Kognitive Verhaltenstherapie und Rational-Emotive-Therapie

Verhaltenstherapie und Rational-Emotive-Therapie – was versteht man darunter? Was passiert in der Verhaltenstherapie? Welche Strategien verwendet die Verhaltenstherapie?

Kognitive Verhaltenstherapie und Rational-Emotive-Therapie
© Kunle Atekoja, unsplash.com

Die Kognitive Verhaltenstherapie gehört zu den modernsten psychotherapeutischen Verfahren. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie sie funktioniert und ob sie für Sie sinnvoll sein kann. 

Was sind Kognitive Therapieverfahren?

Im Mittelpunkt der Kognitiven Therapieverfahren stehen unsere Kognitionen. Kognitionen umfassen unsere Einstellungen, Gedanken, Bewertungen und Überzeugungen. Zu den Kognitiven Therapieverfahren gehören die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) und die Rational-Emotive Verhaltenstherapie (REVT). Diese Therapieverfahren gehen davon aus, dass unser Denken einen großen Einfluss darauf hat, wie wir uns fühlen, verhalten und körperlich reagieren. Diesen Zusammenhang zwischen unserem Denken, Fühlen und Handeln verdeutlicht das ABC der Gefühle.

Das ABC der Gefühle:

A Situation
B Bewertung der Situation als positiv, negativ oder neutral
C Gefühle, Körperreaktionen und Verhalten

Wenn wir eine Situation als erfreulich, gut oder schön bewerten, werden wir uns auch froh, glücklich und freudig erregt fühlen. Bewerten wir eine Situation als schlimm, gefährlich, furchtbar, unerträglich, dann empfinden wir Depressionen, Angst, Wut, Enttäuschung, Unruhe, Anspannung usw. Bewerten wir eine Situation als neutral, normal und in Ordnung, dann sind wir entspannt und ruhig. Schon die Griechen kannten vor 2000 Jahren den Zusammenhang zwischen Denken, Gefühlen und Verhalten. Epiktet sagte:

Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern unsere Sicht der Dinge.

An dieser Wahrheit hat sich bis heute nichts geändert! Das ABC der Gefühle macht deutlich, dass wir für unsere Gefühle verantwortlich sind. Das ist gut so, da wir deshalb Einfluss auf unsere Gefühle haben.

Die Situation (A), können wir häufig nicht beeinflussen. Wir können jedoch unsere Bewertung (B) der Situation verändern.

Das ABC der Gefühle zeigt, dass andere uns keine schlechten oder guten Gefühle machen können. Wir sind für unsere Gefühle selbst verantwortlich. Und wir haben keine Kontrolle über die Gefühle der anderen.

Was unterscheidet die Verhaltenstherapie von anderen Therapieverfahren?

Im Gegensatz zur Tiefenpsychologie und Psychoanalyse setzen die Kognitiven Therapieverfahren nicht in der Vergangenheit an, sondern im Hier und Jetzt. Unsere Einstellungen, die für unsere momentanen Probleme verantwortlich sind, haben wir uns in der Vergangenheit – insbesondere in der Kindheit – angeeignet. Wir können diese blockierenden Einstellungen ändern und uns so anders fühlen und verhalten. Wir müssen nicht in die Vergangenheit zurückgehen und die schmerzlichen Erfahrungen nochmals durchleben, um uns emotional besser zu fühlen.

In der Therapie erarbeiten wir mit dem Therapeuten neue Ansichten und Lösungswege für unsere Probleme. Der Therapeut ist eine Art Coach, der uns hilfreiche Wege zur Problemlösung, zur Entspannung, zum Aufbau eines positiven Selbstbildes und Lebenskonzeptes vermittelt. Alle Verfahren, die eingesetzt werden, sind wissenschaftlich überprüft und in ihrer Wirksamkeit bestätigt! Die Therapie umfasst drei Bereiche:

  • Veränderung der Situation, so weit es möglich und sinnvoll ist
  • Bewusstmachung und Veränderung blockierender und irrationaler Bewertungen und Ansichten
  • Veränderungen im Verhalten.

