oder sogar die Welt) gerne daran teilhaben. Wir verankern etwas. Kinder sind beispielsweise stolz, wenn sie etwas Neues können oder neu gelernt haben oder auch auf ein besonderes Spielzeug, das nur sie besitzen: "Schau mal!"
Stolz kann auch eine Art Schutzfunktion haben, wenn wir nicht verletzt werden möchten oder stattgefundene Verletzungen kaschieren oder wenn wir uns Fehler nicht eingestehen möchten. So wirken manche Menschen auf uns unnahbar oder können sich nur schwer entschuldigen, wenn es angebracht wäre. Im negativen Fall profiliert sich jemand unter Umständen auf Kosten anderer oder mehr zum ‘Schein’, um sich Anerkennung zu verschaffen.
Wenn wir stolz auf uns und unsere Leistung oder Handlung sind, dann trauen wir uns mehr zu und haben manchmal auch beruflich oder privat eine Vorbildfunktion. Unser Umfeld reagiert uns gegenüber, z. B. nach einer außergewöhnlichen Leistung, meist mit Respekt, Bewunderung oder Anerkennung.
Wenn unser Stolz hingegen verletzt ist, dann kommt es zu Konflikten – etwa mit unserer Partnerin oder unserem Partner. Wir können uns z. B. als im Stolz verletzt erleben, wenn wir uns als Mensch nicht anerkannt und respektiert oder verkannt fühlen. Im Falle eines verletzten Nationalstolzes können politische Konflikte oder sogar Kriege die Folge sein.
Solange unser Stolz nicht anmaßend ist und er sich z. B. auf eine bestimmte Handlung von uns bezieht, die wir für uns oder die Gemeinschaft erbringen und mit der wir niemandem schaden, können und dürfen wir stolz sein. Ja, Stolz ist und gibt uns neue Energie. Gesunder Stolz fördert uns selbst und unser Miteinander, wenn wir für das Gute im Leben einstehen.
Mit übertriebenem Stolz schaden wir dagegen nicht nur uns, sondern auch anderen. Wenn wir auf etwas Extrem stolz sind, das vergänglich ist (Schönheit, gutes Aussehen, eine Begabung, gewisse Fertigkeiten) und etwas davon verlieren, geraten wir womöglich in eine Krise. Das kann zu Minderwertigkeitsgefühlen und Depressionen führen oder beides verstärken.
Wenn wir uns auf Kosten anderer profilieren, erreichen wir letztlich das Gegenteil des Gewünschten und machen uns zur Außenseiterin oder zum Außenseiter.
Um dem positiven Gefühl von Stolz in deinem Leben einen festen Platz zu geben, halte einen Moment inne und frage dich: “Was genau macht mich stolz?", “Was kann ich unterlassen, um das Gefühl von Stolz nicht zu verhindern?”, “Wie kann ich falschen Stolz reduzieren?” Die Antworten darauf können sehr individuell sein. Hier sind sechs grundlegende Tipps:
Du hast schon alles, um stolz auf dich sein zu können – grundlos. Du bist vollkommen mit allem, was in dir steckt, dem Schönen und weniger Schönen. Wenn du zu dir, deinen Erfahrungen und deinen vermeintlichen Schwächen stehst, fällt es dir leichter, eine stolze Haltung einzunehmen, ohne auf andere herabzuschauen, dich (oder andere) zu verurteilen oder dich zu vergleichen.
Wenn du freundlich bist und z. B. täglich ein kleineres oder größeres gutes Werk tust, hast du allen Grund, um zusätzlich stolz auf dich zu sein. Das fängt bereits bei einem Lächeln, Freundlichkeit, Präsenz und Großzügigkeit im zwischenmenschlichen Umgang an. Hier kannst du selbst reflektieren: "Wem kann ich heute Gutes tun? Was möchte ich unterlassen, weil es andere (und mich selbst) verletzt?"
Wenn du weißt, wer du bist und was du kannst oder was dich interessiert, kannst du auch danach leben. Du strebst dann nicht vor allem nach Anerkennung und Erfolg im Außen, sondern erreichst deine ganz eigene innere Erfüllung – ganz im Einklang mit den inneren und äußeren Gegebenheiten. Dadurch entwickelst du nachhaltige Zufriedenheit und schaffst Mehrwert für dich und andere, vielleicht sogar eine bessere Welt. Die fängt bekanntlich im Kleinen an.
Wenn du dem Leben, so wie es ist, mit täglicher Dankbarkeit begegnest, wird es dir möglich sein, mehr Stolz auf dich zu erleben und auf alles, was du realisiert hast und täglich tust. Du kannst dann sehen, was du bereits erreicht hast, statt dich mehrheitlich auf das zu konzentrieren, was noch fehlt. Kein noch so kleiner Erfolg ist selbstverständlich, sondern das Ergebnis deiner stetigen Bestrebung und inneren Kraft.
Manchmal halten wir an unserer Meinung, Haltung und Sichtweise fest. In Auseinandersetzungen möchten wir ungern den Kürzeren ziehen. Was, wenn du das für einen Tag aufgibst und dich bewusst in dein Gegenüber hineinversetzt? Damit ist nicht gemeint, sich aufzugeben, wohl aber zu wachsen und die Form von Stolz, die uns zwischenmenschlich hinderlich ist, nach und nach abzulegen.
Oft beschäftigst du dich mit dir selbst und mit der Frage, ob du gut, schön und erfolgreich bist. Was, wenn du dich auch vermehrt auf das Schöne in der Welt oder im Anderen konzentrierst? Auf diese Weise relativiert sich manches, du beugst übertriebener Selbstzentrierung vor und es öffnen sich neue Türen.
Eitelkeit und Stolz sind zwei verschiedene Dinge, obwohl die Wörter oft bedeutungsgleich verwendet werden. Ein Mensch kann stolz sein, ohne eitel zu sein. Stolz hat mehr damit zu tun, was wir von uns selbst halten, und Eitelkeit mehr damit, wie wir von anderen gesehen werden wollen.
– Jane Austen
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