Was passiert in der kognitiven Verhaltenstherapie?

Wie Detektive suchen die Patienten mit dem Therapeuten nach den Ursachen für unsere Probleme. Fragestellungen sind beispielsweise:

  • In welchen Situationen tritt mein Problem auf?
  • Wann tritt es nicht auf? Was mache ich dann anders?
  • Welche konkreten Gedanken führen zu meinen Problem?
  • Sind meine Gedanken der Situation angemessen oder übertrieben negativ?
  • Wie bewerte ich mein Problem?
  • Welche anderen Möglichkeiten gibt es, zu reagieren?
  • Was benötige ich, um anders als bisher zu reagieren?

Schwerpunkt der kognitiven Verhaltenstherapie ist die Überprüfung blockierender Gedanken und Einstellungen.

Wir alle haben subjektive Einstellungen zu uns, zu unserer Situation, dem Leben generell und zu unseren Mitmenschen. Beispiele für solche Einstellungen sind:

  • Ich bin nicht liebenswert.
  • Ich muss perfekt sein.
  • Ich brauche die Anerkennung anderer Menschen.
  • Andere Menschen sollten sich mir gegenüber fair verhalten.

Hinter diesen Einstellungen verbergen sich charakteristische Denkfehler: Wir übertreiben eine Gefahr, sehen nur das Negative, fordern Übermenschliches von uns oder anderen usw. Da unsere Gedanken unsere Gefühle verursachen, fühlen wir uns, wenn wir so denken, schlecht. Wir bringen unseren Körper in Anspannung und Angst, obwohl keine Gefahr besteht.

Deshalb erarbeiten die Petienten mit dem Therapeuten eine angemessene Sichtweise von sich und ihrer Situation. Wenn sie ihre blockierenden Einstellungen erkannt und korrigiert haben, dann geht es darum, ihre neue und hilfreiche Sichtweise zu üben.

Hierzu gibt der Therapeut Hausaufgaben und Übungen, die sie zwischen den Therapiesitzungen durchführen. Immer wieder werden die Fortschritte überprüft und gegebenenfalls das Vorgehen verändert.

Therapeutischen Strategien der kognitiven Verhaltenstherapie

Diese sind:

  • Entspannungsverfahren, z. B. die Progressive Muskelentspannung;
  • Atemtechniken, z. B. die Spontan-Entspannungs-Technik oder Bauchatmung;
  • Selbstsicherheitstraining;
  • Überprüfung blockierender Gedanken und Erarbeitung hilfreicher angemessener Gedanken;
  • Verhaltensübungen, Vorstellungsübungen;
  • Systematische Desensibilisierung;
  • Konfrontationstraining

Wie wirksam sind Kognitive Therapieverfahren?

Die Wirksamkeit kognitiver Verfahren wurde in tausenden von Untersuchungen bestätigt. Insbesondere in der Behandlung von Depressionen und Panikstörungen sind kognitive Therapieverfahren sehr effektiv.

Welche Probleme werden mit der Kognitiven Verhaltenstherapie behandelt?

Die häufigsten Probleme, die in einer Verhaltenstherapie behandelt werden, sind:

Wie lange dauert eine Therapie?

Die Kognitive Therapie ist in der Regel eine Kurzzeittherapie. Zwischen 10 und 30 Sitzungen sind üblich. Manchmal reichen weniger Sitzungen, manchmal, wenn das Problem schon lange besteht oder dem Problem traumatische Erfahrungen zugrundeliegen, benötigt man eine Langzeittherapie. Eine Sitzung dauert für gewöhnlich etwa 50 Minuten.

Was ist hilfreich für den Therapieerfolg?

Die folgenden drei inneren Einstellungen sind begünstigen den Therapieerfolg sehr:

  • die Bereitschaft, aktiv an sich zu arbeiten,
  • die Bereitschaft, Hausaufgaben zu machen und
  • die Bereitschaft, neues Verhalten auszuprobieren.

Was bringt die Kognitive Verhaltenstherapie?

  • Wir können für unser weiteres Leben von den Strategien zur Problemlösung, Stressbewältigung, Entspannung, usw. profitieren.
  • Wir können andere und deren Verhalten besser verstehen.
  • Wir lernen, weniger ängstlich, ärgerlich, gekränkt, deprimiert zu sein.
  • Wir können unser Leben mehr genießen.
  • Wir können unsere Gesundheit fördern, mehr Ruhe und Ausgeglichenheit finden.
  • Das ABC der Gefühle ist für alle Gefühle gültig. Wir können es auf jede Situation und jedes seelische Problem anwenden.

Die Verhaltenstherapie, wie auch die Kognitive Verhaltenstherapie und die Rational Emotive Verhaltenstherapie, ist heute keine reine Methode mehr zur Behandlung von Symptomen. Das war früher so. Ein Verhaltenstherapeut wird immer auch die Lebensgeschichte seiner Klienten miteinbeziehen und in der Regel wird er auch andere Therapieverfahren nutzen, wie das NLP oder Hypnose.

Kann man die kognitiven Strategien ohne Therapeut anwenden?

Ja! Das ist das Ziel der Kognitiven Verhaltenstherapie.

Ziel der Therapie ist, dass wir in der Lage sind, irrationale und blockierende Gedanken zu erkennen und diese durch hilfreiche Gedanken ersetzen können. Wir lernen also quasi unser eigener Psychologe und Coach zu sein.

Während der Therapie und zur Nachsorge empfehlen viele kognitiv arbeitende Psychologen den Ratgeber Gefühle verstehen, Probleme bewältigen, mit dem Klienten im Selbststudium lernen können, schädliche Einstellungen zu verändern.

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B. K. schreibt am 11.08.2019

Das wichtigste an der Therapie ist die Frequenz auf der Therapeut und Patient senden und empfangen. Wenn man nicht den richtigen "Therapie Menschen" findet, sind die Erfolgsaussichten äußerst mager.Wie findet man den richtigen Therapeuten?


Sandra schreibt am 19.12.2018

Ein informativer Artikel - aber die Tatsache, dass Transsexualität hier als "Problem" klassifiziert wird, finde ich nicht tragbar. Mit freundlichen Grüßen


Manuela Weber schreibt am 10.11.2018

Ich habe am 15.2.2012 meinVater verloren am 4.9.2016 meine Mutter und am 12.2 2018 meine Schwester. Wo ich nicht ganz verarbeite, ich weine nur noch. ich schlafe kaum. Was soll ich tun Grüße Frau Weber


Annette Bernhardt schreibt am 09.10.2018

Es war sehr interessant und hilfreich! Danke!


stefanie schreibt am 24.04.2018

Ich habe durch eine Verhaltenstherapie sehr viel über mich gelernt welche Auslöser mich in Depressionen bringen durch die Lösungswege stutze ich täglich meine Seele mehr . Nach 40jahren Depressionen habe ich es geschafft aus dem Tal heraus zu kommen .Mit eigenen Strategien.


Inhalt des Beitrags   
Inhalt des Beitrags 
 Was sind Kognitive Therapieverfahren?
 Was unterscheidet die Verhaltenstherapie von anderen Therapieverfahren?
 Was passiert in der kognitiven Verhaltenstherapie?
 Therapeutischen Strategien der kognitiven Verhaltenstherapie
 Wie wirksam sind Kognitive Therapieverfahren?
 Welche Probleme werden mit der Kognitiven Verhaltenstherapie behandelt?
 Wie lange dauert eine Therapie?
 Was ist hilfreich für den Therapieerfolg?
 Was bringt die Kognitive Verhaltenstherapie?
 Kann man die kognitiven Strategien ohne Therapeut anwenden?
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